• Keine Ergebnisse gefunden

Allgemeine Auswertung der epidemiologischen Datensätze

2 Lage und Auswahl des Untersuchungsgebietes

4.6 Ergebnisse des GIS-STI

4.6.1 Allgemeine Auswertung der epidemiologischen Datensätze

Aufbau des GIS-STI 109

mindestens eine Stuhlprobe einen positiven Nachweis auf den verursachenden Erreger ergab. In einigen Fällen wurden zwei pathogene Mikroorganismen als Durchfallerreger nachgewiesen. Wenn dabei zwei Erreger der „übrigen Formen“, also nicht Salmonellen oder Shigellen, identifiziert wurden, sind sie als zwei verschiedene Datensätze behandelt worden, um beide Erregerarten in der Darstellung und Analyse zu berücksichtigen.

Im Anschluss an die Erhebung wurden die Daten hinsichtlich der Infektionsquelle und des Infektionsortes überprüft, um möglichst diejenigen Infektionen auszuschließen, die nachweislich nicht im Rheinisch-Bergischen Kreis oder durch Lebensmittel erworben wurden. Der labordiagnostische Nachweis von infizierten Lebensmitteln lag jedoch nur wenige Male vor. Bei einigen der Gastroenteritiden handelte es sich um reisebedingte Erkrankungen, da der Infektionsort und das Auftreten von Durchfällen in engem Zusammenhang mit Auslandsaufenthalten stand. Häufig suchten die betroffenen Personen erst nach Rückkehr aus dem Urlaub einen Arzt auf, so dass diejenigen Fälle, die bei Berücksichtigung der Inkubationszeit (mehrere Stunden bis 1 Woche) mit Auftreten der Symptome am Urlaubsort oder innerhalb von 7 Tagen nach Rückkehr aus dem Urlaub, nicht in der Auswertung berücksichtigt wurden.

Der bereinigte Datensatz umfasst 1.756 Fälle.

Aufgrund der manchmal nicht vollständigen Angaben zu Urlaubsaufenthalten, Beschäftigungsverhältnissen und möglichen Infektionsquellen (nach Trinkwasserkonsum wurde nie gefragt, der Kontakt mit Badewasser/Regenwasser nur zweimal als verdächtige Infektionsquelle ermittelt), sind die Daten mit Vorbehalt zu interpretieren.

Von den 1.756 Datensätzen sind 1.030 Enteritis infectiosa-Fälle auf Infektionen mit Campylobacter spp. zurückzuführen, gefolgt von Infektionen durch Rotaviren mit 357 gemeldeten Fällen im Zeitraum von 12 Jahren. Da seit 1996 die Meldung von EHEC oder anderen pathogenen Escherischia coli-Stämmen in den Gesundheitsämtern eingeführt wurde, konnten in der Zeit von 1996 bis 1999 35 EHEC-Fälle und 10 Fälle auf Grund von anderen pathogenen E. coli- Stämmen (EIEC, EPEC, ETEC) erhoben werden.

Yersinia spp. konnten in 229 Fällen als Infektionserreger nachgewiesen werden.

Adenoviren verursachten 75 der gemeldeten Durchfallerkrankungen im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Aufbau des GIS-STI 111

Adenoviren 4%

Campylobacter 59%

EHEC 3%

Rotaviren 20%

Yersinia 13%

Sonstiges 1%

Unter sonstige Erreger fallen Clostridien (5), Amöben (1), Shigella (8), Giardia lamblia und Staphyloccocus aureus (3). Shigella und Amöben, die als reiseassoziiert gelten, wurden nur deshalb in die Auswertung aufgenommen, da von Seiten der Betroffenen "keine Reise seit mehr als einem Jahr" angegeben wurde. Abbildung 6 zeigt den Anteil der Infektionserreger an der Gesamtzahl der verursachenden Pathogene.

Abbildung 6: Anteil der einzelnen Infektionserreger an der Gesamtzahl der gemeldeten Fälle

4.6.1.2 Auswertung der Krankschreibungsstatistik der AOK Rhein-Berg

Die Regionaldirektion der Allgemeinen Ortskrankenkasse für den Rheinisch-Bergischen Kreis stellte für die Studie Datensätze über Arbeitsunfähigkeitsbe-scheinigungen der rund 60.000 versicherungspflichtigen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen des Rheinisch-Bergischen Kreises zur Verfügung. Wie im Methoden-teil erwähnt, wurden Abfragen nach den dreistelligen ICD-Codes der „Internationale Klassifikation der Krankheiten“ 9. Revision von 1979 für den Zeitraum 1991-1998 durchgeführt. Dabei ergab sich ein Datensatz von 3.562 Arbeitsunfähigkeitsmeldungen.

Die Tabelle 31 zeigt die für den jeweiligen Klassifikationsschlüssel ermittelte Anzahl von Fällen.

Der große Anteil der 009 ICD-Codes zeigt an, dass die Bescheinigungen, die die Krankenkasse erhält, kaum differenzierte Informationen enthalten. Die durch die ÄrztInnen ausfüllten Atteste geben zwar Auskunft über die Diagnosen, jedoch bleiben diese sehr vage (pers. Mitteilung Herr Lang (2000), AOK Rheinland, Regionaldirektion Rheinisch-Bergischer Kreis, Bergisch Gladbach). Zum Teil werden drei und mehr Diagnosen im Erkrankungsfall gestellt, so dass die tatsächliche Ursache für die Krankmeldung nicht immer geklärt wird. Vor dem Hintergrund, dass fast alle Durchfallerkrankungen innerhalb weniger Tage abklingen, muss bei Menschen, die über Wochen krankgeschrieben sind, davon ausgegangen werden, dass der Durchfall evtl.

eine Begleiterscheinung der Haupterkrankung war. In der Regel werden Patienten mit Durchfall etwa 3-6 Tage krankgeschrieben. In den Statistiken kommen jedoch auch Zeiträume von 108-561 Krankheitstagen vor. Bei diesen Patienten wurden meistens mehr als fünf Diagnosen gestellt.

