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7. EMPIRISCHER TEIL

7.2. ERGEBNISSE

6.2.1. Beschreibung der Angehörigen

Es wurden fünf Mütter, deren Kinder (X) an Schizophrenie erkrankt sind, interviewt. Mit Hilfe der Darstellung der Fragebogenergebnisse werden die interviewten Mütter kurz dargestellt:

Fragen zur eigenen Person:

92 Fragen zur Familie, Haushalt und Betreuung von dem erkrankten Kind (X):

Haushalt Mitbetreuung

ledig Lehre Verkäuferin Invaliditäts- pension interviewten Müttern (Großmutter) auf. Die zwei Söhne von I 5 wuchsen bei deren leiblichen Mutter auf.

Fragen zu Beginn und Verlauf der Erkrankung von „X“:

Erkrankungs-

93 Auf den ersten Blick fällt sofort die Mutter von I 5 auf, da sie ist die einzige Mutter ist, deren Sohn erkrankt ist. Der Erkrankungsbeginn ist mit 40 deutlich höher als der der erkrankten andern Töchter. Ihr Sohn war bereits mehrere Jahre beruflich tätig und er hatte bereits eine eigene Familie gegründet. Er ist Vater von zwei Söhnen. Seine Ehe wurde Aufgrund der Erkrankung beendet und seine Söhne wuchsen bei deren Mutter auf. Nachdem der Ehemann von I 5, „…er hot ah zvü trunga ….“ mit 39 Jahren verstarb arbeitete sie allein am Bauernhof weiter.

Nach einigen Jahren übergab sie ihren Hof an X5. Sie heiratete einen Landwirt und zog zu ihm. Ihr erkrankter Sohn hat bereits während der Ehe viel getrunken und der Familienhof wurde Aufgrund von zu hoher Verschuldung versteigert.

„Wir hom jo baut und baut wie da Monn gstorbn is, jo und jetzt is ois für Kotz gwesn.“

Diese Ehe wurde nach einiger Zeit durch den Auszug von I5 „beendet“. Mit diesem Ehemann sprach sie nicht über die Erkrankung des Sohnes: „Na, der braucht des goar net wissn. Der hot sowieso oiwei nur kämpft, net? Wei des konn mah net toa. Wei mah muass arbeiten und des und dos.“

I5 zog in eine eigene Wohnung in die nächste Stadt. Sie gab an, kaum soziale Kontakte zu haben, und dass sie keine Freunde hat. Im Interview erzählte sie, dass sie keinen Anschluss gefunden hat: „Hob ih ah neamt (lacht), jetzt bin ih 30ig Joahr im Ort gwesn und hob ah neamt. Wonnst amoi net zuwe kummst, donn kummst eh nimma zuwe. Do kummst net zuwe, do konnst toa wie da wöh.... Jetzt bin ih eh scho so oit, ah poar Joahr nu und donn is eh goar (lacht).“

I 5 verstand nicht, warum ihr erkrankter Sohn kein Einsehen zeigt und er seinen Haushalt verwahrlosen lässt: „Überhaupt ka Einsehen hot oder wos, des is jo eh da Hausverstand oder wos, das ih des wegrama muass. Er muass jo doch de Zeitungen wegtrogn, er muass de Sauferei wegtrogn. Soid umegeh do, wo de Container san do und ois und eineschmeißn.

Jo wos soistn toa, wonn er nix tuat?“

Aus der Familie hatte niemand mehr einen Kontakt zu X5: „Neamt wü wos zum tuan hom mit eahm.“

I5 kocht für ihren erkrankten Sohn 3 bis 4 Mal in der Woche, wäscht und bügelt seine Wäsche, und sie räumt hin und wieder seine Wohnung etwas zusammen. Die Mutter erzählte, dass sie immer wieder von ihrem erkrankten Sohn körperlich bedroht wird: „… do druckt er mih dort zuwe, in da Kuche. Und vor lauter, er hot net Schuid, er hot net Schuid.“

