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2. DIE KRANKHEIT SCHIZOPHRENIE

2.6. Behandlung

Bei der Behandlung der Schizophrenie spricht man von einer Langzeittherapie. Eine wichtige Voraussetzung für den Therapieerfolg ist die aktive Mitarbeit des Erkrankten selbst und eine gute Arzt/Therapeuten-Patient-Beziehung.

Die medikamentöse Therapie ist besonders in der akuten Krankheitsphase vorrangig. Mit Hilfe von Antipsychotika wird versucht, dass Ungleichgewicht der Neurotransmitter im Gehirn auszugleichen. Bei vielen Erkrankten stellt sich dadurch eine Verbesserung der Symptomatik ein. Durch die Einnahme von Antipsychotika verbessern sich vor allem die Wahrnehmungs- und die Denkstörungen. Um eine weitere psychotische Episode verhindern zu können, muss eine 1 bis 2 Jahre dauernde Erhaltungstherapie durchgeführt werden (vgl. Rittmannsberger

& Wancata, 2008, S. 16-17). Bei einer medikamentösen Therapie ist die Reaktion des Patienten auf das verordnete Medikament sehr wichtig, da sie die selbständige Medikamenteneinnahme des Erkrankten beeinflusst. Neuroleptika reduzieren sehr gut die positive Symptomatik. Sie haben jedoch sehr starke Nebenwirkungen, welche für einige Patienten auf Dauer oft nicht tragbar sind. Bei einer schlechten Patientenakzeptanz kann das Medikament intramuskulär verabreicht werden. In 30 Prozent der Fälle kann es dazu kommen, dass die Erkrankten auf die medikamentöse Therapie nicht ansprechen (vgl.

Kasper & Bauer, Schizophrenie. Symptome, Diagnose, Therapie., 2008, S. 51-57).

Die nichtmedikamentöse Therapie beinhaltet die Psycho-, Sozio- und die ergotherapeutische Behandlung des Patienten. Durch die Psychotherapie sollen emotionale Probleme bewältigt werden und Methoden der Stressbewältigung erlernt werden. Mit Hilfe der Psychotherapie kann das Rückfallrisiko vermindert werden. Katschnig stellte 2002 fest, dass eine psychotherapeutische Begleitung der Familienangehörigen, wenn der Erkrankte bei seiner Ursprungsfamilie lebt, sich positiv auf den Krankheitsverlauf des Patienten auswirkt. Die Soziotherapie unterstützt den Erkrankten darin, dass er sein Leben möglichst selbstständig gestalten kann, und dass er sich sozial integrieren kann. Die Ergotherapie hat in der Arbeit mit den Angehörigen einen hohen Stellenwert (vgl. Rittmannsberger & Wancata, 2008, S. 17).

Die Liste der Nebenwirkungen durch die antipsychotische Behandlung ist lang. Als Nebenwirkungen werden in der Literatur neurologische Nebenwirkungen (Bewegungsstörungen) und kardiovaskuläre Nebenwirkungen (Sinustachykardien) angegeben. Zu den endokrinologischen Veränderungen werden die sexuellen Nebenwirkungen (Libido- und Potenzstörung, Zyklusstörungen) gezählt. Als weitere Folge der medikamentösen Behandlung werden die Osteoporose (reduzierte Knochendichte), Veränderungen des Blutbildes und die metabolischen Nebenwirkungen (Metabolisches

20 Syndrom) angeführt. Das metabolische Syndrom ist gekennzeichnet durch die Gewichtszunahme, Diabetes, Lipidstoffwechselstörungen und hepatologische Veränderungen. Das maligne neuroleptische Syndrom zählt zu den gefährlichsten somatischen Nebenwirkungen (extrapyramidale-motorische Störungen, vegetative Entgleisungen, psychische Symptome) der antipsychotischen Behandlung, da die Letalität bei 20 Prozent liegt. Am häufigsten tritt das maligne neuroleptische Syndrom in den ersten 10 Behandlungstagen auf (vgl. Rittmannsberger & Wancata, 2008, S. 78-81).

In der Behandlung der Schizophrenie gewinnt der Stellenwert der Religion und Spiritualität immer mehr an Bedeutung. Die spirituelle Dimension ist ein wesentlicher Aspekt der menschlichen Natur. Bis jetzt wurde dieser Aspekt von der Psychiatrie weitgehen ignoriert. In Studien wurde aufgezeigt, dass Religion und Spiritualität ein positiver Wirkfaktor für die psychische Gesundheit ist. In der Behandlung, welche sich auf die Stärken des Patienten konzentriert, finden die spirituellen Ressourcen immer mehr an Bedeutung (vgl. Seyringer, Friedrich, Stompe, Frottier, Schrank, & Frühwald, 2007, S. 239-241).

2.6.1. Behandlungszufriedenheit

In der Untersuchung „Was wissen Ärzte über die Behandlungszufriedenheit ihrer schizophrenie-erkrankten-Patienten?“ (vgl. Pollak, et al., 2005) wurde näher beleuchtet, wie die Ärzte die Behandlungszufiedenheit ihrer Patienten einschätzen. Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigte, dass es eine schlechte Übereinstimmung zwischen der Ärzteeinschätzung und der Patientenbeurteilung gibt. Sind Patienten mit verschiedenen Aspekten ihrer Behandlung unzufrieden, neigen sie eher zu einem Behandlungsabbruch Am höchsten (am positivsten) ist die Zufriedenheit der Patienten im Umgang und Verhalten des Psychiaters, des Pflegepersonals und der Sozialarbeiter. Am geringsten ist die Patientenzufriedenheit mit der Hilfe „außerhalb der Familie Beziehungen aufzubauen“ und mit der Hilfe „die Beziehung zu den engsten Angehörigen zu verbessern“. In der Patientenbeurteilung und in der Ärzteeinschätzung ist die geringste Zufriedenheit bei den Aspekten der Angehörigenarbeit (vgl. Pollak, et al., 2005, S. 54).

