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Beispiele aus der Dimension Ökonomie

6. Ablauf und Ergebnisse der Vorstudien

6.2. Vorstudie 2: Identifikation von kritischen Branchen

6.2.2. Berichte über Unternehmen in Offline-Medien

6.2.2.1. Beispiele aus der Dimension Ökonomie

Die oberste Maxime der modernen Wirtschaft lautet Vermehrung des Kapitals und betrifft demnach den Bereich Ökonomie. Die Basis des Wirtschaftssystems

bildet der Kapitalismus, der die westlichen Länder und die EinwohnerInnen die-ser Länder maßgeblich beeinflusst. In der CSR-Diskussion griff Carroll (1991) auf der ersten Stufe seiner Pyramide diese Form der Unternehmensverantwor-tung auf – Sei profitabel! Liest man nun Schlagzeilen wie „Hypo Alpe Adria ver-dreifacht Verluste“ (Presse, 2010a) stellt sich die Frage, ob dieses Unternehmen bereits seine Existenzberechtigung verloren hat. Weiters erschüttert eine solche Meldung die gesamte österreichische Bankenbranche, da alle Banken – egal ob als „gut oder böse“ geltendes Unternehmen – in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und von den Medien genauestens beobachtet werden.

Unter Unternehmensverantwortung versteht der deutsche Unternehmer Theo Müller (Molkerei Müller) nicht, dem Beispiel von amerikanischen Mil-liardären folgend rund die Hälfe des Vermögens zu spenden, sondern „sinn-voll zu wirtschaften“ und bezieht sich bei seiner Aussage auf einen Bibelvers (Lebensmittelzeitung, 2010g). Götz Werner, Gründer der Drogeriekette dm, ist diesbezüglich anderer Auffassung und überträgt seine Unternehmensan-teile an eine Stiftung, die gemeinnützige Projekte unterstützt (Lebensmittel-zeitung, 2010b).

„Die härtesten Fälle von Mitarbeiter-Spionage“ mit dieser Schlagzeile vom 22.07.2010 titelte die Tageszeitung Kurier eine Serie fragwürdigen Umgangs mit MitarbeiterInnen. Das Handelsunternehmen Lidl spionierte beispiels-weise seine Mitarbeiter auf der Toilette aus, um Liebesbeziehungen unter MitarbeiterInnen rasch unterbinden zu können. Die Drogeriemarktkette Schlecker zeichnete die Art der Krankheiten von Angestellten auf. Mitte Au-gust 2010 kam es zu einem besonderem Eklat, da sich Schlecker weigerte, seinen MitarbeiterInnen Überstunden auszubezahlen. Eine der Schlagzeilen lautete „Schlecker sucht Streit – und verliert Kunden“ (Presse, 2010c). Die Deutsche Telekom (Konzernmutter von T-Mobile Austria) forschte im Privat-leben von Angestellten und Geschäftspartnern nach. Der Autobauer Daim-ler führte illegale Gesundheitschecks an neu eingestellten MitarbeiterInnen durch. Textildiskonter Kik wollte über die Vermögensverhältnisse seiner Mit-arbeiterInnen Bescheid wissen, insbesondere, ob es Verpflichtungen gegen-über Kreditinstituten gibt (Kurier, 2010b). Weiters steht Kik unter Verdacht, seine NäherInnen in Bangladesch auszubeuten und menschenunwürdig zu behandeln (Lebensmittelzeitung, 2010d). Der Diskonter zeigte sich einsich-tig und „gelobt Besserung“ bei den Themen Ausbeutung, Lohndumping und Spionage (Lebensmittelzeitung, 2010d; Presse, 2010b). „7,5 € Mindestlohn für Kik in Deutschland“ lautete eine Meldung, in der berichtet wird, dass Kik den FilialmitarbeiterInnen künftig mehr bezahlen möchte, um „die Region zu stärken“ (Medianet, 2010a).

Gerne wird multinationalen Konzernen unmoralisches Verhalten vorge-worfen. In den Medien findet sich im Beobachtungszeitraum eine regelrechte Charmeoffensive dieser Konzerne. Coca-Cola spricht davon, dass „Optimismus niemals alt ist“ und erläutert die Initiative „Ideen gegen Armut“, die gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien ins Leben gerufen wurde und jene Projekte prämiert, die innovative Konzepte gegen die Armut in Österreich durchführen möchten (Horizont, 2009). Weiters hat sich Coca-Cola der Wasserproblematik angenommen und ist bemüht, den eigenen Produktionsprozess „wasserneutral“

zu gestalten (Lebensmittelzeitung, 2010i).

