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7 EMPIRISCHE ANALYSE

7.7 Lineare Regression

7.7.3 Auswertung der Regressionsergebnisse

7.7.1 Anmerkungen

Für die vorliegende Untersuchung sind die Resultate der linearen Regression leider nur eingeschränkt geeignet. Die Zahl der untersuchten Fälle sollte möglichst groß sein. Die Zahl der europäischen Telefongesellschaften, die in den Mitglieds-staaten der Europäischen Union die nationalen PTT-Monopole bildeten, ist aber begrenzt.

7.7.2 Alternative Modelle

Von der Berechnung aufwendigerer Verfahren wie einer Panel-Regression oder einer „Time Series Cross Section“-Regression wurde abgesehen. Solche Modelle eignen sich für die Untersuchung von Datensätzen mit geringer Fallzahl und wiederholten Messungen (Beck/ Katz, 1995: 634). Für derartige Modelle steht keine ausreichende Datenbasis zur Verfügung, sodass auf die Verwendung verzichtet wurde. Fink/ Schneider (2004) weisen zudem in ihrer Untersuchung der Rahmen-bedingungen zur Privatisierung, in der sie die ausschlaggebenden Faktoren in OECD-Ländern bei der Privatisierung in den Sektoren Telekommunikation, Energie und Transport untersuchen, auf die uneindeutige Interpretierbarkeit der Ergebnisse ihrer

„Time Series Cross Section“-Regression hin (Fink/ Schneider, 2004: 218-219). Dabei gehen die Autoren nach dem Verfahren von Katz und Beck (1995) vor, das mittlerweile das Standardverfahren zur Zeitreihenanalyse von Länderdaten entwickelt hat (vgl. auch Beck/ Katz, 1995; Beck, 2001). Sie verweisen auch auf die anhaltende wissenschaftliche Diskussion um die Angemessenheit und Interpretierbarkeit solcher Ergebnisse25. Weiterhin weisen sie darauf hin, dass durch das Analyseverfahren Effekte verwischt und Fehler hervorgerufen würden. Aus den beschriebenen Problemen sehen sich Fink und Schneider veranlasst, in ihrer Untersuchung mittels linearer Regression fortzufahren (Fink/ Schneider, 2004: 219).

7.7.3 Auswertung der Regressionsergebnisse

Tabelle 7-4 zeigt die Ergebnisse der linearen Regression. Für jede abhängige Variable wurde das Modell berechnet. Die Interpretation der Ergebnisse wird von der

25 Ein Beispiel ist der Artikel von Plümper/ Manow/ Troeger, (2004).

geringen Fallzahl beeinflusst, die mit 16 untersuchten Unternehmen eindeutig zu gering ist, um aufgrund der Resultate verlässliche Schlüsse zu treffen. Die Ergebnisse sind nicht robust. Entfernt man Ausreißer in den einzelnen Modellen, so verändern sich die Koeffizienten deutlich.

Tabelle 7-4: Ergebnisse der linearen Regression

Unabhängige Variable: Anteil Staatseigentum Abhängige Variable Koeffizient Konstante n

EBIT t-2 0.027* -1.74 0.29 14

EBIT t+2 -0,023 2.23 0.12 15

EBIT t+2 korrigiert -0.011* 1.83 0.45 13

SAL t-2 -0,004 1,31 0,11 14

SAL t-2 korrigiert 0,001 0,78 0,03 13

SAL t+2 -0,0045 2,30 0,00 15

SAL t+2 korrigiert -0,0046 1,55 0,22 13

Umsatzrendite t-2 .0267 -1.29 0.20 14

Umsatzrendite t+2 -0.002 0.88 0.00 15

Umsatzrendite t+2 korrigiert -0.003 1.13 0.05 14 Mitarbeiterzahl t-2 -0.0003 1.05 0.004 14 Mitarbeiterzahl t+2 -0.023* 2.43 0.26 15 Mitarbeiterzahl t+2 korrigiert -0,008** 1,36 0,26 14

Umsatz pro Mitarbeiter t-2 -0.0024 1.11 0.10 14 Umsatz pro Mitarbeiter t+2 0.002 1.18 0.04 15

* Signifikant bei α = 0,05; ** signifikant bei α = 0,1; *** signifikant bei α = 0,01

Betrachten wir zunächst den Determinationskoeffizienten r², der die durch das Modell erklärten Abweichungen an den insgesamt vorhandenen Abweichungen erklärt. Damit lässt sich der Anteil der erklärten Varianzen der abhängigen Variable durch das Modell beschreiben. Fünf der berechneten Modelle weisen ein r² von über

0,1 auf. Der höchste Wert beträgt 0,45, ein hoher Wert für sozialwissenschaftliche Studien. Einige Modelle weisen dagegen Werte nahe Null auf, sodass ein Zusammenhang nahezu nicht vorhanden ist.. Das Regressionsmodell stellt bei den Variablen mit hohem r² ein geeignetes Untersuchungsverfahren dar. Schnell et al.

