• Keine Ergebnisse gefunden

Zur Kontrolle der EP werden mehr oder weniger erfolgreiche Maßnahmen eingeschlagen, die den Infektionsdruck im Bestand senken sollen (WALLGREN et al.

1993, HORST et al. 1996). Neben der Verbesserung von Management und Umweltbedingungen wurden Chemotherapeutika sowohl therapeutisch, metaphylaktisch als auch prophylaktisch eingesetzt (KELLER 1996, WHITTLESTONE 1990). Daneben wurden weltweit verschiedene Programme zur Eradikation bzw. Reduktion der Erregerübertragung sowie prophylaktische Vakzinationen eingesetzt.

2.1.6.1 Chemotherapie und Sanierung

Chemotherapeutika wurden zur Behandlung und Prävention von M. hyopneumoniae-Infektionen eingesetzt. Eine Erregereliminierung aus infizierten Tieren ist durch medikamentelle Therapie nur schwer zu erreichen, obwohl in vitro Antibiotika eine inhibitorische Wirkung auf Mykoplasmen zeigen (CIPRIAN et al. 1994). In Herden mit einem hohen Risiko einer M. hyopneumoniae-Infektionen limitiert der Einsatz von Antibiotika über eine längere Zeit die Erregeransiedlung, die Erregerausbreitung innerhalb der Herden und reduziert die klinischen Symptome sowie den wirtschaftlichen Schaden (HENRY 1996).

Medikamentelle Behandlungen von Schweinebeständen erfolgen über das Trinkwasser oder Futter (VICCA et al. 2004), bei Tieren mit reduzierter Fresslust in Form intramuskulärer Injektionen (HELLWIG 2002).

Für einige M. hyopneumoniae-Stämme wurde die Minimale Hemmstoffkonzentration mit verschiedenen Antibiotika untersucht (YAMAMOTO et al. 1986, HANNAN et al. 1997, STIPKOVITS et al. 2004, VICCA et al. 2004).

Von VICCA et al. (2004) wurden 5 M. hyopneumoniae-Stämme auf ihre Empfindlichkeit gegenüber Lincomycin, Lincomycin/Spectomycin, Spectinomycin, Oxytetracyclin, Doxytetracyclin, Enrofloxacin, Flumeguine, Gentamicin, Florfenicol, Tiamulin, Tilmicosin und Tylosintartrat überprüft. Nur bei einem Stamm wurden Resistenzen gegen Tylosin,

Tiamulin und Linkosamide beobachtet. Flumequin zeigte keine Wirksamkeit. Auch bei

dieser Untersuchung konnte bestätigt werden, dass die Mehrzahl der M. hyopneumoniae-Stämme die höchste Empfindlichkeit gegenüber Valnemulin und

Tiamulin aufwiesen (STIPKOVITS et al. 2004).

Bei infizierten Schweinen konnte bei Anwendung von 55 g Tylosin oder 37,5 g Valnemulin pro Tonne Futter das Auftreten klinischer Symptome verhindert werden. Mit der doppelten Dosis Tylosin oder Valnemulin wurden zusätzlich Verbesserungen in den täglichen Zunahmen nachgewiesen (OLSEN u. BÄCKSTROM 2000, VELASQUEZ u.

VELASQUEZ 2004).

Chlortetracyclin, angewandt über 14 Tage in einer Dosis 550 mg pro kg Futter, führte zur Senkung der klinischen EP-Symptomatik bei experimentell Infizierten Schweinen (THACKER et al. 2000 b). Neben der Futter- und Trinkwassermedikation konnte auch mittels Injektionsbehandlung eine Verbesserung der klinischen Symptomatik der EP sowie eine Reduktion der wirtschaftlichen Verluste in zahlreichen Versuchen nachgewiesen werden (DEBANO et al. 1989, BLACKBALL et al. 1995, MATEUSEN et al. 2001, Mc KELVIE et al. 2004).

Der prophylaktische Einsatz von Chemotherapeutika führt zu besseren Resultaten als die therapeutische Anwendung (STIPKOVITS 1990). Prophylaktisch wurden am häufigsten Tiamulin und Chlortetracyclin (BAEKEBO et al. 1994) sowie Lincomycin (ZIMMERMANN u. WEISKOPF 1996) erprobt, obwohl bereits einige Feldisolate von M. hyopneumoniae Resistenzen gegen Makrolide und Linkosamide aufweisen (VICCA et al. 2004).

