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3. Die Firma Henkenhaf & Ebert (um 1875-1914)

3.3 Die Bautätigkeit 1884/86-1914

Zusammenarbeit Jakob Henkenhafs mit Friedrich Ebert

Die baulichen Aktivitäten Jakob Henkenhafs und Friedrich Eberts entfalten sich während der Entwicklung Heidelbergs zur Großstadt. Sie vollziehen sich hauptsächlich in den neu entstehenden oder in den hinzugekommenen Stadt-teilen, deren Gestalt sich erst ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts über die Jahrhundertwende hinweg herausbildet.247

Mehrere Gründe führen zur Stadterweiterung Heidelbergs im 19. Jahrhundert.

Die Zunahme des Raumbedarfs liegt hauptsächlich in den vielseitigen Funktio-nen Heidelbergs als Universitäts-, Fremden- und Kurstadt.248 Attraktiv wird Heidelberg als bevorzugter Wohnort von leitenden Persönlichkeiten, die im benachbarten Industrie- und Wirtschaftszentrum Mannheim-Ludwigshafen tätig sind.249 Fabrikdirektoren, Geschäftsleute, auch Offiziere, Pensionäre und vor allem Angehörige der Universität250 sind damit auch die wohlhabenden Bewohner der Häuser in den begehrten Wohnlagen Heidelbergs.251 Neuer Wohnraum für Beschäftigte der wenigen angesiedelten Industriebetriebe wird in einigen Teilen des Rohrbacher Baubezirks sowie dem Bergheimer Viertel geschaffen. Mietskasernen, wie sie zu dieser Zeit besonders in Berlin entstehen, werden in Heidelberg nicht errichtet.252 Die Industrie gewinnt in Heidelberg erst ab der Jahrhundertwende an Bedeutung, und der Arbeitsmarkt

247 Zur Stadtentwicklung (Auswahl): Hermann Overbeck, Die Stadt Heidelberg und ihre Gemarkung im Spiegel der Wandlungen ihrer Funktionen, insbesondere seit dem 19. Jahrhundert, in: Heidelberg und die Rhein-Neckar-Lande, hrsg. von Gottfried Pfeifer, Hans Graul und Hermann Overbeck. Heidelberg u. a. 1963, S. 74-111. – Meinrad Schaab, Geschichte der Vororte, in: Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim. Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. II, Die Stadt und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg, hrsg. von der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit den Städten und den Landkreisen Heidelberg und Mannheim. Karlsruhe 1968, S. 96-163.

248 Vorgeschichte des Heidelberger Bahnhofes, unter städtebaulichem Aspekt. Von Aloys Wannemacher, in: Heidelberger Fremdenblatt 3 (1955), S. 2. – Vgl. auch: Anneliese Seeliger-Zeiss, Heidelberg. Stadt der Romantik und Stadtdenkmal des Historismus, in:

Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 6 (1977), S. 52-57.

249 OVERBECK (1963), S. 91.

250 SEELIGER-ZEISS (1977), S. 56. – OVERBECK (1963), S. 92.

251 Hermann Weisert, 1200 Jahre Handschuhsheim und Neuenheim [Sonderdruck].

Heidelberg 1965, S. 20.

252 SEELIGER-ZEISS (1977), S. 57.

bietet Beschäftigungsmöglichkeiten vor allem im Bereich des Handwerks und des Kleingewerbes.253

Für die Zunahme des Wohnraumbedarfes in Heidelberg ist neben den genann-ten Faktoren auch der allgemeine wirtschaftliche Aufschwung der neunziger Jahre verantwortlich. Heidelberg ist die kapitalkräftigste Stadt des Großherzog-tums Baden254 und finanziell nicht von der Industrie abhängig.255 Der Bevölke-rungszuwachs läßt sich durch die nachfolgenden Einwohnerzahlen illustrieren:

Der anläßlich der Volkszählung ermittelte Bevölkerungsstand des Stadtkreises Heidelberg im Jahr 1871 weist eine Zahl von knapp 20.000 Einwohnern aus.256 Bereits 20 Jahre später, 1891, zählt die Stadt einschließlich Neuenheim etwa 31.500 Einwohner, und diese Zahl erhöht sich innerhalb der kommenden 30 Jahre bis 1920 auf 71.130 Einwohner.257

Innerhalb ihrer fast 30jährigen Zusammenarbeit zwischen 1884/89 und 1914 werden unter Leitung Henkenhafs und Eberts über siebzig Gebäude in Heidel-berg erstellt.258 Die Schwerpunkte ihrer Bauaktivitäten entwickeln sich vor allem in der heutigen Weststadt, in Neuenheim und am Schloßberg, Stadt-bezirke, die im Rahmen von Bebauungsplänen erschlossen werden.

Die unternehmerische Arbeit Henkenhafs und Eberts schlägt sich in Heidelberg auch im Bereich der Grundstückspekulation nieder. Das erfolgreiche Taktieren im Bauwesen ist an der zunehmenden Anzahl der Gebäude oder Grundstücke abzulesen, als deren Eigentümer jeweils Friedrich Ebert oder Jakob Henkenhaf privat verzeichnet sind, oder die sich im Firmenbesitz befinden. In der Zeit von 1885 bis 1915 erwirbt die Firma Henkenhaf & Ebert mehrere Bauplätze in den

253 Herbert Derwein, Geschichte der Stadt, in: STADT-/LANDKREISE (1968), S. 8-82, hier S. 72.

254 Ibd., S. 62: Aufstellung über den Wehrbeitrag der größten Städte Badens von 1913.

255 Ibd., S. 38-39: "Durch die Städteordnung von 1874 in Verbindung mit dem ergänzenden Gesetz vom 6. Februar 1879 konnte neben dem Grund- und Betriebsvermögen auch Einkommen und Kapitalvermögen der kommunalen Besteuerung unterworfen werden". – Vgl. auch: WALZ (1928), S. 54-62. S. 61: Durch die Einführung der damals noch in weitem Umfang zulässigen Verbrauchssteuer konnte eine "bessere Fundierung der Gemeindefinanzen" durchgeführt werden.

256 19.983 Einwohner. Vgl.: Stadtkreis – Landkreis Heidelberg, hrsg. vom Innenministerium und Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Stuttgart 1973 (= Die Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs in Wort und Zahl; H. 67/68), S. 9.

257 F. Schlipphak, Bevölkerung. Bevölkerungsentwicklung, in: STADT-/LANDKREISE (1968), S. 165. Die Tabelle zeigt die nach Dezennien aufgegliederte Bevölkerungsentwicklung.

258 HARTMANN (1996), S. 92-93, vgl.: Kapitel 9, A. 3. Eine ausführliche Behandlung der Bauten erfolgte im Rahmen der Magisterarbeit der Verfasserin.

Baubezirken, die kurz zuvor im Zuge der Stadterweiterung erschlossen worden sind: im Rohrbacher Baubezirk, in Neuenheim und am Schloßberg. Nach und nach werden diese Grundstücke verkauft oder bebaut. Im Verlauf ihrer Tätig-keit in Heidelberg legt die Firma Henkenhaf & Ebert je ein Magazin für Bau-materialien im Rohrbacher Baubezirk, Rohrbacher Straße 84 und 90, und in Neuenheim, Lutherstraße 8, an.259 In diesen beiden Stadtteilen vollzieht sich der größte Teil ihrer Bauaufträge.