(2005) warnen vor der Interpretation von Regressionskoeffizienten, wenn r² nahe Null läge (Schnell et al., 2005: 457).

Operatives Einkommen (EBIT)

Der Anteil des Staatseigentums an den untersuchten Unternehmen hatte vor Beginn der Privatisierung einen positiven Effekt auf das operative Einkommen (Variablenname: qebittm2). Je höher der staatliche Anteil war, desto höher waren die Einnahmen aus dem operativen Geschäft. Es kann davon ausgegangen werden, dass der staatliche Anteil an den Unternehmensaktien vor der Privatisierung eine gute Erklärung für die Höhe des Betriebsergebnisses darstellt.

Nach der Privatisierung ändert sich das Bild. Je geringer der staatliche Anteil an den Unternehmensaktien ist, desto höher ist das Betriebsergebnis (qebittp2) der untersuchten Unternehmen. Diese Tendenz lässt sich gut in Abbildung 4 erkennen.

Die Steigung der Regressionsgerade beträgt –0,023.

Belcom

Abbildung 4: Betriebsergebnis nach der Privatisierung

In Abbildung 4 fallen zwei Ausreißer auf. Telecom Italia (ITTE) und Kingston Communications (KCOM) weisen sehr hohe Werte auf. Betrachtet man die Ergebnisse nach der Privatisierung ohne die beiden Ausreißer (qebittp2_c), zeigt sich ein anderes Bild. Der Wert des Regressionskoeffizienten beträgt –0,01 (die Steigung der Regressionsgerade fällt damit geringer aus) und ist statistisch signifikant, r² liegt bei 0,45. Damit erklärt das Modell 45% der Varianz der abhängigen Variable.

Umsatz (SAL)

Bei Betrachtung der Regressionsergebnisse des Umsatzes vor der Privatisierung fällt der negative Regressionskoeffizient von –0,004 bei einem r2 von 0,11 auf. Ein geringerer Staatsanteil an den Unternehmensaktien vor Beginn des Privatisierungsprogramms führt zu höheren Umsätzen. Im Datensatz fällt der hohe Wert von Telecom Italia (ITTE) auf, der deutlich über den Werten der anderen Unternehmen liegt. Entfernt man diesen Wert und rechnet die Regression (qsaltm2_c) erneut, erhält man einen positiven Regressionskoeffizienten von 0,001 bei einem r2 von 0,03. Dadurch kann man erwarten, dass der Umsatz höher ist, je höher der staatliche Aktienbesitz ausfällt. Diese Beobachtung stimmt mit der Erwartung aus Hypothese 2 überein.

Belcom

BT C&W

DTE FTE OTE KCOM

KPN PTE

SON

EIR TELE TDC

11.21.41.61.82Umsatz nach der Privatisierung

0 20 40 60 80

Staatlicher Anteil nach der Privatisierung

Umsatz nach der Privatisierung

Abbildung 5: Umsatz nach der Privatisierung (qsaltp2_c)

Nach der Unternehmensprivatisierung fällt zuerst der r2 –Wert von Null für die Umsatz-Variable auf. Das Modell sagt nichts aus. Bei Betrachtung der Werte fallen extrem hohe Werte von Telefonica (TELE) und Telecom Italia (ITTE) auf. Beide Werte sind viermal höher als die Werte der übrigen Unternehmen. Rechnet man die Regression ohne diese beiden Werte (qsaltp2_c) erneut, ergibt sich ein eindeutigeres Bild (Abbildung 5). Der Regressionskoeffizient beträgt –0,0046 bei 22% erklärter Varianz. Von steigendem Umsatz kann ausgegangen werden, je geringer der Staatsanteil an den Aktien des Unternehmens ist. Damit werden die Erwartungen in Hypothese 2 bestätigt.

Umsatzrendite (ROS)

Als weiteres Profitabilitätsmaß wird die Umsatzrendite vor und nach der Privatisierung mit Hilfe des Anteils staatlichen Eigentums erklärt. Hier wird der bei der Betrachtung des Betriebsergebnisses entstandene Eindruck bestätigt. Vor der Privatisierung ist eine deutliche Tendenz zu beobachten, dass Unternehmen im vollständigen Staatseigentum profitabler (qrostm2) sind als Unternehmen in gemischten Systemen (Telefonica, Telecom Italia und TeleDanmark). Der Regressionskoeffizient ist nicht signifikant, das Gütekriterium für das Modell (r²) hat einen Wert von 0,2.

Staatlicher Anteil nach der Privatisierung

Umsatz nach der Privatisierung (Retrurn on Sales)

Abbildung 6: Umsatzrendite nach der Privatisierung (qrostp2_c)

Nach der Privatisierung wird das Bild uneinheitlicher. Der Regressionskoeffizient (qrostp2) von –0,002 deutet an, dass es keine Auswirkung auf die Umsatzrendite hat, in welchem Umfang die Anteile des Unternehmens privatisiert wurden. Der Anteil der erklärten Varianz (r²) ist sehr gering, d.h. das Regressionsmodell eignet sich nicht zur Vorhersage der Umsatzrendite nach der Privatisierung. Alle Unternehmen bewegen sich, wie Abbildung 5 zeigt, um den Wert 1, d.h. die Umsatzrendite nach der Privatisierung unterscheidet sich kaum vom Wert des Privatisierungsjahres.

