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VERSUCHSPRÄPARAT DINOLYTIC

5.4 EINFLÜSSE AUF DAS THERAPIEERGEBNIS

5.4.1 Abstand zwischen Kalbung und Erstuntersuchung

Das Kapitel 4.3.1 beschäftigt sich mit der Abhängigkeit des Therapiergebnisses vom Zeitpunkt der Erstbehandlung. Der Abstand zwischen der Abkalbung und der

Erstuntersuchung und somit der Therapiebeginn beeinflußte den Heilungsverlauf und die Fruchtbarkeitsparameter direkt und indirekt. Ein direkter Einfluß bestand z.B. auf die Rastzeit und die Güstzeit, da sich entsprechend zum Abstand zur Abkalbung diese Zeiten verlängerten.

Ein indirekter Einfluß entstand durch die Selbstheilungskräfte des Uterus.

In Tabelle 10 sieht man, daß die Erstheilungsrate statistisch signifikante Unterschiede

zwischen einem Abstand unter bzw. über 42 Tagen nach der Abkalbung aufwies. Ein höherer Abstand zur Abkalbung von mind. 42 Tagen führte gruppenübergreifend zu einer deutlichen Steigerung der Erstheilungsrate von 59,5% auf 79,6%. Eine Verbesserung der

Erstheilungsrate mit zunehmender Krankheitsdauer ist nicht unbedingt zu erwarten, da man annehmen kann, dass es sich um eine hartnäckige Infektion handelt, wenn sie schon über einen längeren Zeitraum besteht. Eine Erklärung für die Steigerung der Ersthe ilungsrate mit zunehmendem Abstand zur Kalbung liefert Tabelle 9, in der erkennbar wird, daß der

Schweregrad der Endometritis mit zunehmendem Abstand zur Kalbung abnahm. Unter der Voraussetzung, daß ein regelmäßiger Zyklus ablief, kann es durch die endometriale

Selbstreinigung schon zu einer Verbesserung des Krankheitsgrades gekommen sein. In der Gruppe mit einem Abstand über 42 Tagen fand man statistisch signifikant weniger Tiere mit

deutlich vergrößertem Uterus (GIV-VI), mit übelriechendem Vaginalsekret und mit positivem Nachweis von A. pyogenes. Diese Unterschiede in der Erkrankungsschwere führten zu einer Steigerung der Erstheilungsrate bei zunehmendem Abstand zur Kalbung.

Erwähnenswert ist der statistisch signifikante Unterschied bei der Erstheilungsrate innerhalb der Dinolytic®-Gruppe, den Tabelle 11 zeigt. Bei einem Abstand zur Kalbung unter 42 Tagen erreichte Dinolytic® im Vergleich zu den anderen Behandlungsgruppen mit 51,5% die

schlechteste Erstheilungsrate, während bei einem Abstand über 42 Tagen eine 100%ige Erstheilungsrate zu verzeichnen war. Mit zunehmendem Abstand zur Kalbung erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, daß ein regelmäßiger Zyklus ablief, wodurch ein aktives Corpus luteum vorhanden sein konnte und somit die luteolytische Wirkung des Dinolytic® wirksam werden konnte. Auf den Einfluß des Vorhandenseins eines Corpus luteum wird im Kapitel 5.9 näher eingegangen.

Wie Tabelle 13 zeigt, konnte in der vorliegenden Arbeit entsprechend den Ergebnissen von BRUNS (1997) bei der Betrachtung der Gesamtgruppe eine signifikante Verkürzung der Posttherapiezeit (PT) bei Therapiebeginn ab dem 42. Tag p.p. festgestellt werden, während die anderen Fertilitätszeiten bzw. Fertilitätsindices keine signifikanten Unterschiede ergaben.

