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3 Ausstattung und Zustand des Natura 2000-Gebiets

3.4 Beeinträchtigungen und Gefährdungen

Dieses Kapitel beschreibt ausschließlich Beeinträchtigungen, die das Natura 2000-Gebiet als Ganzes betreffen. Allgemeine lebensraum- und artspezifische Beeinträchtigungen sind be-reits in den Kapiteln 3.2 und 3.3 aufgeführt und werden hier nicht wiederholt.

3.4.1 Wanderhindernisse und Wasserqualität

In den Gewässerläufen sind einige künstliche Wanderhindernisse für Fische vorhanden. An den kleineren Bächen sind diese, abgesehen von den Einmündungen in den Restrhein, eher unbedeutend. Allerdings wurde 2010 bereits der Mündungsbereich der Kander renaturiert und Umgestaltungen an weiteren Restrhein-Zuflüssen (durchgängige Anbindung Feuerbach und Hodbach) sind im Rahmen des IRP vorgesehen. Das größte Hindernis stellt das Wehr bei Märkt dar. Die Nachteile werden z.T. durch die auf französischer Seite befindliche Fisch-treppe aufgefangen. Weitere Verbesserungen der Durchgängigkeit sind im Rahmen der Neukonzessionierung und dem Neubau einer Dotierturbine beim Kraftwerk Kembs vorgese-hen.

Die Wanderhindernisse können u.U. auch eine Zuwanderung nicht heimischer Krebsarten in die Seitengewässer und Zuläufe zum Rhein verhindern und somit eine Schutzfunktion für heimische Krebsbestände haben. In solchen Fällen ist daher eine Überprüfung möglicher Lebensstätten einheimischer Krebsarten beim Rückbau dieser Hindernisse erforderlich.

Bezüglich der Wasserqualität weisen die kleineren Restrhein-Zuflüsse, Engebach und Feu-erbach noch eine kritische Belastung auf (Güteklasse II und II-III lt. GEWÄSSERGÜTEKARTE B.-W. 2004), welche sich nachteilig auf die Entwicklungsmöglichkeiten der aquatischen Fauna auswirkt.

3.4.2 Nährstoffeinträge in Fließgewässer

Im Einzugsgebiet des Lettenbachs rund um das Bamlacher Ried wurde eine intensive land-wirtschaftliche Nutzung u.a. in Form von Maisanbau festgestellt. Des Weiteren wurde beid-seitig des Engebachs z.T. eine intensive Grünland- und Ackernutzung bis an die Bö-schungsoberkante heran beobachtet (Fehlen eines extensiv genutzten Gewässerrandstrei-fens von mindestens 10 m Breite). Hieraus können direkte Stoffeinträge in die Gewässer bzw. Feuchtlebensräume resultieren.

3.4.3 Artverfremdung durch Zuwanderung oder Einbringen von Arten

Eine besondere Gefährdung für die potenziellen Lebensstätten des Dohlenkrebses ist ein Besatz mit oder die Einwanderung von nordamerikanischen Krebsarten in den Fließgewäs-sern des Gebietes. Diese gefährden durch interspezifische Konkurrenz und durch die Über-tragung des für heimische Arten immer tödlichen Erregers (Aphanomyces astaci), der so ge-nannten „Krebspest“, in zunehmendem Maße auch die heimischen Krebsbestände. Im Rest-rhein wurden z.B. 2010 vier Kalikobrebse, 24 Kamberkrebse und ein Signalkrebs, alles fremdländische Arten, gefunden, die in die Oberläufe der Rheinzuflüsse unter bestimmten Bedingungen stromaufwärts wandern können.

Ein weiteres Problem für eine Wiederansiedlung des Dohlenkrebses kann die mangelhafte Wasserqualität der Rheinzuflüsse darstellen, wenn übermäßige Nährstoff- und Pestizidein-träge aus der Landwirtschaft zu Beeinträchtigungen führen (z. B. Intensiv-Maisanbau am Let-tenbach).

