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Der Aufbau der Elektronikindustrie

Im Dokument FS n 90-101 (Seite 78-97)

9 Formen und Entwicklung des Techniktransfers im südkoreanischen Industrialisierungsprozess

9.4 Der Aufbau der Elektronikindustrie

In Südkorea wurde auf der Planungsebene zwar bereits 1966 der Aufbau der elektronischen In­

dustrie festgelegt, aber von einer nennenswerten Produktion kann erst seit Anfang der 70er Jahre gesprochen werden.

D er Beitrag der Elektronikindustrie zum Bruttosozialprodukt war mit 1,5% 1971 noch sehr gering. E r stieg jedoch bis 1985 auf 8,8% an; dies bei einem hohen W achstum des Bruttosozial­

produkts in diesem Zeitraum von 7,1% jahresdurchschnittlich. Besonders auffällig ist, daß diese Industrien schon 1971 zu 8,3% an den gesamten Exporten beteiligt waren, was einem Anteil der Exporte an der Produktion elektronischer W aren von 64,4% entspricht, der sich bis 1985 nur geringfügig auf 59,9% absenkte. Dies zeigt eindeutig, daß sich die Elektronikindustrie bis 1985 zu einem Leitsektor entwickelte, und zwar sowohl in ihrem Beitrag zum Bruttosozialprodukt als auch in ihrem Beitrag zu den Exporten (vgl. auch Kaplinsky 1986, S.24f).

Diese Betrachtung gibt jedoch keinen Aufschluß über die Struktur der südkoreanischen Elektro­

nikindustrie.

Seit 1970 hatte sich die Produktion aller drei Hauptbereiche (Konsum- Industrieelektronik und elektronische Teile und Komponenten) um jahresdurchschnittlich ungefähr 36% auf einen Gesamtwert von ca. 7,3 Mrd. US-$ 1985 erhöht. Die durchschnittlichen Exporte w ar im gleichen Zeitraum m it 33% nur unwesentlich niedriger.Sowohl bei der Produktion als auch beim Export hatte der Bereich der elektronischen Teile und Komponenten, von den drei Hauptbereichen, das weitaus größte Gewicht. Nur in der Zeit zwischen 1978 und 1981 konnten die Exporte der elek­

tronischen Konsumgüter kurzfristig die der elektronischen Teile und Komponenten überflügeln.

Die Industrieelektronik hatte in den 70er Jahren im Vergleich zu den beiden anderen Bereichen nur eine marginale Bedeutung. Erst in der ersten Hälfte der 80er Jahre wurde die Rolle der In­

dustrieelektronik für die südkoreanische Ökonomie tendenziell wichtiger, was jedoch nicht so sehr in ansteigenden Wachstumsraten begründet lag - die jahresdurchschnittlichen W achstums­

raten der Produktion waren nur 1,2%-Punkte über denen des Zeitraums 1975 bis 1980 - als viel­

m ehr in einem Rückgang der Wachstumsraten der Produktion der beiden anderen Hauptberei­

che. Noch in viel stärkerem Maße kommt dieser Trend zum Ausdruck, betrachtet man die Exportentwicklung, die - wie schon des öfteren ausgeführt - als ein Qualitätsindikator angesehen werden kann, da unter Weltmarktkonkurrenzbedingungen produziert wird.

Für die hier zu erörternde Fragestellung ist diese Entwicklung hervorhebenswert, da die qualita­

tive und quantitative Diffusion der Elektronik in die Investitionsgüterindustrien von sehr hoher strategischer Bedeutung ist, und zwar deshalb, weil die Investitionsgüterindustrien sozusagen

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-den "Ground Zero" der potentiellen Produktivitätsentwicklung und der Technikdiffusion dar­

stellen. Letzteres in zweierlei Hinsicht:

Erstens führt eine Produktivitätssteigerung im Bereich der Maschinenbauindustrie zur Verbilli­

gung der dort produzierten Investitionsgüter, und zweitens führen diese Investitionsgüter zu einer Produktivitätssteigerung in den Industrien, in denen diese zur Anwendung kommen.

