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Vergleich verschiedener Behandlungen der chronischen Endometritis des Rindes unter Berücksichtigung von Faktoren des Behandlungserfolges

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Academic year: 2022

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(1)

(im Richard-Götze-Haus)

der Tierärztlichen Hochschule Hannover

Vergleich verschiedener Behandlungen der chronischen Endometritis des Rindes unter Berücksichtigung von Faktoren des

Behandlungserfolges

INAUGURAL-DISSERTATION Zur Erlangung des Grades einer

Doktorin der Veterinärmedizin (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Simone Tenhagen genannt Emming aus Rheinberg

Hannover 2001

(2)

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker, PhD

1. Gutachterin: Univ.- Prof. Dr. M. Hoedemaker, PhD 2. Gutachter: Univ.- Prof. Dr. E. Klug

Tag der mündlichen Prüfung: 23.11.2001

(3)

MEINEN GESCHWISTERN

(4)
(5)

1 EINLEITUNG 9

2 LITERATUR 11

2.1 ÄTIOLOGIE UND PATHOGENESE DER

ENDOMETRITIS POSTPUERPERALIS 11

2.2 KLINISCHES BILD 13

2.3 BAKTERIOLOGISCHE DIAGNOSTIK 15

2.3.1 Keimspektrum bei Endometritiden 15

2.3.2 Zusammenhang zwischen bakterieller Besiedlung und

klinischem Bild bzw. nachfolgender Fruchtbarkeit 17 2.3.3 Bedeutung der bakteriologischen Untersuchung 18

2.4 ABWEHR- UND SELBSTREINIGUNGSMECHANISMUS

DES UTERUS 19

2.5 VERSCHIEDENE THERAPIEMÖGLICHKEITEN 21 2.5.1 Intrauterine Behandlung mit reizenden bzw.

irritierenden Präparaten 22

2.5.2 Intrauterine Behandlung mit Antibiotika bzw.

Chemotherapeutika 24

2.5.3 Parenterale Behandlung mit Prostaglandinen 25

3 MATERIAL UND METHODEN 28

3.1 VERSUCHSTIERE 28

3.2 PRÄPARATE 29

3.3 KLINISCHER UNTERSUCHUNGSGANG 32

3.4 EINTEILUNG DER BEHANDLUNGSGRUPPEN

UND THERAPIE 37

(6)

3.6 BLUTPROBENENTNAHME UND PROGESTERONNACHWEIS 39 3.7 VERWENDETE FRUCHTBARKEITSPARAMETER 40 3.8 STATISTISCHE AUSWERTUNG DES DATENMATERIALS 41

4 ERGEBNISSE 42

4.1 DARSTELLUNG DER GESAMTGRUPPE 42

4.2 VERGLEICH DER 4 BEHANDLUNGSGRUPPEN 50 4.2.1 Therapieverlauf und klinische Heilung 50

4.2.2 Fertilitätskennzahlen 52

4.2.3 Abgänge 53

4.3 EINFLÜSSE AUF DAS THERAPIEERGEBNIS 55

4.3.1 Abstand zwischen Abkalbung und Erstuntersuchung 55 4.3.1.1 Unterschiede in den Therapiegruppen 55

4.3.1.2 Schwere der Erkrankung 56

4.3.1.3 Klinische Heilung 57

4.3.1.4 Fertilitätsindices 60

4.3.2 Schweregrad der Endometritis 64

4.3.2.1 Unterschiede in den Therapiegruppen 64 4.3.2.2 Rektaler Befund und andere Parameter

des Schweregrades der Endometritis 65

4.3.2.3 Klinische Heilung 66

4.3.2.4 Fertilitätsindices 70

4.3.3 Bakteriologischer Befund 73

4.3.3.1 Nachweis von A. pyogenes 73

4.3.3.1.1 Unterschiede in den Therapiegruppen 73

4.3.3.1.2 Klinische Heilung 74

4.3.3.1.3 Fertilitätsindices 78

(7)

4.3.3.2.2 Klinische Heilung 86

4.3.3.2.3 Fertilitätsindices 89

4.3.4 Vorhandensein eines Corpus luteum 93 4.3.4.1 Unterschiede in den Therapiegruppen 93

4.3.4.2 Klinische Heilung 95

4.3.4.3 Fertilitätsindices 96

4.4 MULTIVARIATE ANALYSE DER EINFLÜSSE AUF

HEILUNG UND FERTILITÄT 102

4.4.1 Erstheilungsrate 102

4.4.2 Erstbesamungserfolg 103

4.4.3 Güstzeit 104

5 DISKUSSION 106

5.1 ALLGEMEINES 106

5.2 BEURTEILUNG DER GESAMTGRUPPE 108

5.3 VERGLEICH DER 4 BEHANDLUNGSGRUPPEN 109 5.3.1 Therapieverlauf und klinische Heilung 109

5.3.2 Fertilitätskennzahlen 111

5.4 EINFLÜSSE AUF DAS THERAPIEERGEBNIS 115

5.4.1 Abstand zwischen Abkalbung und Erstuntersuchung 115

5.4.2 Schweregrad der Endometritis 118

5.4.3 Bakteriologischer Befund 120

5.4.4 Vorhandensein eines Corpus luteum 125

5.5 SCHLUßFOLGERUNGEN 127

6 ZUSAMMENFASSUNG 129

(8)

8 LITERATURVERZEICHNIS 135

9 ABKÜRZUNGEN 155

10 DANKSAGUNGEN 158

(9)

1. EINLEITUNG

Die Endometritis des Rindes stellt einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor in der Rinderhaltung dar. Das Auftreten der Endometritis verursacht nicht nur die direkten Kosten einer

Behandlung, sondern wirkt sich auch indirekt durch die verlängerte Zwischenkalbezeit und die mögli- cherweise aus den Veränderungen im Uterusmilieu resultierende Unfruchtbarkeit als wirtschaftlicher Verlust für den Landwirt aus. Die Unfruchtbarkeit rangiert mit ca. 25% bei den Abgangsursachen an erster Stelle (DE KRUIF 1999). Eine befriedigende und gleichbleibende Fruchtbarkeit ist eine we- sentliche Voraussetzung für das Erreichen von Produktionszielen in rinderhaltenden Betrieben. Sie hat einen entscheidenden Einfluß auf die Milchleistung pro Kuh und Tag, die Planung der Bestands- ergänzung sowie den Zuchtfortschritt und wirkt sich damit direkt auf das Einkommen des Landwirtes aus (METZNER und MANSFELD 1992).