Henkenhaf und Ebert führen sowohl Aufträge für private als auch für öffent-liche Auftraggeber aus. Den Hauptteil ihrer Tätigkeit bilden Aufträge im Villen- und Mietshausbau, wobei sich in der Gestaltung der Bauten die jeweils modernen stilistischen Strömungen niederschlagen. So werden die Bauten im 'Stil' der italienischen Renaissance, der deutschen Renaissance einschließlich der Heidelberger 'Schloßrenaissance',260 des Barocks und Jugendstils sowie der Zeit 'Um 1800' errichtet. Nach ihren Plänen wird eine Reihe weiterer Bauwerke auch in der Heidelberger Altstadt für private und öffentliche Bauherrn erstellt.261 Die Aufgaben schließen ebenfalls Umbauten und die Bauleitung für Projekte anderer Architekten ein:

Im Jahr 1888 übernehmen Henkenhaf und Ebert den Auftrag zum Umbau des Hauses Neuenheimer Landstraße 16, in dessen Räumen das Neuenheim College, das heutige Heidelberg College, untergebracht ist. Die 1887 dort eingerichtete Privatschule verzeichnete nach kurzer Zeit steigende Schüler-zahlen, so daß bereits im Sommer 1888 Erweiterungsmaßnahmen nötig werden. Nur wenige Jahre später, 1898, erhält das Gebäude einen dreigeschos-sigen Anbau mit zusätzlichen Unterrichtsräumen.262

259 Rohrbacher Straße 84: Lagerplatz von 1901 bis 1906, das Grundstück wird anschließend bebaut. Das Magazin Rohrbacher Straße 90 bleibt von 1901 bis 1913 bestehen, das Magazin Lutherstraße 8 von 1893-1915. Vgl.: ADRESSBÜCHER HD der genannten Jahre.

260 Der Begriff 'Schloßrenaissance' kann als lokale Ausprägung verstanden werden und jene Bauten umfassen, deren Formen in Anlehnung an die Bauten des Heidelberger Schlosses, des Friedrichs- und Ottheinrichbaues, ausgebildet wurden.

261 Diese Bauten werden nicht detailliert besprochen, da in den meisten Fällen bereits Einzelveröffentlichungen vorliegen.

262 Liste der Kulturdenkmale – Heidelberg-Neuenheim, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Adressenliste. Stand 22. Januar 1996. – Heidel-berger Schulgeschichte(n). Vergangenheit und Gegenwart in kurzen Portraits.

Heidelberger Schulen stellen sich vor, bearbeitet von Martin Krauß und Stefanie Hinz.

Heidelberg 1996 (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg, Sonderveröffent-lichung; 5), S. 66-68. Das Heidelberg College wurde 1905 mit dem Neuenheim College vereint.

Unter Einbeziehung älterer Bauteile wird im Jahr 1888 von Henkenhaf und Ebert für den Bauherrn August Schildecker in der Plöck 101 eine Privatpension errichtet.263 Kurz darauf, um 1889/1891, erfährt das Gebäude Hauptstraße 75 durchgreifende Veränderungen. Das Privatwohnhaus aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts wird zur Gaststätte "Perkeo" umgebaut.264 Ebenfalls in der Altstadt entsteht ab 1889 mit Erweiterungen in den Jahren 1894 und 1900 das Diakonissenwohnhaus. Dieses Gebäude dient zunächst der Alten- und Krankenpflege. Wenig später wird es in ein Privatkrankenhaus umgewandelt, in dem der Arzt Adolf Kußmaul tätig ist.265

Die bereits 1892 von den Architekten umgebaute Druckerei des "Heidelberger Tageblatts" in der Brunnengasse 20-24 weicht 1907 einem Neubau, der wiederum nach Plänen von Henkenhaf und Ebert erstellt wird.266 Im Sommer 1901 erhält die Firma Henkenhaf & Ebert den Auftrag zur Erbauung der Heidelberger Stadthalle am Neckarstaden.267 Zeitlich parallel dazu entstehen weitere Bauten in der Altstadt. So errichten sie das Bürohaus in der Akademiestraße 6,268 dem Neubau des Chemischen Laboratoriums (1855) von Heinrich Lang gegenüber, im Jahr 1902/03. Zwei große Bankgebäude werden zwischen 1900 und 1904 ausgeführt: die an die Alte Universität grenzende Oberrheinische Bank (1900-1901) an der Ecke Hauptstraße 126-128/Ludwigsplatz,269 heute Universitätsplatz (Abb. 11), und die Reichsbank Nebenstelle (1902-1904) in der Landfriedstraße 12.270

263 Liste der Kulturdenkmale, Liste A: Baudenkmale Heidelberg Altstadt (vorläufige Liste der Kulturdenkmale), Stadtcharakteristik, hrsg. vom Landesamt der Denkmalpflege Baden-Württemberg. Stand 1977/78.

