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Es wurden insgesamt 100 Patienten jeweils unter bestimmten Gesichtspunkten im laufenden Obduktionsbetrieb des Jahres 2010 und 2011 ausgewählt und auf vier Gruppen mit je 25 Fällen eingeteilt, wobei jeweils die auf dem Totenschein vermerkte Todesursache oder die auf dem Totenschein angegebenen Zusatzinformationen die Aufnahme in einer dieser Gruppen definierte.

Die Gruppeneinteilung erfolgte folgendermaßen:

1. ungeklärte Todesursache (Gruppe 1) 2. Trauma als Todesursache (Gruppe 2) 3. natürliche Todesursache (Gruppe 3) 4. Sepsis als Todesursache (Gruppe 4)

Als Untersuchungsmaterial diente zentrifugiertes Oberschenkelvenenblut sowie im Rahmen der Obduktion asservierte histologische Schnitte von Gehirn, Lungen, Herz, Leber, Milz und Nieren.

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3.1.1. Ein- und Ausschlusskriterien

Die Patienten wurden nach verschiedenen Gesichtspunkten in das Kollektiv aufgenommen, beziehungsweise ausgeschlossen.

Aufgenommen wurden alle Patienten, die sich genau und ausschließlich einer der vier oben genannten Gruppen zuordnen ließen. Für eine Aufnahme eines Patienten in die Gruppe 4 (Sepsis) musste entweder ein klinischer Verdacht auf eine Sepsis vorliegen oder die auf dem Totenschein notierten Angaben zum Tod des Patienten mussten eine septische Genese der Todesart nahelegen.

Ausgeschlossen wurden alle Patienten, die nicht an einer der für Gruppe 1 bis Gruppe 4 definierten Todesursachen verstorben waren, ferner alle Patienten, bei denen in der Todesursache keine Eintragungen in den entsprechenden Feldern gemacht worden waren.

Ebenso war es von Bedeutung, wie lange der Patient zum Zeitpunkt der Obduktion schon tot war (Postmortales Intervall = PMI). Ein Zeitraum der länger als vier Tage beträgt, fördert in hohem Maße die Durchwanderung von darmeigenen Keimen. Diese können das Untersuchungsergebnis in Hinblick auf die mikrobiologischen Befunde verfälschen. Somit wurden Patienten mit einem PMI von > 96 Stunden von der Studie ausgeschlossen.

Verfahrenstechnisch limitierend war ein zu großer Blutverlust ante mortem. So mussten Trauma-Patienten teilweise ausgeschlossen werden, weil kein Oberschenkelvenenblut mehr zu gewinnen war oder die Verwertbarkeit auf Grund einer zu starken Hämolyse verringert war.

Hier muss allerdings erwähnt bleiben, dass die Transfusion von Blutbestandteilen nicht in unsere Auswertung mit aufgenommen wurde. Ob nun durch vor dem Tod transfundierte Erythrozytenkonzentrate oder Thrombozytenkonzentrate eine Verfälschung des PCT-Tests vorliegt, kann weder bestätigt, noch ausgeschlossen werden.

3.1.2. Oberschenkelvenenblut

Da aus obduktionstechnischen Gründen keine vollkommen sterile Entnahme des venösen Blutes, zum Beispiel aus dem Herzen möglich war, wurde angestrebt, unter möglichst sterilen Bedingungen 4 – 6 ml Blut aus der Vena femoralis zu entnehmen. Um eine Kontamination mit Darmkeimen zu vermeiden erfolgte die Blutentnahme vor Entnahme der Bauchorgane.

37 Ein Teil des so gewonnenen Blutes wurde zur Durchführung des BRAHMS PCT-Q Test® benötigt. Des Weiteren wurden 2 – 4 ml zur Beimpfung von je einer anaeroben und einer aeroben Kultivierungsflasche für die mikrobiologische Untersuchung verwendet (BACTEC, Becton, Dickinson and Company).