Der österreichische Film „We feed the world“ aus dem Jahr 2006 zeigt, unter welchen unwürdigen Bedingungen für Mensch und Natur unsere Lebensmittel in den Ländern der Welt produziert werden. Zu Wort kam der Präsident des Konzerns Nestlé Peter Brabeck, der sich zum Thema Wasser äußerte. Sinngemäß sagte er, dass Wasser als ein Lebensmittel anzusehen ist, welches zu einem ge-wissen Preis verkauft werden sollte. Das von NPOs geforderte Recht auf Wasser für jeden Bewohner der Erde hält er hingegen für eine Extremlösung. In einem Kurier-Interview und in einem Interview mit dem Wirtschaftsblatt im Jahr 2009 betonte er, dass seine wichtigste Verantwortung im Erfolg des Unternehmens liege (Kurier, 2009; Trend, 2009; Wirtschaftsblatt, 2009). Auch im Jahr 2010 steht Brabeck Rede und Antwort. Er vertritt die Meinung, dass nicht der Staat, sondern „die Wirtschaft die Wirtschaft regulieren sollte“ (Lebensmittelzeitung, 2010e). Positiv hat Nestlé zu vermelden, dass der Wasserverbrauch in der Linzer Fabrik in den letzten Jahren um 35 % reduziert werden konnte und jährlich wei-tere Einsparungen angekündigt werden (Medianet, 2010e).

Andere in Österreich ansässige Unternehmen wie z.B. Henkel werden unter der „Verantwortungsbrille“ beobachtet. Der Präsident von Henkel CEE, Mag.

Günter Thumser, stellt fest, dass die Konsumenten sehr viel Wert auf ethische Grundsätze legen und erklärt im Interview, dass Henkel bereits seit der Firmen-gründung auf nachhaltiges Wirtschaften setzt (Cash, 2007).

„Faire Preise“ zahlt beispielsweise die Brauerei Stiegl seinen Hopfenlieferan-ten (Medianet, 2010c). Wie man das Thema Recycling auch werblich gestalHopfenlieferan-ten kann, zeigt ein Bericht in der Fachzeitschrift Medianet, in dem von der Fla-schenpost von Vöslauer und einem entsprechendem Gewinnspiel berichtet wird (Medianet, 2010d). Das Unternehmen REWE reduzierte die Pestizide von Obst und Gemüse. Kontrolliert wird die Einhaltung der Werte von der Umweltschutz-organisation Global 2000, die das „Pestizidreduktionsprogramm“ mitentwickelt hat (Medianet, 2010f).

Interessant sind ebenfalls die alljährlichen Bewertungen von Unternehmen anhand zahlreicher Kriterien und die daraus resultierenden Rankings. Im Jahr

2010 wurden die Unternehmen Verbund, OMV, Spar, Henkel und die österrei-chischen Bundesforste für ihr CSR- und Nachhaltigkeits-Image ausgezeichnet (Gewinn, 2010, S. 49). Auf weitere Ratings wird im Online-Teil dieses Abschnit-tes eingegangen.

Eine erstaunliche Kampagne wurde von der Erste Bank ins Leben gerufen, und zwar die „Zweite“. Hier erhalten Menschen, die eigentlich keine Chance auf ein Bankkonto haben (z.B. Spielsüchtige, Obdachlose etc.), die Möglich-keit, ein Stück Normalität in ihr Leben zu bringen, ist man doch mittlerweile bei fast allen Transaktionen auf eine Kontokarte angewiesen. Mit Hilfe von eh-renamtlichen MitarbeiterInnen der Ersten wird die Beratung und Verwaltung durchgeführt (Presse, 2009). Im Jahr 2010 wurde die Zweite für den TRIGOS Sonderpreis “Maßnahmen gegen Armut und soziale Benachteiligung” nomi-niert (Trigos, 2010).

„Verantwortungsvoll zu wirtschaften“ ist einer der Hauptgründe für CSR, wie man in einer Ausgabe der Gratiszeitung „Heute“ über den Generaldirektor der OMV, Dr. Wolfgang Ruttenstorfer, nachlesen kann. Weiters meint er, dass „CSR kein Lippenbekenntnis, sondern Teil unseres Geschäftsverständnisses [ist]. … Es geht um Langfristigkeit.“ (Heute, 2009, S. V) Ölkonzerne gelten als Vorreiter in Sachen CSR-Kommunikation. Da in dieser Branche das Tagesgeschäft bereits als „schmutzig“ gilt, sind diese bemüht, dem negativen Image entgegen zu wir-ken. Die OMV kommuniziert derzeit ihr Nachhaltigkeitsengagement mit gro-ßem Aufwand in allen Massenmedien (vgl. Abb. 17).

Abbildung 17: Drei Sujets der Werbekampagne OMV „Für Österreich mehr bewegen“

(Quelle: OMV 2010)