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AUSWIRKUNGEN DER HOCHSCHULISCH QUALIFIZIERTEN AUF DIE VERSORGUNG In der öffentlichen Diskussion steht der Fachkräftemangel als rein quantitativer Mangel im

Weitere Unterschiede beider Gruppen

4.2.2.3 AUSWIRKUNGEN DER HOCHSCHULISCH QUALIFIZIERTEN AUF DIE VERSORGUNG In der öffentlichen Diskussion steht der Fachkräftemangel als rein quantitativer Mangel im

Fokus. Es gibt jedoch darüber hinaus auch eine qualitative Komponente: Die Kompetenzen und die persönlichen Voraussetzungen der Beschäftigten und Interessierten entsprechen nicht (mehr) unbedingt den Anforderungen der sich wandelnden Versorgungssituation und verändernden Versorgungsstrukturen. In den Interviews wurden mögliche Auswirkungen auf die Versorgung durch die Akademisierung der Berufe explizit thematisiert.

Als problematisch stellte sich für eine klare Stellungnahme der Interviewten heraus, dass die Notwendigkeit, hierfür den Outcome zu messen oder konkret beziffern zu können, bislang eher rudimentär erfüllt wird. Infolge dessen muss beachtet werden, dass die qualitativen Daten teilweise eher subjektive Einschätzungen anstelle datenbasierter Ergebnisse abbilden.

„Also wir sehen deutliche Verbesserungen in der Qualität, wirklich. Ich könnte sie nicht in Zahlen packen, das haben wir auch mal versucht, das kriegen wir auch irgendwie nicht hin, aber gefühlt ist da was.“ (Pflege_Klinik_1%)

„Das würde ich punktuell auf alle Fälle bejahen. Das kann man natürlich nicht generalisieren, das bewegt sich auch zwischen Kreisklasse und Weltklasse manchmal, aber durchaus sehen wir an

vielen Stellen, wo wir sie dort eingebunden haben, deutliche Praxis-Entwicklung. Nehmen wir unseren Pflegeexperten, der wie gesagt einerseits im städtischen Klinikum arbeitet, dort als Demenz-Koordinator unterwegs ist. […] Das Projekt ist von der Modell-Versorgung in die Regel-Versorgung gegangen, also wir konnten zeigen, dass Menschen mit Demenz in dem Allgemein-Krankenhaus früher identifiziert werden. Die Liegedauer von Menschen […] zurückgegangen ist, alles solche Dinge. Also das heißt, das kann man schon zeigen, man braucht aber natürlich immer auch ein gutes Evaluationskonzept dahinter. […] Der Einsatz von Menschen mit diesen Qualifikationen zwar mittlerweile hier und da Einzug hält, aber keiner genau sagen kann, was passiert denn am Ende, wie verändert sich denn die Praxis.“ (Pflege_Klinik_9)

Eine Steigerung der Versorgungsqualität kann sich jedoch auch durch nicht-quantifizierbare Aspekte oder eben durch rein objektiv betrachtet sogar verlangsamte Prozesse ausdrücken.

„Zahlenmäßig gesehen, also rein theoretisch gesehen würden Kritiker jetzt erst mal sagen, das Team ist langsamer geworden. Ich aber auf der einen Seite sage, ja, das ist schon zeitlich gesehen, langsamer geworden, aber dafür auch qualitativ sinniger. Also da wirklich zu sagen, nein, die achten jetzt da drauf, weil das und das und das wichtig ist, und da halten sie inne und rufen vielleicht auch mal eher nochmal den Rufdienst hinzu. […] Ich glaube aber, wenn man von oben draufguckt, Externe sehen das nicht, noch nicht.“ (Heb_Klinik_2)

Die meisten Befragten gehen allerdings von einer Steigerung der Versorgungsqualität durch die hochschulische Ausbildung aus und berufen sich auf internationale Studien und ihren persönlichen Eindruck von der Beschäftigung der Absolvent*innen. Insbesondere die ausgeprägte evidenzbasierte Arbeitsweise trägt hierzu bei.

„Also aus meiner Sicht ist es hier schon so, dass aufgrund dessen, dass einfach Erkenntnisse aus der Literatur, die betrachtet worden sind und die einen Effekt aufgezeigt haben, hier in die Pflegepraxis getragen werden, ist bereits eine Steigerung der Patientenversorgung, wobei nicht immer wir das direkt an dem Patienten-Outcomes auch nachweisen können.“ (Pflege_Klinik_18, Interviewte*r B)

Die*der zweite Interviewpartner*in10 kann diese Aussage anhand eines Beispiels konkretisieren.

„Also ich sage mal, jetzt speziell bei uns hat sich das ausgewirkt einfach aufgrund der Tatsache, dass die beiden Bachelors immer wieder das ins Gedächtnis der Pflegenden geholt haben und gesagt haben, hier bitte, achtet darauf, und wir haben doch dies und das belegt. Daraus resultierend sollte es sich schon verbessert haben. Also ich erinnere mich an die erste Kandidatin, die in der Herzchirurgie ein Projekt hatte, Patienten, die das befolgt haben, das was der pflegerische Weg war, denen ging es besser. Also da könnte man schon von einem Minierfolg sprechen.“ (Pflege_Klinik_18; Interviewte*r A)

10Einige Interviews sind mit mehreren Gesprächspartner*innen geführt worden.

Auch die stärker ausgeprägte kritische Herangehensweise kann die Versorgungsqualität steigern, etwa indem Tests und Verfahren hinterfragt und ggfs. ersetzt bzw. neue Verfahren entwickelt werden.