Einziger Ausreißer bei dieser Betrachtung ist die regionale Telefongesellschaft Kingston Communication. Hier ist eine eindeutige Verschlechterung der Umsatzrendite von einem Wert 2,48 vor der Privatisierung (Verhältnis des Wertes t-2 zum Wert des Privatisierungsjahres) zu einem Wert von –2,24 nach der Privatisierung zu verzeichnen. Vor der Privatisierung war die Umsatzrendite damit doppelt so hoch wie im Privatisierungsjahr, nach der Privatisierung betrug sie weniger als die Hälfte.

Entfernt man den Eintrag von Kingston Communication aus dem Datensatz, ergibt sich für die Messung nach der Privatisierung (qrostp2_c) ein etwas deutlicheres Bild (Abbildung 6). Der Wert des Regressionskoeffizient beträgt –0,003, das Gütekriterium r² steigt auf 0,05. Damit lässt sich eine leichte Tendenz erkennen, nach der die Umsatzrendite steigt, je stärker die Telefongesellschaften privatisiert werden.

Beschäftigung

Die Auswirkungen der Eigentumsverhältnisse auf die Beschäftigung werden anhand der Mitarbeiterzahl vor und nach der Privatisierung gemessen. Vor der Privatisierung beträgt der Regressionskoeffizient –0,0003, das Gütekriterium r² liegt bei 0,004.

Nach der Privatisierung (qma_tp2) beträgt der Regressionskoeffizient –0,023, der Wert ist auf dem 5%-Niveau signifikant. Der Eigentum des Staates an den Unter-nehmensanteilen erklärt 26% der Veränderungen bei der Beschäftigung. Wiederum fällt ein Ausreißer auf (ITTE). Ohne den Mitarbeiter-Quotienten der Telekom Italia (qma_tp2_c) beträgt der Regressionskoeffizient –0,008 (signifikant auf dem 10%-Niveau) bei unverändertem r² von 0,26.

Dieses Ergebnis, das mit sinkendem Staatsanteil an den Unternehmen Steigerungen des Beschäftigungsniveaus anzeigt, ist überraschend. Abbildung 7

verdeutlicht diesen Zusammenhang. Hypothese 3 des Theorieteils, die sinkende Beschäftigung prognostizierte, kann damit nicht bestätigt werden.

Belcom BT

C&W

DTE OTEFTE

KCOMKPN

PTE SON EIR

ITTE

TELE TDC

TELIA

0246Mitarbeiterzahl t+2

0 20 40 60 80

Staatsanteil t+2

Beschäftigung t+2

Abbildung 7: Beschäftigung nach der Privatisierung (qma_tp2)

Umsatz pro Mitarbeiter

Beim Umsatz pro Mitarbeiter, einem Indikator für die Effizienz des Unternehmens, zeigt sich vor der Privatisierung (qspetm2), dass die Unternehmen in gemischten Systemen eine bessere Performance haben als die Unternehmen im 100%igen Staatseigentum. Der Regressionskoeffizient von –0,002 zeigt diesen Zusammenhang (bei einem r² von 0,1).

Nach der Privatisierung (qspetp2) ergibt sich ein anderes Bild. Der Regressionskoeffizient beträgt 0,002 bei einem r² von 0,1. Abbildung 8 zeigt, dass der Umsatz pro Mitarbeiter höher ist, je höher der staatliche Anteil an den Unternehmensanteilen ist. Dieses überraschende Ergebnis widerspricht damit zunächst allen Erwartungen, die sich aus den ökonomischen Theorien ableiten lassen.

Damit widerspricht die vorliegende Analyse den aus der Theorie der X-Effizienz abgeleiteten Hypothesen.

Eine mögliche Erklärung könnte in dem Zusammenspiel der drei Entwicklungen Regulierung, Privatisierung und Liberalisierung zu finden sein. Durch die Nähe der

privatisierten Unternehmen und die im Vorfeld der Privatisierungen gemachten politischen Zugeständnisse gegenüber Mitarbeitern und Gewerkschaften ist es denkbar, dass gerade privatisierte Unternehmen über geringe Distanz zu den Regulierungsstellen und den zuständigen Ministerien verfügen, durch die sie ihre Interessen effizient platzieren können.

Belcom

BT

C&W

DTE

FTE OTE

KCOM

KPN PTE

SON

EIR ITTE

TDC TELE

TELIA

.811.21.41.61.8Umsatz pro Mitarbeiter

0 20 40 60 80

Staatlicher Anteil

Umsatz pro Mitarbeiter nach Privatisierung

Abbildung 8: Umsatz pro Mitarbeiter nach der Privatisierung