3.1.3. Histologie

Zusätzlich zu der Blutentnahme wurde, wie bei jeder Obduktion üblich, Gewebeproben von Gehirn, Lungen, Herz, Leber, Milz und Nieren gewonnen und in 7,5 % Formalinlösung asserviert. Nach einwöchiger Fixierung in der Formalinlösung wurden dann dünnschichtige Schnitte der Organe hergestellt und eine dauerhafte Fixierung in Paraffinwachs sowie eine Aufbringung auf Objektträger durchgeführt.

3.1.4. Besonderheiten der Gruppe 4 (Sepsis/septischer Schock)

Insbesondere in Bezug auf Gruppe 4, aber auch bei den restlichen drei Gruppen wurden vor der Obduktion und während der Obduktion klinische Hinweise einer Sepsis erhoben. Um den Zusammenhang zwischen klinischen Zeichen für eine Sepsis und dem postmortalem PCT-Testergebnis darzustellen wurden in die Gruppe 4 insbesondere Patienten aufgenommen, bei denen noch zu Lebzeiten der Verdacht auf eine Sepsis bestand. Zusätzlich wurde hier darauf geachtet, ob äußerlich beginnende Zeichen von Fäulnis sichtbar waren.

Bei der Obduktion wurde zudem besonders auf die Beschaffenheit der Milz geachtet. Unter nicht krankhaften Bedingungen kann das Gewebe der Milz postmortem als schnittfest definiert werden, bei Sepsis hingegen kann es zu einer Aufweichung bis hin zu einer breiigen Verflüssigung dieses Organs kommen. Des Weiteren wurde nach einem möglichen Infekt-Fokus gesucht wie zum Beispiel einer Pneumonie, einer Appendizitis oder einem zu Lebzeiten eingebrachten Implantat, wie zum Beispiel einer Hüftprothese.

Im Falle einer Hospitalisierung des Patienten wurde außerdem auf eine Behandlung mit Antibiotika, auf ein positives Ergebnis der Blutprobe bezüglich Bakterien oder eine klinische

38 Erhöhung des Procalcitonin-Wertes geachtet. Bestand präklinisch der Verdacht auf einen infektiösen Fokus wurde dieses ebenfalls berücksichtigt. Waren Zusatzgutachten zu den einzelnen Fällen vorhanden, wurden diese mit in die Auswertungen aufgenommen. Allerdings wurden auch jene Patienten aufgenommen, die während der Obduktion Zeichen für eine Sepsis, wie zum Beispiel einen Infektfokus oder eine hochgradige Erweichung der Milz zeigten.

3.2. Methoden

3.2.1. BRAHMS PCT-Q-Test

®.

Zur Bestimmung des Procalcitonin- Wertes der entnommenen Blutproben wurde der semiquantitative BRAHMS PCT-Q-Test®. (B.R.A.H.M.S. Germany) verwendet. Der Test findet vorrangig in der klinischen Diagnostik bei Sepsis oder dem septischen Schock

Anwendung und hilft hier insbesondere das Vorliegen einer systemischen Infektion, bzw. den Therapieerfolg einer anti-infektiösen Therapie zu beurteilen. Die Firma Thermo Fisher

Scientific hält das Patent für die Bestimmung von Procalcitonin. Die Testkits für PCT werden von einem Subunternehmen der Firma Thermo Fischer, namens B·R·A·H·M·S hergestellt.

Alle erhältlichen Tests sind auf den ursprünglichen Brahms PCT Luminescence Immunoassay allegedly® genormt.

Der Einsatz des Testes erfolgte nach den vom Hersteller vorgegebenen Instruktionen.

Nach Entnahme von circa vier Millilitern Oberschenkelvenenblut wurde dieses im direkten Anschluss bei 1000 x G über zehn Minuten zentrifugiert. Der Überstand wurde dann mit einer, dem Test-Set beiliegenden, Pipette abgenommen und auf das Testfeld gegeben. Sofort nach Aufbringen des Serums erscheint im Testfeld ein Kontrollstreifen und indiziert einen korrekten Testablauf. Nach 30 Minuten kann dann im Testfeld das Ergebnis des Tests abgelesen werden.

