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3. Ausgesuchte Murbrücken in der Steiermark

3.5 Brücken als Mittel zur Stadtplanung

3.5.2 Augartensteg in Graz

Der zwischen Juli 1997 und Jänner 1998 errichtete Augartensteg verbindet den städtischen Augarten, eines der beliebtesten Grazer Innenstadtnaherholungsgebiete mit dem Bezirk Gries.

Den Anstoß für dieses Projekt lieferte eine Bürgerinitiative aus dem Bezirk Gries. Die Stadt Graz errichtete den Steg mit Finanzhilfe aus dem EU-Stadtteilprogramm Urban. Der Bezirk Gries hat den geringsten Grünflächenanteil aller Grazer Bezirke.

Durch die Errichtung des stadtteilverbindenden Fußgänger- und Radfahrsteges über die Mur

„rückt“ der Augarten nun näher. Die Bewohner der Murvorstadt Gries erreichen damit schnell und gefahrlos eine der großen Grünoasen von Graz. Der Augartensteg, als Brücke ins Grüne, ist der Abschluss einer neuen, „sanften“ Wegverbindung von der Idlhofgasse über den Oeverseepark und das Geriatriezentrum in den Augarten.

Für die Gestaltung des Augartensteges wurde von der Stadt Graz ein Wettbewerb

ausgeschrieben. Die internationale Jury hatte 48 Projekte zu bewerten. Das Sieger Projekt stammt vom Grazer Architekten Herwig Illmaier sowie vom Statiker Alfred Graber und Baumeister Gerhard Zeiler.

Der Augartensteg stellt in vielerlei Hinsicht eine statisch-konstruktive Neuheit im Brückenbau dar. Ähnlich dem Prinzip eines Segelschiffmasten, der mit Seilen verspannt bei minimalem Querschnitt größtmögliche Lasten übernehmen kann, sorgt eine Unter- und Überspannung der Haupttragglieder für geringe Profildimensionen. Zwei Fischbauchträger sind zwischen die baumbestandenen Murufer gespannt, sodass sie mit ihren Spitzen punktförmig aufliegen.

Um das Prinzip auch im horizontalen Einbauzustand wirksam werden zu lassen, musste das Tragwerk mittels hydraulischer Druckzylinder auf ca. 1200 Tonnen Druck vorgespannt werden.

Dadurch kann außer den Lasten der Fußgänger auch das Gewicht von Schneeräumwägen und Servicegeräten aufgenommen werden, ohne die Konstruktion zu gefährden. Bei einer

Spannweite von 74 Metern und einer Fahrbahnbreite von 4,5 Metern besteht die

Primärkonstruktion aus gewalzten und geschweißten Stahlträgern, Rohren, sowie runden Vollstäben. Zur Aufnahme der Zugbeanspruchungen mussten diese Vollstäbe mit speziellen Schweißmethoden geschweißt werden.

Das Tragwerk wurde in vier Einzelteilen angeliefert und sozusagen „an Land“

zusammengebaut. Das System wurde sodann vorgespannt und auf einem speziell dafür entwickelten, hydraulischen Schreitapparat durch die Mur zum tatsächlichen Standort hin ferngesteuert transportiert. Nach dem Aufsetzen auf die Betonfundamente erfolgte der Einbau der Fahrbahntafel, die aus Holzleimplatten mit Gussasphaltbelag bestehen. Der bogenförmige Verlauf des Obergurts begleitet nun die Radfahrer und Fußgänger beim Weg über den Fluss (M.Frühwirth, / G.Kaiser, 2009)

Der aus Stahl gefertigte Augartensteg fügt sich auf Grund seines Leichtbauwerkes sehr gut in die städtische Murlandschaft ein. Die Brückenkonstruktion überzeugt aber auch funktional durch ihre fast ebene Wegführung und innovative Detaillösung. Die Gesamtkosten für die Errichtung dieses Steges betrugen 950.000 Euro.

Das von der Europäischen Union (Generaldirektion Regionalpolitik) initiierte

Förderprogramm Urban liefert seit 1994 wesentliche Impulse zur Wiederbelebung städtischer Problemzonen. Das Programm Urban Graz Gries wurde im Rahmen der

Gemeinschaftsinitiative Urban I zwischen 1996 und 2001 von der Europäischen Union aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) kofinanziert.