264 BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt: Henkenhaf und Ebert werden hier nicht als Architekten genannt, hingegen wird ihnen der Umbau zugeschrieben.

265 Plöck 45-49. – BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt. – Beruf: Photograph in Heidelberg.

Ernst Gottmann sen. & jun. 1895-1955. Ausstellungskatalog des Heidelberger Kunstvereins 1980. Bd. 1, Architektur, hrsg. von Kai Budde und Hans Gercke.

Heidelberg 1980, S. 148.

266 BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt. – GOTTMANN (1980), S. 138-141.

267 Vgl.: Kapitel 5.

268 BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt. – Heute befinden sich dort das Japanologische und Sinologische Seminar.

269 Ibd. – Vgl. auch: Thilo Winterberg, Das Haus Hauptstraße 126-128, in: Semper Apertus. Festschrift zum sechshundertjährigen Jubiläum der Universität Heidelberg, Bd. 5 (Textband), Bd. 6 (Tafelband). Die Gebäude der Universität Heidelberg, hrsg.

von Peter Anselm Riedl. Berlin; Heidelberg 1985, S.231-234, Abb. 186-191.

270 BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt. – Edith Wegerle, Das Haus Landfriedstraße 12, in:

SEMPER APERTUS (1985), S. 371-373, Abb. 317-320.

Mit dem inneren Gesamtumbau einschließlich der Innengestaltung des berühmten historischen Hotel-Restaurants "Ritter" werden die Architekten im Jahr 1905 betraut.271 Dem Urteil eines sachkundigen Zeitgenossen zufolge ist die gelungene Arbeit als künstlerische Leistung seitens der Firma Henkenhaf &

Ebert zu bewerten, die sich als "gründlicher Kenner und Beherrscher deutscher Renaissanceformen" ausweist.272 Weiterhin übernehmen sie die Bauleitung für eine Neuenheimer Villa, die 1907 nach Entwürfen des Wiener Architekten Julius Mayreder ausgeführt wird.273 Um 1910 leiten Henkenhaf und Ebert die Umbauarbeiten zur "Villa Henning" in der Friedrich-Ebert-Anlage 4.274 Die ehemalige Gaststätte "Rodensteiner", Sandgasse 1-3, kann als Werk Henkenhafs und Eberts nicht bestätigt werden.275

Außerhalb Heidelbergs ist lediglich ein Gebäude bekannt, das nach Plänen Friedrich Eberts um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtet wird. Ebert entwirft ein Forsthaus für seinen Bruder Julius. Das Jagdhaus in Kaltenbronn bei Gernsbach wird vermutlich in der Zeit zwischen 1894 und 1909 erbaut, da Julius Ebert innerhalb dieser Zeitspanne Leiter des dortigen Forstamtes ist.276

3.4 Zusammenfassung

Die erfolgreiche Tätigkeit der Firma Henkenhaf & Ebert umfaßt einen Zeit-raum von knapp vierzig Jahren. In den Jahren zwischen 1875 und 1885 arbei-ten Johann Friedrich Henkenhaf, der Begründer der Baufirma, und Friedrich Ebert, zu Beginn noch Anwärter für den Staatsdienst, intensiv zusammen. Die Architekten schließen sich zur Firma Henkenhaf & Ebert zusammen und führen mehrere Bauaufträge zur gleichen Zeit sowohl in Baden als auch in den Niederlanden aus. Ihre Arbeit umfaßt ein interessantes Tätigkeitsfeld, wobei zu den Aufträgen außergewöhnliche Bauaufgaben wie eine Synagoge und das

271 Hauptstraße 178. – Otto Linde, Vom "Ritter" in Heidelberg, in: DBZ 45 (1905), S. 273-275.

272 Franz Dufner, Der "Ritter" zu Heidelberg. o. O., o. J. [Heidelberg 1906], S. 27-28.

273 Neuenheimer Landstr. 48. – BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt.

274 BauDenk Hd: LDA Liste Hd Alt. Heute "Villa Manesse", Sitz des Schiller Colleges (US High School).- Das Haus wurde vermutlich bereits um 1860 erbaut, Bauunterlagen aus dieser Zeit sind nicht vorhanden. Vgl.: Schiller International University. Yearbook.

