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6. S UCHT

6.2. Drogensituation in Österreich

6.2.3. Behandlung

Alle Behandlungen sowie Betreuungen von Menschen mit einer Suchterkrankung basieren vor allem auf den Strategien der Bundesländer. Das Augenmerk wird vor allem auf ein vielfältiges Angebot gelegt, welches auf unterschiedlichste Bedürfnisse ausgerichtet ist. Hier wird es außerdem notwendig multiprofessionelle Teams bereitstellen zu können, um individuell auf jede Person und ihre Suchterkrankung eingehen zu können (ebd.: 129). Die Suchtbehandlung manifestiert sich in den meisten Fällen entweder in einem ambulanten oder stationären Setting.

Eine ambulante Behandlung stellt eine Betreuung zu Verfügung, die sowohl kurz- als auch langfristig sein kann, allerdings muss sich die Zielgruppe an festgesetzte Öffnungszeiten halten. Es ist also keine 24 Stunden Betreuung, somit auch keine Aufnahme für einen längeren Zeitraum, möglich.

Ambulante Einrichtungen sind Anlaufstellen für hilfesuchenden Personen, die sich Unterstützung von unterschiedlichen ProfessionistInnen holen wollen, allerdings keine langfristige Betreuung benötigen oder noch auf einen Platz in einer stationären Institution warten. Stationäre Behandlungen sind darauf ausgelegt Personen über mehrere Wochen hinweg den ganzen Tag sowie die Nacht Unterstützung zu bieten.

Abbildung 2: Suchtbehandlungen in Österreich 2015 (vgl.: Bericht zur Drogensituation 2016: 146)

In Österreich befanden sich 2015 1.228 Personen in einer stationären Suchtbehandlung (ohne Entgiftung). Im Gegensatz dazu war die Zahl von Personen, die sich in ambulanter Suchtbehandlung befanden, acht Mal so hoch. Dieses Ergebnis lässt sich womöglich dadurch erklären, dass die Platzanzahl in stationären Einrichtungen nur begrenzt ist und es deshalb nicht jedem Suchterkrankten möglich ist, diese in Anspruch zu nehmen.

Die stationären Institutionen in Österreich sind insofern unterteilt, dass es für legale Suchtmittel, vor allem Alkohol, spezifisch ausgerichtete Programme gibt. In den Einrichtungen mit Fokus auf illegale Substanzen werden legale jedenfalls mitbedacht, da sie Begleiterscheinung der anderen Abhängigkeit sein können (ebd.: 137). Neben der Entwöhnung und der Behandlung der Suchterkrankung ist es in den stationären Einrichtungen in Österreich auch wichtig Maßnahmen zu setzten, die es den Menschen ermöglichen, nach dem Entzug gut in die gesellschaftlichen Strukturen zurückzufinden (ebd.: 138). Daher werden in gewisser Weise zwei Intentionen verfolgt: einerseits die Entwöhnung bzw. Regulierung des Konsums und andererseits die Reintegration in das gesellschaftliche Gefüge.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Drogensituation in Österreich in den letzten Jahren relativ konstant ist. In Bezug auf das Konsumverhalten lässt sich erkennen, dass bei den illegalen Substanzen der Gebrauch von Cannabis an erster Stelle steht. Was das Einnehmen von risikoreichen Substanzen betrifft, sind die Zahlen sehr gering.

Bei den Präventionsmaßnahmen wird eine Strategie verfolgt, die ein gesamtheitliches Bild in Bezug auf die Suchterkrankung erfassen soll, um so jeden Schritt planen zu können sowie langfristige und nachhaltige Ergebnisse liefern zu können. Hier befindet sich Österreich also auf einem Weg, der die biopsychosoziale Sichtweise sowie das soziale Umfeld in der Arbeit mit suchterkrankten Personen mitbedenkt bzw. mitbedenken möchte.

6.3.