Eine Verlängerung der Zwischenkalbezeit, eine Verminderung des Kälberanfalls pro Zeiteinheit, zu- sätzliche Kosten für tierärztliche Tätigkeiten, ein erhöhter Besamungsindex und eine Verminderung der optimalen Nutzungsdauer stellen eine erhebliche finanzielle Belastung für den Landwirt dar.

Die durchschnittliche Nutzungsdauer unserer Milchrinder liegt zur Zeit bei 3-4 Laktationen. Die op- timale Wirtschaftlichkeit ist aber je nach Rasse und betrieblichen Verhältnissen erst ab der 6. Lakta- tion erreicht. Bei einem vorzeitigen Abgang entsteht pro Kuh und Jahr eine

Gewinnminderung in einer Größenordnung von 100-200 DM. Einmaliges Umrindern bereitet schon einen Verlust von etwa 150 DM (LOTTHAMMER 1992). Die meisten ökonomischen Angaben sind allerdings veraltet und in neueren Publikationen werden keine exakten Zahlenangaben mehr ge- macht. Verlängerte Zwischenkalbezeiten vermindern die Produktivität von Milchviehherden

(DIJKHUIZEN et al. 1985; LOTTHAMMER und WITTKOWSKI 1994). Durch verlängerte Zwi- schenkalbezeiten werden weniger Kälber pro Tier und Jahr und weniger Milch pro Tier und Jahr produziert (ROUGOOR et al. 1994). Weitere Kosten kommen hinzu, wenn die verlängerte Zwi- schenkalbezeit durch Endometritiden und andere Erkrankungen

bedingt ist oder durch einen verminderten Besamungserfolg entsteht (LOTTHAMMER und WITTKOWSKI 1994). Laut TENHAGEN und HEUWIESER (1997) wird eine alleinige Bewertung der Zwischenkalbezeit der komplexen Situation innerhalb der Betriebe nicht

(10)

gerecht. Verlängerte Zwischenkalbezeiten bedeuten nicht realisierte Gewinne, die im hohen Maße vom Leistungsniveau der jeweiligen Herde abhängen. Eine pauschale Aussage über den entgangenen Gewinn pro Tag ist somit nicht möglich.

Die Möglichkeiten zur Therapie der Endometritis reichen von einer lokalen Behandlung mit reizenden bzw. irritierenden Präparaten, wie z.B. Lotagen-, Jod- und Lugol`sche Lösungen, über die antibioti- sche Versorgung des Uterus bis hin zur parenteralen Behandlung mit Prostaglandin F2α-Analogen.

Bei allen genannten Methoden treten Nachteile auf, z.B. degenerative Veränderungen im Endometri- um durch reizende Präparate, die Hemmstoffausscheidung mit der Milch bei Anwendung von Antibi- otika, die unterschiedliche Wirksamkeit der Anti-

biotika in vitro und in vivo sowie die Resistenzentwicklung und die Veränderung der Zykluslänge. DE KRUIF (1999) bemängelt, daß zwar schon zahlreiche Untersuchungen zu diesem Thema durchge- führt wurden, die aber meistens der Kritik nicht standhalten, da keine Kontrollgruppe vorhanden ist oder nicht deutlich wird, was unter „geheilt“ zu verstehen ist. Außerdem gibt es Unterschiede in der Durchführung der klinischen Untersuchung, Uterustupferproben werden oft nicht steril entnommen und die Befunde werden unterschiedlich interpretiert.

In dieser Arbeit sollen 3 praxisübliche Therapieverfahren einem direkten Vergleich unter

Praxisbedingungen unterzogen werden. Da dem Uterus ein hohes Maß an Selbstreingungskraft wäh- rend der Brunst zugeschrieben wird, wird eine Kontrollgruppe gebildet, bei der keine

Therapie erfolgt, um zu prüfen, ob in einigen Fällen sogar auf eine Behandlung verzichtet

werden kann, bzw. ob die getesteten Behandlungsverfahren im Vergleich zur Kontrollgruppe eine Verbesserung der Heilung und der nachfolgenden Fruchtbarkeit erbringen.

(11)

2. LITERATUR

2.1. ÄTIOLOGIE UND PATHOGENESE DER ENDOMETRITIS POSTPUERPERALIS

Die Endometritis entsteht als Folge der Auseinandersetzung der Uterusschleimhaut mit einer Noxe.

Jede mikrobielle, thermische, chemische oder toxische Einwirkung wird mit einer

Abwehrreaktion in Form von Hyperämie, Aktivierung spezifischer und unspezifischer Abwehrme- chanismen, Austritt von gelösten und zellulären Blutbestandteilen aus den Kapillaren, Phagozytose und vermehrter Schleimsekretion beantwortet, wobei sich diese Vorgänge im mikroskopischen Be- reich abspielen (DE KRUIF 1999).

