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3. Einflussfaktoren auf die künftige Garagenentwicklung

3.4. Ausgangslage in Spremberg

Neben der Entwicklung der Gesellschaft und des Verkehrs ist die räumliche Verteilung der Spremberger Bevölkerung ein entscheidender Faktor für die Garagenentwicklung. Von den 14 Ortsteilen sowie der Innenstadt sind neben letztgenannter vor allem Schwarze Pumpe und Trattendorf maßgeblich für die Identifikation von potentiellen Garagennutzern, da in den umliegenden dörflichen Ortsteilen wie Türkendorf kein Geschosswohnungsbau existiert und daher kaum begründetes Interesse an Garagen besteht.

Tabelle 3: Bevölkerung Spremberg 2019 nach Ortsteilen

Spremberg Stadtkern 14.202 OT Schwarze Pumpe 1.859

OT Cantdorf 362 OT Sellessen 819

OT Graustein 340 OT Terpe 264

OT Groß Luja 262 OT Trattendorf 1.915

OT Haidemühl 603 OT Türkendorf 117

OT Hornow 401 OT Wadelsdorf 164

OT Lieskau 225 OT Weskow 830

OT Schönheide 96 Summe Ortsteile 8.257

Gesamtbevölkerung 22.459 Quelle: Fachbereich 32: Bürgerservice Spremberg (27.01.2020).

Die Garagenkomplexe wurden als Ergänzung zu den Geschosswohnungsbaukomplexen der DDR errichtet. Namentlich sind dies der Schomberg, der Kollerberg, der Georgenberg, der Trattendorfer Hof sowie Wohnungskomplexe in Trattendorf und Schwarze Pumpe. Ein großer Anteil mehrgeschossigen Mietwohnungsbaus in Spremberg fällt zusätzlich auf den Innenstadtbereich ab. Besonders hier sind sichere Stellplätze bspw. in Innenhöfen nur in geringem Umfang vorhanden.

Durch die anhaltend negative Bevölkerungsentwicklung der Stadt und steigenden Leerstand wurden Rückbaumaßnahmen auf dem Schomberg notwendig. Innerhalb des Stadtumbau I wurde dort nahezu der komplette Geschosswohnungsbau flächig zurückgebaut und in Trattendorf sowie dem Kollerberg punktuelle Rückbaumaßnahmen

unternommen. Insgesamt wurden in dieser Stadtumbauperiode 1.410 WE zurückgebaut.

Stadtumbau II beschäftigte sich vor allem mit dem Stadtrandgebiet Trattendorf sowie dem Kollerberg und dem Georgenberg. In diesem Rahmen wurden rund 400 weitere Wohnungen zurückgebaut. Zum Vergleich: der aktuelle Gesamtwohnungsbestand Sprembergs umfasst knapp 13.000 Wohnungen.

Insgesamt verfügt Spremberg über 29 Garagenkomplexe auf städtischem Grund sowie einige Einzelstandorte. Insgesamt rund 2.000 Garagen umfasst dieser Bestand6. Darüber hinaus existieren in Trattendorf mit den Komplexen Blütenweg und Ascheberg zwei große Anlagen in privatem Eigentum. Ebenfalls auf privatem Grund liegt der Komplex Georgenstraße, welcher an das Wohngebiet Georgenberg grenzt. In Summe befinden sich damit ca. 1.200 weitere Garagen in Spremberg. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an dezentral gelegenen Garagenreihen der städtischen Wohnungsunternehmen. Eine Konzentration dieser lässt sich vor allem am Trattendorfer Hof feststellen. Eine genaue Anzahl dieser Garagen konnte nicht ermittelt werden, sie dürfte jedoch stadtteilübergreifend im dreistelligen Bereich liegen.

Abbildung 6: Fotographische Bestandsaufnahme Brigittenweg 22.08.2019

Fotos: Felix Krex (22.08.2019).

Der ehemals größte Komplex der Stadt befindet sich im Brigittenweg. Problematisch ist heute vor allem die große Entfernung zum Großwohngebiet Kollerberg. Im vorderen Teil

des Komplexes befinden sich einige sehr gepflegte Reihen, die weiterhin genutzt werden, während der hintere Bereich größtenteils aufgegeben wurde und unter extremen Müllansammlungen und Verwüstungen litt. Dies ging so weit, dass ganze ausgeschlachtete Autowracks in den Einheiten zurückgelassen wurden.

