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3. Eigene Untersuchungen

5.5 Blutparameter und SARA

Die Untersuchung des Blutes wurde durchgeführt, um zu überprüfen, ob es Parameter gibt, die Hinweise zum Vorliegen einer SARA liefern. Dazu wurden neben einigen

Makromineralen verschiedene Parameter des Fett- bzw. Zuckerstoffwechsels überprüft.

Zusätzlich wurde mit Haptoglobin ein Akute-Phase-Protein bestimmt, welches als Marker für entzündliche Prozesse beim Rind beschrieben ist (Alsemgeest et al., 1994).

5.5.1 Makromineralien und SARA

Makromineralien wie Calcium, Natrium, Kalium und Chlorid sind bei periparturienten Erkrankungen, wie z.B. Milchfieber von großem Interesse. In der Regel werden diese

Moleküle streng durch eine Vielzahl von homöostatischen Prozessen reguliert. Natrium und Chlorid verändern sich, wenn renale oder digestive Funktionen geschwächt ablaufen oder eine extreme Mangelsituation vorliegt. Kalium dagegen ist ein Molekül, welches eine gewisse Sensitivität in Bezug auf die Futteraufnahme besitzt (Herdt, 2000). Bei der Interpretation der Blutkonzentrationen sollte daher sichergestellt sein, dass das homöostatische System normal funktioniert (Giansella, 2008). In dieser Studie zeigten die oben genannten Mineralien keine Veränderungen. Es muss also davon ausgegangen werden, dass die Regulation der oben genannten Moleküle ohne Beeinträchtigung ablief. Mögliche durch SARA verursachte Abweichungen im Stoffwechsel haben folglich keinen Einfluss auf die Steuerung der Gehalte von Calcium, Natrium, Kalium und Chlorid. Aus diesem Grund eignen sich diese Moleküle nicht zur SARA-Diagnostik.

5.5.2 Parameter aus dem Fettstoffwechsel und SARA

Parameter des Fettstoffwechsels wurden überprüft, da SARA immer wieder mit der NEB und herabgesetzter Futteraufnahme in Verbindung gebracht wird (Kleen & Cannizzo, 2012). Ein wichtiger Mechanismus der Adaption an die NEB ist die Bereitstellung der NEFA aus dem Fettgewebe und die Verwertung durch die Leber, die Milchdrüse und durch andere Organe (Bauman & Currie, 1980). Bei einem Missverhältnis zwischen NEFA-Angebot und

Verwertung in der Leber kommt es zur Ketogenese und fettigen Infiltration (Herdt, 2000).

Eine Folge der Ketogenese ist die Erhöhung der Konzentrationen der Ketonkörper, wie z.B.

BHB (Ingvartsen, 2006; Borchardt, 2010).

Die Leberverfettung entsteht durch einen erhöhten Gehalt an Lipiden und Triglyceriden (Borchardt, 2010). Die klinischen Symptome sind eher unspezifisch und beinhalten u.a. eine reduzierte Milchleistung und Futteraufnahmedepression (Radostis, 2000). Zudem korreliert die Leberverfettung mit einer höheren Milchfettleistung und muss als Adaptionsvermögen an die NEB verstanden werden (Staufenbiel et al., 1990).

In dieser Studie zeigen die Parameter NEFA (vgl. Fig. 4.3.1), Triglyceride und Glycerin signifikante Unterschiede. Hierbei sind die Werte bei Tieren mit einem pH-Wert <5,6 niedriger als in den anderen beiden Gruppen. Diese Beobachtung machte auch Giansella (2008). Giansella (2008) bezieht diesen Umstand jedoch nicht auf SARA, sondern beschreibt

aus der Periode der Frühlaktation und dem damit verbundenem Ketoserisiko ergeben. In der Untersuchung von Giansella (2008) befanden sich alle Tiere in einem Zeitraum von 5-60 DIM. In dieser Studie weisen lediglich 15% der Tiere weniger als 60 DIM auf. Da zudem die Milchtage in der Analyse der hier vorliegenden Studie als Einflussfaktor berücksichtigt wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse von Giansella (2008) nicht zufällig sind. In der Folge ist die Erklärung von Giansella (2008) daher nicht

zufriedenstellend.

Festzustellen ist, dass in dieser Studie Korrelationen zwischen NEFA; Triglyceriden, Glycerin und dem pH-Wert bestehen. Diese Beziehungen sind zwar schwach (rP≤0,19), aber dennoch präsent. Im Hinblick auf den kleineren BCS bei SARA positiven Tieren sei die NEB erwähnt.

