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Des BijchofAlbtttsdreyzchiMs Zchr,

vom Jahr Christi, I2IO bis I2II.

O

G ^ G .

ZN^ach der Menschwerdung

Christi

imtausend zweyhundertund zehren,als dem dreyzehnten Jahre des Bischof AlbertS/ geschähe die er^Belagerung des Schlosses

Viliende

in

Saccala

von den

Deutschen, L.wen

und

Letten;

und die

Deutschen

schickten die

Dven

und

Letten

aus, die aanze umliegende Gegend auszuplündern, und Lebensmittel und Gttrelde anzu­

schaffen. Diese zogen auf allen Dörfern herum, schlugen viel

Miden

todt, und brachten einige vor das Schloß gefangen. Hierauf nahm

den

und

^ußin

mit andern

Letten

und Latwesaltesten, die Gefangenen ln Ve^

Wahrung, rückte näher an das Schloß, und sprach: wenn i^mch vondemDlenst eurer falschen Götter lossagen, und mit uns an den wahren tz>OTT glauben wo^

let* so wollen wir euch die Gefangenen wieder lebendig zustellen, und uns mit euch in brüderlicher Liebe durch das Band des Friedens verbinden. Wein diese Mir-den unwillig, und wolten von Einem GOTT und dem Namen der Cyniren t^ts hören, sondern droheten vielmehr mit Krieg. Sie zogen auch der

OeutscvetZ

Rüstung an, die sie bey dem ersten Scharmützel im Schloßthore erbeutet hatten, trotzten auf die Höhe ihrer Vestung/ machten stch zum Treffen fertig,

und lachten bey sich selbst dieser Armee,

^u^in

und die

Letten

nahmen alle Ge­

fangene bey den Köpfen, fabelten sie nieder, würfen sie in Graben und droheten denen im Schlosse ein gleiches. Inzwischen tödteten die Bogenschützen mele, trie­

ben alle von der Gegenwehr ab, andere baueten ein Sturmhaus, die

Llven

und

Letten

warfen den Graben mit zusammen getragenen Hölzern ganz vol bls oben an, und schoben das Sturmdach darüber. Die

2etten

aber stiegen mit den

Arm-- ^ brusttrern

von

1210

bis

I2II. 85 brustirem oben hinauf, erlegten viele auf der Mauer mit Pfeilen und Lanzen, ver-1210 wundeten auch eine grosse Menge, und der hitzige Streit dauerte fünfTage. Die

tösthen

bemüheten sich, die oberste Holzschichte zu verbrennen, und würfen häufi­

ges Feuer aus dem Schlosse, in gewissen Gefässen'^). Allein die

Lwen

und

Let­

ten

^missen Eis und Schnee darüber, und löschten es. Der Ordensbruder

Ar­

nold

arbeitete auch Tag und Nacht dabey, ward aber endlich von einem grossen Steine getroffen, und gelangte zur Gemeinschaft der Märtyrer. Das war ein sehr gottesfürchtiger Mann, der beständig im Gebet lag, und was er betete, hat er, wie wir hoffen, auch gefunden. Die

Oeutschen

machten eine Maschine fettig, und warfen die Bestungswerker durch stetiges Steinwerfen nieder, tödteten auch im Schlosse viele Menschen und Vieh, indem die

Lsthen

dergleichen nie gesehen, und ihre Häuser gegen dergleichen Stürme nicht verwahret hatten. Die

Liven

und

Letten

erhdheten den Holzhaufen noch mit truckenem Holze bis an die Planken-)

Lylard

von

Oolen

stieg darauf. Die

Deutschen

folgten ihm im Gewehr nach, rissen die Planken von einander, fanden aber von innen eine andre Verschanzung, die sie nicht erbrechen konten. Die im Schlosse traten darauf, trieben die

