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Die kleine Pyramide, die der Knoenmann in der Hand hielt, musste die Lösung zu allem sein. »Wie hieß es in dem Rätsel?«, erinnerte si Peter.

»Die Frage der Sphinx an di lautet:

Sag, wo liegt der Slüssel zur Wahrheit?«

»Der Slüssel zur Wahrheit liegt auf der Zunge«, tippte Layla aufgeregt.

»Das Bild dafür ist der Stein. Dort, wo die Vertiefung ist, nämli im Maul der Sphinx, da muss der Stein eingesetzt werden.«

»Beantworte die Frage der Sphinx – do sweige!«, zitierte Peter weiter.

»Einen passenden Stein kann man einfa einsetzen – und so ohne gesproene Worte die Antwort geben!«

»Liegst du fals, so leuten dir die roten Augen des Todes.

Liegst du ritig, so öffnet si das Tor zur Erkenntnis.«

»Liegst … das könnte bedeuten: legst du ihn fals, so leuten dir die Augen des Todes. Legst du ihn ritig, so öffnet si das Tor!«

Peter fühlte ein Prieln am ganzen Körper. »Wir haben es! Und das ohne Justus! Wir müssen nur den Stein nehmen und ihn in die Vertiefung der Zeinung einpassen! Dann haben wir ein jahrtausendealtes Rätsel gelöst!«

Er mate kehrt und kniete si neben das Skele. Der Stein leutete im Lit der Tasenlampe zwisen den Fingerknoen. Layla drehte die Lampe so, dass Peter besser sehen konnte. Viel vorsitiger als zuvor bog Peter die Knoen auseinander. Es knaste unangenehm und Peter zute zusammen. Do dann rutste der Stein aus der Umklammerung und fiel in den Staub. Layla leutete ihn an. Nit nur seine Form erinnerte an die großen Pyramiden, au seine gelblie Farbe wies auf die großen Bauwerke, um deren Geheimnis es ging. Mit ziernden Händen hob Peter den Stein auf und drehte ihn fasziniert zwisen seinen Fingern. »Sau!«, sagte er plötzli. In eine der Fläen war eine Figur eingeritzt. »Eine Frau

…«, murmelte Peter, »was hat sie da in der Hand? Zweige?«

Layla süelte den Kopf und tippte. »Es ist Sesat. Eine alte ägyptise Göin. Die Zweige sind ihr Sreibwerkzeug. Sesat ist die Göin der Sri. – Peter, das passt genau: Die Wahrheit liegt in der Sprae!«

»Weil das Wissen um die Pyramiden auf alten Sritafeln zu finden ist!«

Peters Atem ging sneller. Dass sie das Rätsel so weit gelöst haen, berauste ihn. Do langsam drängten si au andere Gedanken in sein Gehirn. Sie haen ihren Ursprung dort, wo seine Angst saß. »Aber wenn der ehrwürdige Sir Leonard Dempsey den Stein gefunden hat, warum liegt er dann als Leie hier in der Kammer?«

»Wenn es überhaupt Dempsey ist«, tippte Layla. »So lange kann es no

nit her sein, dass er in dieser Kammer war. Die Knoen seinen mir älter zu sein.«

»I kenne mi mit abgelagerten Toten nit aus«, sagte Peter. »I will das alles au gar nit so genau wissen. I finde es so son gruselig genug. Und außerdem ist es vollkommen egal, wer hier gestorben ist.

Derjenige jedenfalls hat den Stein gefunden und das Rätsel trotzdem nit überlebt!«

»Oder er wurde von einem Begleiter umgebrat«, tippte Layla. »Habgier!«

»Und warum hat der andere dann die Kammer nit geöffnet?«, fragte Peter zweifelnd.

»Gut. Vielleit war der Forser au allein. Und er erli vor Aufregung einfa einen Herzinfarkt!«, tippte Layla. »Bevor er die Kammer öffnen konnte.«

»Hm.« Die Erklärung war gar nit so abwegig. Peter spürte, wie stark sein Herz klope. Wie groß musste die Aufregung erst sein, wenn man ein halbes Leben lang der Kammer der Sphinx auf der Spur gewesen war? Aber konnte man wirkli sier sein? Zweifelnd betratete er den kleinen Stein.

»Wahrseinli ist es nit egal, wie herum man ihn in das Lo einsetzt«, sagte er dann. »Das Bild der sreibenden Göin muss exakt an einer bestimmten Stelle stehen.«

Layla nite nadenkli. »Das klingt vernünig. I tippe auf unten. Da, wo die Zunge der Sphinx ist.«

»Hm«, mate Peter.

»Versuen wir es?«

Peter rappelte si ho und stellte si vor die Zeinung der Sphinx.

Bedatsam drehte er den Stein in seinen Händen. »So herum?«, fragte er.

Layla nite. »Soll i es versuen?«

Für einen Moment lang war Peter verführt, auf Laylas Angebot einzugehen.

Aber das konnte er nit tun. Er musste seine Angst überwinden. Zu sade, dass Justus nit da war. Er häe ihm die Arbeit abgenommen. Aber eigentli war do alles logis: Das Rätsel. Die Öffnung. Der Stein. Die Göin na unten. Oder do na oben, weil es eine Göin war? Peter tastete die Vertiefung aus. Eine der vier Oberfläen lag in Ritung Gaumen. Es musste so sein, wie Layla gesagt hae.

»Glaubst du, dass Rubbish George hier gestanden hat?«, fragte Peter.

»Vielleit hat er si nit getraut, den Stein einzusetzen. Und konnte mit der Niederlage nit leben und ist abgehauen!«

Layla zute mit den Sultern.

