• Keine Ergebnisse gefunden

5 DISKUSSION

5.3 Behandlung von Mäusen mit Gp96 im Transfer-Kolitis Maus-Modell

5.3.2 Behandlung der Tiere nach dem T-Zell-Transfer

Ein weiterer Ansatz war die Behandlung der Scid-Tiere nach dem Transfer von CD4+CD62L+-T-Zellen. Im ersten Transfer wurden die Tiere an Tag 1 und 7 nach

dem Transfer mit jeweils 100 µg Gp96 behandelt. Im dritten Transfer wurden sie viermal mit je 100 µg Gp96, oder denaturiertem Gp96 behandelt. Im zweiten Transfer wurde zugunsten größerer Gruppen auf eine Gruppe, die nach dem Transfer behan-delt wurde, verzichtet. Die Behandlung im ersten Transfer lehnte sich an die Arbeit von Chandawarkar und Mitarbeiter an 128. Durch die viermalige Gabe von Gp96 im dritten Transfer sollte eine weitere Verbesserung der Entzündung erreicht werden.

Anhand der Gewichtskurve im ersten Transfer konnte auf einen Erfolg der Behand-lung mit Gp96 geschlossen werden, da die Tiere im Vergleich zur CD62L+-Gruppe weniger stark an Gewicht verloren. Im dritten Transfer wiesen die Tiere, die mit Gp96 behandelt wurden, einen stärkeren Gewichtsverlust auf, als die Tiere der CD62L+ -Gruppe. Die Tiere, die mit denaturiertem Gp96 behandelt worden waren, verloren noch stärker an Gewicht und drei der sechs Tiere verstarben schon während des laufenden Versuchs. In diesem Transfer war es anhand der Gewichtskurven nicht möglich Rückschlüsse auf einen möglichen Therapie-Erfolg durch die Behandlung mit Gp96 zu ziehen. Für die unterschiedlichen Gewichtsverläufe bei der Behandlung nach Transfer können die gleichen Faktoren wie bei der Behandlung der Donortiere ursächlich gewesen sein: unterschiedliche Verweildauer der Mäuse nach Lieferung im Tierstall, Probleme der Tiere mit der Futterumstellung, unterschiedliches Alter und unterschiedliche Anfangsgewichte der Tiere bei Versuchsbeginn. Auch die, mögli-cherweise durch die mit Gp96/denat. behandelten Tiere übetragene Konjunktivitis könnte ursächlich sein. Weiterhin kommt auch bei diesen Tieren eine mögliche Infek-tion in Frage, die schon bei der Lieferung bestanden haben könnte.

5.3.2.1 Behandlung der Tiere nach dem T-Zell-Transfer: Histologie

Die Behandlung der Tiere nach dem T-Zell-Transfer verbesserte sowohl im ersten, als auch im dritten Transfer die Kolitis, wie sich in einem histologischen Score im Vergleich zur CD62L+-Gruppe zeigte. Im ersten Transfer war der Score mit 1,9 ± 0,2 etwas schlechter als im dritten Transfer. Dort lag er bei 1,6 ± 0,7. Der Unterschied zur CD62L+-Gruppe war in beiden Versuchen statistisch signifikant. Erfolgte die Be-handlung mit denaturiertem Gp96, kam es zu keiner Veränderung des histologischen Scores im Vergleich zur Kontrollgruppe, so dass daraus geschlossen werden kann, dass durch die Applikation von Gp96 keine unspezifische Stimulation des

Immunsys-tems erfolgte, sondern ein spezifischer Effekt zur Verbesserung der Entzündung führte. Der Unterschied zwischen dem ersten und dem dritten Transfer ist nicht signi-fikant. Es kann somit geschlossen werden, dass eine Behandlung nach Transfer die Ausprägung einer Kolitis mildern kann, wobei es keinen Unterschied macht, ob die Behandlung zwei- oder viermal erfolgt.