Der Hauptanteil der Endometritiden wird durch mikrobielle Infektionen hervorgerufen. Im

Zusammenhang mit dem Partus, aber auch bei der Besamung erfolgt stets eine Besiedlung des Uterus mit Keimen, die normalerweise innerhalb von kurzer Zeit wieder eliminiert werden. Ein Krankheits- geschehen entwickelt sich dann, wenn prädisponierende Faktoren das Haften von Bakterien begüns- tigen. Als wichtige Barriere gegen das Aufsteigen von Krankheitserregern wird die intakte Struktur des Geschlechtsapparates angesehen, d.h. ein vollständiger Schluß von Vulva und Zervix. Indirekten Einfluß nimmt die Fütterung, da bei Tieren mit Ketosen oder Hypokalzämien vermehrt Puerperalstö- rungen auftreten, die sich zu chronischen Endometritiden entwickeln können. Bei Tieren mit Störun- gen des ovariellen Zyklus erfolgt keine östrogenabhängige Aktivierung der uterinen Selbstreinigung, so daß primär endokrin bedingte Erkrankungen prädisponierend für nachfolgende Endometritiden sein können (AURICH und GRUNERT 1996).

Unter Berücksichtigung des Zeitpunktes der Entstehung unterscheidet BERCHTOLD (1982) fol- gende drei Formen:

1. Die puerperale Genese, die weitaus am häufigsten ist, wobei hier noch die antepartale Genese zu erwähnen wäre, die eine puerperale Genese oft erst ermöglicht.

2. Die postpuerperale Genese, die vor allem auftritt, wenn außer dem Genitalkatarrh gleichzeitig eine Uro-oder Pneumovagina, ein unzureichender Schamschluß, eine Verletzung der Zervix oder Ovarial- zysten diagnostiziert werden.

(12)

3. Die Deck-und Besamungsinfektionen, bei denen heute noch die Campylobacteriose und die In- fektiöse Pustulöse Vulvovaginitis eine Rolle spielen.

Eine Endometritis entsteht in der Regel, wenn Keime aus der Vagina über die Zervix in den Uterus gelangen. Eine hämatogene oder lymphogene Infektion ist ebenfalls möglich, gehört aber zu den Aus- nahmen. Eine Infektion des Uterus tritt beim Rind besonders um die Zeit des Partus und des Puerpe- riums auf. Bereits sub partu gelangen Keime aus der Umgebung des Muttertieres in den Geburtsweg (BOSTEDT 1993), wobei besonders der Verlauf des Partus und die Art der angewandten Hilfeleis- tung einen entscheidenden Einfluß haben. Ein längerer Partus mit mehrfachen Eingriffen, wie z.B. eine Fetotomie hat in allen Fällen eine schwere

Endometritis zur Folge, dagegen entsteht bei einer schnellen Abkalbung ohne Hilfeleistung nur eine geringgradige Infektion, bei der die eingedrungenen Keime schnell abgetötet werden können (DE KRUIF 1994). Sogar bei Spontangeburten sind in erheblichem Umfang koliforme Keime und Strep- tokokken nachweisbar. Auch AHLERS und GRUNERT (1993) stellen eine prädisponierende Be- deutung der geburtshilflichen Manipulationen fest, wobei eine direkte

Abhängigkeit zum Ausmaß der durchgeführten Aktionen besteht. In der sich anschließenden postpartalen Phase begünstigen u.a. Verletzungen des Geburtsweges, Atonia uteri und

Retentio secundinarum, aber auch Stoffwechselstörungen wie z.B. Ketosen den Verlauf des Infekti- onsgeschehens. Laut DE KRUIF (1994) führt eine Nachgeburtsverhaltung in allen Fällen zu einer ernsthaften Entzündung des Endometriums, selbst wenn eine normale Abkalbung vorausging. Den pathologischen Vorgängen im Uterus stehen ”Selbstschutzmechanismen” des Organismus gegen- über. Doch die Selbstreinigungskräfte des Uterus und die Abschottung des Organismus sind be- grenzt. Ob es zu einer puerperalen Infektion des Uterus kommt, hängt von der Zahl und der Virulenz der eingedrungenen Bakterien, dem Verlauf des Partus und des Puerperiums und der intrauterinen Abwehrlage ab. Meist ist nur das Endometrium betroffen, eine Metritis ist selten.

Die akute Entzündung geht in eine chronische Endometritis über, wobei die Autoren unterschiedlich mit den Begriffen akut und chronisch im Zusammenhang mit einer Endometritis

umgehen. Nach BERCHTOLD (1982) ist eine akute Endometritis die Folge einer Auseinanderset- zung der Schleimhaut mit einer Noxe und klingt nach wenigen Tagen ab. Bleibt die Schädigung dage- gen länger bestehen, ohne daß das Allgemeinbefinden gestört ist, handelt es sich um eine chronische

(13)

Endometritis. Der Unterschied besteht also in dem Zeitfaktor und dem Vorhandensein einer Störung des Allgemeinbefindens, weshalb die meisten Gebärmutterentzündungen, die unter Praxisbedingun- gen diagnostiziert werden, als chronisch zu bezeichnen sind.

2.2. KLINISCHES BILD (EINTEILUNG DER GENITALKATARRHE)

Bei einer Endometritis ist der erkrankte Bereich, der Uterus, dem Tierarzt nicht direkt zugänglich. In der Praxis wird die Diagnose deshalb anhand des Vorberichtes, der Adspektion des äußeren Geni- tales und des abgehenden Sekretes sowie der rektalen Palpation des Uterus gestellt. Eine vaginale Untersuchung mittels eines Spekulums kann zusätzlich hilfreich sein.

Entsprechend wird häufig der Begriff Genitalkatarrh anstelle von Endometritis verwendet.

Anhand des klinischen Bildes werden die Endometritiden in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt.

GRUNERT et al. (1984) nehmen eine Einteilung in Genitalkatarrhe (GK) I -IV vor, die in ähnlicher Form auch von RICHTER (1938), GÖTZE (1949), BENESCH (1957), SCHAETZ (1983) und BERCHTOLD (1982) beschrieben wird.

Die Einteilung nach GRUNERT et al. (1984) ist wie folgt:

Genitalkatarrh I. Grades = GK I :

Der Genitalkatarrh I stellt sich als Cervicitis et Endometritis postpuerperalis catarrhalis chronica dar; gleichzeitig können eine Vestibulitis und Vaginitis vorliegen.