Zur Verminderung des ökonomischen Schadens in infizierten Herden sind vor allem Verbesserungen im Management und hier zuerst die konsequente Produktion im Rein-Raus-Verfahren geeignet (CLARK et al 1990). Verbesserungen im Management sind meist wirksam, wenn sie mit einer Verringerung der Tierdichte, Verbesserung der Stallklimas und Desinfektionsmaßnahmen verbunden sind. Auch eine Verminderung der Anzahl bzw. Quote der Jungsauen, Separation der Ferkel von der Sau zu einem möglichst frühen Zeitpunkt (Segregated early weaning, medicated early weaning) vor einer möglichen Erregerübertragung gelten als effektive Maßnahmen bei der Bekämpfung der M. hyopneumoniae-Infektion (ROSS 1992, CIPRIAN et al. 1994)

Um mykoplasmenfreie Herden aufzubauen, wurden verschiedene Sanierungsprogramme entwickelt. Das Medicated-early-weaning-Programm von ALEXANDER et al. (1980) basiert auf der Begrenzung der vertikalen Erregerübertragung, durch antibiotische Behandlung (z. B. mit Tiamulin) der Sauen in

Schrirttum 34

der letzte Trächtigkeitsphase bis zum Absetzen ihrer Nachkommen. Die Ferkel werden mit 5 Tagen abgesetzt und ihre weitere Aufzucht findet in separaten Stallungen unter Antibiotikamedikation bis zum 10. Lebenstag statt. Die so aufgezogenen Ferkel blieben bis zur Schlachtung frei von M. hyopneumoniae.

Bei der Gewinnung sogenannter „spezifiziert pathogenfreier (SPF-) Ferkel wurden diese unter sterilen Bedingungen per Kaiserschnitt gewonnen und ohne Kolostrum aufgezogen. Die so gewonnenen Zuchttiere dienten zum Aufbau neuer Herden (ROSS 1990).

Das von ZIMMERMANN et al. (1989) empfohlene schweizerische Teilsanierungsprogramm sieht eine Entfernung aller Jungsauen und von Tieren, die jünger als 10 Monate sind und als Hauptinfektionsquelle angesehen wurden, aus dem Bestand vor. Die im Bestand verbliebenen Altsauen werden über 14 Tage antibiotisch behandelt.

2.2.10.1 Immunprophylaxe

Zur Kontrolle der EP, wird heute neben der Verbesserung von Management und Umwelt sowie der Chemotherapie vor allem die Vakzination eingesetzt. Die aktive Immunisierung von Ferkeln führt zu einer Verminderung der Lungenveränderungen, der klinischen Symptome und Verringerung der wirtschaftlichen Verluste (TARASIUK et al. 1992, VRAA-ANDERSEN et al. 1994, MAES et al. 1996). Die Ansteckung mit dem Erreger kann auf diese Weise jedoch nicht verhindert werden, so dass auch nach Vakzination eine M. hyopneumoniae-Infektion möglich ist (THACKER et al. 2000a, JOLIE et al.

2004).

Durch die postvakzinale Bildung spezifischer Antikörper (von allem IgG) (NIELSEN et al.

2004) und die Anregung der zellvermittelten Immunität wird die Ausbildung von Lungenveränderungen bei belasteten Tieren weitgehend verhindert (IRYGOYEN et al.1992, THACKER et al. 1998). Der Erfolg der Impfung bei Ferkeln und die Stärke der auf diese Wiese erzeugten Immunität, hängt von allem vom Zeitpunkt der Impfung und damit vom Alter des Impflings ab. Die Anwesenheit maternaler Antikörper interferiert bei Saugferkeln mit der Reaktion auf eine Impfung und kann die Effektivität der Impfung

vermindern (VRAA-ANDERSON et al. 1994, SIEGRIST et al. 1998, HODGINS u. SHEWEN1998, SCHREIBER 2002). Außerdem haben neugeborene Ferkel ein

eingeschränktes immunologisches Reaktionsvermögen (TYLER et al. 1989, BLECHA 2001). Die Fähigkeit peripherer Blutlymphozyten (PBMC) Antikörper zu produzieren, ist

vermutlich altersabhängig (WALLGREN 1998, BLECHA 2001). Bei 5-9 Wochen alten Ferkeln wurde die Produktion signifikant höherer Antikörperaktivitäten auf eine Infektion beobachtet als bei 1-3 Wochen alten Ferkeln, bei denen deutliche Defizite in der Immunantwort festgestellt wurden (WALLGREN 1998).

Der Impftermin in einer Herde sollte vom serologischen Herdenstatus und der Periode mit den schwersten klinischen Symptomen abhängig gemacht werden (BERNER 1995).