Die Ablesung sollte spätestens 45 Minuten nach Aufbringen des Serums geschehen. Bei positivem Procalcitonin-Nachweis kann an einer entsprechenden Stelle des Teststreifens eine rote Farbveränderung festgestellt werden. Je stärker sich das Testfeld farblich verändert, desto mehr Procalcitonin ist in dem untersuchten Serum vorhanden. Die Intensität des Farbstreifens kann mit Hilfe einer, dem Test beiliegenden, Farbscala abgelesen und semiquantitativ in vier Bereiche unterteilt werden.

39 Zum Nachweis von Procalcitonin wird in diesem Test-Kit ein monoklonaler anti-Catalacalcin Antikörper mit einem konjugierten kolloidalen Gold-Tracer in Kombination mit einem polyklonalen anti-Procalcitonin Antikörper vom Schaf verwendet. Nach Applikation des Patientenserums auf das Testfeld bindet der Tracer an das Procalcitonin und bildet einen markierten Antikörper-Antikörper-Komplex. Dieser wiederum wandert mit Hilfe von Kapillarkräften durch das Testband und bindet an die fixierten Anti-Calcitonin-Antikörper und bildet so einen Sandwich-Complex. Bei PCT-Konzentration von ≥0,5 ng/ml wird der Sandwich-Komplex als rotes Band sichtbar. Bei einem Hämoglobin Gehalt des Patientenblutes von ≤5 g/dl ist eine genaue Ablesung des Testes nicht mehr garantiert. Hämolytische Proben eignen sich laut Herstellerfirma ebenfalls nicht zu einer Untersuchung durch den BRAHMS PCT-Q-Test®. Erhöhte Lipide oder erhöhtes Bilirubin verfälschen die Testergebnisse nicht.

3.2.2 Testergebnisse

Der Hersteller unterscheidet bei der Auswertung des Tests zwischen vier möglichen positiven Ergebnisbereichen. Anhand der Farbskala kann entweder ein Procalcitonin Wert von

≤0,5 ng/ml; ≥0,5 ng/ml und ≤2 ng/dl; ≥2 ng/ml und ≤10 ng/ml oder von ≥10 ng/ml abgelesen werden.

Im ersten Fall, bei einem Testergebnis von ≤0,5 ng/ml, kann eine systemische Infektion ausgeschlossen werden. In diesem Fall gilt der Test als negativ. Lokale Infektionen, die meistens nicht mit einem Anstieg des Procalcitonin-Serum-Wertes einhergehen, sind allerdings nicht durch ein negatives Testergebnis auszuschließen. Zudem kann der Test negativ ausfallen, wenn eine systemische Infektion weniger als sechs Stunden zurückliegt. In diesem Fall sollte in der klinischen Situation der Test wiederholt werden.

Bei einem Testergebnis zwischen ≥0,5 ng/ml und ≤2 ng/ml ist eine systemische Infektion zwar möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Hier sind andere Ursachen für eine Procalcitonin Erhöhung auszuschließen.

Liegt das Testergebnis zwischen ≥2 ng/ml und ≤10 ng/ml, so ist eine systemische Infektion sehr wahrscheinlich. Es muss besonders in der Klinik auf eine Progression der klinischen Symptome bis hin zur schweren Sepsis geachtet werden.

40 Der höchstmögliche Test-Wert weist auf einen Procalcitonin-Wert von ≥10 ng/ml hin. Hier liegt eine systemische Infektion vor, die mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer schweren Sepsis oder einem schweren septischen Schock assoziiert ist.

Der Hersteller gibt für den BRAHMS PCT-Q-Test® (B.R.A.H.M.S., Germany) eine diagnostische Sensitivität von 90 – 92 % verglichen mit einer quantitativen Messmethode an.

Die Spezifität beträgt laut Hersteller 92 – 98 %. Verglichen wird hier mit der quantitativen Messmethode B·R·A·H·M·S PCT LIA®.205

3.2.3. Mikrobiologische Untersuchungen

Zur mikrobiologischen Untersuchung wurde, zusätzlich zu der Blutprobe, zur Bestimmung des Procalcitonin-Wertes weitere 2 Milliliter Oberschenkelvenenblut verwendet. Unter möglichst sterilen Bedingungen wurden zwei Kultivierungsflaschen der Marke BACTEC, (Becton, Dickinson and Company), jeweils eine aerobe und eine anaerobe Flasche beimpft. Die Flaschen wurden daraufhin im Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule Hannover für 7 Tage inkubiert und auf das Wachstum von Bakterien untersucht.

