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3 Tiere, Material und Methoden

3.7 Bewertungssystematik

Nach jeder Situation wurde das gesehene Verhalten unmittelbar in einen dafür vorgesehenen Bogen eingetragen. Die Intraobserver Reliabilität wurde getestet, indem zwei Mal in einem Abstand von ungefähr acht und sechzehn Wochen von der Livebeurteilung die Videobeurteilungen vorgenommen wurden. Auf diese Weise konnte sichergestellt werden, dass sich der Beurteiler nicht an das Verhalten einzelner Hunde erinnern konnte und davon beeinflusst wurde. Während der Videoauswertungen hatte der Beurteiler keinen Zugriff auf die Ergebnisse der Live- bzw. der ersten Videoauswertung. Die Auswertung der Filmsequenzen wurde mit Hilfe von Windows Media Player Version 11.0.6002.18311 an einem Computer durchgeführt. Die Auswertung der Videoaufnahmen fand in einem abgetrennten und ruhigen Raum statt. Jede Situation konnte wenn nötig mehrmals angeschaut werden. Hier konnte außerdem die Abspielgeschwindigkeit verändert und gegebenenfalls auf Standbilder zurückgegriffen werden.

Ethogramm/Bewertungsbogen

Zur Bewertung des gesehenen Verhaltens wurde ein Bewertungsbogen entwickelt, der gleichzeitig ein Ethogramm für die Australian Shepherds darstellte. Dieser wurde bei den Live- und Videobeobachtungen angewendet. Während der Livebeurteilungen lag der Bewertungsbogen in Papierform vor. Das beobachtete Verhalten wurde für jede Situation auf einer Seite beurteilt und später in Excel Tabellen übertragen. Bei der Videobeurteilung hatten die Gutachter die Möglichkeit, das beobachtete Verhalten in einer Microsoft Excel Tabelle am Computer einzutragen oder diese auszudrucken. Für den Bewertungsbogen wurden ausschließlich Verhaltensweisen ausgewählt, die für die getesteten Situationen relevant waren. Der Bewertungsbogen bestand aus 12 Verhaltensweisen, von denen zehn in eine 5- Punkte-Skala eingeteilt wurden. Von zwei Punkten abgesehen hatte die Skala ein ordinales Skalenniveau. Das bedeutet, dass es zwischen den einzelnen Punkten zwar eine Abstufung gibt, die Abstände aber weder genau definierbar, noch gleichmäßig sind. In jeder Situation hatte man die Möglichkeit, das beobachtete Verhalten in den Bewertungsbogen einzutragen, indem man es mit der dazugehörigen Abstufung in einem entsprechenden Kästchen

ankreuzte. Die übrigen Felder mit den Verhaltensweisen, die nicht beobachtet werden konnten, blieben frei.

Der Bewertungsbogen gliederte sich in folgende Verhaltensweisen: Fernorientierung, Annäherung, Entspanntheit, aktive Submission, passive Submission, Drohverhalten, gehemmt aggressives Verhalten, Spielverhalten, Jagdverhalten und nicht reizbezogenes Verhalten.

Außerdem befand sich noch der Item „Sonstiges“ im Bewertungsbogen.

In den Situationen 01, 04, 07, 12, 13 und 23 wurden zwei Reaktionen des Hundes eingetragen.

In Situation 01 wurde das Verhalten des Hundes während der Untersuchung durch den Besitzer als erste Reaktion bewertet. Als zweite Reaktion wurde das Verhalten gleich nach Abschluss der Untersuchung bewertet.

In den Situationen 04, 07, 12 und 13 wurden Verhaltensweisen des Hundes in erste und zweite Reaktion des Hundes eingeteilt. Als erste Reaktion wurde das Verhalten des Hundes vor dem Stehenbleiben des Besitzers am Reiz und als zweite Reaktion das Verhalten nach dem Stehenbleiben des Besitzers am Reiz bewertet.

In Situation 23 wurde das Verhalten auf das Annähern der Testperson an den Hund als erste Reaktion bewertet. Als zweite Reaktion wurde das Verhalten auf die freundliche Ansprache bewertet. In Situation 05 wurden das Zerrspiel mit dem Besitzer „B“, Werfspiel “W“ und Zerrspiel mit der Testperson „T“ beurteilt. Das Ethogramm wurde im Anhang 9.2 dargestellt.

Fernorientierung

Die Fernorientierung wurde in „Dauer“ und „Frequenz“ aufgeteilt, die jeweils fünf Abstufungen besaßen. Auf diese Weise gab es die Möglichkeit, die Häufigkeit und Länge der Aufmerksamkeit während einer Situation einzutragen. Wenn ein Hund sich mehrmals auf einen Reiz konzentrierte, wurde die Zeit zusammengerechnet und als „Dauer“ eingetragen. In den Fällen, in denen die Hunde Fernorientierung zusammen mit einer Annäherung gezeigt hatten, wurde ausschließlich die Annäherung in den Bogen eingetragen. Die Fernorientierung wurde zusammen mit anderen Verhaltensweisen wie entspannt, Submissions- oder Fluchtverhalten angekreuzt, die bei der Fernorientierung ebenso gezeigt wurden.

