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Auswirkungen der Ausbaubaggerungen auf Fische/Neunaugen

Im Dokument Planänderungsunterlage Teil 5 (Seite 138-142)

6.3 Beschreibung ausgewählter Umweltauswirkungen des Vorhabens,

6.3.4 Auswirkungen der Ausbaubaggerungen auf Fische/Neunaugen

diese stattfinden und welche Baggergeräte zum Einsatz kommen. Der Einsatz von Eimerkettenbaggern und Löffelbaggern ist für Fische weitgehend unproblematisch, da diese keine Saugströmung erzeugen, und die Fische die Möglichkeit zum Ausweichen haben. Jedoch werden Eimerkettenbagger oder Löffelbagger nur bei bindigen Böden eingesetzt (z.B. Ton, Mergel), in denen sich ohnehin keine Bodenfische eingraben können. Bei sandigen Böden ist dagegen der Einsatz von Saugkopf- oder Hopper-baggern vorgesehen. Die Anströmgeschwindigkeiten am Saugkopf können bis zu 6 m/s betragen. Diese Geschwindigkeit muss demzufolge von den Fischen aufge-bracht werden, um der Ansaugströmung zu entrinnen, sofern sie nicht schon vorher vor dem sich nähernden Baggerschiff geflüchtet sind. Zum Vergleich: Stichlinge brin-gen es auf eine Fluchtgeschwindigkeit von 0,4 m/s, die des Herings wird mit ca. 1 m/s und die des (Keta-)Lachses mit 2,43 m/s angegeben (IHF 1997, p 495 und die dort zi-tierte Literatur). Bei Fischlarven ist die Fluchtgeschwindigkeit geringer. Die Werte

60 Anmerkung der Gutachtergemeinsacht: Station 2 = Bereich der geplanten UWA St. Margarethen

chen deutlich, dass Fische, die in den Bereich des Saugkopfes gelangen, nicht flüch-ten können und eingesogen werden. Über quantitative Verluste der einzelnen Fisch-arten können keine Angaben gemacht werden, da bislang keine Studien über Verlust-raten durch Saugbagger erstellt wurden. Generell sind Brut und Laich stärker betrof-fen als ausgewachsene Fische. Es ist davon auszugehen, dass (gesunde) adulte Fi-sche durch Turbulenzen, Schallemissionen, Vibrationen oder visuelle Reize der Bag-geraktivität zur Flucht veranlasst werden und somit nicht in Gefahr kommen, eingeso-gen zu werden.

Die Baggerungen finden gemäß Unterlage B.2 im Bereich des Hauptstromes statt, so dass die Laichgebiete (Flachwasserzonen) nicht betroffen sind. Jedoch können pela-gische Eier, insbesondere die der Finte, die in tiefere Bereiche verdriftet werden, in den Bereich der Saugköpfe gelangen und beim Ansaugvorgang, dem Durchgang durch das Saugrohr und während der folgenden Verbringung zerstört werden. Die Auswirkung kann nur dann Relevanz erlangen, wenn die Baggerungen im Bereich des Hauptlaichgebiets der Finte in die Laichzeit (Mai/Juni) fallen. Generell stieg der Fin-tenbestand (und der anderer Elbfische) in den letzten Jahren stetig an, obwohl insbe-sondere im Bereich der Delegationsstrecke, die im Hauptlaichgebiet der Finte liegt, verstärkt gebaggert wurde. Eine Erklärung dafür ist u.a. die Fortpflanzungsstrategie dieser Art: Die Finte nutzt die r-Strategie (Erzeugung eines Nachkommen-Überschusses, von dem nur ein Bruchteil die Geschlechtsreife erlangt, siehe Erläute-rungen in Kap. 6.1.3 Populationsökologische Grundlagen). Die Finte gehört in der Ti-deelbe zu den absolut häufigsten Fischarten.