Eine gute Übereinstimmung zwischen der Patientenbeurteilung und der Arzteinschätzung gab es bei der Beurteilung der „Arbeitssuch-Hilfe“ und der „Unterbringung in eine betreute Wohneinrichtung“. Das Untersuchungsergebnis zeigte, dass Ärzte die Behandlungszufriedenheit der Patienten nur sehr schlecht einschätzen konnten (vgl. Pollak, et al., 2005, S. 57-58).

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2.6.2. Compliance

Bei der Behandlung der Schizophrenie ist der Rückfall (Rezidiv) des Patienten ein zentrales Problem. Meistens ist es ein Frühwarnsymptom, wenn der Erkrankte seine Medikamenteneinnahme ohne Rücksprache mit dem Arzt absetzt. Soziale Isolation, Depression, Ängstlichkeit, Schlafstörungen, Ruhelosigkeit und Feindseligkeit können Frühboten eines Rezidivs sein. Meistens erkennen in solchen Situationen die Angehörigen als erstes diese Veränderung im Verhalten des Erkrankten (vgl. Kasper & Bauer, Schizophrenie. Symptome, Diagnose, Therapie., 2008, S. 59).

Die Zufriedenheit des Erkrankten mit seiner Medikamenteneinstellung und die regelmäßige Einnahme der Medikamente, sind sehr entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf (Rückfall-Prävention). Meistens müssen Patienten mit Schizophrenie Jahrzehnte lang behandelt werden. Eine gute Arzt–Patienten–Beziehung ist sehr wichtig für einen positiven Krankheitsverlaufs. Das Therapieziel und die Therapiemaßnahmen sollen mit dem Arzt und dem Patienten gemeinsam erstellt werden (vgl. Kasper & Bauer, Schizophrenie. Symptome, Diagnose, Therapie., 2008, S. 59).

Die Compliance bezeichnet das Ausmaß der Übereinstimmung im Verhalten einer Person mit den medizinischen und gesundheitlichen Ratschlägen, wie zum Beispiel Empfehlungen der Medikamenteneinnahme und Veränderungen des Lebensstils (vgl. Rittmannsberger &

Wancata, 2008, S. 178). Wie der Patient seine Therapie umsetzt, wird auch als der Grad der Compliance bezeichnet. Studien zeigten, dass 50 bis 60 Prozent der Erkrankten ihre verordneten Medikamente einnehmen. Durch die mangelnde Krankheitseinsicht ist es sehr wichtig, dass man die Patienten von der Notwendigkeit der Therapie überzeugt. Die Compliance wird nachteilig beeinflusst durch Wahnvorstellungen, kognitive Störungen, subjektive und körperliche Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen) aufgrund der Medikamenteneinnahme. Sowohl positiv als auch negativ wirken sich die Lebensqualität, die Zufriedenheit und das Wohlbefinden des Erkrankten aus.

Ebenso können Angehörige und enge Bezugspersonen die Compliance beeinflussen (vgl.

Möler, Angermeyer, Browin, Michale, Deuschle, & Werner, 2007, S. 14-20).

Die neuroleptikabedingte Gewichtszunahme bringt ein ästhetisches und medizinisches Problem mit sich. Es kommt dadurch zu einer Zunahme der „Non-copliance“. Zu den gesundheitlichen Risiken zählen vor allem Herzkreislaufprobleme und Gelenksschäden (vgl.

Baumgartner, 2003, S. 138). Das metabolische Syndrom ist gehäuft bei medikamentös behandelten Patienten, aber auch bei nicht behandelten Erkrankten vorzufinden. Es wird vermutet, dass es durch die Wirkung der Medikamente (Neuroleptika, atypische Antipsychotika) zu einer peripheren Insulinsensibilität (Diabetes) kommt und dass durch den

22 unterschiedlichen Anstieg der Blutfette, ein metabolisches Syndrom verursacht wird (vgl.

Kasper & Lehofer, Schizophrenie. Medikamentöse Therapie., 2008). Die Rezidivprophyalxe kann auf mehreren Ebenen durchgeführt werden. Die biologische Ebene (medikamentöse Behandlung), die psychologische Ebene (psychoedukative und kognitive verhaltenstherapeutische Verfahren, Stressmanagement, Problemlösetraining) und die sozialer Ebene (familiärbezogene Intervention) (vgl. Hambrecht, Klosterkötter, & Häfner, 2002, S. 14).

2.6.3. Rückfallverhütung für Angehörige

Shepherd (1992) beschrieb die „drei Juwele der Rückfallverhütung“ für Angehörige. Es ist wichtig, dass Angehörige und Erkrankte „nicht ständig aufeinander hocken“. Angehörige sollen bewusst ihren Berufs- und Freizeitaktivitäten nachgehen, und so weit als möglich die Erkrankten selbst, ebenso. Die „regelmäßige Medikamenteneinnahme“ der Erkrankten ist sehr entscheidend für die Rückfallverhütung. Das Rückfallrisiko kann ebenso durch „eine möglichst freundliche und ruhige Atmosphäre zu Hause“ (siehe „Expressed-Emotion-Konzept“) minimiert werden. Es ist daher auch wichtig, dass Feindseligkeit, Kritik und Überengagement („nachhaltige Beruhigung“) zu Hause vermindert wird (vgl. Rave-Schwank, 2002, S. 117)