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KAPITEL 4: STUDIE 1 – STAND DER NUTZUNG LOKALER INCIDENT-REPORTING-SYSTEME (IRS)

4.2 Methodisches Vorgehen

4.2.4 Beschreibungen der Fallstudienkliniken

4.2.3.4 Teilnehmende Beobachtung

Die Beobachtungsmethode wurde zur Untersuchung der Komiteearbeit verwendet.

Die teilnehmenden Beobachtungen erfolgten in allen Kliniken an den Sitzungen der Analyse-Komitees und in Klinik 1 zudem an den Behandlungsteamsitzungen2. Hierbei interessierte vor allem, wie die Analyse von berichteten Ereignissen erfolg-te:

- Inwiefern wurden von den Analyse-Komitees strukturierte Methoden zur Analyse von berichteten Ereignissen eingesetzt?

- Wie erfolgten die Analyse und die weiteren Abklärungen: möglicherweise anhand von Einzelfällen oder Problemgruppen?

- Wie wurde Rückmeldung (Feedback-Loop) an die anonymen Meldenden verfasst und bereitgestellt?

Der Auswertung lagen dieselben Kriterien wie in den anderen Datenerhebungen zugrunde.

(durch gefäßchirurgische Ursachen), rein dermatologische Patienten und rein onko-logische Patienten. Im Drei-Schichtbetrieb der Pflege arbeiteten zum Befragungs-zeitpunkt: 16 Diplomierte Pflegefachpersonen, 2 Lernende, 1 Fachangestellte Ge-sundheit und 4 Pflegehilfen. Von ärztlicher Seite sind für die Allgemeinen- und Halbprivaten Betten (15) jeweils ein Oberarzt mit einem Quartalsweise wechseln-den Assistenzarzt zuständig. Die Privatpatienten werwechseln-den direkt durch wechseln-den Klinik-direktor und einen Assistenten (jährlicher Wechsel) betreut. Jeder Assistent wird unterstützt durch einen Unterassistenten. Während des Tages gibt es in Klinik 1 bis 17.00 Uhr einen Assistenten als permanente Ansprechperson3. Ab 17.00 Uhr kann ein Jourarzt in dermatologischen Notfällen von zu Hause abgerufen werden (an-sonsten kann bei akuten Notfällen das Reanimations-Team oder die interdiszipli-näre Notfallstation kontaktiert werden).

Klinik 1 ermöglichte es für einen Zeitraum von sechs Monaten, ihr auf einer Bettenstation etabliertes Berichtssystem vertieft zu untersuchen. Im Verlauf dieser wissenschaftlichen Begleitforschung mit dem Ziel der Systemevaluation kam der nachfolgend näher ausgeführte Auftrag vonseiten der ärztlichen und pflegerischen Leitung hinzu. Es wurde die Pausierung des Systems zur Erfassung kritischer Zwi-schenfälle (Fehlermeldesystem IRS) für unbestimmte Zeit beschlossen. Der Auftrag des damaligen Leitenden Arztes und der Leiterin Pflege lautete auf „Unterstützung des Projektabschlusses“, sodass der bereits erarbeitete Kulturwandel und neue Umgang mit kritischen Ereignissen und Fehlern nachhaltig gesichert werden kön-ne. Die zu diesem Zeitpunkt kommunizierten Gründe für eine Pausierung aus Sicht der Komiteemitglieder waren:

a) „Zwei Begründer des Systems verlassen die Klinik, ein weiteres Komi-teemitglied wird auf nicht absehbare Zeit in Mutterschutz gehen und somit verbleibt nur ein Komiteemitglied mit recht wenig Erfahrung. Außerdem fehlt derzeit von pflegerischer, aber vor allem auch ärztlicher Seite eine entspre-chende Nachfolge. Diese wird vom Komitee für eine Nutzung, Bearbeitung und Aufrechterhaltung des Fehlermanagementsystems als notwendig erach-tet.“

b) „Die Bettenstation der Klinik 1 befindet sich momentan in einer schwie-rigen Situation mit vielen Veränderungen, welche die Mitarbeiter sehr verein-nahmen. Es findet ein großer Personal- und Führungswechsel statt. Die Pau-sierung des Systems soll vom Team als Chance für ein späteres Aufnehmen dieses Fehlermeldesystems unter besseren Rahmenbedingungen genug Infor-mationen bereitstellen und einen positiven ‚runden’ Abschluss haben.“

3 Die Einführung eines Jourarztes in Klinik 1 war eines der ersten Konsequenzen infolge von Berich-ten ins IRS der Klinik 1.

Zwischen Januar und Juni 2005 fanden folgende Erhebungen statt: Dokumenten-analyse und teilnehmende Beobachtungen an Komiteesitzungen4 (N = 5) und in-terprofessionelle Behandlungsteamsitzungen5 (N = 3).