Die Darstellung der Entwicklung und Bedeutung der Direktinvestitionen als Form des Technik­

transfers hat gezeigt, daß in den 70er Jahren und in der ersten Hälfte der 80er Jahre ein großer Teil der Investitionen der multinationalen Konzerne in die Elektronikindustrie flössen (vgl.

Chon, K. 1984, S.14f). D a von der südkoreanischen Regierung eine restriktive Politik gegenüber den multinationalen Konzernen betrieben wurde, die in hohem Maße eine Exportausrichtung der Direktinvestitionen protegierte, erklärt dies die schon zu Beginn der 70er Jahre sehr hohe

Exportausrichtung der Elektronikindustrie (vgl. Fähig, M eyer-Stamer 1986). Bis Mitte der 80er Jahre war die Exportrate der ausländischen Unternehmen annähernd 100%, während diese 1985 bei den joint ventures nur bei knapp 60% lag (Daten aus: Kim, Linsu; Lee, Jangwoo; Lee, Jinjoo 1987). Neben dem Technikimport durch Direktinvestitionen war es den südkoreanischen Unter­

nehmen des weiteren gelungen, ehemalige Lizenzproduktionen in eigenständige Produktionen zu überführen (vgl. M eyer-Stamer 1987, S.15).

Diese Analyse der Entwicklung und Bedeutung der Elektronikindustrie macht deutlich, daß sich dieser Sektor äußerst schnell entwickelt hat und heute eine beträchtliche Rolle spielt. Ob die Elektronikindustrie sich jedoch in den nächsten Jahren zu einer tragenden Säule der südkoreani­

schen Industrie herausbilden kann, hängt in entscheidendem Maße davon ab, inwieweit es gelingt, weiterhin den Anschluß an den sich in diesem Bereich schnell vollziehenden techni­

schen W andel via Technikimport zu halten. Die nationalen Forschungsaktivitäten in diesem Bereich sind zw ar in den letzten Jahren, durch staatliche Unterstützung und durch sogenannte Technologiezentren, ausgeweitet worden, haben jedoch noch längst nicht eine Stufe erreicht, die sie von den Technologieimporten aus den Industrieländern unabhängig machen würde.

9.5 Die Bedeutung der Investitionsgüterindustrie für den nachholenden Industrialisierungsprozess Südkoreas

Die Analyse der Bedeutung der Investitionsgüterindustrie liegt in gewisser Weise quer zur Kon­

zeption dieser Arbeit. W urden die bisher betrachteten industriellen Bereiche hinsichtlich ihres Beitrags zur ökonomischen und technologischen Entwicklung Südkoreas untersucht und dabei die verschiedenen Phasen mit ihren jeweils bedeutendsten Industrien herausgegriffen, hat im Gegensatz hierzu die Investitionsgüterindustrie generell eine spezielle Bedeutung für die Dyna­

mik nachholender Industrialisierung.

Die M odernität der in dieser Branche erstellten Maschinen und Anlagen stellt den zentralen Faktor für die Produktivität in allen anderen industriellen Bereichen und damit gleichzeitig für die Konkurrenzfähigkeit der Produktion - und zwar nicht nur national, sondern auch internatio­

nal - dar (vgl. M EW 23 1983 S.405). Diese Auswirkungen bleiben jedoch nicht nur auf die nachgelagerten industriellen Bereiche begrenzt. Ganz besonderes Augenmerk muß den

bran-chenintemen Produktionsverhältnissen geschenkt werden. Die Investitionsgüterindustrie produ­

ziert sozusagen für den eigenen Gebrauch die (Werkzeug-)Maschinen. Ihre Qualität bestimmt in einem großen Umfang auch die Qualität der von den Unternehmen angebotenen Maschinen.