Eine zweimalige Impfung in der 4. und 7. Lebenswoche in einer Herde, in der die Krankheitssymptome zu Beginn der Mastperiode auftraten und mit ca. 22 Wochen die Seroprävalenz ihr Maximum erreichte, wurde als optimal angesehen (VRAA-ANDERSEN et al.1994, THACKER et al. 2000a, HODGINGS 2002).

Um mit inaktivierten Vakzinen eine ausreichende Immunität zu induzieren, wurde allgemein eine zweimalige Vakzination empfohlen (ROSS et al. 1984, DJORDJEVIC et al. 1997, HORST et al. 2000, LIOPART al. 2002). Von SIUGZDAITE u. GARLAITE (2002) wurden bei 7 Tage alten Ferkeln die Wirksamkeit der Impfung RESPISURE®

(Pfizer AH, USA) im Hinblick auf Antikörperkonzentration, klinische Symptome und Tageszunahme mit einer ungeimpften Kontrollgruppe vergleichen. Bei beiden Gruppen wurden vor der Vakzination keine Antikörper gegen M. hyopneumoniae nachgewiesen.

Die Ferkel wurden erstmalig in der ersten Lebenswoche und das zweite Mal 14 Tage später geimpft. In der Impfgruppe waren erst ab dem 14. Tag nach der zweiten Impfung Antikörper detektierbar. Die aktiv immunisierten Ferkel wiesen bessere Leistungen als die Kontrolltiere auf, wie z. B. signifikant höhere Zunahmen um bis zu 28 g/Tag, bzw.

einer Gewichtsdifferenz über die gesamte Mastperiode von 9,55 kg, was gleichzeitig zu einer Verkürzung der Mastdauer führte. Bei der Kontrollgruppe konnte aus 5 von 22 Lungen M. hyopneumoniae isoliert werden, während der Erreger in der Impfgruppe nicht nachgewiesen werden konnte. LIOPART et al. (2002) beobachteten bei zweimalig geimpften Ferkeln höhere Serumantikörperkonzentrationen und eine geringere Anzahl von Lungenveränderungen im Vergleich mit einer nur einmal geimpften Gruppe.

Gleichermaßen waren auch Totimpfstoffe wirksam (MAES et al. 1999 a, b. THACKER et al. 2000 a), die einen erhöhten Antigengehalt sowie eine Wasser-in-Öl-Emulsion als Adjuvans enthalten. KOLB et al. (2004) konnten nach einmaliger Applikation eine belastbare Immunität induzieren und zeigten eine vergleichbare Effektivität mit konventionellen Vakzinen in der Infektionsüberwachung von allem im Hinblick auf die Reduktion von Lungenentzündungen, aber auch in der Verbesserung der Leistungen (POMMIER et al. 2000, MARCO et al. 2004, KOLB et al. 2004). Das Öl-Adjuvans erhöht einerseits die Intensität der zellulären Immunantwort (HAESEBROUCK et al. 2004),

Schrirttum 36

zusätzlich führt die langsame Antigenfreisetzung zu einem ausgeprägten Depot-Effekt, (HARDKE u. GENZOW 2003). KOLB et al. (2004) konnten keine signifikanten Unterschiede der Wirksamkeit zwischen einer einmaligen Applikation von Ingelvac®M.hyo, die das oben beschriebe Adjuvans enthält, und der zweimaligen Verabreichung einer konventionellen Totvakzine feststellen.

Von DIAZ et al. (2004) wurde die Wirksamkeit von zwei verschiedenen Impfstoffen verglichen. Die Versuchstiere wurden in Rein-Raus „multiple site“ Systemen gehalten.

Die Ferkel der ersten Gruppe wurden mit RespiSure® (Pfizer Animal Health) am 7. und 21. Lebenstag zweimalig geimpft. Die Ferkel der zweiten Gruppe erhielten einmalig Ingelvac® M.hyo (Boerhinger Ingelheim) am 28. Lebenstag. Bei der dritten Gruppe wurden die Sauen 3 Wochen vor der Abferkelung mit Ingelvac® M.hyo (Boerhinger Ingelheim) und ihre Ferkel mit dem gleichen Impfstoff am 42. Lebenstag geimpft. Der Impferfolg wurde anhand der Zuwachsraten verglichen. In der dritten Gruppe wurden die besten Resultate erzielt. Zwischen der ersten und zweiten Gruppe wurden keine signifikanten Unterschiede festgestellt. Allerdings werden aus ökonomischer Sicht durch eine einmalige Impfapplikation die Kosten gesenkt. Zudem ist sie für die Tiere auch mit weniger Stress verbunden, als eine zweimalige Impfung.