In der Vegetation entlang der Gewässer (v.a. in den Auen des Restrheins) breiten sich teil-weise flächig nicht heimische Pflanzenarten, wie z. B. Indisches Springkraut, Staudenknöte-rich, Kanadische und Späte Goldrute, Topinambur und Robinie, aus und verdrängen damit die einheimischen Arten.

Durch Imker eingebrachte Bienenvölker wie z. B. im FND „Kohlergrund“, können die natürlich vorkommende Wildbienengemeinschaft verdrängen (WESTRICH, 1989).

3.4.4 Nutzungsintensivierung:

Betroffen sind davon die ursprünglich ein- bis zweischürigen Mähwiesen und extensiven Weideflächen. Etliche noch 2004 durch die Grünlandkartierung erhobenen Bestände haben an Fläche eingebüßt. Durch starke Düngung und teilweise häufigen und frühen Schnitt ent-stehen artenarme, nährstoffliebende Bestände, in denen naturraum- und standorttypische Arten nur noch in geringer Menge enthalten sind. Auf anderer Fläche sind demgegenüber neue Flächen entstanden, so dass die Bilanz i.S. des SDB ausgeglichen ist.

Die Zunahme des Maisanbaus zog ein Anwachsen der Schwarzwild-Population nach sich, so dass in orchideenreichen Beständen einiger NSG (z.B. „Totengrien“ und „Galgenloch“) im FFH-Gebiet Wühlschäden und damit die Vernichtung von Orchideen beobachtet wurden.

3.4.5 Sukzessionen von Gehölzen und Hochstauden

Nutzungsaufgabe beeinträchtigt die flachgründigen Grenzertragsstandorte auch außerhalb der erfassten Lebensraumtypen. Viele Flächen können nur über Pflegemaßnahmen offen gehalten werden. Mangelnde Pflege (Mahd, Beweidung) führt – einhergehend mit dem Rückgang der lebensraumtypischen Artenvielfalt – zur Zunahme von Störzeigern wie z. B.

Goldrute, Brombeer-Arten, Nährstoffzeigern und Gehölzen (Wurzelbrut von Schlehe), so dass zahlreiche Einzelflächen versaumen und verbuschen. Diese gehen in Trockengebü-sche oder -wälder über. Betroffen sind v.a. die zahlreichen kleinen Flächen außerhalb der Schutzgebiete in der Trockenaue, die wichtige Trittsteine und Verbundstrukturen darstellen, aber auch die kleinräumig gegliederten Flächen der Talhänge (z. B. NSG „Eichholz-Buchholz“ u. „Isteiner Klotz“), auf denen eine rentable Bewirtschaftung nicht möglich ist. Eine potenzielle Nutzungsaufgabe von Imkerei und Jagd würde die zu diesem Zwecke durchge-führte Offenhaltung von Schneisen und Wiesen (teilweise Magerrasen) in den Wäldern der Trockenaue vermindern und so zu einem weiteren Verlust offener Strukturen (Verbund, Tritt-steine) und damit zu geschlossenen, undurchdringlichen Trockengebüschen und –wäldern führen.

Die überall vorhandene Robinie breitet sich nicht nur rasch in offene Flächen aus, sie bewirkt auch noch eine Stickstoffanreicherung durch Wurzelknöllchen auf der Fläche, was die Ge-hölz-Sukzession zusätzlich vorantreibt.

Auch innerhalb der Schutzgebiete wurde örtlich eine deutliche Beeinträchtigung durch Ge-hölzsukzession aufgrund mangelnder Pflege festgestellt, so dass es hier im Vergleich zu früheren Kartierungen zu Verlusten von Biotopflächen kam (z. B. NSG „Kapellengrien“).

Kleinflächige Sukzessionen sind auch im Randbereich von Felsen durch aufwachsende Ge-hölze in der Fläche oder am Rand von Trockenrasen und Kalk-Pionierrasen feststellbar. Die dadurch verursachte Beschattung verdrängt die typischen, lichtliebenden Arten. Hier ist die Beeinträchtigung jedoch eher gering und geht aufgrund der Extremstandorte nur langsam voran. Eine Ausnahme bildet jedoch der starke Efeu-Bewuchs am Südportal des Isteiner Klotzes.