Rektaler Befund: Der normal große Uterus weist eine physiologische Wandbeschaffenheit auf; ver- mehrter Inhalt ist nicht nachweisbar.

Vaginaler Befund: Außer einer entzündlichen Rötung des äußeren Muttermundes, besteht oft eine vermehrte Sekretion von vorwiegend klarem, dünnflüssigem, nicht brunstbedingtem Schleim. Häufig kommt es zu einem Vorfall des zweiten geröteten Zervikalringes.

(14)

Genitalkatarrh II. Grades = GK II :

Der Genitalkatarrh II tritt als Cervicitis et Endomeritis postpuerperalis mucopurulenta chronica auf, oft einhergehend mit Vestibulitis und Vaginitis.

Adspektion: Während der Brunst wird eitriger Ausfluß sichtbar, der zu Sekretspuren am Schwanz und an den Sitzbeinhöckern führt. Der Ausfluß kann teilweise auch außerhalb der Brunst auftreten.

Rektaler Befund: Die normal große Gebärmutter hat meist eine unveränderte physiologische Wand- beschaffenheit und vermehrter Inhalt ist nicht nachweisbar.

Vaginaler Befund: Der Muttermund ist geöffnet und man erkennt eine entzündliche Rötung der Portio vaginalis cervicis, häufig mit Vorfall des zweiten Zervikalringes. Es besteht erhöhte

Sekretion mit schleimigen, trüben Sekretansammlungen mit Eiterflocken am Scheidenboden.

Genitalkatarrh III. Grades = GK III :

Der Genitalkatarrh III stellt sich als Cervicitis et Endometritis postpuerperalis purulenta chronica dar. Oft besteht gleichzeitig eine Vestibulitis und Vaginitis.

Adspektion: Meistens sind eitriger Ausfluß aus der Scheide und Sekretreste an Schwanz, Hinterbeinen und Sitzbeinhöckern zu sehen.

Rektaler Befund: Die Gebärmutter hat ihre normale Größe mit im allgemeinen unveränderter Wand- beschaffenheit. In Einzelfällen kommt es zu einer Vergrößerung und Erschlaffung des Uterus und gelegentlich zu einer Verdickung der Uteruswand mit derber Konsistenz (Metritis). Auch die Zervix kann verdickt sein.

Vaginaler Befund: Die Portio vaginalis cervicis ist entzündlich gerötet mit geöffnetem Zervikalkanal. Häufig kommt es durch Ausfluß aus dem Uterus zu Eiteransammlungen am Scheidenboden.

(15)

Genitalkatarrh IV. Grades = GK IV (Pyometra) :

Der Genitalkatarrh IV stellt eine Weiterentwicklung des Genitalkatarrh III mit vermehrter Eiteransammlung im Uterus dar.

Man unterscheidet die offene und die geschlossene Form der Pyometra.

Adspektion: Bei der offenen Form bestehen eitriger Ausfluß und Verschmutzungen durch

Sekret an den genannten Stellen, während bei der geschlossenen Form adspektorisch keine Auffäl- ligkeiten erkennbar sind.

Rektaler Befund: Die deutlich vergrößerte und schlaffe Gebärmutter enthält fluktuierenden Inhalt ohne feste Bestandteile. Eine Verdickung der Gebärmutter (Metritis) kommt bei einem Teil der Fälle vor. Eine Doppelwandigkeit ist nicht vorhanden. Bei dem oft großen,

palpierbaren Gelbkörper handelt es sich um ein Corpus luteum pseudograviditas.

Vaginaler Befund: Bei der offenen Form ist eitriger Ausfluß mit Eiteransammlung auf dem Scheiden- boden erkennbar. Im Gegensatz dazu ist das Scheidenbild bei der geschlossenen Form oft unver- dächtig.

2.3 BAKTERIOLOGISCHE DIAGNOSTIK

Im allgemeinen wird unter Praxisbedingungen nicht bei jeder Kuh, die an einer Endometritis erkrankt, eine Tupferprobe genommen und diese bakteriologisch untersucht. Bei gehäuft auftretenden Genital- katarrhen innerhalb eines Bestandes oder erfolglos vorbehandelten Tieren sollte nach GRUNERT et al. (1984) die klinische Untersuchung durch die bakteriologische Untersuchung mit Resistenzbestim- mung ergänzt werden, um so das für die Therapie geeignete Präparat herauszufinden.

2.3.1 Keimspektrum bei Endometritiden

Die Frage nach dem Keimspektrum im puerperalen bzw. postpuerperalen Uterus wird in der Litera- tur von vielen Autoren behandelt. Es ist zu berücksichtigen, daß der Zeitpunkt der

(16)

Probenentnahme post partum einen entscheidenden Einfluß auf das Auftreten bestimmter Keime hat, da das Keimspektrum innerhalb des Puerperiums variiert und so unterschiedliche Befunde auftreten.

Nach KUNTZE und AURICH (1995) verändert sich die Keimbesiedlung des Uterus mit zeitlichem Abstand vom Partus. Im Frühpuerperium dominieren koliforme Keime, Streptokokken, Staphylo- kokken, Arcanobacterium pyogenes (A. pyogenes) und gramnegative anaerobe Erreger. Im Ver- lauf des Puerperiums sinkt die Bedeutung der koliformen Keime und der Kokken, so daß eine sich fortschreitend entwickelnde Endometritis vor allem durch

A. pyogenes und gramnegative Anaerobier bedingt ist.

Auch der klinisch gesunde Uterus weist eine mikrobielle Besiedlung auf (EASLEY et al. 1951;

GUNTER et al. 1955; DE BOIS 1961; BUCHHOLZ et al. 1979). Im Rahmen bakteriologischer Untersuchungen des Uterussekretes von Kühen, die wegen Fruchtbarkeitsstörungen vorgestellt wur- den, findet FISCHER (1977) in 43% der Fälle ohne klinisch erkennbare Endometritis dennoch Kei- me im Uterus. Andererseits lassen sich bei 41% der Tiere mit klinisch feststellbarer Endometritis keine Keime nachweisen.