In Tabelle 14 bis 16 werden die unterschiedlichen Auswirkungen des Abstandes zur

Abkalbung auf die verschiedenen Behandlungsgruppen bezüglich der GTR, des EBE und des TI erkennbar. In der Dinolytic-Gruppe führte ein größerer Abstand zur Abkalbung zu einer deutlichen Steigerung des EBE (EBE: 46,9% vor dem 42. Tag p.p.; EBE: 78,6% nach dem 42. Tag p.p.), während es in den anderen Gruppen zu einer Verschlechterung des EBE kam.

Auch der Trächtigkeitsindex (TI) konnte in der Dinolytic-Gruppe durch eine Behandlung nach dem 42. Tag p.p. positiv beeinflußt werden.

Bei der Bewertung hinsichtlich des unterschiedlichen Abstandes zur Kalbung schneidet die Dinolytic-Gruppe bei einer Therapie nach dem 42.Tag p.p. bezüglich der Erstheilungsrate, des EBE und des mittleren TI am besten ab.

Die Unterschiede zwischen den 4 Behandlungsgruppen in Bezug auf den Abstand zur Abkalbung sind in Tabelle 8 dargestellt. Trotz der zufälligen Zuordnung der Tiere zu den einzelnen Behandlungsgruppen bestanden signifikante Unterschiede hinsichtlich des

Zeitpunktes der Erstuntersuchung zwischen der Totocillin-Gruppe (Mittelwert 39,3 Tage) und der Lotagen-Gruppe (Mittelwert 30,7 Tage) sowie zwischen der Lotagen-Gruppe und

der Kontrollgruppe (Mittelwert 45,2 Tage). Die Auswirkungen dieser unterschiedlichen Zeitabstände zur Abkalbung auf die Fertilitätsindices werden in der Tabelle 6 ersichtlich.

Zwar bestanden hinsichtlich Rastzeit und Güstzeit keine signifikanten Unterschiede zwischen der Totocillin- und der Lotagen-Gruppe, allerdings hat der höhere Anteil an Tieren mit längerem Abstand zur Abkalbung in der Totocillin-Gruppe zu einer Verlängerung der Güstzeit geführt und der Anteil der Tiere mit einer Güstzeit unter 115 Tagen lag mit 42,1 % deutlich unter der Lotagen-Gruppe mit 52,8 %. Anhand dieser Erkenntnisse muß der im Vergleich zu den anderen Gruppen geringe Anteil an Tieren mit einer Güstzeit unter 115 Tagen in der Totocillin-Gruppe nicht zwangsläufig durch die Behandlung entstanden sein, sondern kann durch den verlängerten Abstand zur Kalbung erklärt werden.

In der Literatur findet man verschiedene Ansichten über den optimalen Behandlungs- zeitpunkt. DE KRUIF et al. (1982) raten von einer frühzeitigen Therapie ab, da sie keine Beschleunigung des Heilungsprozesses durch einen früheren Therapiebeginn feststellen konnten und erklären die besseren Erfolgsaussichten eines späteren Behandlungsbeginns durch die in der Zwischenzeit ablaufende endometriale Selbsteinigung. Bei diesen

Untersuchungen wurde allerdings der 15. Tag p.p. als Therapiebeginn gewählt, so daß die Ergebnisse mit denen in dieser Arbeit (Erstuntersuchung 21. Tag/ Aufteilung in vor bzw. nach 42. Tag p.p.) nicht direkt vergleichbar waren. PORRATH (1991) berichtete über eine

Verkürzung der Posttherapiezeit (PT) nach antibiotischer Uterusbehandlung bei Tieren, die zu einem früheren Zeitpunkt zur Behandlung vorgestellt wurden. BOCKIUS (1994) konnte dagegen keinen signifikant besseren Therapieerfolg nach intrauteriner Antibiotikainfusion bei den Tieren verzeichnen, die zu einem früheren Zeitpunkt behandelt wurden. BRUNS (1997) beschrieb einen größeren Behandlungserfolg in der Gruppe, die nach dem 42. Tag p.p.