3.2.4. Histologische Untersuchungen

Zur histologischen Untersuchung wurden Proben von verschiedenen Organen bei der Obduktion gewonnen. Hierbei werden standardmäßig Teile der Lunge, des Gehirns, des Herzens, der Nieren, der Leber und der Milz untersucht. Bei paarig angelegten Organen wurde dabei sowohl eine Probe des linken als auch des rechten Organs untersucht. Die Proben wurden kurz nach Entnahme in Formalin-Lösung gegeben und so eine Woche lang durchfixiert. Als nächster Schritt erfolgt der Zuschnitt der großen Organproben und Einbettung der Schnitte in einen Einbettkasten. Nach Entwässerung in einer aufsteigenden Alkoholreihe und Auswaschen des Alkohols wurden die Schnitte in heißes Paraffinwachs getränkt und zu einem Paraffinblock verarbeitet. Mit Hilfe eines Schlittenmikrotoms wurden die Blöcke dann zu 6 – 7 Mikrometer dicken Scheiben geschnitten. Im letzten Schritt wurden die Schnitte dann faltenfrei auf Glasobjektträger aufgebracht.

41 Nach der Fixierung wurden die Schnitte dann entsprechend der Fragestellung mit der Hämatoxylin-Eosin Färbung gefärbt. Hierbei wird zunächst der natürliche, positiv geladene Farbstoff Hämatoxylin verwendet. Durch diesen Farbstoff werden alle basophilen, bzw. sauren Strukturen in der Zelle blau gefärbt (so zum Beispiel Zellkerne, DNA, Ribosomen und Endoplasmatisches Retikulum). Auf Grund der zu sauren Färbelösung erscheinen am Anfang alle Strukturen rotbraun. Es folgt eine Erhöhung des pH-Wertes durch Auswaschen des Präparates mit Leitungswasser oder mit bestimmten Pufferlösungen (z.B. Scott-Puffer).

Anschließend wird das Präparat mit dem negativ geladenen Farbstoff Eosin gefärbt. Hier erfolgt eine rötliche Färbung der acidophilen, bzw. basischen Strukturen. So werden durch Eosin Zellplasmaproteine, Mitochondrien, glattes ER, Kollagen und Keratin dargestellt. Nach Verdrängung des Wassers aus den Präparaten durch eine aufsteigende Alkoholreihe und einer Klärung durch Xylol kann die dauerhafte Fixierung auf einen Objektträger erfolgen.

Die Schnittpräparate des Herzens, der Lunge und der Leber wurden zusätzlich mit der Elastica-van-Gieson-Färbung gefärbt. Hier wird der positiv geladene Farbstoff Resorcin-Fuchsin eingesetzt. Mit dieser Methode werden vorrangig negativ geladene elastische Fasern dargestellt. Des Weiteren erfolgt eine Färbung mit Pikrinsäure und Säurefuchsin. Hierdurch werden Muskelfasern und Zytoplasma rot angefärbt.

Die Schnittpräparate der Nieren wurden zusätzlich zur HE-Färbung mit der PAS-Reaktion (periodic acid-schiff reaction) angefärbt. Hierbei wird durch die Umwandlung eines eigentlich farblosen Stoffes, durch Bindung an die Schiffsche Reagenz, eine Farbreaktion hervorgerufen.

Im Detail handelt es sich bei Periodsäure um ein starkes Oxidationsmittel, welches die Oxidation von unsubstituierten Glycolgruppen zu zwei Aldehydgruppen katalysiert. Fügt man dazu Schiffsche Reagenz, so bindet diese an die Aldehydgruppe und es kommt durch einen chromogenen Umbau zur magentaroten Darstellung von Kohlenhydraten. Schiffsche Reagenz selber enthält fuchsinschweflige Säure.