Die südlichen Flachwasserzonen zwischen Este und Schwingemündung weisen we-sentlich höhere Dichten an Finteneiern auf, als die Nordufer (siehe Teilgutachten H.5b.). Nach der Laichzeit verteilen sich Eier und Brut der Finte mit der Strömung auch im Hauptstrom, während die Eier anderer Fischarten in den Randbereichen verbleiben. Baubedingt sind somit Auswirkungen auf die Finte durch Baggermaßnah-men während der Laichzeit zu prüfen. In Anbetracht des beachtlichen Fintenbestan-des in der Tideelbe unterhalb von Hamburg (gehört zu den absolut häufigsten Fisch-arten in den Abschnitten 2 und 3: Strom-km 631-655 und Strom-km 655-Ende UG) sowie außerhalb des UG in der deutschen Bucht ist eine mess- und beobachtbare Beeinträchtigung äußerst unwahrscheinlich. Gleichwohl ist eine gering negative Aus-wirkung nach der Methode UVU zu konstatieren. Diese gering negative AusAus-wirkung bezieht sich jedoch lediglich auf Individuenebene und nicht auf Populationsebene.

Die insgesamt positive Entwicklung des Fintenbestandes im Bereich der deutschen Nordseeküsten zeigt sich auch an der Bestandszunahme in der Deutschen Bucht. Die Finte wurde dort seit etwa 1990 deutlich häufiger in wissenschaftlichen Probefängen nachgewiesen als in früheren Jahren und ist wieder regelmäßig in den deutschen Küstengewässern anzutreffen (BFA Fischerei 2001, NABU-Akademie 2001, Stelzen-müller et al. 2003a, b). Für Neudecker et al. (2005) ist die Finte in der Deutschen Bucht und im Wattenmeer „no longer endangered“, Neudecker & Damm (2005) for-dern eine im Vergleich zum Maifisch geringere Einstufung in den Roten Listen.

Kloppmann et al. (2003) stellen ebenfalls in Frage, ob die Einstufung als Rote-Liste-und FFH-Art auch zukünftig noch gerechtfertigt ist. Die in dieser Unterlage zitierten

Roten Listen der Fische (s.o.) sind überwiegend veraltet. Lediglich die Rote Liste der Fische Schleswig-Holstein ist auf einem aktuellen Stand und führt (Neumann 2002) keinen Gefährdungsgrad für die Finte auf.61 Haesloop (2004) stuft die Finte sogar als sehr häufig bis massenhaft ein. Die Auswirkungen baubedingter Baggermaßnahmen auf die Finte werden als mittelräumig, mittelfristig und gering negativ bewertet. Die Auswirkungen sind somit unerheblich negativ.

Auch wenn es sich nach UVU-Maßstäben um eine unerheblich negative Auswirkung auf die Fischart Finte handelt (weil die Auswirkungen so gering sind, dass kein lang-fristiger Wertstufenverlust zu besorgen ist), wird empfohlen, vom 1. Mai bis 30. Juni (Hauptlaichzeit der Finte inklusive der daran anschließenden zweiwöchigen Lar-valphase) im Rahmen des Fahrrinnenausbaus im Elbabschnitt km 644 bis 638,9 (Bundesstrecke) und im Elbabschnitt km 638,9 bis 636 (Hamburger Delegationsstre-cke), keine Laderaumsaugbagger (Hopperbagger) einzusetzen.

Weiterhin wirken sich die Veränderungen des Zoobenthosbestandes auf Fische aus.

Die Beeinträchtigung des Zoobenthos wirkt sich auch auf die Fische aus, da das Zoo-benthos die Nahrungsgrundlage darstellt.

Neben der eigentlichen mechanischen Beeinträchtigung durch die Baggerungen selbst können die dabei entstehenden Trübungswolken zu Auswirkungen führen. Da jedoch im Fahrwasser gebaggert wird, wo Sande dominieren, wird es nicht zu größe-ren Trübungswolken kommen, da das aufgewirbelte Material schnell absedimentiert (vgl. Unterlage H.2a). Flachwasserbereiche, in denen die Fische laichen, werden nicht betroffen sein (siehe auch Auswirkungen Zooplankton).62

Fazit: Die baubedingten Auswirkungen der Fahrrinnenvertiefung sind (nach den Maß-stäben der UVU) als mittelräumig, mittelfristig und gering negativ sowie insgesamt als unerheblich negativ zu bewerten.

Eine Übersicht zum Wanderverhalten und zur potentiellen Betroffenheit von Fischen und Neunaugen (Adulte, Laich und Larven) gegenüber diesem Wirkpfad ist in Tabelle 6-2 dargestellt.