»Also gut«, sagte Peter. »Wir wissen es nit. Jetzt geht es um uns. I

mae es!« Ein Satz soss ihm dur den Kopf.

Liegst du fals, so leuten dir die roten Augen des Todes.

Peter sah in die Augen der auf die Wand gezeineten Sphinx. Wie sollten sie leuten können? Mit ziernden Händen hob er den Stein und setzte ihn an die Öffnung. Er slute. Seine Augen fest auf die Augen der Sphinx fixiert, sob er die Pyramide langsam hinein.

Sie passte exakt.

Er atmete aus.

Die Augen wurden nit rot. Für ein paar Sekunden verharrten Peter und Layla wie erstarrt, ateten auf jedes no so kleine Geräus. Do alles was sie hörten, war ihr heiger Atem. Kein Meanismus wurde ausgelöst, der ihnen den Weg zum Glü wies. Es herrste eine gespenstise Ruhe.

»Das war es nit«, sagte Peter na einer Weile in einer Misung aus Enäusung und au Erleiterung darüber, dass ihnen nits gesehen war. »Oder der Meanismus ist kapu.«

Layla sah ihn ratlos an.

»Irgendetwas haben wir nit beatet«, überlegte Peter. »War unsere Annahme wirkli logis? Der Knoenmann hat den Stein und will ihn in die Zeinung einsetzen. Aber wie hat er die kleine Pyramide überhaupt gefunden?«

»Irgendwo hier«, tippte Layla.

»Layla! Wir haben verkehrt herum gedat!«, rief Peter aufgeregt aus. »Es ist nit die Zeinung der Sphinx! Es ist die Figur selber! Der Forser hae die kleine Pyramide aus der gezeineten Sphinx herausgenommen! Da war sie verstet. Und nun war er mit ihr auf dem Weg zu der ritigen Sphinx aus Stein!«

Layla drehte si um und leutete die Figur an. Dieses geöffnete Löwenmensenmaul. Es sien sie beide auszulaen.

»Der steinernen Sphinx muss man die Pyramide ins Maul setzen!«, sagte Peter. Er trat näher an die Sphinx. Die Augen waren swarze Löer. Sie flößten ihm deutli mehr Respekt ein als die auf der Zeinung. Und das Maul war ein dunkler Slund. »Gib mir mal die Tasenlampe«, sagte Peter. »Ausgerenet jetzt wird das Lit swäer …«

Layla reite ihm die Lampe und Peter leutete in die Öffnung. Na

wenigen Zentimetern verlief sie na oben, so dass man nit viel sehen konnte. »Verdammt! Die Baerien sind alle!« Peter gab Layla die Lampe zurü. Sie glomm no einen Moment, dann verlöste sie ganz. Sie standen in der Finsternis.

»Warte!«, hörte Peter.

Layla hae ihr Talky gezüt und das Display eingesaltet. Ein swaes, grünlies Lit fiel auf ihr Gesit. Sie drehte das Talky so, dass die Sphinx beleutet war. In dem zirigen Glimmen sah die Sphinx no

beklemmender aus, als sie ohnehin son wirkte.

Vorsitig fasste Peter mit der Hand in das dunkle Maul. Er spürte, wie si

seine Naenhaare vor Angst aufriteten, als könnte der Löwe jeden Moment zusnappen. Vor allem wusste er nit, was ihn erwartete. In diesem Slund konnte alles drin sein. Spinnen. Raen. Eine giige Slange.

Der Stein fühlte si gla und kalt an. Peter musste si auf die Zehenspitzen stellen, um tiefer hineinzulangen. Bald war sein halber Arm in der Sphinx

verswunden. Plötzli krabbelte etwas über seinen Unterarm. Sein Körper war wie versteinert. Er fühlte, wie si viele kleine Füße über seinen Handrüen bewegten. Peter slute und wartete auf den tödlien Sti.

Do was au immer da krabbelte – es lief seinen Zeigefinger entlang und war wieder verswunden. Peter atmete aus und wagte si wieder zu bewegen. Entnervt wollte er den Arm aus dem Slund ziehen, als er do

etwas ertastete.

»Da ist ein viereiges Lo! Für die Pyramide!« Wie erlöst riss er den Arm wieder heraus. »Layla, der Stein!«

Layla lief zur gegenüberliegenden Wand, entfernte die kleine Pyramide aus der Öffnung in der Zeinung und reite sie Peter.

Peter drehte den Stein in die ritige Position. Dann nahm er all seinen Mut zusammen, hoe, dass das Krabbeltier inzwisen die Flut angetreten hae, blite der Sphinx in die Augen und langte zum zweiten Mal in die Öffnung hinein. Vorsitig tastete er si vorwärts, dann hae er die Stelle gefunden. Langsam stete er die Pyramide in die Öffnung. Sie passte genau.

Etwas klite.

Die beiden wagten nit zu atmen.

Ein paar Sekunden lang gesah nits. Dann sate Layla und Peter vor Panik das Blut in die Beine. Erst war es nur ein leites Glimmen, do es wurde snell intensiver. Die Augen der Sphinx leuteten! Sie leuteten rot! Sie haen den Flu der Sphinx gewet!

Ein zisendes Geräus wurde hörbar und ein kalter Wind stri aus dem Maul des Königslöwen. Es fühlte si an wie der Atem des Todes. Als stände er neben si, nahm Peter mit Sreen wahr, wie ihm und Layla die Sinne swanden. »Der Flu der Sphinx«, murmelte Peter, »Layla … i sterbe … Justus … Bob …« Dann sate er zusammen. Im Fallen umarmten sie si, sie spürten son nit mehr, wie sie auf den Boden sanken.