Setzt man voraus, dass der BCS die Folge einer NEB ist und die Bereitstellung von NEFA eine Anpassung an die Energiebilanz darstellt, so ist davon auszugehen, dass Tiere mit einem pH <5,6 insgesamt weniger NEFAs aus dem Fettgewebe rekrutieren. Möglich wäre auch, dass diese Tiere im Verhältnis mehr NEFAs verbrauchen. Zu beachten ist, dass die Unterschiede insgesamt sehr klein sind und sich die Mittelwerte der Gruppen alle im Referenzbereich befinden. Es werden daher eher kleine Justierungen vorgenommen, deren Wirkungen nicht ohne weiteres erkennbar sind. Fraglich bleibt auch, ob diese Feineinstellungen im Verlauf eines Tages im Zusammenhang mit den Schwankungen des pH-Wertes ablaufen, oder sie Folge einer SARA sind.

Cholesterin, Glucose und BHB wiesen keine Signifikanzen hinsichtlich des pH-Wertes auf, so dass keine Hinweise auf grundsätzliche Mangelsituationen infolge verminderter

Futteraufnahme oder Ketose vorliegen.

Beim Vergleich der Herden konnte kein Unterschied bzgl. der oben genannten Parameter entdeckt werden. Dies könnte auf zwei Ursachen basieren. Zum einen ist die Anzahl der Betriebe sehr gering. Andererseits stellt der Betriebswert den Mittelwert der jeweils beprobten Tiere dar, wodurch auch Tiere mit einem hohen pH-Werten erfasst wurden. Der Mittelwert ist in der Folge bei solch kleinen Unterschieden nicht besonders sensibel. In diesem

Zusammenhang sind auch die Korrelationen, die sich zwischen Glycerin-, Triglycerid-, Glucose- und BHB-Mittelwert der Herde und dem pH-Mittelwert der Herde bestehen, vorsichtig zu beurteilen.

5.5.3 Insulin und SARA

Eine Störung der Insulinregulation im Energiestoffwechsel wird als wichtiger Faktor für metabolische Entgleisungen angesehen (Holtenius & Holtenius, 2007). Zur Schätzung der Insulinsensitivität wird der „Revised Quantitative Insulin Sensitivity Check

Index“ (RQUICKI) ermittelt. Verschiedene Studien (Holtenius & Holtenius, 2007; Balogh et al., 2008; Goerigk, 2011; Stengärde et al., 2011) konnten zeigen, dass der RQUICKI negativ mit der Körperkondition korreliert. Dies konnte auch in dieser Studie belegt werden.

Tiere mit einem höheren BCS wiesen einen niedrigeren RQUICKI-Wert auf. Ein niedriger Indexwert verweist hierbei auf eine verminderte Insulinsensitivität. Leiva et al. (2014) konnte zeigen, dass das Verabreichen einer Diät, die die täglichen Ansprüche übersteigt, zu einem reduziertem RQUICKI-Wert führt. Diese Erkenntnis ist im Einklang zu bringen mit dem zuvor beschriebenen Zusammenhang, da eine Überversorgung letztlich zu einer Zunahme der Körperkondition führt.

Stengärde et al. (2011) konnte zeigen, dass Herden mit einem großen Anteil von Tieren, die einen BCS >4 aufweisen, neben niedrigen RQUICKI-Werten in der Frühlaktation eine höhere Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Labmagenverlagerungen und Ketosen aufwiesen.

Es erscheint daher sinnvoll, den RQUICKI in Assoziation mit Krankheiten zu untersuchen, die durch eine Fettleibigkeit begünstigt werden.

Bezüglich SARA zeigte der RQUICKI keine Signifikanzen oder Korrelationen. Es ist daher anzunehmen, dass die Insulinsensitivität für SARA nicht von Bedeutung ist. Es sei zudem darauf hingewiesen, dass Tiere, bei denen ein niedriger pH-Wert gemessen wurde, einen signifikant kleineren BCS hatten. Eine verminderte Insulinsensitivität ist daher bei diesen Tieren auch nicht zu erwarten.

In dieser Studie wurde auch der um BHB erweiterte RQUICKI angewendet. Die hieraus resultierenden Werte sind nahezu identisch zu denen des normalen RQUICKI. Auf ein Einbeziehen von BHB kann daher verzichtet werden.

5.5.4 Haptoglobin und SARA

Bei Haptoglobin (Hp) handelt es sich um ein Akute-Phase-Protein, welches in seiner Konzentration bei Infektionen, Entzündungen und Störungen des Immunsystems ansteigt.

nachgewiesen werden (Gohzo et al., 2005; Khafipour et al., 2006, 2009a). Anderen Studien gelang dies nicht (Gohzo et al., 2007; Emmanuel et al., 2008). Es sollte daher in dieser Feldstudie überprüft werden, ob SARA einen Einfluss auf den Hp-Gehalt hat. Es konnten jedoch keine Veränderungen bzlg. der Konzentrationen in Zusammenhang mit SARA

festgestellt werden. Auch in der Feldstudie von Giansella (2008) wurde kein Anstieg von Hp verzeichnet.

Interpretieren lässt sich dieser Umstand nun wie folgt: Entweder sind die durch SARA verursachten Insulte von so geringem Ausmaß, dass diese keinerlei Auswirkungen auf die Hp-Konzentration haben, oder die gemessenen niedrigen pH-Werte sind weitestgehend physiologischem Ursprungs.