STUDER und MORROW (1978) stellen innerhalb der ersten 35 Tage p.p. hauptsächlich

A. pyogenes, koliforme Keime und Streptokokken fest. Nach GRIFFIN et al. (1974) sind innerhalb der ersten 7 Wochen post partum größtenteils Staphylokokken, Streptokokken,

Enterobakterien und ”diphteroids” nachweisbar. CALLAHAN und HORSTMANN (1993) bezeichnen wieder A. pyogenes als häufigen und wichtigsten Keim. Die Kombination von

A. pyogenes und Fusobacterium necrophorum tritt bei RUDER et al. (1981) in 18,8 % aller Fälle auf. Sogar 25 % der Versuchstiere weisen bei den Untersuchungen von GRUNERT et al. (1983) eine Besiedlung des Uterus mit A. pyogenes auf. Je geburtsnäher die Probenentnahme erfolgt, desto höher ist der Anteil an A .pyogenes, wie z.B. HARTIGAN et al. (1974) feststellen, die sogar bei 66

% der Tiere A. pyogenes isolieren konnten. Dieses Ergebnis steht scheinbar im Widerspruch zu den Aussagen von KUNTZE und AURICH (1995), die A. pyogenes vor allem bei fortschreitenden En- dometritiden erwähnen. Sie konnten A. pyogenes allerdings auch schon im Frühpuerperium nach- weisen, messen ihm aber eine größere Bedeutung bei den fortschreitenden Endometritiden zu.

AHLERS und GRUNERT (1993) stellen die Bedeutung der koliformen Keime und Streptokokken, die durch lokale Schädigungen und nekrotische Veränderungen im Uteruslumen eine wichtige Vor-

(17)

aussetzung für das Haften von A. pyogenes, Fusobacterium necrophorum und Bacteroides schaf- fen, dar. Sie beschreiben A. pyogenes als ”Leitkeim”, dessen Nachweis bzw. dessen Fehlen Rück- schlüsse auf den Schweregrad der Endometritis zuläßt.

VANDEPLASSCHE (1981) findet in abnehmender Zahl Mischkulturen, Streptokokken, A. pyogenes, Staphylokokken, E. coli und Proteus bei Endometritiden.

Der größte Teil der Proben ergibt Mischkulturen wie z.B. bei den Auswertungen von GRUNERT et al. (1983), die bei ihrer bakteriologischen Untersuchung zu 94,9 % Mischflora und zu 5,1 % Rein- kulturen anzüchten konnten.

2.3.2. Zusammenhang zwischen bakterieller Besiedlung und klinischem Bild bzw. nachfol- gender Fruchtbarkeit

Nach STUDER und MORROW (1978) und LUGINBÜHL (1979) unterscheidet sich das Keim- spektrum einer Kuh mit gestörtem Puerperalverlauf nicht von dem einer Kuh mit ungestörtem Puer- peralverlauf. Allerdings ist der Anteil infizierter Uteri bei gestörtem Puerperalverlauf größer (BAIER et al. 1973) und die Fruchtbarkeitsaussichten verschlechtern sich (LUGINBÜHL 1979;

LUGINBÜHL und KÜPFER 1980).

Da durch eine experimentelle Infektion mit A. pyogenes keine Endometritis ausgelöst werden konn- te, sehen WOHANKA und HUBRIG (1962) sowie ROMMEL (1963) nur eine bedingte Pathoge- nität für den bovinen Genitalapparat. OLSON et al. (1984; 1986) weisen

ein synergistisches Wirken von Fusobacterium necrophorum, Bacteroides-Arten und

A. pyogenes nach und stellen fest, daß A. pyogenes in einem durch die obigen Keime vorgeschädig- tem Endometrium besser haften kann. Bestätigt werden diese Untersuchungen durch BEKANA et al. (1994), die über das synergistische Auftreten von A. pyogenes,

Bacteroides spp. und Fusobacterium necrophorum berichten.

Auffällig ist, daß sich häufig in eitrigen und stinkenden Sekreten A. pyogenes nachweisen läßt (LUGINBÜHL 1979; DE KRUIF et al. 1982 ; HILGEMANN 1982). Übereinstimmend berichten viele Autoren über verringerte Konzeptionschancen beim Nachweis von A. pyogenes

(18)

(KUNTZE und AURICH 1995; HARTIGAN et al. 1974; HILGEMANN 1982; BOCKIUS 1994). RÜSCH und BERCHTOLD (1986) weisen bei 39 % der untersuchten Kühe mit einer the- rapieresistenten und/oder eitrigen Endometritis A. pyogenes nach.

Nach DAWSON (1960) dominieren bei Genitalkatarrhen 1. und 2. Grades vor allem hämolysieren- de Staphylokokken, zusammen mit Streptokoken und E. coli. Bei den höhergradigen Genitalkatarr- hen überwiegt A. pyogenes. Auch BOCKIUS (1994) weist nach, daß

E. coli vergesellschaftet mit hämolysierenden Streptokokken als häufigste Mischinfektion bei den geringgradigen Genitalkatarrhen auftritt, während A. pyogenes für die schwerwiegenderen Endo- metritiden verantwortlich ist.

2.3.3. Bedeutung der bakteriologischen Untersuchung

Mikrobiologische Befunde von Uterustupferproben sind nur aussagekräftig, wenn eine Kontaminati- on des Tupfers mit Sekreten aus Zervix und Vagina vermieden werden kann. GRUNERT (1999) gibt eine Aufstellung der geeigneten Entnahmegeräte. Heute werden häufig sogenannte Einmaltupfer verwendet, da sie auch unter Praxisbedingungen eine kontaminationsfreie Probenentnahme aus der Zervix bzw. dem Uterus ermöglichen.