Unter 4.6 wurde gezeigt, dass bei der durch T-Zell-Transfer ausgelösten Koli-tis kein Gp96 in der intestinalen Mukosa der Maus nachzuweisen war. Durch das nach dem Transfer applizierte Gp96 wird dem Organismus möglicherweise das feh-lende Gp96 zugeführt, so dass es seine entzündungshemmende Funktion ausüben kann.

Der Erfolg der Behandlung mit Gp96 nach dem T-Zell-Transfer kann wahr-scheinlich noch verbessert werden. Chandawarkar und Mitarbeiter vermuteten, dass der Zeitpunkt der Applikation sehr wichtig sei und dass bereits eine Immunreaktion vorliegen müsse, damit Gp96 diese modulieren kann 128. Somit ist zu vermuten, dass die Behandlung mit Gp96 nach dem Transfer zu früh begonnen wurde, und dass es sinnvoller wäre mit der Behandlung erst zwei bis drei Wochen nach dem T-Zell-Transfer zu beginnen, wenn es bereits zur Generierung aktivierter T-Zellen gekom-men ist.

5.3.2.2 Behandlung der Tiere nach dem T-Zell-Transfer: Zytokinsekretion

Die Sekretion der Zytokine IL-4, IL-6, IL-10, IL-13, TNF und IFN-γ der MLN-Zellen wurde auch bei der Behandlung der Tiere nach dem Transfer gemessen. Dabei un-terschied sich die Produktion einiger Zytokine zwischen den beiden Versuchen. Bei zweimaliger Behandlung nach dem Transfer waren IL-4, IL-13 und IFN-γ herauf-, IL-6 und IL-10 herabreguliert. Das stellt eine Erklärung für den Behandlungserfolg dar, da die transferierten T-Zellen durch das applizierte Gp96 wohl zu einem regulatorischen T-Zell-Typ mit entsprechendem Zytokinprofil ausdifferenzierten und keine eben-sostarke Entzündung auslösten, wie T-Zellen ohne die Gabe von Gp96. Bei viermali-ger Behandlung mit Gp96 waren alle gemessenen Zytokine herabreguliert. Die He-rabregulation der proinflammatorischen Zytokine IL-6 und TNF ist dabei als positiv für den Verlauf der Entzündung zu bewerten, wohingegen die verminderte Produktion von IL-4, IL-10 und IL-13 den Behandlungserfolg nicht erklären kann. Möglicherweise

werden durch die mehrfache Gabe von Gp96 die T-Zellen völlig inaktiviert und se-zernieren daraufhin generell kaum noch Zytokine, so dass sie zwar keine aktiven reglatorischen Eigenschaften, durch Sekretion entsprechender Zytokine, mehr aus-üben, aber auch nicht entzündungsfördernd wirken. Erstaunlich ist dabei aber, dass auch nach Gabe des denaturierten Gp96 alle Zytokine herabreguliert wurden. Diese Tiere hatten eine sehr starke intestinale Entzündung entwickelt, so dass man schlie-ßen muss, dass das Gp96 in den Tieren, die nach Transfer behandelt worden waren, nicht ausschließlich auf T-Zellen wirkt, sondern andere regulatorische Mechanismen zum Tragen kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass APCs durch das Gp96 direkt inaktiviert werden und keine gewebsdestruktiven Funktionen mehr ausüben. Möglich ist auch, dass nach nur zweimaliger Gabe von Gp96 nur ein Einfluss auf die T-Zellen erfolgt, welche dann ein antiinflammatorisches Zytokinprofil zeigen. Bei der viermali-gen Gabe wird dieser Effekt vielleicht verstärkt, indem die T-Zellen anerg werden und die gesamte Zytokinproduktion herabregulieren. Zusätzlich ist vielleicht erst die mehr-fache Gabe dazu in der Lage, auch APCs zu inaktivieren. Dafür spricht, dass nach viermaliger Behandlung die Entzündung nochmals verbessert wurde, als nach nur zweimaliger Gabe von Gp96, auch wenn diese Verbesserung nicht signifikant war.