„Also wir machen jetzt eine viel bessere Versorgung als früher, wo wir die akademischen Logopäden nicht in dieser Breite eingesetzt haben, und auch das, was an Ideen kommt, an neuen Ansätzen, auch mal alte Stiefel oder alten Mist auskehren und durch neue Konzept mal ersetzen und das auch aktiv zu begleiten, zu überprüfen, ob die Ideen dann auch in der Realität funktionieren, das geht nur – in meinen Augen – mit akademisch ausgebildeten Therapeuten.“

(Logo_Klinik_8)

Mehrmals wird diesbezüglich auch der Auf- und Ausbau der deutschen Forschungslandschaft als Einflussfaktor genannt. Hierbei geht es darum, auch im Kontext der Professionalisierung der Berufe, eigenständig Evidenzen zu ermitteln sowie Verfahren und Modelle zu entwickeln. Dies ist untrennbar mit dem Ausbau von Master-Studiengängen und insbesondere auch Promotionsmöglichkeiten und Professuren verbunden.

„Aber wir brauchen halt insgesamt Master, die Forschungsstrukturen machen und belegen, dass das was wir tun, auch wirklich wirkungsvoll ist, vor allem in unserem System, dass man nicht immer im Ausland nach Studien suchen muss, sondern auf unser System bezogen Studien hat und Messverfahren hat und Erhebungsmodelle. […] Also ich bin ja nun auch in der Berufspolitik tätig, und da wird uns ja immer wieder vorgehalten, man will uns aus dem Leistungsgeschehen rausschmeißen, in regelmäßigen Abständen, weil man sagt, das ist ja gar nicht evidenzbasiert.

Und welcher Arzt forscht denn für einen Physiotherapeuten, welcher Arzt legt eine Studie an, dass Physiotherapie wirkungsvoller ist als eine ärztliche Versorgung.“ (Physio_Praxis_0)

Einzelne Interviewte schätzen das Verbesserungspotenzial der Versorgung durch eine Akademisierung jedoch auch gering ein. Diese Arbeitgebervertreter*innen gehen z. B. davon aus, dass sich das Gesundheitssystem in Gänze ändern muss, exemplarisch dadurch, dass eine ausreichende Anzahl an Therapieplätzen zur Verfügung stehen muss.

„Die Qualität der Versorgung liegt für mich in den Terminierungen der Patienten. Wenn Patienten Termine bekommen, Rezepte bekommen, sind die gut versorgt, weil die derzeitigen Therapeuten, die ich kenne, einfach einen sehr guten Job machen. Ich glaube, die Qualität der Versorgung ist einfach das Problem, dass Patienten keine Verordnung bekommen oder vier Wochen auf Termine warten müssen.“ (Physio_Praxis_1)

Manchmal wird den Studienabsolvent*innen zwar eine andere Herangehensweise als ihren fachschulischen Kolleg*innen attestiert, jedoch keine Verbesserung des Outcomes wahrgenommen. Eine reguläre Ausbildung, gegebenenfalls um eine spezifische Weiterbildung ergänzt, wäre demnach nach Einschätzung einiger Arbeitgebervertreter*innen ausreichend.

„Also ich sehe das nicht, dass die besser oder schlechter arbeiten. […] also wenn ich das doch richtig verstehe, dann ist der Lehrplan ja relativ gleich zur herkömmlichen Ausbildung, außer dass

halt das wissenschaftliche Arbeiten, Studien und sowas, das fehlt halt in der Ausbildung, das wird im Studium gelehrt. Das ist ja auch gut, aber das, finde ich, ist jetzt am Patientenbett nicht unbedingt das, was mich nach vorne bringt.“ (Heb_Klinik_1)

„Also damit ist jetzt gemeint, dass durch diese, ich sage mal sehr wertige Ausbildung die Versorgung der Bewohner besser werden soll. Also das glaube ich jetzt nicht unbedingt, um ehrlich zu sein. Also ich glaube schon, dass unsere, in Anführungsstrichen, normalen Azubis, die Bewohner genauso gut versorgen können.“ (Pflege_Einrichtung_1)

„Also es ist zu sehen, […] dass die schon in der Befundung andere Teste anwenden oder wissenschaftlicher Arbeiten und sagen, der Test XY war positiv oder negativ. Die große Frage ist, ob das die Behandlung beeinflusst oder ob das einfach ein guter Referenzwert ist um zu sagen, wenn ich den Test wiederhole, sehe ich, ob es besser geworden ist. Was ein erfahrener Therapeut auch hinbekommt, nur der nennt den Test nicht beim Namen.“ (Physio_Praxis_1)

Eine interviewte leitende Hebamme benennt den quantitativen Mangel an Personal als ein grundsätzliches Problem, das sich nicht durch die Qualität der Ausbildung lösen lasse - eine Einschätzung, die sicher auch auf andere Settings und Berufsgruppen übertragbar ist:

„Das ist jetzt eine schwierige Frage. Also in der Theorie, wenn ich mir das Konzept angucke, wenn ich mir die Theorie angucke, würde ich Ihnen ad hoc ja sagen. Ich sehe in der Praxis aber im Moment einfach aufgrund des Fachkräftemangels ein Riesenproblem. Und im Moment würde ich Ihnen jetzt sagen, da kann ich keine Versorgung verbessern, weil die Manpower erst mal fehlt.

Also die ist erst mal nicht da. Und langfristig gesehen würde ich Ihnen sagen, ja.“ (Heb_Klinik_2))

4.2.3 ERGEBNISFELD 3: ZUFRIEDENHEIT UND AKZEPTANZ

Im Folgenden wird der wichtige Aspekt der Zufriedenheit der Arbeitgeber*innen mit der Beschäftigung von Absolvent*innen der Modellstudiengänge sowie mit den Studiengängen beleuchtet.