Annäherung

In das Feld „Annäherung“ wurde eingetragen, wie schnell sich ein Hund dem Reiz annäherte (Tempo), wie groß die Entfernung zu dem Reiz war (Entfernung) und wie lange der Reiz durch den Hund untersucht wurde (Dauer). Die Annäherung wurde nur eingetragen, wenn der Hund zielgerichtet auf den Reiz zugegangen war. Das Tempo wurde ab dem Moment gewertet, an dem der Reiz zum ersten Mal von dem Hund gesehen wurde und der Hund zielgerichtet in Richtung des Reizes gelaufen war. Falls der Hund von dem Besitzer an dem Reiz vorbeigeführt wurde, ohne dass der Hund den Reiz beachtet hatte, wurde keine Annäherung gewertet. Die Annäherung wurde mit anderen Verhaltensweisen, die während der Annäherung gezeigt worden waren, angekreuzt.

Entspannt

„Entspannt“ wurde im Bewertungsbogen eingetragen, wenn der Hund den Reiz bemerkt hatte und gleichzeitig in seiner rassetypischen Grundhaltung geblieben war. Die Muskulatur war entspannt, die Augen koordiniert und ruhig auf den Reiz gerichtet und die Ohren waren in Richtung des Reizes oder seitlich gedreht.

Submission

Die Bewertung „aktive und passive Submission“ wurde eingetragen, wenn der Hund die dafür typischen Merkmale gezeigt hatte. Die Ausprägung des Verhaltens wurde mit der steigenden Bewertungsskala immer größer. Die im Bewertungsbogen beschriebene Ausprägung passte nicht immer gänzlich zu dem gesehenen Bild. So konnte es passieren, dass der Hund Elemente aus verschiedenen anzukreuzenden Ausprägungen zeigte. In diesen Fällen wurde die Ausprägung ausgewählt, aus der die meisten Elemente der Körpersprache gezeigt wurden.

Droh- und gehemmt aggressives Verhalten

Falls ein Hund Droh- oder gehemmt aggressives Verhalten gezeigt hatte, wurde eingetragen, ob es sich um offensives oder defensives Verhalten gehandelt hatte. Bei einem defensiven

Hund wurde nicht zusätzlich eine passive Submission eingetragen. Der Abstand des Hundes zu der Testperson war bei diesen Verhaltensweisen inbegriffen und musste nicht zusätzlich eingetragen werden.

Spielverhalten

Das Spielverhalten wurde eingetragen, wenn die Körpersprache des Hundes typische Merkmale eines Spieles aufgezeigt hatte. Das Verhalten wurde in „Intensität“, „Dauer“ und

„Bereitschaft“ zum Spiel eingeteilt. Auf diese Weise war es möglich aufzuzeichnen, ob und wann der Hund mit dem Spiel angefangen hatte, wie lange er dieses Spielverhalten gezeigt hatte und mit welcher Intensität gespielt worden war. Wenn der Hund beim Spielen eine hohe Erregungslage gezeigt hatte, wurde Entsprechendes unter der Verhaltensweise „Spiel“

eingetragen. Hatte ein Hund kein Spielverhalten gezeigt, wurde mindestens 15 Sekunden abgewartet, bis die Situation abgebrochen wurde. Eine Interaktion mit dem Besitzer, welche nicht als Spiel zu werten war, und Unterbrechungen des Spieles wurden unter „Sonstiges“

eingetragen.

Jagdverhalten

Das Jagdverhalten wurde abhängig von der Art der Annäherung des Hundes zum Reiz eingeteilt. Die für diese Verhaltensweise typischen Merkmale waren in allen Abstufungen zu beobachten. Unterschiede bestanden ausschließlich in dem Abstand und der Annäherungs-geschwindigkeit des Hundes zum Reiz.

Nicht Reizbezogenes Verhalten

Unter diesem Punkt wurden Verhaltensweisen zusammengefasst, die nicht auf die Testsituationen bezogen waren.

Bei einem neutralen Hund konnte eine Reaktion auf den Reiz nicht festgestellt werden. Der Hund hatte in so einem Fall den Reiz in der Situation nicht beachtet.

Falls der Hund während einer Testsituation abgelenkt worden war, konnte der Grund für die Ablenkung entsprechend im Bewertungsbogen eingetragen werden.

Die „nicht zielgerichtete Erregungslage“ wurde gewählt, wenn die für dieses Verhalten typischen Merkmale wie hohe Erregungslage, keine Reaktion auf den Stimulus, Fiepen oder hochfrequentes Wedeln mit dem Schwanz gezeigt worden waren.

Sonstiges

Unter „Sonstiges“ konnte eine Interaktion des Hundes mit dem Besitzer oder der Testperson, die kein Spiel war, eingetragen werden. Zusätzlich konnten Unterbrechungen des Spieles eingetragen werden.

Außerdem war es unter diesem Punkt möglich, Imponierverhalten des Hundes einzutragen.

Ein viertes Feld wurde frei gelassen, um die Möglichkeit zu geben, nicht aufgeführte Verhaltensweisen einzutragen.