Deut­

schen

durch Stein-und Holzwerfen ab, welche endlich im Abzüge Feuer anleg­

ten und das Schloß ansteckten. Die

Esthen

brachen die glühenden Planken und das angezündete Holzwerk der Vetwng ab, rissen es aus einander. Wie die Feuersbrunst zu Ende war, setzten sie des Morgends alles wieder an die vorige Stelle und ermunterten sich wieder das übrige zu vertheidigen. Es waren aber in dem Schlosse viel todte Körper, und Mangel an Wasser, dabey fast alle so ver­

wundet, daß sie in letzten Zügen lagen. Des sechsten Tages sprachen die

Deut­

schen:

Wehret ihr euch noch und erkennet unsern Schöpfer nicht? Sie versetzten hierauf: Wir erfahren nun, daß euer GOtt mächtiger ist als unsere Götzen, der uns überwunden und unser Herz zu seinem Dienste geneiget hat. Daher bitten wir daß ihr unser schonet, und uns das Joch des Christenthums, so wie den

L.iven

und

Letten,

barmherzig aufleget. Hierauf riefen die

Deutschen

die Aeltesten aus dem Schlosse heraus, hielten ihnen alle Pflichten des Christenthums vor, und versprachen Friede zu einer brüderlichen Liebe. Diese verliessen sich ganz sicher auf den Frieden, freueten sich, versprachen mit den

Dven

und

Letten

zu gleicher Zeit und nach gleicher Verbindlichkeit das Sacrammt der Taufe anzunehmen. Da­

her ikelten sie Geisseln von sich, bestätigten den Frieden, und nahmen Priester ins Schloß, die alle Häuser, das Schloß, Männer und Weiber samt dem ganzen Volk mit Weihwasser besprengten, sie einigermassen einweiheten, und erst catechi-sirten^), indem sie wegen des vielen Blutvergiessens das Sacramenr der Taufe auf­

schoben. Wie dis bestellet war, kehrte die Armee zurück nach

L^iefland

, und alle preifeten GOtt für der Heiden Bekehrung. Nachgehends in dem Osterfeste er­

fuhren die Kaufleute alle Anschläge der

Lksthen

und anderer

Zeiden

in der Nach­

barschaft, was Massen sie vor Ankunft des Bischofs und der Fremdlinge Lt^and und die Madt

Riga

zu zerstören gedachten und versparten ihre Reise nach

Gorh-land

, liessen ihren Handel und Gewerbe liegen, und blieben mit allen Schiffen da, bis die Pilger anlangten. Inzwischen sandte man Abgeordnete nach

Lstkland

um zu sehen, was die Heiden da vorhätten. Diese meldeten bey ihrer Zurück­

kunst Krieg , brachten den (kurz vorher gemachten) Frieden wieder mit sich zurück, und entdeckten die Anschläge der Ungläubigen und Treulosen. Und gleich stand

auf

Caupo

und

ZKerrold

von

Menden

mit seinen Mitbrüdern, und des Bi­

schofs Diener, zogen in die benachbarte Provinz, Saccala, steckten cllle Dörfer

in

Brand, zu denen sie kommen konten, machten alle Männer niede^ fühtten die Weiber gefangen mit sich weg, und wandten sich wieder nach «.iestand. Die

S) VlM

^ tSo ist wvl das lateinische, jxne covioto in vekiculi» millo, am füglichstm zu überleben; indeui sich

» von XVagett hier nichts denken lasset; vekiculum aber gar oft/besonders bey den Aerzten, für etwaS gttwmmen wird, das man wozu braucht.^

86 Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr,

I2IOV0N

Saccala

zogen hinter ihnen her, und verbranten die Dörfer alle um

Astt-gerwe,

kamen bis an die

Rmer,

erschlugen einige

Letten,

nahmen Weiber und Kinder gefangen, und trugen viele Beute davon. Nach ihnen machten sich

L.am-bico

und

Meme,

Landesaltesten von

Saccala,

auf, paßirten mit einer andern

Armee die Rmer, kamen an die Kirche (daselbst), zündeten sie an, verstörten al­

les, was dem Priester gehörte, trieben durchs ganze Kirchspiel viel Vieh und Beu­

te zuftmmen, tödteten die geraubten Menschen, entführten Weiber, Knaben und Magdgetl in die Gefangenschaft, und es entstand eine grosse Drangsal in allen Ge­

gendell von

Liefland.