Neben den eigentlichen technischen Artefakten, den Maschinen, ist aber auch die Organisation der Produktion in diesen B ra n c h e n ^ bedeutsam. Werden die Maschinen "selbst" z.B. arbeits­

teilig in Kleinserienfertigung erstellt, kann der letztendliche Preis der Maschine soweit gesenkt werden, daß die Nutzung der so produzierten Maschinen in den verschiedenen Branchen rentabel wird, in denen sie zuvor nicht möglich gewesen wäre. Für die ökonomische Entwicklung in Entwicklungsländern gilt diese Beschreibung der Bedeutung der Investitionsgüterindustrie ebenso wie für die hochindustrialisierten Länder der OECD. Für erstere müssen hier jedoch noch einige Spezifika angeführt werden, die aus dem Fehlen oder der Unterentwicklung dieser Bran­

che resultierten. Dies steht in sehr engem Zusammenhang mit den Ausführungen, die in dem Abschnitt über den internationalen Technologietransfer gemacht wurden. Der Transfer einer Technik wurde dabei in direktem Zusammenhang mit der Intemationalisierung der Kapitalfor­

men betrachtet. Diese Kapitalformen selbst stellen die konkreten Formen der Einbindung einer nationalen Ökonomie in den W eltmarkt dar, womit dann auch der Grad der Abhängigkeit der jeweiligen nationalen Ökonomie vom Kapitalimport bestimmt wird. Ob als Handelskapital, Geldkapital in Form von internationalen Krediten oder Produktivkapital in Form von Direktin­

vestitionen multinational agierender Konzerne, letztendlich erhalten sie ihre konkret stoffliche Form als Maschinen oder allgemeiner als Investitionsgüter.

D er Aufbau einer Investitionsgüterindustrie hat einen substituierenden Effekt, da die zur Pro­

duktion notwendigen Maschinen zuvor aus dem Ausland importiert werden mußten. Dies ist aber nur ein Teil der zu erwartenden Folgen, denn sowohl technische Innovationen, M odifika­

tionen als auch Imitationen werden in der Investitionsgüterindustrie durchgeführt. W elche dieser drei technischen Veränderungen zur Durchführung gelangen, wird bestimmt durch das jeweils spezifische nationale technische Niveau. Unabhängig davon ob ein solches technisches Niveau ausreicht, um neue Techniken hervorzubringen, oder "nur" Imitationen oder Modifikationen durchgeführt werden, bildet sich Erfahrungswissen, das sich nicht nur positiv auf spätere Imita­

tionen, Modifikationen oder Innovationen niederschlägt, sondern auch die Möglichkeiten erwei­

tert, aus dem Ausland importierte Techniken zu adaptieren und damit zu einem genuinen Bestandteil der nationalen Ökonomie zu machen.

Die grundlegende Veränderungen, die in den letzten Jahren in fast allen Bereichen der Ökono­

mie durch den Einzug der Elektronik hervorgerufen wurden, zeigen ihre W irkung ganz beson­

ders in der Investitionsgüterindustrie und werden diese in Zukunft auch weiterhin mit sich bringen.

Ein erster Blick auf die Geschichte der südkoreanischen Investitionsgüterindustrie zeigt, daß sich diese Entwicklung keineswegs im Rahmen des Schemas vollzogen hat, wie dies bisher bei allen anderen Industrien festgestellt wurde. Sich ablösende Sequenzen einer verstärkten Importsub-26. Die verschiedenen Investitionsgüterindustrien können keineswegs als ein homogenes Ganzes betrachtet werden, sondern erfordern eine differenzierte Betrachtung. Wie schon im Abschnitt über die Elektronikindustrie kurz ange­

sprochen wurde, zeigen sich auch hier alleine schon bei der Untersuchung der Nutzung der einzelnen Waren erheb­

liche Zuordnungsprobleme. So kann bspw. ein PKW sowohl ein Investitionsgut als auch ein hochwertiges Konsum­

gut sein. Das gleiche gilt auch für Personal Computer.