LUGINBÜHL und KÜPFER (1980) sehen keinen gesicherten Zusammenhang zwischen dem bak- teriologischen Befund und der Fruchtbarkeit. Laut HARTIGAN (1986) hat ein einmaliger bakterio- logischer Befund nur eine geringe Aussagekraft. Der Zeitpunkt der Probenentnahme beeinflußt so- wohl Qualität als auch Quantität der Ergebnisse entscheidend (ROBERTS 1974; LUGINBÜHL 1979). Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Keimbesiedlung und Endometritis besteht nicht. Bei HARTIGAN et al. (1972) und FISCHER (1977) weisen

20-30 % aller Kühe eine Endometritis auf, die histopathologisch nachgewiesen werden kann. Auf der anderen Seite lassen sich bei 10-20 % aller Kühe Keime im Uterus nachweisen, ohne daß eine Endometritis vorliegt.

(19)

2.4 ABWEHR- UND SELBSTREINIGUNGSMECHANISMEN DES UTERUS

Die uterinen Abwehrmechanismen setzen sich aus den anatomischen Gegebenheiten und den physio- logischen Abläufen an der Gebärmutterschleimhaut während der Zyklusphasen zusammen. Anato- misch gesehen bewirken die eng aneinanderliegenden Schamlippen und der verzahnte Zervikalkanal einen Schutz vor Infektionen. Während der Trächtigkeit und im Diöstrus ist es nahezu unmöglich, diesen Engpaß zu überwinden, da er in diesen Phasen zusätzlich mit einem zähen Schleimpropf ver- schlossen ist (ZERBE 1994). Nach Verletzungen z.B. durch unsachgemäße Geburtshilfe oder durch Fehlstellungen der Vulva können diese Barrieren leichter durchdrungen werden (AURICH et al.

1996). Zur Elimination der Erreger aus dem Uterus tragen die Uterusmotorik und ein nach außen gerichteter Sekretfluß sowie immunologische Faktoren bei. GRUNERT (1961) stellt fest, daß das Endometrium alle morphologischen und physiologischen Kennzeichen des Retikuloendothelialen Sys- tems (RES) aufweist und eine periodisch auftretende selbstreinigende Kraft besitzt. Diese uterinen Abwehrmechanismen unterliegen zyklusabhängigen Veränderungen. Während des Östrus kommt es durch den Östrogeneinfluß zu Leukozytose, pH-Wertveränderung und vermehrter Uterusmotilität, so daß Erreger rasch eliminiert werden können. Im Diöstrus ist die Zervix durch den Progesteron- einfluß verschlossen, die Motorik herabgesetzt und es werden immunsuppressive Substanzen in das Uteruslumen sezerniert, weshalb die Infektionsresistenz geringer ist als im Östrus (AURICH et al.

1996).

SCHULZ (1961) untersucht die zellulären Leistungen im Rahmen der sogenannten Selbstreinigung und beschreibt 4 Säuberungsphasen in der Gebärmutterwand, die zyklisch wiederkehren. In der ersten Phase (1.-3. Zyklustag) während des Östrus wandern neutrophile und eosinophile Granulozy- ten aus den Blutgefäßen in das subepitheliale Stroma ein, die durch fakultativ entstehende ortständige eosinophile Leukozyten im Bereich uteriner Gefäße unterstützt werden. Beide Leukozytenarten be- kämpfen exogene Reize und endogene Stoffwechselschlacken und Brunstblutungen. Die zweite Pha- se (3.-12. Zyklustag) beginnt noch während der Leukozytose, indem sich aus fixen Stromazellen der Uteruswand freie Histiozyten entwickeln, die als Makrophagen arbeiten und ebenfalls mit dem Ab- bau von Brunstblutungen und Stoffwechselprodukten beschäftigt sind. Die anfallenden Eisenabbau-

(20)

produkte werden in Form von Speichereisen anderen Organen zugeführt. Die dritte Phase (13.-16.

Zyklustag) wird auch als Umbau-oder frühe Aufbauphase bezeichnet. Es entstehen aus dem Stroma Lymphozyten und Plasmazellen, die der Antikörperproduktion gegen endogene Abbauprodukte dienen. In der vierten Phase (17.-20. Zyklustag) werden aus Stromazellen entstandene Mastzellen aktiv. Man kann zwar in allen Phasen Mastzellen finden, eine Sezernierung von sauren Mucopoly- sacchariden und wahrscheinlich auch von Serotonin und Histamin findet aber nur in der zweiten Hälfte des Zyklus statt. Die Mastzellen üben durch die Regulierung der Grundviskosität einen direk- ten Einfluß auf den Flüssigkeitsgehalt der Uteruswand und somit indirekt auf die Drüsensekretion sowie alle zellulären Abwehrmaßnahmen aus. Bis auf die neutrophilen Granulozyten entstehen alle Zelltypen, die an der Selbstreinigung beteiligt sind, aus den Stromazellen oder den Adventitialzellen der Stromagefäße (SCHULZ 1961). Das endometriale Stroma erfüllt somit eine bedeutende zy- toplastische Funktion. Eine Beeinträchtigung dieser Abwehrleistungen entsteht, wenn durch anhalten- de Streßsituationen in Form von schlechten Umweltbedingungen oder extragenitale Erkrankungen die Adaptionsfähigkeit des Tieres beeinträchtigt wird. WOHANKA und HUBRIG (1962) weisen eben- falls darauf hin, dass durch mangelhafte Haltungs-und Fütterungsbedingungen vor allem im letzten Trächtigkeitsdrittel die Entstehung einer Endometritis im nachfolgenden Puerperium begünstigen.