behandelt wurde. In dieser Gruppe ergab sich ein besserer EBE von 35,1 % und eine bessere GTR von 76,3 % im Vergleich zu den früher behandelten Tieren (EBE: 28,4 % und

GTR: 75,4 %), wobei die Unterschiede nicht statistisch signifikant waren. Die Verkürzung der PT von 91,3 Tagen (Therapiebeginn bis zum 41. Tag) auf 58,5 Tage (Therapiebeginn ab 42. Tag) war dagegen statistisch signifikant und konnte durch die Auswertung in der

vorliegenden Arbeit bestätigt werden. THIEL (1998) erreichte ebenfalls eine statistisch

signifikante Verkürzung der Posttherapiezeit bei späterem Behandlungsbeginn, beschrieb aber im Gegensatz zu BRUNS (1997) einen besseren EBE von 56,0 % und eine bessere GTR von

100 %, wenn die Behandlung vor dem 28. Tag p.p. erfolgte, im Vergleich zu einem EBE von 39,1 % und einer GTR von 82,8 % bei einer Behandlung nach dem 28. Tag p.p..

PEPPER und DOBSON (1987) berichteten über eine signifikante Verschlechterung des EBE, wenn die Behandlung erst nach dem 40. Tag p.p. einsetzte.

Eine abschließende gruppenübergreifende Beurteilung des optimalen Therapiezeitpunktes ist nicht möglich. Dem positiven Effekt eines späteren Behandlungsbeginns in Bezug auf die Posttherapiezeit und die Erstheilungsrate stehen die schlechteren Ergebnisse im Hinblick auf die Gesamtträchtigkeitsrate gegenüber, wobei die Unterschiede in der GTR nicht so

wesentlich und außerdem nicht statistisch signifikant waren. Allerdings verlängerten sich bei einem späteren Therapiebeginn zwangsläufig die wirtschaftlich interessante Rastzeit und Güstzeit.

Die Behandlung mit Dinolytic schien hinsichtlich der Erstheilungsrate und mehrerer Fertilitätsparameter deutlich bessere Ergebnisse zu liefern, wenn die Behandlung nach dem 42.Tag p.p. stattfand. In den anderen Gruppen war keine eindeutige Tendenz feststellbar.

5.4.2 Schweregrad der Endometritis

Trotz der zufälligen Zuordnung zu den verschiedenen Behandlungsgruppen war es

hinsichtlich des Schweregrades der Endometritis zu unterschiedlichen Verteilungen innerhalb der 4 Gruppen gekommen. Die Unterschiede sind in Tabelle 17 erkennbar. Sowohl in der Totocillin®- als auch in der Kontrollgruppe waren statistisch signifikant weniger Tiere mit einem deutlich vergrößerten Uterus vorhanden. Bei der Kontrollgruppe ist die Differenz zu den anderen Gruppen dadurch zu erklären, daß wie schon in den vorigen Kapiteln erläutert, die Landwirte nicht in allen Fällen ihre Zustimmung zu einer „Nichtbehandlung“ geben wollten.

Die Differenzierung des Schweregrades anhand des Geruchs des Vaginalsekretes und der rektal palpierten Größe des Uterus ist immer eine mehr oder weniger subjektive Beurteilung des Untersuchers, wobei die Größe des Uterus durch den Größenschlüssel nach GRUNERT (1999) einheitlich feststellbar war, während die Wahrnehmung des Vaginalsekretes als übelriechend eine eher subjektive Empfindung der untersuchenden Person darstellte. Tabelle 18 zeigt, daß bei Tieren mit deutlich vergrößertem Uterus signifikant häufiger übelriechendes