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-stitution und einer daran anschließenden Exportdiversifizierung lassen sich hier längst nicht so klar feststellen, wie dies bspw. bei den leichtindustriellen Branchen möglich ist. Schon in den 60er Jahren konnten in der Investitionsgüterindustrie wesentliche qualitative und quantitative Fortschritte erreicht werden (vgl. Chudnovsky; Nagao 1983, S.104f). D er eigentliche ökonomi­

sche "Durchbruch" war jedoch erst zu Beginn der 70er Jahre und damit parallel zum Aufbau der Schwerindustrie und der petrochemischen Industrie zu verwirklichen. Dam it ist der Aufbau der Investitionsgüterindustrie als ein Versuch zu verstehen, die gewaltig angestiegene Nachfrage der schwerindustriellen Branchen nach Maschinen und Industrieausrüstungen, wenigstens zum Teil durch die nationale Produktion zu befriedigen. W ar von der südkoreanischen Regierung 1968 noch versucht worden, durch eine im wahrsten Sinne "klassische" Importsubstitutionspolitik dem Ziel des Aufbaus einer nationalen leistungsfähigen Investitionsgüterindustrie näher zu kommen, so mußte dieses Ziel schon drei Jahre später 1971 aufgegeben werden. Die Importbe­

schränkungen erfuhren eine weitgehende Liberalisierung^^, so daß Maschinen und das für ihre Anwendung notwendige "know how" importiert werden konnte, sofern dieser Bedarf nachweis­

lich nicht durch südkoreanische Unternehmen gedeckt werden konnte. Um den möglichst größ­

ten Teil der Nachfrage in diesem Bereich im Land selber produzieren zu können, legte die Regierung verschiedene Subventionsprogramme auf (vgl. Lütkenhorst 1989, S.489). Zentral ist hierbei das "long term Machine Industry Promotion Program", unter dem verschiedene Einzel­

projekte angesiedelt wurden (vgl.KBR 1985, S.47). Unter anderem gründete sich in dieser Phase der "Changwon Industrial Complex", der heute zu einem der bedeutendsten Industriezentren gehört. Bis 1987 siedelten sich dort schon 195 Firmen mit 65000 Beschäftigten an, die überwie­

gend Präzisions und Industriemaschinen anfertigen (vgl. Korea Trade & Business 1987, S.8).

W ährend sich in der Zeit zwischen 1971 und 1981 die Binnenmarktnachfrage m ehr als veracht­

zehnfachte, reichte die Produktion bis zu Beginn der 80er Jahre nicht aus um diesen Bedarf decken.Erst 1982 war die Handelsbilanz im Bereich der Investitionsgüterindustrie erstmals positiv.28

Jedoch der für die Modernisierung der Industriestruktur so bedeutende Bereich des Industriema­

schinenbaus w ar noch relativ stark unterentwickelt. Die Importe überstiegen hier die Exporte um m ehr als das vierfache, während 1983 in dem Bereich elektrische Maschinen ein leichter Über­

schuß und in dem der elektronischen Maschinen sogar ein großer Überschuß erzielt werden konnte (vgl.KBR 1985, S.48f).

Die technologische Ausstattung in dieser Branche basiert zu einem sehr großen Teil auf aus­

ländischen Lizenzen. Da aber nicht in jedem Falle die neuesten Techniken als Lizenzen erwor­

ben werden können, führt dies dazu, daß teilweise veraltete Maschinentypen produziert und ver­

kauft werden bzw. selber mit veralteten Anlagen produziert wird. Beide Fälle wirken sich zumindest mittel- bis langfristig negativ auf die Industriestruktur und damit auch auf die interna­

tionale Konkurrenzfähigkeit aus (vgl. Lo, S.Y. 1985, S.18).