LUGINBÜHL und KÜPFER (1980) führen eine Permeabilitätssteigerung des Oberflächen- epithels auf den Östrogeneinfluß während der Brunst zurück. So können Keime leichter ins Stroma eindringen und die Leukozyten werden direkt mobilisiert. ROMMEL (1963) gelang eine experimen- telle Infektion des Uterus mit A. pyogenes nur während der Gelbkörperphase des normalen Zyklus und bei Zyklusstörungen, nie jedoch im Östrus.

BOITOR et al. (1976) vergleichen die Leukozytenkonzentration im Uterusekret bei Kühem mit und ohne Puerperalstörungen und ermitteln eine Abhängigkeit der Leukozytenkonzentration zum Verlauf des Puerperiums.

BOSTEDT (1979) stellt fest, daß Kühe, bei denen der ovarielle Zyklus frühzeitig wieder einsetzt, weniger Probleme mit mikrobiellen Infektionen des Uterus aufweisen als Tiere mit verspätetem Ein- setzen des Zyklus. VANDEPLASSCHE (1981) findet bei Tieren mit puerperaler Endometritis eine Korrelation zwischen der Phagozytenkonzentration und der Keimdichte bzw. der Heilung.

(21)

Über welche Mechanismen sich Ernährung und Haltung auf die Abwehrmechanismen auswirken, ist noch nicht eindeutig geklärt. Weidegang, vielseitige Fütterung, ausgeglichene Energiebilanz und aus- reichende Vitamin-und Mineralstoffversorgung fördern zwar die Resistenz des Uterus gegenüber Gebärmutterinfektionen, nur über das Ausmaß der Bedeutung gibt es keine zuverlässigen Ergebnisse.

Außerdem ist bekannt, daß andauernde Streßsituationen zu einer Immunsuppression führen, die praktische Bedeutung für die Entstehung von Genitalinfektionen ist noch unsicher (AURICH et al.

1996).

2.5 VERSCHIEDENE THERAPIEMÖGLICHKEITEN

Da sich die pathologischen Veränderungen bei der chronischen Endometritis hauptsächlich auf die oberfächlichen Bereiche des Endometriums erstrecken, hat die lokale Behandlung eine große Bedeu- tung. Zur intrauterinen Infusion stehen die Lösungen mit desinfizierender und/oder irritierender Wir- kung sowie die Antibiotika und Chemotherapeutika zur Auswahl. Bei der parenteralen Applikation von Arzneimitteln steht die systemische Gabe von Prostaglandin F2α oder seinen Derivaten im Vor- dergrund. Die Behandlung mit Östrogenen, die durch eine Verbesserung der Permeabilität des O- berflächenephitels und eine Aktivierung der Leukozyten eine Heilung erreichen soll, ist in Deutschland verboten. Der Einsatz von GnRH im Puerperium ist ebenfalls zur Behandlung bzw. Prophylaxe der Endometritis eingesetzt worden. Nach BARTH et al. (1990) hat diese Therapie keinen Einfluß auf das Auftreten der Endometritis. SCHNELLBACH (1991) testet im Vergleich ein Phytotherapeuti- kum und einen ß-Antagonisten kombiniert mit einem Paraimmunitätsinducer.

BALCEREK et al. (1994) weist den Erfolg der Therapie der Endometritis purulenta mit

ß-Antagonisten für verschiedene Haltungsformen nach. Andere alternative Behandlungsverfahren sind z.B. der Einsatz von Paraimmunitätsinducern wie Pindorf (WÄNGER 1989) oder die Verab- reichung eines halbsynthetischen Derivates eines Mutterkornalkaloids, dem eine uterotone Wir- kungskomponente zugeschrieben wird (KRAL et al. 1990).

(22)

ZERBE (1994) stimuliert durch intrauterine Infusion des Entzündungsmediators Leukotrien B4 eine Einwanderung von neutrophilen Granulozyten in den Uterus.

Näher erläutert werden in den nächsten Kapiteln nur die praxisüblichen Verfahren.

2.5.1. Intrauterine Behandlung mit reizenden bzw. irritierenden Präparaten

Mit intrauterin applizierten Medikamenten sollen in erster Linie Mikroorganismen abgetötet werden.

Außerdem strebt man besonders bei den chronischen Endometritiden eine Reizwirkung auf das En- dometrium an, die den chronischen Entzündungsprozeß in einen akuten überführt (AURICH et al.

1996). Durch die Aktivierung der entzündlichen Prozesse soll die Entleerung des Uterus von krank- haften Sekreten und die funktionelle Wiederherstellung des Endometriums vorangetrieben werden (BERCHTOLD 1982). Verschiedene Präparate, wie Lugolsche Lösung (ALBRECHTSEN 1920), Jodlösungen (BERTRAM 1964), Lotagen-Lösungen (ANDRESEN und SCHMIDT 1972), Akridinfarbstoffe (BOHME et al. 1986) und Peressigsäure (BUSCH und GRÜSSEL 1997) stehen zur Auswahl, wobei das oben beschriebene Wirkungsprinzip gleich ist.

Sämtliche Medikamente führen zu vergleichbaren degenerativen und entzündlichen Reaktionen im lumenseitigen Teil des Endometriums, wobei das Ausmaß der Veränderungen variiert. Bereits eine Stunde post applicationem zeigt die Schleimhaut makroskopisch die Anzeichen einer Entzündung.

Das Endometrium ist hyperämisch und geschwollen, an der Oberfläche befinden sich fibrinöses Ex- sudat und massenhaft Entzündungszellen, wobei das Epithel zerstört ist. Oft ist das Oberflächene- pithel vom Stroma gelöst und zum Teil sind nur noch Reste davon vorhanden oder es fehlt völlig. Die Degenerationserscheinungen im Stroma umfassen in den oberflächlichen Zonen Zellgruppen in Form von Koagulationsnekrosen und in tieferen Schichten eher einzelne Zellen als Einzelzellnekrosen (SCHNYDER et al. 1990). Als zelluläre Reaktion kann man bis zum dritten Tag nach der Therapie die massive Infiltration mit neutrophilen Granulozyten beobachten, gefolgt von einem leichten Anstieg der eosinophilen Granulozyten einige Tage später. Nachdem in den ersten 3 Tagen die degenerativen Veränderungen überwiegen, treten ab dem dritten Tag die regenerativen Prozesse in den Vorder- grund. Die Regeneration dauert mindestens 1 Woche und kann oft auch bis zu 10 Tagen in Anspruch

(23)

nehmen. VANDEPLASSCHE (1981) gibt zu bedenken, daß viele Antiseptika die intrauterine Pha- gozytose für ein paar Tage hemmen.

