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4 Empirische Fallstudien

4.2 Ergebnisse der Fallstudien in der Biobranche

4.2.1 Branchenbeschreibung

Zum Begriff Biotechnologie-Branche. Eine eindeutige Definition des Begriffes Bio-technologie ist schwierig, da es sich bei dieser Wissenschaft um ein interdisziplinäres Forschungsgebiet aus ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereichen handelt.

Somit hat auch jede Seite eigene Vorstellungen, was Biotechnologie im Einzelnen darstellt. Ernst & Young (2000), die seit Jahren repräsentative Berichte zum Thema Biotechnologie herausgeben, definieren den Begriff Biotechnologie wie folgt:

„Die moderne Biotechnologie umfasst „alle innovativen Methoden, Verfahren oder Pro-dukte, die die wesentliche Nutzung von lebenden Organismen oder ihrer zellulären und subzellulären Bestandteile beinhalten und dabei im Rahmen eines ursächlich ver-ständnisbasierten Ansatzes von Erkenntnissen der Forschung auf den Gebieten Bio-chemie, Molekularbiologie, Immunologie, Virologie, Mikrobiologie, Zellbiologie oder Umwelt- und Verfahrenstechnik Gebrauch machen“ (Ernst & Young, 2000, S. 7)

Die in den Fallstudien untersuchten Firmen sind Unternehmen, welche sich mit medi-zinischen Anwendungen am Menschen, von der Diagnostik bis zur Therapie be-schäftigen. Diese Unternehmen sind interdisziplinär ausgerichtet. So spielen Bera-tung und Consulting neben der Forschung eine wichtige Rolle im Unternehmensport-folio.

Struktur der Biotechnologie-Branche. Allgemein ist in der Biotechnologie, vor allem, da es sich um eine noch relativ junge und stark wachsende Branche handelt, eine Ausrichtung auf kleine bis mittlere Unternehmen zu erkennen. So haben in Deutsch-land 86 % aller Biotechnologie-Unternehmen weniger als 50 Mitarbeiter (van Beuze-kom & Arundel, 2006). Auch im internationalen Vergleich zeigt sich (vgl. Abb. 4.1), dass es sich bei den meisten Biotechnologieunternehmen um kleine Unternehmen handelt. Dies resultiert auch daraus, dass viele der Firmen sich erst in der Start-up-Phase befinden. Weiterhin kann beobachtet werden, dass in Deutschland nur ein Prozent der Core-Biotech-Unternehmen (der Unternehmen, welche sich ausschließ-lich mit Biotechnologie beschäftigen) mehr als 500 Beschäftigte aufweisen (van Beu-zekom & Arundel, 2006).

Betrachtet man die weltweite Branchenstruktur, so ist klar erkennbar, dass die USA in der Biotechnologie den Weltmarkt dominieren, was mit einer frühen Erkenntnis der Bedeutung dieses Wissenschaftszweigs und einer geringeren staatlichen Reglemen-tierung als beispielsweise in Europa zusammenhängen dürfte. So verfügen die USA über 2.196 Core-Unternehmen mit 172.391 Arbeitsplätzen. Jedoch ist bemerkens-wert, dass Deutschland, trotz schlechterer Voraussetzungen bezüglich der Gesetzes-lage mit 24.131 forschungsaktiven Arbeitsplätzen den weltweit zweiten Rang belegt, jedoch nur über 666 Unternehmen der Branche verfügt (van Beuzekom & Arundel, 2006).

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Biotechnologie-Branche vor allem aus kleinen Unternehmen besteht. Die Leistungen dieser kleinen Unternehmen locken jedoch viele große Konzerne, welche – statt auf eigene Forschung und Ent-wicklung – häufig auf Akquisitionen bauen. Dies ist auch aus dem letzten Bericht der Wirtschaftsprüfer von Ernst und Young (2006) ersichtlich. Dort stehen 22 Neugrün-dungen im Jahr 2005 27 Abgängen gegenüber, jedoch ohne eine Zunahme von In-solvenzen im selbigen Zeitraum. Daher kann vermutet werden, dass eine Konsolidie-rung stattfindet, die auf lange Sicht zu einer Konzentration auf wenige größere Anbie-ter hinauslaufen wird.

Abb. 4.1 Prozentualer Anteil an Biotechnologie-Firmen mit weniger als 50 Mitar-beitern (Stand: 2003; nach van Beuzekom & Arundel, 2006)

Pharma-Industrie. Da sich die empirischen Fallstudien dieses Bereichs auf Unter-nehmen im Pharmaziebereich der Biotechnologie beziehen, wird im Folgenden in einer kurzen Definition zusätzlich die Pharmabranche und deren Struktur erläutert.

Zunächst muss hierbei festgestellt werden, dass der Begriff biotechnologische For-schung in der pharmazeutischen Industrie weiter gefasst wird als in der oben vorge-stellten Definition. So wird im Pharmabereich unter Biotechnologie vor allem eine Generierung neuer Medikamente durch Gentechnik verstanden, auch neue Darrei-chungsformen werden zum Teil in diese Begrifflichkeit eingeordnet (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V., 2002).

In der pharmazeutischen Industrie gab es im Jahr 2006 975 Unternehmen (Apothe-ken nicht mitgerechnet) von denen 91,4 % weniger als 500 Mitarbeiter hatten (Bun-desverband der Pharmazeutischen Industrie e. V., 2006). Im Jahr 2003 gab es nur 20 Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten (Reiss & Hinze, 2004). Insgesamt be-schäftigt die Pharmabranche 113.002 Personen (Stand: 2005), wobei hier ein Ar-beitsplatzrückgang seit 1996 um 6,9 % zu beobachten ist (Bundesverband der Phar-mazeutischen Industrie e. V., 2006). Wie in der Biotechnologie im Allgemeinen, so ist auch in der Pharmaindustrie ein hohes Niveau an Investitionen für F & E und die Entwicklung von Patenten zu sehen. So investierte die deutsche Pharmaindustrie im Jahr 2005 rund 4,5 Milliarden Euro in Forschung für neue Wirkstoffe und Darrei-chungsformen, was einer Steigerung von 7,7 % gegenüber dem Vorjahr entspricht (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V., 2006). Eine steigende Be-deutung der Forschung und Entwicklung ist daran festzumachen, dass trotz allge-mein rückläufiger Beschäftigungszahlen die Zahl der in der Forschung Beschäftigten von 2001 auf 2004 um rund 10 % auf 17.000 Personen stieg.

Die Anzahl und der Anstieg der Patentanmeldungen der deutschen pharmazeuti-schen Industrie lassen auf hohe Innovationskraft schließen. So ist bei den Patentan-meldungen eine Steigerung auf 1.610 in Deutschland neu angemeldeter Patente ge-genüber dem Vorjahr mit 1.520 Patenten zu beobachten. Damit steht Deutschland weltweit hinter den USA auf Platz zwei, was Patente in diesem Sektor anbelangt (Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie e. V., 2006)

Durch die steigende Bedeutung der Forschung und Entwicklung und den Anstieg von Patenten kann vermutet werden, dass sowohl in der Biotechnologiebranche allge-mein, als auch in der Pharmaziebranche im Speziellen ein großer Innovationsbedarf vorhanden ist. Um Innovationen zu ermöglichen, bedarf es des kreativen Potenzials der Mitarbeiter und einer entsprechenden Unternehmensphilosophie. In den Fallstu-dien soll untersucht werden, wie sich Kreativität in Teams dieser Branche bestimmen und fördern lässt.