Erst in den letzten Jahren gibt es von seiten der südkoreanischen Regierung verstärkte Bestre­

bungen, dieses Problem zu bewältigen. U nter anderem zeigt sich dies daran, daß in dem schon erwähnten "Changwon Industrial Complex" alleine in der Zeit zwischen 1985 und 1987 die 27. Die Importe wurden insbesondere zu Beginn der 70er Jahre liberalisiert, seit Ende der 70er Jahre stagniert die Liberalisierungsrate bei ungefähr 20% (Kim, Seung Jin, S.9).

28. Bei dieser Beschreibung muß jedoch unbedingt berücksichtigt werden, daß dieser Überschuß überwiegend im Handel mit Transportmaschinen entstanden ist, die nur bedingt zu der Gruppe der Investitionsgüterindustrie zu zäh­

len ist

Ausgaben für F&E um ungefähr 50% gesteigert werden konnten. Dabei wurden schwerpunkt­

mäßig die Forschungen in den Bereichen Elektronik, Telekommunikation und allgemeinem Maschinenbau vorangetrieben.

Seit fast 20 Jahren steht die Mikroelektronik im Mittelpunkt der sozial- und wirtschaftswissen­

schaftlichen Betrachtung. Ihre zentrale Bedeutung erhält sie durch die Universalität ihrer Ein­

satzmöglichkeiten sowohl als eigenständige Ware (z.B. Informations- und Kommunika­

tionselektronik) oder auch als eine Modifikation bereits auf dem Markt eingeführter W aren ( z.B Steuerungselektronik). Die wichtigsten Schlagworte, die in den Diskussionen über Innovationen in der Investitiongüterindustrie immer wieder hervorgehoben werden, sind CAD (Computer Added Design), CAM (Computer Added M anufakturing) und CIM (Computer Integrated Manufakturing) oder FA (Flexible Automation). An dieser Stelle soll nicht auf die genauen Aus­

prägungen dieser Techniken eingegangen werden, sondern nur sehr überblickartig dargestellt werden, inwieweit die oben genannten neuesten Produktionstechnologien in die südkoreanische Investitionsgüterindustrie Einzug gefunden haben bzw. dort schon zur "Produktionspalette"

gehören.

Auch in bezug auf die neuesten Investitionsgüter gilt, daß sie in den OECD- Länder nicht nur entwickelt wurden, sondern daß sich auch die Diffusion dieser Techniken in nahezu alle Berei­

che der Ökonomie weitaus schneller vollzieht als dies bei den Schwellenländem oder gar in den Entwicklungsländern der Fall ist.

Ein Vergleich des Bestandes an elektronisch gesteuerten Investitionsgütern in Schweden, Groß­

britannien, USA auf der einen Seite und Argentinen, Brasilien, Indien und Südkorea auf der anderen Seite zeigt, einen erheblichen Abstand zwischen den beiden Ländergruppen bei dem Bestand an Robotern. Was jedoch keineswegs verwunderlich erscheint, da diese Technik den weitaus höchsten Komplexitätsgrad in sich birgt. Ein Blick auf die Daten der genannten Län­

d e r ^ zeigt aber auch, daß der Bestand an CAD und N C M T's (Numerically Controled Machine Tools) in Südkorea weitaus höher ist als in Argentinien, Brasilien und Indien. Nur bei dem Bestand an Robotern weist Brasilien gegenüber den anderen zum Teil industrialisierten Ländern einen höheren Bestand auf (vgl. Edquist, Jacobsson, Jethanandani 1985, S.65 Iff und Jacobsson

1984).

Es soll im folgenden Abschnitt versucht werden, ein wenig differenzierter die Bedeutung der elektronisch gesteuerten Investitionsgüter für die Struktur der südkoreanischen Ökonomie nach­

zuzeichnen.