Es wurde Ende Juni 2005 eine strukturierte Gruppendiskussion, in einer separa-ten mit dem Pflegeteam vorgenommen Behandlungsteamsitzung, durchgeführt (N = 18). Ziel war es, Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Meldesystems zu benennen sowie nötige Ressourcen für eine mögliche Wiederaufnahme des Sys-tems herauszuarbeiten.

Zwischen Juni und September 2005 wurden dreizehn halbstrukturierte Inter-views geführt. Die Stichprobe bezog sich auf die Mehrheit der Mitarbeitenden des pflegerischen und ärztlichen Personals. Es wurden fünf von sechs Mitarbeitende des ärztlichen Dienstes befragt. Eine Person lehnte die Befragung mit Begründung auf mangelnde Zeit ab. Die Mitarbeitenden wurden über ihre Vorgesetzten, sowie über die Forscherin für Interviews angefragt.

Bei den Mitarbeitenden des Pflegepersonals wurden alle jene befragt, die be-reits länger als sechs Monate auf der Bettenstation beschäftigt waren und damit die Möglichkeit hatten, das zu evaluierende System zu kennen (N = 8). Im ärztlichen Bereich wurden alle Mitarbeitenden für ein Interview angefragt.

Mit den IRS-Komiteemitgliedern des Pflegebereichs (N = 4) wurde zudem ein Gruppeninterview geführt.

Die Interviews wurden entlang eines Interviewleitfadens geführt und dauerten zwischen 45–90 Minuten. Die transkribierten elektronischen Aufnahmen wurden inhaltsanalytisch ausgewertet (Mayring, 2000). Zum Vorgehen bei der Datenerhe-bung und Auswertung in Klinik 1 siehe auch Tabelle 4.1.

4 Als IRS-Komitees werden die Analyse-Gruppen, welche die in das IRS berichteten Fälle analysieren und weiterbearbeiten, bezeichnet.

5 Behandlungsteamsitzungen sind regelmäßige Zusammentreffen der auf der Bettenstation arbeiten-den Personen. Zumeist waren vor allem Pflegepersonen und Ärzte vertreten. Für beide Berufsgrup-pen waren diese Sitzungen zum Zeitpunkt der Datenerhebungen obligatorisch.

Tabelle 4.2: Methodisches Vorgehen in Klinik 1

Klinik 2

Klinik 2 ist eine Pflegestation in einem Spezialgebiet der Inneren Medizin mit 10 Betten. Hier sind 18 diplomierte Pflegefachpersonen angestellt, die im Dreischicht-betrieb besonders infektionsgefährdete Patienten pflegen. Auf dieser Station ist je-weils ein Oberarzt zuständig und 2 Assistenzärzte.

Klinik 2 nutzt das von Klinik 1 übernommene papierbasierte IRS. Die Erkennt-nisse von Klinik 1 werden daher um jene aus dem anderen papierbasierten Be-richtssystem der Klinik 2 mittels halbstrukturierten Interviews mit den Komitee-mitgliedern (N = 3) und der Ergebnisse einer klinikintern durchgeführten fragebo-gengestützten Zwischenevaluation, erweitert.

Klinik 3

In Klinik 3 wurde zwischen März 2005 und Juni 2006 eines der zwei elektronischen Berichtssysteme (neben Klinik 4, welche beide dasselbe Instrumentarium „CIRS-medical“ nutzen) wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Es handelt sich dabei um ein elektronisches Berichtssystem, das zunächst von einer Intensivpflegestation ge-nutzt wurde und dessen Nutzung im Verlauf der Begleitforschung auf alle Inten-sivpflegestationen des Universitätsklinikums erweitert wurde. Als Gründe wurden das Interesse vereinzelter Mitarbeitenden und das Bestreben einzelner Leitungen an einer sukzessiven Beteiligung an einem Schweizer Fachgruppen-IRS genannt.

Der Fokus lag während 22 Monaten auf der Komiteearbeit und Strukturverän-derungen in der IRS-Arbeit. Die Datenerhebung erfolgte mit teilnehmenden Beo-bachtungen an Komiteesitzungen (N = 10), einer strukturierten Gruppendiskussion in einer Behandlungsteamsitzung (TN = 48), Dokumentenanalyse vorhandener Protokolle und einer aus dem Komitee initiierte fragebogengestützten Zwischen-evaluation zur Verfügbarkeit und Vertrautheit mit dem System und einer Doku-mentenanalyse. Außerdem wurden zwei halbstrukturierte Interviews geführt (s.a.

Abschnitt 4.2.3.2): eines mit dem IRS-Komitee-Verantwortlichen und eines mit ei-nem Komiteemitglied – Letzteres eine Vertreterin der drittgrößten Berufsgruppe am Klinikum ist, der medizinisch-technisch/medizinisch-therapeutischen Berufe.