Nach einer Spülung wird die Farbe stabilisiert. Zusätzlich kann hier zur Kontrastierung eine Kernfärbung zum Beispiel mit Hämalaun oder nach Van-Giesson durchgeführt werden. Mit der PAS-Reaktion werden hauptsächlich Kohlenhydrate, also Glycogen, Cellulose, neutrale Mukopolysaccharide, Glycoproteine oder Glycolipide dargestellt. So werden mit dieser Färbung zum Beispiel Bindegewebsfasern, Basalmembranen, Zellwände und neutrale Schleime rosa bis blauviolett dargestellt.

42 Ebenfalls zusätzlich wurden Lunge und Leber mit einer Eisen-Färbung gefärbt. Hier kommt die so genannte Berliner-Blau-Färbung zum Einsatz. Mit dieser Methode wird dreiwertiges Eisen (Fe+++) nachgewiesen. Eisen aus dem Gewebe bildet mit gelblichem Kaliumferrocyanid (K4[Fe++(CN)6]) das dunkelblaue Pigment Berlinerblau (Fe+++4[Fe++(CN)6]3.

Gewebe Färbemethode

Herz HE EvG

Lungen HE EvG FE

Leber HE EvG FE

Nieren HE PAS

Milz HE

Gehirn HE

Tabelle 9: angewandte Färbemethoden

Die Auswertung der histologischen Schnitte erfolgte in Hinblick auf für die Organe jeweils charakteristischen Veränderungen bei Sepsis, wie sie im Kapitel 2.4. näher beschrieben sind.

So erfolgte die Untersuchung des Gehirns in Hinblick auf Mikroinfarkte, Hämorrhagien und Abszesse.

Bei den Schnitten des Herzens wurde der Fokus auf Einzelfaser- oder Gruppennekrosen, eine interstitielle Myokarditis, Hämorrhagie, Koronararteriitis, akute Perikarditis oder ein interstitielles Ödem gelegt.

In der Lunge wurde nach Leukozyten-Sticking, einem alveolärem oder interstitiellen Ödem, hyalinen Membranen und Mikrothrombosierungen geschaut.

Die Leber der Patienten wurde insbesondere auf eine granulozytäre Infiltration der Portalfelder, granulozytärer Anschoppung in den Sinusoiden, eine feintropfige Verfettung, Einzelzellnekrosen bis hin zu zentroazinären Nekrosen und Mikroabzsessen untersucht.

Die Milz wurde hinsichtlich Follikelnekrosen und Hyperplasien der weißen Pulpa mit Ansammlung von Granulozyten und Makrophagen geachtet.

43 Die Nieren wurden bezüglich akuter Tubulusnekrosen mit Abflachung und vakuoliger Auflockerung, vermehrtem Vorkommen von Lymphozyten, Monozyten und unreifen Zellen in Blutgefäßen sowie Mikroabszessen untersucht.

3.2.5. Statistische Auswertung

Die nachfolgenden statistischen Aussagen wurden mit freundlicher Hilfe des Institutes für Biometrie der Medizinischen Hochschule Hannover getroffen.

Der Kruskal Wallis Test wurde benutzt um den Zusammenhang zwischen dem postmortalen Intervall (PMI) und dem Procalcitonin Level zu ermitteln. Der oben genannte Test wird verwendet um zu untersuchen, ob zwei unabhängige Stichprobengruppen eine gemeinsame Tendenz aufweisen, beziehungsweise einer gleichen Population entstammen. Dabei handelt es sich um ein nicht-parametrisches Verfahren, bei dem mindestens die abhängige Variable ordinalskaliert sein muss. Der Kruskal Wallis Test wird besonders dann benutzt, wenn die Voraussetzungen für eine Normalverteilung nicht gegeben sind.

Zudem wurde der exakte Chi-Quadrat Test (oder auch exakter Test nach Fischer) verwendet um einen statistisch signifikanten Unterschied der Procalcitonin-Werte zwischen den einzelnen Versuchsgruppen zu zeigen. Hier wurden p-Werte von ≤0.05 als statistisch signifikant angesehen. Bei diesem Test wird untersucht, ob die Varianz zweier Vergleichsgruppen übereinstimmt. Im Gegensatz zum Chi- Quadrat Test erfordert der exakte Chi-Quadrat Test keinen bestimmten Stichprobenumfang und ist auch bei geringen Stichprobenumfängen in der Lage, zuverlässige Ergebnisse zu liefern.