W ie Hak K. Pyo (1986) in seiner Studie ausführt, ist der Bereich der Industrieelektronik in Süd­

korea zur Zeit auf einem Niveau, das es erlaubt, industrielle Anlagen zu produzieren oder zur Anwendung zu bringen, in der einzelne Maschinen teil- oder schon vollautomatisiert sind. Nur in einigen wenigen Unternehmen (vornehmlich in der Automobilindustrie) ist es darüberhinaus teilweise gelungen, auch schon ganze Produktionslinien zu automatisieren. Das weitaus größte Gewicht liegt auf der Produktion von numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen (vgl. ebenda, S.16f.). Sie stellen zwar, in der Gruppe der elektronisch gesteuerten Investitionsgüter das Seg-29. Von einigen multinationalen Organisationen werden auch Indien und Argentinien zu der Gruppe der Schwellenländer gezählt.

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-ment m it der geringsten technischen Komplexität dar, sind aber trotzdem relevant für die Diffu­

sion modernster Techniken in annähernd alle Bereiche einer Ökonomie.

Überhaupt erst seit 1977 werden NC-Maschinen statistisch erfaßt, von einer beschleunigten Entwicklung in diesem Bereich kann seit 1980 gesprochen werden. Bis 1985 vervielfachte sich der Produktionswert annähernd um das 35-fache. Die Exporte hingegen haben sich von einer sehr viel niedrigeren Basis ausgehend sogar ver-43-facht. D er Anteil der Exporte belief sich aber nur auf 5,3% des Produktionswertes.

W ährend der 70er und 80er Jahre war Südkorea Netto-Importeur von NC-Maschinen, aber schon in den Jahren 1981/82 und 1985 war es mit der nationalen Produktion gelungen, den W ert der Importe zu übersteigen, somit den größten Teil der Binnenmarktnachfrage durch die nationale Produktion zu befriedigen. Mit 49% an der Gesamtproduktion und 66,1% an den Exporten von NC-Maschinen stellten die numerisch gesteuerten Drehbänke den größten Einzelposten zwi­

schen 1982 und 1985 dar, gefolgt von Maschinenzentren mit einem Produktionsanteil von 43,5%

und einem Exportanteil von 31,4% (berechnet nach Daten aus Pyo,Hak K. 1986, S.18).

W ie in allen anderen in dieser Arbeit bisher betrachteten industriellen Bereichen entwickelte sich auch die Produktion von NC-Maschinen in Südkorea keineswegs ausschließlich basierend auf dem nationalen technologischen Niveau. Das wichtigste Importland für Techniken war in den 70er und 80er Jahren Japan. W ie Hak K. Pyo in seiner Feldstudie darstellt, hatten zwei der größten Unternehmen, die NC-Maschinen produzieren, "subcontracting"-Verträge mit japani­

schen Unternehmen, von denen in erster Linie Schlüsselkomponenten für die Montage nume­

risch gesteuerter Maschinenzentren geliefert wurden. Darüber hinaus zeigt sich die Bedeutung der japanische Technologieimporte insbesondere daran, daß alle NC-Maschinenproduzenten Lizenzverträge m it japanischen Unternehmen haben (ebenda S.17). Die Produktion solcher Maschinen stellt jedoch nur die eine Seite der Medaille dar, die für eine nationale Ökonomie von herausragendem Interesse ist. Die andere Seite betrifft die Anwendung oder genauer die Adap­

tion genau dieser Techniken.