Gefördert wurden wirtschaftliche, arbeitsmarktpolitische, umweltverbessernde sowie soziale und kulturelle Maßnahmen. Insgesamt wurden in Europa 118 Urban-Programme abgewickelt.

Nach Auslaufen der Gemeinschaftsinitiative Urban I wurde von der Europäischen Kommission das Förderungsprogramm Urban II ins Leben gerufen. Zwischen 2000 und 2006/7 werden nun wiederum Programme unterstützt, die sich wesentlichen Themen der Stadtentwicklung annehmen.

Insgesamt wurden über 14 Millionen Euro von der öffentlichen Hand in die Entwicklung des (ehemals) benachteiligten Stadtbezirkes Gries investiert. An EU-Förderungen standen rund 4,3 Millionen Euro zur Verfügung. Eine im Jahr 2001 durchgeführte Studie belegt, dass in Folge dieser öffentlichen Investitionen in der 5-jährigen Programmlaufzeit allein im Baubereich mehr als 140 Millionen Euro an privaten Mitteln in den Bezirk geflossen sind.

Einige dieser Urban Projekte, welche sich in direkter Umgebung des Augartensteges oder seines Brückenkopfs befinden werden nun hier beschrieben:

Augartensteg:

Inhalt des Projektes war die Errichtung eines Steges über die Mur als Verbindung der Hermann-Bahr-Gasse mit dem Augarten, kombiniert mit einem Radweganschluss als Abschluss der Achse Oeverseepark - Geriatriezentrum und Augarten. Durch die attraktive Verbindung zur städtischen Grünanlage Augarten erfolgte eine Aufwertung des

Siedlungsgebietes entlang des Grieskais. Der Augartensteg bildet auch eine Klammer zwischen dem rechten und linken Murufer. Besonderer Wert wurde auf die Hebung der Verkehrssicherheit und der Verbindungsqualität für Radfahrer und Fußgänger im Planungsgebiet Gries gelegt. Ergänzend wurde das Projekt "Gries - der feine Schotter"

durchgeführt, wodurch mit künstlerischen Mitteln eine Verklammerung der Bezirke Gries und Jakomini gelungen ist (Stadt Graz, 2009).

Verkehrssicherheit:

Als Begleitmaßnahmen zur Aufwertung des Bezirkes Gries und als Verbindungsglied zum linken Murufer wurden im Bereich der Achse Augartensteg Griesplatz Geriatrie -Oeverseepark - Jugendgästehaus die bisherigen Verkehrsflächen an die Bedürfnisse von älteren Menschen, Jugendlichen, Radfahrern und behinderten Menschen angepasst. Mit der Schaffung von zusätzlichen Ampelanlagen, Maßnahmen im Bereich der Gehsteigkanten, dem Öffnen von wichtigen fußläufigen Durchgängen und der behindertengerechten Ausgestaltung von Straßenräumen konnte der Bezirk besser an das andere Murufer und die Innenstadt angebunden werden (Stadt Graz, 2009).

Zwar nicht mehr im Rahmen von Urban erbaut, aber trotzdem ein „Eyecatcher“ im Gries Brückenkopf des Augartenstegs, ist das neuerbaute und am 1. Jänner 2007 eröffnete

Bezirksgericht Graz-West am Grieskai 88. Dadurch wird der große Sprengel des derzeitigen Bezirksgerichtes Graz auf zwei Bezirksgerichte aufgeteilt, wodurch optimale

Organisationsgrößen bei den Bezirksgerichten in der Stadt Graz erzielt werden und das sich in der Radetzkystraße 27 befindliche Gerichtsgebäude, welches in den Jahren 1911/12 errichtet wurde, saniert werden konnte (Stadt Graz, 2009).

Abb.59 Augartensteg, Bezirksgericht Graz-West im Gries Brückenkopf des Augartenstegs, eigene Aufnahme 10.März 2009

Abb.60 Augartensteg, Standort Gries Brückenkopf, Blickrichtung Osten, eigene Aufnahme 10.März 2009

Abb.61 Augartensteg, Städtischer Augarten im Jakomini Brückenkopf, Blickrichtung Osten, eigene Aufnahme 10.März 2009