Hinweis: Eine Abschätzung der Verluste an Eiern und Brut der Finte durch Hopper-bagger ist nicht möglich. Angaben zur Fintenei- und Fintenlarvenkonzentration in auswählten Bereichen der Tideelbe (Untersuchung zu den Kraftwerksplanungen der Firma Electrabel in Brunsbüttel und Stade-Bützfleth) gibt Limnobios (2008). Schirmer

& Schulze (2005) bringt Ergebnisse zu Eier- und Larvenfänge in der Weser.

61 „Als derzeit nicht gefährdet wurden Aland, Finte, Flunder, Karausche, Schleie und Steinbeißer einge-stuft. Die Bestände dieser Arten sind mäßig häufig, eine Gefährdung ist zur Zeit nicht erkennbar.“

62 Anmerkung: Zu den potentiellen Auswirkungen von Sedimentaufwirbelung zählen: Beeinträchtigung der respiratorischen Organe (Kiemen), Zusedimentierung von Laich, Flossenerosion, Trübung der Cornea (Hornhaut), Verstärkter Pilzbefall des Laiches durch schlechtere Sauerstoffversorgung und erhöhter Nährstoff- bzw. Schadstofffreisetzung durch Aufwirbelung von belastetem Sediment. Generell gilt, dass adulte Fische gegenüber Trübung unempfindlicher sind als Larven und Eiern, da sie der Wolken aus-weichen können (Haesloop 2004, De Groot 1979 zit. in IHF 1997).

Tabelle 6-2: Übersicht zum Wanderverhalten ausgewählter Fische und Neunaugen und Betroffenheit (Adulte, Laich und Larven) durch die Ausbaubaggerung (Saug-bagger)

Von Ausbaumaßnahmen der Fahrrinne (Einsaugen) betroffen („worst case“)?

Rapfen

pota-modrom In Ufernähe (nicht sohlnah)

In Ufernähe (nicht sohlnah)

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - Geringe Auswirkungen auf Laich und

Lar-ven (Baggerrestriktion in der Hauptlaichzeit und anschließender Larvalzeit)

Finte anadrom In der Strommitte (nicht sohlnah)

In der Strom-mitte und in U-fernähe (nicht sohlnah)

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - Geringe Auswirkungen auf Laich und

Lar-ven (Baggerrestriktion in der Hauptlaichzeit und anschließender Larvalzeit)

Lachs anadrom In der Strommitte (nicht sohlnah)

In der Strom-mitte*

(oberflächen-nah)

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - keine Auswirkungen auf Laich und Larven

Fluss-neunauge anadrom eher in Ufernähe, weniger in der

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - keine Auswirkungen auf Laich und Larven

Meer-neunauge

anadrom eher in Ufernähe, weniger in der

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - keine Auswirkungen auf Laich und Larven Aal katadrom In Ufernähe

(nicht sohlnah)

In der Strom-mitte (sohlnah)

- Gesunde Fische führen eine Meidungsre-aktion aus!

- „worst case“: Subletale bis letale Schädi-gung einzelner Individuen durch Einsaugen - keine Auswirkungen auf Laich und Larven Erläuterung: **Quelle: Thiel (2007: 25ff) und die dort zitierte Literatur. Das Wanderverhalten ist von div.

Faktoren abhängig (u.a. Witterung, Strömungsverhältnisse, Oberwasserabfluss etc.)

* = Bei den Neunaugen und beim Lachs steigt nur die neue Generation ab, die Alttiere ster-ben nach dem Laichen.

potamodrom:= Bezeichnung für das Wanderungsverhalten von Fischen, die Wanderungen ausschließlich im Süßwasser vollziehen; anadrom = Bezeichnung für das Wanderungsver-halten von Fischen, die ihr Entwicklung bis zur Geschlechtsreife im Meerwasser vollziehen und zur Fortpflanzung in die Flüsse aufwandern; katadrom = Bezeichnung für das Wande-rungsverhalten von Fischen, die ihr Entwicklung bis zur Geschlechtsreife in Flüssen vollzie-hen und zur Fortpflanzung in das Meer abwandern.

6.3.5 Störzonenprognose für Tierarten gegenüber bauzeitlichen

Im Dokument Planänderungsunterlage Teil 5 (Seite 138-142)