Gegen die erste Variante spricht, die Untersuchung von Rezac (2013), der bei

Untersuchungen auf Schlachthöfen in den USA bei 10% der Kühe eine schwere Ruminitis bzw. Narben einer Ruminits fand. Bei derartigen makroskopisch deutlich erkennbaren

Veränderungen ist es nicht vorstellbar, dass sie keinen Einfluss auf Entzündungsmarker haben.

Es sollte hier jedoch berücksichtigt werden, dass die hier erhobenen Werte nur einen einzigen Zeitpunkt wiedergeben. Es ist daher möglich, dass der Hp-Gehalt sich gerade im Anstieg bzw.

im Fallen befand, als die Probe gewonnen wurde. Das Hp befindet sich etwa am Tag sechs nach einem Insult auf dem Höhepunkt und nimmt danach bis Tag 16 stetig wieder ab.

Weiter zu beachten ist, dass derartige, von Rezac (2013) angesprochene, Läsionen auch von einer akuten Azidose stammen können. Eine Differenzierung anhand des pathologischen Befundes in akute und subakute Azidose wurde bislang nicht beschrieben. Die eigentliche Ursache der von Rezac (2013) beschriebenen Veränderungen bleibt somit unbestimmt.

Für die zweite These spricht, dass Hp und pH-Wert in dieser Studie in keinen statistisch signifikanten Zusammenhang gebracht werden konnten. Interessant ist, dass der Hp-Gehalt insgesamt sehr heterogene Werte liefert. Die Werte reichen von 2,3-5655,0 µg/ml, wobei der Großteil sich jedoch unter 50 µg/ml (83,2%) befindet (vgl. Fig. 4.3.2). Der Referenzbereich wird bei Haptoglobin mit <350µg/ml (Jones & Allison, 2007) angegeben. Bei Betrachtung der absoluten Zahlen findet sich bei gerade einmal vier Tieren (6,3%) mit niedrigem pH-Wert ein erhöhter Hp-Wert. Das Tier mit dem niedrigsten pH-Wert (5,1) weist einen Hp-Wert von 413 µg/ml auf. Es ist daher davon auszugehen, dass bei Tieren, die einen hohen Hp-Gehalt aufweisen, andere Erkrankungen verantwortlich für diese Werte sind.

Es ist daher anzunehmen, dass die hier untersuchten Tiere keine oder nur eine unwesentliche Beeinträchtigung durch den niedrigen pH-Wert haben. Es schließt sich daher die Frage an, wie viele Tiere mit niedrigem pH-Wert tatsächlich eine SARA erfahren.

Mit Bezug auf die Studien, die eine Erhöhung der Hp-Konzentration festgestellt haben, ist zu sagen, dass hierfür vermutlich das jeweilige Studiendesign verantwortlich ist. Gemeinsam ist diesen Studien, dass jeweils nur sehr wenige Tiere eingesetzt wurden und es sich um einen sehr speziellen Rationsaufbau handelte.

5.5.6 SID und SARA

Die SID sollte bestimmt werden, da sie einen Ansatz zur Klärung des Säure-Basen-Status liefert. Der Säure-Basen-Status, so die Hypothese, könnte aufgrund einer vorliegenden Azidose verändert sein. Morgante et al. (2008) konnte zeigen, dass Betriebe mit einem pH

<5,8 sich von Betrieben mit einem pH >5,8 bzgl. des Blut-pH-Wertes, pCO2, pO2, HCO3-, Base excess der extrazellulären Flüssigkeit (Beecf) und des Sauerstoffgehaltes im Blut (O2ct) unterscheiden.

Für die SID wurden von Constable et al. (2005b) für ein gesundes Rind ein Wert von 44mEq/L angegeben. Bei Kälbern liegt die SID mit 42mEq/L etwas niedriger.

Die Werte der einzelnen Gruppen in dieser Studie unterscheiden sich nicht. Auffällig ist, dass die Werte mit 52,8 (pH-code1) und 52,7 (pH-code2 und 3) deutlich über 44mEq/L liegen.

Bei Betrachtung der Natrium-, Kalium- und Chloridgehalte fällt auf, dass die gemessenen Chloridkonzentrationen einen Mittelwert von nur 94 mmol/L aufweisen. Bei einem Referenzbereich von 95-110 mmol/L bedeutet dies, dass sich ein Großteil der ermittelten Werte im unteren Referenzbereich befindet. Bei 62,9% der Tiere wurde Konzentrationen unterhalb von 95 mmol/L gemessen. Da die Verteilung der Werte insgesamt sehr homogen ist, stellt sich die Frage, ob diese Ergebnisse der Analysemethode geschuldet sind.

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass eine niedrige SID auf eine Azidose und eine erhöhte SID auf eine Alkalose im metabolischen System hinweist.

Hinsichtlich SARA ergaben sich keine Hinweise auf Zusammenhänge.