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Die Aktivitäten der regionalen Netzwerke

Die regionalen Netzwerke sind in ihrer Zusammensetzung und Struktur sehr unterschiedlich aufgestellt. Das liegt vor allem daran, dass keine Doppelstrukturen geschaffen werden sollten und deshalb versucht wurde, an bestehende Strukturen anzuknüpfen.

Nord: Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Niedersachsen Das erste regionale Treffen des Netzwerks Nord fand im Frühjahr 2011 in Hannover statt. Das unerwartet große Interesse überstieg die räumli-chen Möglichkeiten, weshalb nicht alle 80 Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Neben einem Erfahrungsaustausch im Plenum wurden zwei Workshops mit Fortbildungscharakter angeboten. Themen waren die psychiatrische Begutachtung von Migrantinnen und Migranten – von der PTBS bis zur Schizophrenie – sowie die Qualitätsentwicklung psychiatrischer Hilfen im regionalen Verbund.

Im Herbst desselben Jahres traf sich das Netzwerk Nord mit 45 Teil-nehmenden in der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg zum zweiten Mal. Ein wichtiges Thema war die Zusammenarbeit der SpDi mit den psychia trischen Kliniken. Außerdem wurde die Frage gestellt, was ein Sozialraumbudget in der Eingliederungshilfe bedeutet. Der bewähr-te Programm ablauf des ersbewähr-ten Netzwerktreffens wurde mit wenigen

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Änderungen bis heute beibehalten. Seitdem haben weitere fünf Netz-werktreffen mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung stattgefunden.

Die gastgebende Rolle wird bei jeder Veranstaltung von einem anderen SpDi ausgefüllt, der die Veranstaltungen auch inhaltlich mitgestaltet. An-regungen dazu kommen aus den Reihen der Teilnehmenden, so können die behandelten Themen an den Fragestellungen der Praxis ausgerichtet werden.

Auf Bitte der bundesweiten Steuerungsgruppe hat sich 2014 eine Arbeits-gruppe zum Thema »Leistungsstandards und Personalbedarf« gegrün-det. Auf der Grundlage von Daten, die aus einigen SpDi zur Verfügung gestellt wurden, und Diskussionen der AG-Mitglieder wird derzeit ein Vorschlag zur Ermittlung einer minimal erforderlichen Personalausstat-tung in SpDi erarbeitet, differenziert nach Kernaufgabe und gestaffelt nach Breite und Tiefe der Aufgabenbearbeitung. Ziel ist es, in zwei Jahren im bundesweiten Netzwerk eine fachliche Empfehlung zu dieser Thematik zu verabschieden.

Netzwerk West: Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland

In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits seit langer Zeit die Landesarbeits-gemeinschaft Sozialpsychiatrischer Dienste Nordrhein-Westfalen e. V., die regelmäßig Tagungen zu bestimmten Themen veranstaltet.4 Nunmehr wurden alle zwei Jahre auch die Bundesländer Hessen, Rheinland Pfalz und Saarland in den Adressatenkreis mit einbezogen. Bei der ersten Ta-gung im Herbst 2011 in Düsseldorf, die gemeinsam mit der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen durchgeführt wurde, lautete das Thema: »Junge psychisch Kranke – zwischen Rebellion, Resignation und Rehabilitation«. Themenschwerpunkte waren neben einem psychiatri-schen Fachvortrag zur Therapie junger psychisch Kranker und einem Vortrag über Internetsucht die rechtlichen Grundlagen sowie Aspek-te der Prävention und der Rehabilitation. In Arbeitsgruppen konnAspek-ten die Themen in reger Diskussion weiter vertieft werden. Es bestand ein breiteres Interesse, sich im Netzwerk West auch künftig zu wichtigen Themen auszutauschen, und so wurden im Frühjahr 2013 in Frankfurt/

Main sowie im Herbst 2014 in Köln weitere regionale Fachtagungen organisiert.

Netzwerk Süd: Baden-Württemberg und Bayern

Die Besonderheit der SpDi in den beiden Bundesländern Baden-Würt-temberg und Bayern liegt in deren freien Trägerschaft, sie sind bis auf wenige Ausnahmen nicht dem Gesundheitsamt eingegliedert. Die erste gemeinsame Veranstaltung fand im Herbst 2011 mit 80 Teilnehmern im Tagungszentrum Kloster Irsee zu den Themen Grundversorgung und Kernaufgaben der SpDi statt. Die Workshops am ersten Tag beschäf-tigten sich intensiv mit vier Kernaufgaben der SpDi. Die Fachforen am zweiten Tag befassten sich dann mit weiteren Themen, die für die SpDi bedeutsam sind: Psychiatrische Pflege, Integrierte Versorgung, Klienten mit Migrationshintergrund sowie die Kooperation zwischen Selbsthilfe und SpDi. Unter den Teilnehmenden war eine Stimmung spürbar, dass die Arbeit in einem SpDi (wieder) etwas Besonderes ist. Seitdem findet alternierend mit der bundesweiten Fachtagung alle zwei Jahre eine ge-meinsame zweitägige gege-meinsame Veranstaltung der SpDi statt; 2013 in der ev. Akademie Bad Boll in Baden-Württemberg und 2015 erneut im Kloster Irsee in Bayern.

Netzwerk Ost: Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen

Bei der Vorbereitung des regionalen Netzwerks Ost gab es zunächst Diskussionen, inwiefern die Metropole Berlin mit den überwiegend länd-lich strukturierten, östländ-lichen Bundesländern zusammengefasst werden sollte. Die Strukturen der Dienste und die für sie relevanten Themen erschienen doch sehr unterschiedlich. Am Ende überwog aber die örtliche Verbundenheit, und Berlin stellte sich aufgrund seiner zentralen Lage als geeigneter Veranstaltungsort heraus. Ein Treffen am Freitagnachmittag und Samstagvormittag ermöglicht auch denjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Teilnahme, die keine Freistellung für eine Fortbildung außerhalb des Bundeslandes bekommen. Geplant war zunächst nur ein Treffen alle zwei Jahre.

Das Netzwerk Ost traf sich erstmals im September 2012 mit 18 Teilneh-menden in Berlin Pankow, bei dem es vor allem um das Kennenlernen sowie das Sammeln von Themen ging. Diese reichten vom Personalabbau bei sinkenden Einwohnerzahlen und dessen Konsequenzen für die Versor-gung über allgemeine Konzepte in der Kooperation mit anderen Ämtern,

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Kliniken und Freien Trägern, bis hin zur Psychiatrisierung von Menschen bei neuen Klientengruppen mit Problemen wegen geringer Bildung, wenig Motivation und schwierigem familiären Hintergrund. Darüber hinaus ging es auch um die gegenwärtigen Strukturen der SpDi-Arbeit in den sechs Bundesländern. Als Ziele für die künftigen Treffen wurden formuliert: der Austausch über Leitfäden und Empfehlungen (z. B. in Form eines Betriebsbuchs) und den Umgang mit Arztmangel im SpDi, über die Einrichtung von Krisendiensten sowie die Erfassung der Per-sonalausstattung (inkl. Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst).

Seitdem findet jährlich ein Treffen in Berlin statt. Die Beteiligung ist inzwischen angestiegen, sodass es 2015 mit über 35 Anmeldungen so-gar räumlich etwas eng wurde. Wie auch im Netzwerk Nord werden die Themen für die kommenden Veranstaltungen aus den Reihen der Teilnehmenden gesammelt, um die regionalen Bedarfe und Problemlagen zu berücksichtigen.