Vaginalsekret vorliegt. In der Tabelle 17 wird dagegen deutlich, daß in der Totocillin-Gruppe 20 Tiere einen übelriechenden Sekretbefund aufwiesen, während nur 3 Tiere einen deutlich vergrößerten Uterus hatten. Da solche Diskrepanzen bezüglich der Parameter des Schweregrades durch die oben beschriebene Subjektivität entstehen können, kann der Wert einer solchen Beurteilung kritisch betrachtet werden. Da sich aber in der multivariaten Analyse das Vorliegen von übelriechendem Vaginalsekret letztendlich doch als signifikanter Einflußfaktor auf den Erstbesamungserfolg und die Güstzeit herausstellte, während die Größe des Uterus keinen Einfluß auf die Fertilität hatte, kann die Beurteilung des Sekretes in der Praxis als Parameter für die Wahl der Therapie und die Prognose herangezogen werden.

Wie erwartet, nahm gruppenübergreifend die Heilungsrate mit zunehmender Größe des Uterus ab und die Erstheilungsrate wies einen statistisch signifikanten Unterschied von 68,2% bei Tieren mit einem Uterusbefund von G I-III im Vergleich zu 44,4% bei Tieren mit G IV-VI auf. In Bezug auf die Fertilitätsindices (Tab. 23) ergaben sich eine statistisch

signifikante Verlängerung der PT sowie ein signifikanter Anstieg der Abgänge aufgrund von Unfruchtbarkeit bei deutlich vergrößertem Uterus.

Bei der Betrachtung der einzelnen Therapiegruppen schien Totocillin® bei G IV-VI sowohl im Bezug auf die klinische Heilung insgesamt (Tab. 20) und die Erstheilungsrate (Tab. 21), als auch bei der Beurteilung der GTR (Tab. 24) und der Abgänge (Tab. 25) schlechter abzuschneiden. Bei der Bewertung dieser Daten muß berücksichtigt werden, daß in der Totocillin®-Gruppe nur 3 Tiere mit der Einstufung G IV-VI waren und deshalb keine abgesicherte Aussage gemacht werden kann.

Bezüglich der Korrelation zwischen Krankheitsgrad und Therapieerfolg findet man eine eindeutige Tendenz in der Literatur. HUGGENBERGER (1982) beschrieb passend zu den Ergebnissen in dieser Arbeit eine Verschlechterung der Trächtigkeitsraten mit zune hmendem Erkrankungsgrad. Auch bei BOCKIUS (1994) ergab sich ein sinkender EBE und eine

schlechtere GTR beim Vergleich von Genitalkatarrh (GK) I zu III. PORRATH (1991)

berichtete über eine Abnahme der Ovaraktivität mit steigendem Grad des Genitalkatarrhs und somit eine verschlechterte Fruchtbarkeitslage. THIEL (1998) wies eine statistisch signifikante Steigerung bezüglich der PT bei an Pyometra erkrankten Kühen von 20 Tagen im Vergleich zu Kühen mit geringgradigen Genitalkatarrhen nach. In der vorliegenden Arbeit ergab sich ebenfalls eine signifikante Steigerung der PT um 17,6 Tage zwischen den Tieren mit

unterschiedlichem rektalem Befund. BRUNS (1997) nahm ebenfalls eine Unterteilung anhand des rektalen Befundes in 2 Gruppen vor. Er unterschied danach, ob der Uterus unter der Hand zu versammeln war und keine palpierbare Flüssigkeit enthielt (Gruppe A) oder nicht unter der Hand versammelbar war und Fluktuation aufwies (Gruppe B). Für Gruppe A ermittelte er eine signifikant kürzere PT im Vergleich zur Gruppe B. Je besser der Uterustonus war, desto eher erfolgte eine Entleerung des Uterus. Eine mögliche Erklärung lieferte BERCHTOLD (1982), der ein Zusammenwirken von Ovaraktivität, Ausstoßung von evtl. Uterusinhalt und

Keimgehalt des Uterus beschreibt.

Mit zunehmender Größe des Uterus verschlechterten sich sowohl die klinische Heilung als auch die Fertilitätsindices in allen 4 Gruppen, passend zu den Angaben der oben genannten Autoren.