Schaubild 4: Elektronisch gesteuerte Maschinen in Südkorea

Zeitpunkt des ersten Imports und Zeitpunkt der ersten nationalen Produktion 1 9 7 3 1 9 7 7 1 9 7 9 1 9 8 0 1 9 8 1 1 9 8 2 1 9 8 3 1 9 8 4

NC-Masch I P________________________________ _ Maschinen

Z e n t r e n I ___________ P______________________

R o b o t e r I _________________ P________________

C AD / CAM I ______________________ P

C o m p u t e r

1 1 9 6 7 P

Fotokopier-G e r ä t e I _____________________ P______________________

Anmerkung: I erstes Import Jahr

P erstes Jahr der nationalen Produktion Quelle: Pyo, Hak K.1986 S.15

W ie aus dem Schaubild zu ersehen ist, wurden die meisten elektronisch gesteuerten Maschinen und industriellen Anlagen erstmals in den späten 70er Jahren importiert. Schon in der ersten Hälfte der 80er Jahre nahm man in den aufgeführten Fällen die nationale Produktion auf. Dies indiziert jedoch noch nicht, auf welchem technologischen Niveau die Produktion basiert.

Aber alleine die Tatsache, daß nicht nur die Produktion auf genommen wurde, sondern daß in relativ kurzen zeitlichen Abständen die Produktion von elektronisch gesteuerten Anlagen mit sehr unterschiedlicher technischer Komplexität in Angriff genommen wurde, zeigt, mit welchem Tempo Südkorea versuchte, gerade in diesem Bereich das Niveau der nationalen Produktion voranzutreiben.

Inwieweit diese Produktionssegmente zu einem integralen Bestandteil der südkoreanischen W irtschaft gemacht werden konnten, zeigt sich bei einem Blick auf den Anteil der im Land selbst produzierten Vorprodukte. Bei den NC-Maschinen und hier speziell bei den numerisch gesteuerten Dreh- und Fräsmaschinen liegt er bei 60%, bei den M aschinenzentren bei 55% und bei Fotokopiergeräten bei 70%. Die Produktion von Robotern und CAD/CAM-Anlagen befindet sich noch in der Entwicklungs- bzw. in der Erprobungsphase (vgl.Pyo, Hak K.1986, S.16). Da ein großer Teil des Binnenmarktes durch die nationale Produktion gedeckt wird und da in den Untenehmen, in denen diese Anlagen genuzt werden, für den W eltmarkt produziert wird, kann davon ausgegangen werden, daß das technische Niveau dieser Anlagen als sehr hoch anzusehen ist.

W ährend sich im Bereich der NC-Maschinen heute schon eine relativ breite Diffusion feststellen läßt - auch wenn der weitaus größte Teil der Techniken bisher nicht im Land selber produziert wird, sondern aus Japan importiert werden muß - ist bei CAD-, CAM-Anlagen und Robotern die technologische Lücke zu den Ländern der OECD weitaus größer. CAD- und CAM-Anlagen als integrale Anlagen kommen in Südkorea bis heute kaum zur Anwendung und werden auch nur vereinzelt produziert.

Bis Mitte der 80er Jahre konnte auch nur ein kleineres CAD-System national eigenständig her­

gestellt werden. Dies war in erster Linie auf die Bedürfnisse kleiner und m ittlerer Unternehmen zugeschnitten, für die die Kosten der aus dem Ausland angebotenen Systeme zu hoch waren.

Importierte CAD-Systeme kamen jedoch schon seit einiger Zeit zur Anwendung, insbesondere bei den großen südkoreanischen Chaebols (Konzernen). Beispielsweise installierte der Hyundai Konzern zwischen 1975/76 und 1983 allein neun CAD-Systeme. Bis 1984 wurden 63 solcher Systeme installiert davon 24% im Bereich des "plant Engineering", 22% in der Schiffbau­

industrie, 19% in der mechanischen Industrie-^ und 17% in der Elektronikindustrie, um nur die wichtigsten zu nennen (vgl. Edquist, Jacobson, Jethanandani 1985, S.648).

Die F& E im Bereich der Robotertechnik wurden zumindest in den ersten Jahren in starkem Maße durch staatliche Institutionen bestimmt. So entstand der erste "Überwachungsroboter"

zwischen 1979 und 1981 in Kooperation von KAIST (Korea Advanced Institut for Science and

zwischen 1979 und 1981 in Kooperation von KAIST (Korea Advanced Institut for Science and

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