(

Klinische

)

Soziale Arbeit in der Suchthilfe

Soziale Arbeit agiert schon geraume Zeit im Tätigkeitsbereich der Suchthilfe. Sie stellt ebenso wie die Psychologie, Psychotherapie sowie viele andere Professionen einen wichtigen Teil in diesem System dar, da gerade hier die soziale Ebene einen bedeutenden Bereich in der Entstehung von Suchterkrankungen einnimmt. Soziale Arbeit ist jene Profession, die einen entscheidenden Beitrag in der Entwicklung von Behandlungsmodellen geleistet hat und unterschiedliche Behandlungskonzepte mit verantwortet (vgl. Deloie 2013: 6). Sie ist mittlerweile aus diesem Bereich nicht mehr wegzudenken. Neben den Aufgaben, die die klassische Soziale Arbeit in diesem Bereich leistet, soll sich das nächste Kapitel nun speziell mit den Aufgaben der Klinischen Sozialen Arbeit und der Frage, welchen Beitrag sie in der Behandlung von suchterkrankten KlientInnen leisten kann, beschäftigen.

Wie auch schon im vorigen Kapitel ausführlich erläutert stellt das Behandlungsfeld der Sucht ein sehr weitläufiges und komplexes Themengebiet dar. Bei einer Suchterkrankung werden alle Bereiche des Lebens eines Menschen, alle in einem unterschiedlichen Ausmaß, beeinflusst, wodurch verschiedene Probleme entstehen und somit eine breitgefächerte Hilfeleistung unerlässlich wird (vgl. Lindenau 2008: 193-194). Daher ist eine Interdisziplinarität in diesem Bereich notwendig, um alle betroffenen Ebenen im Leben einer Person beachten sowie behandeln zu können.

In der Arbeit mit Suchterkrankten ist es wichtig den Menschen zu allererst mit all seinen Problemlagen, insbesondere mit seiner Suchterkrankung, so anzunehmen, wie er ist, ihm eine emotionale Stütze zu sein und ihn und sein bisher geführtes Leben glaubhaft zu respektieren. Diese Haltung macht es erforderlich die Lebenswelt des/der Betroffenen genauer zu betrachten und sie aus seiner/ihrer Sicht zu verstehen (ebd.: 198), bevor konkrete Hilfestellungen geleistet werden können. Dieser erste Schritt trägt dazu bei, eine Beziehung aufzubauen und so eine gute Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Denn ohne ein Verständnis für die momentane Situation der Klientin/des Klienten ist es nur schwer möglich eine passende Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Ebenso sollte herausgefunden werden welche Ressourcen der Person dazu beigetragen haben, dass sie vor der Suchterkrankung schwierige Situationen selbstständig meisterte und ein stabiles Leben führen konnte. Denn diese sollten, wenn möglich und auch vorhanden, wieder aktiviert werden (ebd.: 199).

Auch gesellschaftliche Bedingungen müssen beachtet werden, wenn es um das Verstehen einer Suchterkrankung geht, ohne die biopsychosoziale Sichtweise zu vernachlässigen. Im sozialwissenschaftlichen Kontext wird das Entstehen von Sucht, sofern das Einwirken von äußeren Einflussfaktoren betrachtet wird, auf spezifische und unspezifische Wirkfaktoren zurückgeführt, die in drei Arten, nämlich mesosozial, makrosozial und mikrosozial, untergliedert werden. Auf der mesosozialen Ebene geht es um das Einwirken von Regionen, aber auch Städten und Gemeinden, soll heißen, wie die Unterschiede der Lebensumgebung auf den Drogenkonsum einwirken. Bei der Makrosozialebene handelt es sich um die gesellschaftlichen Einflüsse und die mikrosoziale Ebene betrifft die familiäre Situation, die einerseits als Schutz, andererseits als Risiko gesehen werden kann (vgl. Deloie 2013: 7f). Hier wird also versucht das Entstehen einer Suchterkrankung auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu beleuchten und so auch spezifische Muster sowie Regelmäßigkeiten zu erkennen, um das Entstehen einer Suchterkrankung verorten und passende Interventionen leisten zu können.