94 Die Mutter hatte im Verlauf der Erkrankung nie mit einem behandelnden Arzt gesprochen.

Da ihr erkrankter Sohn ohne ihre Erlaubnis ein Auto auf ihren Namen angemeldet hatte, wollte sie bei der Polizei Hilfe suchen: „Hob ih mit da Polizei amoi gredet, sogt de Polizei jo sie aus Muatta wointn sie anzeign? Na wos wüstn do tuan? Brauchst eh nimma auffe geh, net. Wei so is net das er wehn zommenschlogen tat oder wos, wei donn wuatn se de eh einschoitn oder wos, aber sunst?“

Alle erkrankten Kinder der interviewten Mütter wohnen in einer eigenen Wohnung, bis auf die Tochter von I1. X1 wohnt in einem betreuten Wohnheim. Da ihre Tochter Aufgrund der Erkrankung nicht in der Lage war, sich um ihr Kind zu kümmern, lebte diese bei I1 zu Hause.

Im Vergleich zu den anderen Interviews gab diese Mutter mehrmals an, dass sie sehr viel hilfreiche Unterstützung im Verlauf der Erkrankung erhalten hatte: „Ohne das ih wos hom woit, san de imma zu mir kumma. Ih hob nie fordern meassn. De hom mih ogruafn, so gehts net, sie meassn jo wos dafür kriang, des steht ihna zua und so.“ Ebenso hat sie es der Unterstützung einer Ärztin zu verdanken, dass sie in Karenz gehen konnte, um sich um ihre Enkelin kümmern zu können.

Zu Beginn der Erkrankung wollte der Ehemann von I1 nicht, dass eine öffentliche Unterstützung für die erkrankte Tochter beantragt wird. Er wollte nicht, dass jemand erfuhr, dass seine Tochter psychisch krank ist: „wei er hot des jo net woin. Wir san jo nach wie vor de intakte Familie.“

I1 sprach im Interview über ihren verstorbenen Ehemann: „Er wor imma fleißig, wor nie im Krankenstand und ah Schichtarbeiter zum Schluss und ois, donn hot er ah depressive Erschöpfung ghobt, donn woar er sofort im Krankenstand. Des schaut jo aus, he jetzt hom de scho an zweitn der nix tuat. So woar er hoit da Nächste, er hot seh söber so vü Druck gmocht. Er hot donn selber erkennen müssn, dass des ah Krankheit ist mit da X1, des hot er donn am eigenen Leib gspürt eigentlich.“ Ihr Ehemann beging Selbstmord.

Im Interview berichtete I1 darüber, dass sie öfter zu ihrer Tochter ins Krankenhaus fahren musste, da ihre Hilfe im Umgang mit der Tochter erforderlich war: „Des homs ah im Kronknhaus gsogt, das seh mit ihrer Klientin des net ausrichten kinnan, wos ih mit ihr ausricht. Wonns se seh nimma aussegseng hom, homs immer mih angruafn. Ih hobs erna eh erlaubt, dass immer mih anruafn kinnan. Wonns imma am ärgstn woar, homs mih ghoit.

Ih hobs imma wieder obahoin kinna.“

95 Es dauerte, bis dass diese Mutter klare Grenzen setzen konnte. Nachdem ihre Tochter sie mit ihrer Enkelin im Arm fasst über die Stufen gestoßen hätte, dachte sie sich: „wie long wü ih nu zuarschaun? Ih man wir hom eh olle scho vü zlong zuagschaut. Jetzt is eh scho ana drauf gonga, wer soit do nu olla draufgeh? Ober do muasst amoi erst auf so ah Idee kumma, dasst du eigentlich schiacha redst gegn dei Kind. Du host jo donn ah schlechts Gewissen, mah du mochst jo dei Kind schlecht, ober wonnst sogst es geht und es geht, donn wern nie seh sie behoitn, donn wirds immer wieda Hoam kumma.“ Nach diesem Krankenhausaufenthalt wurde ihre Tochter in einer betreuten Wohnung untergebracht.