Denn die von

Saccala

und

Ungannieil

übersielen die

Letten.

Die von

Rötel

und aus der Strand

Wyck

gingen auf die

L^iven

des Bischofs in

Metsepole

und

Lethegorwe

mit dreyen Armeen lo^ so daß ein Heer dem andern folgte, eines wegging, das andere ankam, die den

^wen

Tag und Nacht keine Ruhe liessen, sondern sie sowol in den Klüften der Walder, als in Seen und Feldern aufsuchten, sie hinrichteten, die Weiber gefangen nahmen, Pfer­

de und Vieh wegtrieben, und viele Beute fortschlepten, daß wenige von ihnen noch übrig blieben. So demüthigte GOTT grösten theils ihre Untreue zur selben Zeit/ damit sie nachher desto getreuer werden möchten. Die

Veseler

liefen indes-ftn mit ihren Raubschiffen in die

Goiwe

ein, stiegen bey

Thoreida

ansLand, ver­

wüsteten das Kirchspiel in

C.ubbesel

ganzlich, plünderten die ganze Provinz rings hermn, machten einige nieder, andere zu Gefangenen, und noch andere flüchteten nach

^iga,

die glücklich entkamen, und gegen den Anfal der

Zeiden

Hülfe be­

gehrten. Die

Rigtsct)en

aber hielten die Stadt unter genauer Wache, weil

sie

eine Verratherey einiger Treulosen befürchteten/ und warteten auf des Bischofs und der Pilger Ankunft.

s) Siehe, beym Jahre 1218. a. 8.

Im Lateinischen steht immer caterii-antur für eateedi^annir.

2.

Der Bischof aber kam um diese Zeit mit

Volquinen,

dem Ordensmeistev der Brüder von der Ritterschaft

Chnsti

nach

Rom,

ward von dem Pabst unge­

mein gnädig empfangen, erhielt Privilegien über die Theilung von

L.ief-

und

Lett­

land, zugleich eine neue Volmacht^), Ablaß zu predigen und M mitFreudenwie­

der zurück. Er schickte die Abschriften der Privilegien nach

preufsen,

und er-freuete alles Volk in Tiefland nicht wenig, daß sie auch mit Thranen den Boten entgegen liefen, weil sie nach so vielem Kriegesungemach auch von dem römischen Pabste getröstet wurden. Es war schon das dreyzehnte Jahr des Bischofs, und die Kirche hatte noch keine Ruhe von dem Kriege. Da nun der Bischof aus

Deutschland

anlangte, kamen mit ihm in allen Freuden drey Bischöfe,

Phi­

lipp

von

Rayeburg'^), ZZso

von

Verden«)

und der Bifchof von

padel-born ^). Zelmold

von

plesse, Bernhard

von der

Lippe

5) und viele Edle

und Fremdlinge, deren Ankunft von allen fehr erwartet wurde , damit sie aus der Gefahr, darin sie waren, errettet würden. Die

Letten

nun, die sich über die Ankunft der Pilger freueten, kamen bey der

ZZmer

zusammen, marschirten mit etlichen wenigen voraus, begegneten einer starken Armee

Zetden.,

und wie sie ihre Anzahl erblickten, sahen sie sich nach der Flucht um. Die

Lsthen

waren hinter chnen her, schlugen einige von ihnen todt, folgten bis an die

ZZmer,

und gingen die ganze'Nacht durch bis nach Ropa/ verbranten die Kirche und durchzogen so wol die Güter der Kirchen, als auch die ganze Provinz, steckten Dörftr und

Hau-*) Qlteri^sntur wird geschrieben an stat csteü^sntur, und dieses wieber für cstecliilsntur, das Heist, die ^auptstücke der christlichm Lehre durch Frage und Antwort jemand beybringen. Herr Gruber wolte.erst carseteri^sntur lesm, und eS von der vor der Taufe üblichen Salbung versahen; es war ' ihm lcher die Stelle beym Zahr 1218 n. 7.-im Wege; wo die Catechi-muslebre, die Oelung

mitiChri-sam und die Taufe, als drey unterschiedene und aufeinander folgende Handlungen beichriebm werden.