Nachdem 2014 bereits 50 Garagen abgerissen worden waren, wurden 2020 weitere 268 Einheiten zurückgebaut und die enormen Müllansammlungen entsorgt. Dabei muss noch einmal deutlich gemacht werden, dass diese Baulichkeiten entgeltlos von der Stadt zurückgenommen wurden und der eigentliche Nutzer bzw. die Verursacher dieses Zustandes nicht belangt wurden. Die gesamten Kosten für die Rückbaumaßnahmen trägt die Stadt Spremberg. Hierdurch wurde der Komplex am Neudorfer Weg am Kollerberg mit 410 Garagen zum Größten auf einer städtischen Fläche.

Zum größten Komplex in Spremberg wurde nach den Rückbaumaßnahmen im Brigittenweg der im Privatbesitz befindliche Ascheberg in Trattendorf mit über 500 Einheiten. Auch hier werden offensichtlich große Teile nicht zum Einstellen von Pkw genutzt.

Bei der Nutzung der Garagen wird zwischen Eigentums- und Mietgaragen unterschieden.

Für erstere muss der Nutzer pro Jahr die Grundsteuer in Höhe von 11,93 € für die Nutzung des Grund und Bodens entrichten. Darüber hinaus sind 30,50 € Nutzungsentgelt an die Stadt als Grundstückseigentümer zu entrichten. Dieser Betrag entspricht gerundet dem Mindesterhöhungsbetrag der NutzEV. Mit 42,43 € im Jahr ist der Besitz einer Garage in Spremberg daher sehr günstig.

Gemäß Grundstücksmarktbericht 2018 des Landkreises liegt die durchschnittliche Monatsmiete für Garagen im SPN-Kreis bei etwa 10 bis 50 Euro pro Garage. In Spremberg liegt diese mit lediglich 10,50 Euro am untersten Ende. Eine Ausnahme bildet der Komplex Eigener Aufbau. Dieser wurde 2011 durch die Stadt von einem privaten Eigentümer gekauft. Die monatliche Miete von 20 Euro wurde beibehalten. Trotz höherer Entgelte ist dieser Komplex sehr gefragt.

Der Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Spremberg sieht für die Garagennutzung Sonderbauflächen „Garagenkomplex“ vor. Diese Flächen dürfen ausschließlich für die festgesetzten zweckgebundenen Bauvorhaben genutzt werden. Garagen sind jedoch ebenfalls häufiger auf Wohnbauflächen vorhanden. Der Komplex Trattendorfer Straße hingegen ist bspw. fernab jeglichen Geschosswohnungsbaus im Außenbereich auf einer landwirtschaftlichen Fläche gelegen. So ergibt sich ein äußerst differenziertes Bild.

Tabelle 4: Garagenkomplexe im Stadtgebiet

Nr. Name des Komplexes Gebiet Anzahl der Garagen

Garagen auf städtischem Grund

1 Adolph-Diesterweg-Ring T 64

2 Artur-Becker-Ring 1 (Ascheberg) T 24

Von den 2.023 Garagen auf städtischem Grund sind ein Großteil Eigentumsgaragen, während derzeit (Stand August 2020) lediglich ca. 300 Garagen von der Stadt zur Miete angeboten werden. In den meisten Komplexen befindet sich daher höchstens eine sehr geringe, meist einstellige Zahl an Mietgaragen, während in den Komplexen Brigittenweg sowie Bergmannsweg größere Bestände im dreistelligen Bereich zu finden sind.

Besondere Ausstattungsmerkmale finden sich in den Garagenkomplexen kaum. Lediglich beide Komplexe am Artur-Becker-Ring verfügen jeweils über eine Kfz-Auffahrrampe, auf welcher theoretisch Arbeiten am Unterboden und der Karosserie möglich sind. Durch das hohe Alter und die nicht zu gewährleistende Sicherheit dürfen diese heute allerdings nicht mehr befahren werden.

Abbildung 7: Auffahrrampe am Komplex Artur-Becker-Ring 1 (Ascheberg)

Foto: Felix Krex (19.02.2020).

Von der kommunalpolitischen Seite wurden die Garagenkomplexe auf städtischem Grund in den vergangenen Jahren mittelfristig gesichert. Mit dem Beschluss G/IV/07/0058 hatte die Stadtverordnetenversammlung sich im Jahr 2007 dafür entschieden, auf das Recht zur Kündigung von Garageneigentümern zu verzichten. Sie hielt sich lediglich die Option offen, dann zu kündigen, wenn eine konkrete Investition auf der Fläche geplant ist oder Gefahren bzw. Missstände vorhanden sind. Der Beschluss galt zunächst für fünf Jahre, wurde jedoch mit dem aktuellen Beschluss (G/VI/17/0328) zum zweiten Mal verlängert, bis zum 31.12. 2022.