Die statistischen Kalkulationen wurden mit IBM SPSS Statistics® 20 durchgeführt.

3.2.6. Tabellen und Bilder

Die Tabellen, Bilder und Graphiken wurden mit Microsoft Word, Excel und Power Point bearbeitet.

44

3.2.7. Datenbanken

Zur Literaturrecherche wurden die beiden Datenbanken www.pubmed.gov und www.scopus.com genutzt.

4.0. Ergebnisse

4.1. Ergebnisse der Gruppe 1 „Ungeklärte Todesursachen“

4.1.1. Klinische Angaben

In dieser Gruppe konnten 25 Leichen zusammengefasst werden, deren Todesursache als ungeklärt auf dem Totenschein angegeben wurde. Dabei handelte es sich um neun weibliche und 16 männliche Probanden. Das Durchschnittsalter betrug 59 Jahre. Der älteste Patient war hier 90, der jüngste war 1 Jahr alt. In zwei Fällen konnte eine grünliche Verfärbung der Bauchhaut festgestellt werden. Bei keiner weiteren Leiche waren Fäulniszeichen nachweisbar.

Zweimal wurde ein Verdacht auf eine Sepsis auf dem Totenschein notiert. Dabei bestand im ersten Fall Fieber vor Todeseintritt, im zweiten Fall wurde vom Hausarzt aus nicht ausreichend nachvollziehbaren Gründen der Verdacht auf eine Sepsis geäußert. Diese beiden Fälle wurden trotzdem mit in die Gruppe 1 aufgenommen, da anhand der restlichen klinischen Angaben eine Sepsis als sehr unwahrscheinlich erschien.

45

Grafik 1: Ergebnisse des BRAHMS PCT-Q Test®Gruppe 1

Das gemittelte Postmortale Intervall (PMI) betrug 1,8 Tage (43,2 Stunden). Das kürzeste Intervall war hier unter 24 Stunden, das längste Intervall 4 Tage (92 Stunden).

In acht Fällen (32 %) wurde ein Krankenhausaufenthalt vor dem Tod notiert. In dieser Gruppe wurde vor dem Tod in keinem Fall eine Blutkultur abgenommen. In zwei Fällen wurde vor dem Tode ein PCT-Wert ermittelt (Fall 266/10: 0,6 µg/l und Fall 48/11: 1,04 µg/l (post-OP) + 0,12 µg/l). In einem der beiden Fälle wurde mehrere Wochen vor dem Tod eine Antibiose verabreicht. Insgesamt erhielten vier der 25 Patienten vor dem Tod eine antibiotische Therapie.

Der Zeitraum variierte hier von einem Tag bis zu Wochen. Bei den vier Fällen mit antibiotischer Vorbehandlung zeigten zwei Fälle einen postmortalen PCT-Wert von ≤0,5 ng/ml, einer einen Wert von ≥0,5 ng/ml. In einem Fall dieser Gruppe konnte ein PCT-Wert von ≥2 ng/ml ermittelt werden.

28%

68%

4%

Ergebnisse des BRAHMS PCT-Q Test® Gruppe 1

≤0,5 ng/ml ≥0,5 ng/ml ≥2 ng/ml

46

4.1.1.1. Obduktionsbefunde 4.1.1.2. Todesursache

Bei den 25 Fällen dieser Gruppe wurde auf dem Totenschein einheitlich eine ungeklärte Todesursache angegeben.

Todesursache Anzahl

Herzinsuffizienz 8 x (32 %)

Intoxikation 7 x (28 %)

Kardiogener Schock 2 x (8 %)

Respiratorische Insuffizienz 2 x (8 %)

Herzrhythmusstörungen, Verbrennung, Fruchtwasserembolie, epileptischer Anfall, Verbluten oder Lungenentzündung

Jeweils 1 x (4 %)

Tabelle 10: Todesursachen der Gruppe 1

In drei Fällen wurde durch den Leichenschauenden Arzt der Verdacht auf einen Infekt der oberen Atemwege gestellt. Allerdings konnte dieser Verdacht in keinem der drei Fälle durch die Obduktion bestätigt werden.