Da das Suchtverhalten in den meisten Fällen auf sozialen Bruchstellen entsteht, ist es neben dem Bearbeiten der psychischen Leiden der KlientInnen unbedingt auch notwendig das soziale Gefüge in die Behandlung mit einzubeziehen (ebd.: 9). Oft ist es schwierig beide Dimensionen voneinander getrennt zu bearbeiten, da sie in den meisten Fällen in einer Wechselwirkung zueinanderstehen. Somit stellt hier die Klinische Soziale Arbeit mit ihren theoretischen Bausteinen eine geeignete Profession dafür da, ein ganzheitliches Bild zu schaffen. Insbesondere das biopsychosoziale Verständnis kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, da Klinische Soziale Arbeit in der Lebenswelt der KlientInnen, also auf der sozialen Ebene interveniert, wodurch sie die Einflussfaktoren der äußeren Lebenswelt genauer in den Blick nimmt (vgl. Leune 2013: 15).

Sie verortet sich in diesem Bereich auf der Metaebene. Ihr geht es nicht ausschließlich um die Person und ihre Probleme, Krisen und Belastungen, genauer gesagt um ihre Suchterkrankungen, sondern auch um die Bezugnahme auf soziale und gesellschaftliche Belange wie das Vorhandensein von Ressourcen und eines sozialen Netzwerks, welches gegebenenfalls Rückhalt geben sowie Unterstützung leisten kann (vgl. Lindenau 2013:

198f). Währenddessen lässt sie die psychischen sowie medizinischen Belange nicht außer Acht, die in die soziale Lebenswelt ebenfalls miteinfließen, wodurch sie sich von der klassischen Sozialen Arbeit mitunter auch unterscheidet.

Abschließend zur theoretischen Fundierung dieser Arbeit werden nun noch einmal die wichtigsten Aspekte festgehalten:

Klinische Soziale Arbeit versteht sich als Fachdisziplin, die sozialtherapeutisch tätig ist.

Sie wendet sich vor allem Menschen in Multiproblemlagen zu, die durch klassische Hilfeangebote nicht immer erreicht werden können. Die Entstehung von Problemlagen versucht sie in einem biopsychosozialen Verständnis zu betrachten, um so ein ganzheitliches und umfangreiches Bild zu erhalten. Daher muss ein Mensch auch immer in seinem Umfeld bzw. in der Situation, in der er sich momentan befindet, betrachtet werden.

Des Weiteren orientiert sich die Klinische Soziale Arbeit am Konzept der Salutogenese von Aaron Antonovsky. Er geht davon aus, dass wir Menschen nicht entweder gesund oder krank sind, sondern uns immer auf einem Gesundheit-Krankheit-Kontinuum bewegen. Hier geht es vor allem darum nicht die biologische Entstehung einer Krankheit zu betrachten, sondern eher zu fokussieren, was es benötigt bzw. was eine Person, bevor er/sie erkrankt ist, aufweisen konnte, damit es erst gar nicht zu einer Krankheit kommen kann.

Substanzabhängige KlientInnen stellen eine Zielgruppe der Klinischen Sozialen Arbeit dar, da ihre Suchterkrankung in den meisten Fällen viele Folgeerkrankungen mit sich bringt sowie Probleme, die sich sowohl auf der physischen, psychischen und sozialen Ebene manifestieren. Vor allem das soziale Umfeld, in welchem sich diese Klientel bewegt, muss in der Behandlung immer mit bedacht werden, da dieses vor allem für die Zeit nach der Suchtbehandlung eine wichtige Rolle einnimmt. Es kann nur dann auf all diese Aspekte eingegangen werden, wenn in einer interdisziplinären Arbeit mehrere Berufsgruppen zusammen agieren. In diesem Kontext stellen vor allem die Soziale Arbeit sowie die Psychotherapie zwei Professionen dar, die hier eine wichtige Funktion einnehmen. In einem stationären Setting arbeiten diese beiden Disziplinen tagtäglich mit den KlientInnen zusammen und versuchen ihnen in dieser Zeit die bestmögliche Unterstützung bieten zu können, um die Suchterkrankung zu überwinden sowie alltägliche Strukturen wieder zu erlernen.