Heidelberg 1985, S. 5-6.

275 Als Erbauer werden Henkenhaf & Ebert genannt: Friedrich Ebert † [Nachruf], in: HT vom 24. Dezember 1914, S. 6; CHRONIK (1914), S. 165; aber laut StA Hd enthält die Bauakte nur Pläne des Architekten Karl Götzelmann. Eventuell waren Henkenhaf &

Ebert an einem Umbau beteiligt. Der "Rodensteiner" wurde 1974 abgebrochen.

276 Mitteilung des Forstamtes Kaltenbronn.

Kurhaus gehören. Es liegt nahe anzunehmen, daß das Potential an derart viel-fältigen Aufgaben Friedrich Ebert veranlaßt, nicht die Beamtenlaufbahn einzu-schlagen, sondern als freier Architekt tätig zu bleiben. Zusätzlich zu ihren Fähigkeiten als Architekten verfügen Johann Henkenhaf und Friedrich Ebert außerdem über einen ausgeprägten Geschäftssinn. Sie betätigen sich als Bau-unternehmer, fördern badische Firmen durch Vermittlung von Aufträgen für Baustoffe und liefern in Baden vorgefertigte Baumaterialien für niederländi-sche Bauprojekte. Nach zehnjähriger, intensiver Zusammenarbeit trennen sich die Wege der Partner. Johann Henkenhaf verbleibt zunächst noch in den Niederlanden, bevor er sich in Berlin und danach in Danzig niederläßt, Friedrich Ebert kehrt nach Heidelberg zurück.

In Heidelberg führt Friedrich Ebert gemeinsam mit Jakob Henkenhaf, dem jüngeren Bruder Johanns, den Firmennamen Henkenhaf & Ebert weiter. Sie sind fast dreißig Jahre gemeinsam tätig und arbeiten ebenso erfolgreich wie die erste Firma als Architekturbüro und gleichzeitig als Bauunternehmen. In der Zeit zwischen etwa 1884 und 1914 entstehen nach ihren Entwürfen etwa sieb-zig nachweisbare Bauten in Heidelberg. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Privatbauten wie Villen und Mietshäuser in verschiedenen Stadtteilen, aber auch um öffentliche Bauwerke, insbesondere in der Altstadt. Es ist anzuneh-men, daß sich Jakob Henkenhaf eher den kaufmännischen und logistischen Anforderungen widmet, während Ebert die künstlerisch planenden Arbeiten sowie die Bauleitungen übernimmt. Die Doppelfunktion der Firma bietet die Möglichkeit, verschiedene Bauprojekte gleichzeitig zu betreuen und hierdurch den vielseitigen Aufträgen nachzukommen, die ihnen in Heidelberg verstärkt ab Mitte der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts übertragen werden.

Henkenhaf und Ebert etablieren ihre Firma in Heidelberg zu Zeiten des allge-mein ansteigenden Wirtschaftswachstums aufgrund ihrer enormen Geschäfts-tüchtigkeit. Ihre erworbene Reputation gründet sich nicht nur auf qualitätvolle Arbeit. Eine Reihe dieser Bauwerke leistet zudem aufgrund der außergewöhn-lichen Gestaltung und der exponierten Lage einen wesentaußergewöhn-lichen Beitrag zum charakterischen Stadtbild der Zeit um 1900. Das markanteste Zeugnis ihres vielfältigen Schaffens in Heidelberg ist die Stadthalle, die ebenso eine nicht alltägliche Bauaufgabe darstellt wie eine Synagoge oder ein Kurhaus.