Die Milz wurde in einem Fall als „beginnend erweicht“ beschrieben und in einem Fall als

„erweicht“. Im ersten Fall konnte ein PCT-Wert von ≥0,5 ng/ml ermittelt werden. Im zweiten Fall zeigte der Test keinen erhöhten PCT-Wert.

In zwei Fällen wurde, wie oben beschrieben, ein kardiogener Schock festgestellt. In einem Fall konnte eine Schocklunge gefunden werden. Neunmal zeigten die Nieren makroskopisch Symptome für einen Schock.

In den Nebennieren wurde im Rahmen der Obduktion in keinem Fall eine makroskopische Einblutung gefunden. Auch im Gehirn wurden makroskopisch bei der Obduktion keine Mikroinfarkte gesehen.

Zusammenfassend wurden bei fünf von 25 Patienten der Gruppe 1 (20 %) bei der Obduktion mehr als drei makroskopische Zeichen für eine Sepsis festgestellt. Bei zwei dieser Fälle wurde ein PCT-Wert von ≥0,5 ng/ml festgestellt. In den anderen Fällen wurde keine PCT-Erhöhung registriert.

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4.1.1.3. Zusätzliche Ursachen für PCT-Erhöhung und Zusatzgutachten

Sieben der 25 Fälle (28 %) dieser Gruppe wurden vor ihrem Tod reanimiert. Die Reanimationszeiten variieren dabei von 20 bis 60 Minuten. In drei Fällen fand fraglich (und nachträglich nicht genauer ermittelbar) eine Reanimation statt. Hierfür konnte allerdings keine Bestätigung in den Kranken-, bzw. Notarzt-Akten gefunden werden. In drei Fällen kam es in kurzem Abstand zum Tod zu Stürzen. Bei einem Patienten war zu Lebzeiten eine großflächige Verbrennung beschrieben worden.

Insgesamt wurden elf Zusatzgutachten für die in der Gruppe 1 befindlichen Patienten angefertigt. Fünfmal wurde die Alkoholkonzentration im Blut untersucht. Ebenfalls in fünf Fällen wurden toxikologische Untersuchungen unternommen. Dabei zeigt sich in vier Fällen eine wesentliche Alkoholisierung (zwischen 2,09 ‰ und 2,93 ‰). Fünfmal konnten Drogen, bzw. Medikamente (Heroin, Kokain und Benzodiazepine) nachgewiesen werden. In einem Fall bestätigte sich histologisch der Verdacht auf eine Fruchtwasserembolie. In einem Fall wurde eine mikrobiologische und in einem Fall eine virologische Untersuchung angefertigt.

Hier wurde mittels PCR eine virale Genese der vermuteten Lungenentzündung festgestellt. Es wurden Adenoviren der Gruppe C gefunden. In diesem Fall fand sich ein PCT-Wert von

≥0,5 ng/ml.

4.1.2. Histologische Untersuchungen

Gewebe-Art

Histologische Veränderung Gruppe 1

Herz

Einzelfaser- o. Gruppennekrosen 5 x (20 %)

Lunge

Alveoläres Ödem 11 x (44 %)

Interstitielles Ödem 1 x (4 %)

Leber

Granulozytäre Infiltrationen der Portalfelder 12 x (48 %)

Feintropfige Verfettung 8 x (32 %)

Einzellzellnekrosen bis zentroazinäre Nekrosen

2 x (8 %)

48

Niere

akute Tubulusnekrosen mit Abflachung und vakuoliger Auflockerung

1 x (4 %)

Tabelle 11: Histologische Veränderungen der Gruppe 1

Zusammenfassend zeigten vier Fälle (16 %) mehr als drei histologische Zeichen für eine Sepsis.

Zusammenfassend zeigten vier Fälle (16 %) mehr als drei histologische Zeichen für eine Sepsis.