Tabelle 31: Anzahl der Krankschreibungen ermittelt für die 3-stelligen ICD-Codes ICD-Code (9. Revision) Krankheitserreger/Diagnose* Anzahl der

Krank-schreibungen

003 Salmonellen-Infektionen 62 004 Shigellen-Infektionen 2 006 Amöbenruhr 1 007 protozoische Infektionen des

Magen-Darmtrakts 5

008

Intestinale Infektionen durch andere Erreger, wie Escherischia coli-Stämme, Campylobacter, Yersinia enterocolitica, Clostridien, Rotavirus, Adenovirus, andere

bakterielle und virale Organismen

41

009 mangelhaft bezeichnete Infektionen des

Verdauungstraktes 3.448

Gesamt 3.562

*nach AOK-Gesundheitsatlas 1992

Ein weiterer Grund für die unzureichende Klassifikation der gastrointestinalen Infektionen in der AOK-Statistik ist, dass die ÄrztInnen nur selten Stuhlproben für den Erreger-nachweis anordnen. An die Krankenkassen werden daher selten Testergebnisse weitergeleitet oder gar nachgereicht. Eine sichere Bestätigung einer gastrointestinalen Infektion mit Erregernachweis ist somit eher selten (pers. Mitteilung Herr Lang, AOK Rheinland, Regionaldirektion Rheinisch-Bergischer Kreis, Bergisch Gladbach).

Zur Bewertung und zur Vergleichbarkeit mit den Daten des Gesundheitsamtes wurde bei der Implementierung des Datensatzes der AOK Rhein-Berg in das GIS nur die unter ICD-Code 008 und 009 zusammengefassten Datensätze berücksichtigt, d. h.

Salmonellen und Shigellen wurden ausgeschlossen, so dass ein Datensatz von 3.489 Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ausgewertet werden kann.

4.6.1.3 Auswertung der Labordaten

Als dritte Datenbasis zur Untersuchung der räumlichen Verbreitung der gastrointestinalen Infektionen im Rheinisch-Bergischen Kreis wurden Labordaten ausgewertet, die durch das Institut für Mikrobiologie, Labor Dr. Lembke & Co zur Verfügung gestellt wurden. Die Laborstatistiken werden zum einen im Hinblick auf die Wiederfindung im amtlichen Melderegister überprüft als auch auf die Tauglichkeit in GIS-Anwendungen ausgewertet.

Datensätze aus den Jahren 1997 (nur Dezember) bis 2000 (bis August) wurden aus der Datenbank des Labors abgefragt. Dabei wurden Angaben zu Salmonellen und den Enteritiden „übrige Formen“ getrennt behandelt. Insgesamt ergab sich ein Datensatz von 719 erkrankten Personen, bei denen ein oder mehrere Krankheitserreger labordiagnostisch identifiziert wurden. Zur Vergleichbarkeit der Daten mit denen der UGB wurden in der vorliegenden Arbeit nur die Daten zu Enteritiden „übrige Formen“

ausgewertet. Die Anzahl der Befunde über Enteritis infectiosa „übrige Formen“ betrug für den o.g. Zeitraum 459 Datensätze. Folgende Erregernachweise wurden für den Rheinisch-Bergischen Kreis ermittelt (Tabelle 32):

Aufbau des GIS-STI 113 Tabelle 32: Erregernachweise der Labor

statistik (12/1997 – 08/2000)

Weitere Informationen, die den Laborstatistiken entnommen werden konnten, sind Angaben zu

Geburtdatum, Geschlecht, Auftragsdatum, Nachweisdatum und

die Bemerkung, ob der Befund nach dem BSeuchG an die zuständige Behörde gemeldet wurde. Auch genaue Angaben über den Wohnort der Patienten konnten bis auf Hausnummernebene ermittelt werden, so dass die Möglichkeit zur detailliert räumlich-graphischen Darstellung im GIS-STI besteht.

Im Unterschied zu den amtli-chen Registern der UGB und der AOK-Statistiken, für die die Bevölkerung des RBK, bzw. die Versicherten in den Geschäftsstellenbezirken die Grundgesamtheit darstellen, kann für die Labordatensätze kein direkter Bevölkerungsbezug hergestellt werden. Die räumliche Auswertung bezieht sich deshalb nur auf die Darstellung der Adresskoordinaten.

Von besonderem Interesse war die Wiederfindung der Laborbefunde im amtlichen Melderegister. Für die Jahre 1998 und 1999, für die die Datensätze für das gesamte Jahr vorlagen, wurde eine Abfrage durchgeführt. Die in der amtlichen Datenbasis durch das Labor Dr. Lembke & Co gemeldeten Erregerbefunde umfassten 316 Fälle. Im gleichen Zeitraum wies die Laborstatistik 337 Datensätze auf. Vermutlich kann diese Tatsache darauf zurückgeführt werden, dass die Laborbefunde über den positiven Nachweis von Adenovirenantigen nicht immer ein Ermittlungsverfahren durch das Gesundheitsamt auslöste. Als typische, nicht schwerwiegende Kinderkrankheit wurden die Befunde häufig in Extraordnern abgeheftet, die mir somit bei der Auswertung der amtlichen Infektionsüberwachung nur teilweise zur Verfügung standen. Zusätzlich muss auch mit Erhebungsfehlern gerechnet werden.

4.6.2 Allgemeine Auswertung der Daten zur Trinkwasserversorgungsstruktur