3.4.6 Landwirtschaftliche Nutzungen und Gefährdung des Erdbockkäfers (Dorcadion fuliginator)

Gefährdungen für den Erdbocklebensraum im Gewann Tischlig (und außerhalb des FFH-Gebietes) stellen der Einsatz von Herbiziden in angrenzenden Weinbauflächen, Befahren mit dem Traktor, Niederwalzen von Auswurfhaufen der Schermaus, intensive Beweidung, Nut-zungsänderungen (Weinbau, verstärkte Düngung, Düngung mit Stallmist), Brandflächen so-wie die schnelle Ausbreitung der Goldrute von den Böschungen und Wegrändern her dar.

Ferner wird die vorhandene Isolation nach Flächenverlusten verstärkt. Zwei Flächen wurden nördlich Istein oberhalb der Rebgelände zwischen 1998 und 2001 zerstört. 2002 wurde eine Fläche durch Umbruch zur Erweiterung des Rebberges stark verkleinert. Im Gewann Tischlig wurden Flächen nach dem Aushub des Entwässerungskanals durch Ausbreitung des Aus-hubmaterials auf der Fläche beeinträchtigt. Zwischen Entwässerungsgraben und Weg wurde die Humusschicht in einem Teilbereich abgetragen, sodass dort der Lebensraum zerstört wurde (BAUR &CORAY,2010).

3.4.7 Trittschäden und Besucherdruck (u.a. Geocaching od. GPS-Schatzsuche) Der besonders spannende und geschichtsträchtige Cach (Nachtcach, Hardcore Geocach) am Isteiner Klotz beschränkt sich noch auf die Randbereiche der Felsen und auf die Bunker- und Tunnelanlagen. Das Betreten der Militäranlagen könnte sich nachteilig auf Fledermaus-Lebensstätten auswirken. Außerdem kann es zu Trittschäden an der empfindlichen Tro-ckenvegetation am Isteiner Klotz kommen.

Das FFH-Gebiet und seine Schutzgebiete werden zu allen Jahreszeiten, besonders stark in den Sommermonaten, durch Menschen frequentiert. Der Besucherdruck durch Erholungssu-chende entlang des Restrheins, u.a. an den Isteiner Schwellen und im NSG „Kapellengrien“

ist sehr hoch (Badende, Kanufahrer, Angler, Jäger etc.). Es kommt teilweise zu starken Stö-rungen durch Betreten der Uferbereiche, Flachwasserzonen und Kiesbänke, die v.a. die Vö-gel, aber auch die Fische und die Grüne Flussjungfer belasten können. Freilaufende Hunde verstärken diese Störungen. Auch das Naturschutzgebiet „Kapellengrien“ ist hiervon nicht ausgenommen.

Im Restrhein breitet sich zunehmend das Hobby „Goldwaschen im Rhein“ aus. Hieraus er-geben sich Störungen im Uferbereich und im flachen Wasser, die sich - vor allem, wenn sie überhand nehmen - negativ und störend auf die Vogel-, Fisch- und Libellenfauna auswirken können.

Auf den Magerrasen wird gelegentlich, auch innerhalb der Schutzgebiete, wild campiert. Zu den bekanntesten orchideenreichen Magerrasen gibt es einen regelrechten Orchideen-Tourismus. Durch das Verlassen der ausgetretenen Pfade zum Fotografieren und Beobach-ten entstehen weitere Trittschäden. Außerdem werden durch die „Pfade“ weitere Naturlieb-haber auf einzelne Orchideen aufmerksam und verlassen ebenfalls das Wegenetz. Gele-gentlich werden die Orchideen sogar abgepflückt oder gezielt ausgegraben.

3.4.8 Beeinträchtigungen im Wald

In den Wald-Lebensraumtypen spielen Beeinträchtigungen hingegen insgesamt nur eine un-tergeordnete Rolle. Einzig der Bestand der Eiche (v.a. Altholz) ist durch das entlang des

Rheins zu beobachtende verstärkte Absterben der Alteichen beeinträchtigt. Ein eventuelles Auftreten des Eschentriebsterbens am Galeriewald entlang des Engebachs müsste beo-bachtet werden.