Je nach Größe des Uterus werden 100-200 ml des jeweiligen Präparates intrauterin appliziert, bis die Wand des Uterus leicht gespannt ist. Nach ROBERTS (1986) kommt es so zu einer muskel- kontrahierenden Wirkung am Uterus.

Die Anwendung der Lugolschen Lösung wird von ALBRECHTSEN (1920) beschrieben.

BERTRAM (1964) berichtet über die Wirkung von Jod in wässriger kolloidaler Aufschwemmung, das nur hyperämisierend und nicht ätzend wirken soll. Ebenfalls weniger gewebsreizend wirkt Jod in komplexen Verbindungen, aus denen es langsam freigesetzt wird (BERCHTOLD 1982). Laut BUSCH et al. (1982; 1985) und SALZMANN (1985) kann man mittels 0,2%iger Peressigsäure Endometritiden in fast allen Zyklusphasen erfolgreich behandeln. Hervorgehoben wird außerdem die Wirksamkeit gegen Pilze, die ätiologisch bei Endometritiden eine nicht zu unterschätzende Rolle spie- len. Die milden, antiseptischen Akridinfarbstoffe eignen sich besonders für Scheidenspülungen (AURICH et al. 1996), sind aber in Deutschland nicht mehr zugelassen. Bei der Verwendung einer 4%igen Lotagen-Lösung wird selektiv pathologisch verändertes Gewebe abgestoßen und intakte Schichten werden zum Aufbau neuer Schleimhautschichten angeregt (FREI 1954; WINKLER 1957;

ANDRESEN und POHLENZ 1971). STEINBORN (1956) und BONFERT (1957) ermitteln eine bessere und stärkere Wirkung von Lotagen im Vergleich zur Lugolschen Lösung.

ARBEITER et al. (1979) beschreiben den Einfluß intrauteriner Endometritisbehandlungen auf die zyklische Ovarfunktion anhand von Lugolscher Lösung, Lotagen und Glukose. Sie stellen fest, daß eine Therapie im Diöstrus den Zyklus signifikant verlängert, während die Behandlung im Metöstrus und Östrus eine Zyklusverkürzung bewirkt. Die besten Heilerfolge werden erzielt, wenn während des Proöstrus (64%), des Östrus (40%) und des frühen Metöstrus (33%) behandelt wird. Auch in dieser Arbeit wird sowohl eine Überlegenheit des Lotagens sowohl hinsichtlich der klinischen Heilung, als auch in Bezug auf die Konzeptionsrate beschrieben.

(24)

2.5.2. Intrauterine Behandlung mit Antibiotika oder Che motherapeutika

Das Ziel der antibiotischen Behandlung ist eine Eliminierung bzw. Reduzierung der Keime im Genital- trakt. Gleichzeitig nutzt man dabei die unspezifische Reizwirkung auf das Endometrium

(HILGEMANN 1982). Eine gezielte Behandlung nach Anfertigung eines Resistenztests verbessert die Erfolgsaussichten einer antibiotischen Therapie (HILGEMANN 1982; DAVIS 1981). Eine gute In-vitro-Wirksamkeit geht aber nicht in jedem Fall mit einer guten In-vivo-Wirksamkeit der Antibio- tika einher, was oft zu unbefriedigenden Therapieergebnisssen führt (KUNTZE und AURICH 1995).

Bei akuten Endometritiden unmittelbar nach der Abkalbung werden Antibiotika in Form von Uterus- stäben verwendet. Häufig eingesetzt wird hier das Oxytetracyclin, das besonders bei Nachgeburts- verhaltungen als Mittel der Wahl angesehen wird (DAWSON et al. 1988). Zur Behandlung der chronischen Endometritis werden antibiotische Infusionen verwendet.

Die intrauterine Anwendung von Antibiotika bei chronischem Krankheitsverlauf ist umstritten

(AURICH und GRUNERT 1996). DE KRUIF (1994) sieht in der intrauterinen Therapie keine oder nur geringe Vorteile, die die Kosten nicht aufwiegen können. Bei geringgradigen Genitalkatarrhen (GK I-II) sind die Trächtigkeitsraten nach antibiotischer Behandlung allenfalls geringgradig höher als bei den unbehandelten Kontrolltieren. Bei höhergradigen Genitalkatarrhen sind die Unterschiede zwar etwas ausgeprägter, aber es liegen nur wenig statistisch gesicherte Untersuchungen wie z.B. von HILGEMANN (1982) und BOCKIUS (1994) vor. Bei höhergradigen Endometritiden, häufig ver- bunden mit dem Vorkommen von A. pyogenes sind die Therapieergebnisse trotz einer guten In- vitro-Wirksamkeit der meisten Antibiotika gegen diesen Keim oft unbefriedigend. DE KRUIF (1994) geht sogar soweit, nur die akute Endometritis mit einer intrauterinen Oxytetracyclin-Infusion 3 Tage hintereinander und die Pyometra mit einer intramuskulären Prostaglandininjektion zu behandeln und alle anderen Fälle einer chronischen Endometritis unbehandelt zu lassen. Er begründet dieses Vorgehen mit der Tatsache, daß die Selbstreinigungstendenz des Uterus im Östrus so groß ist, daß auch eine Behandlung nichts mehr zufügen kann. BRETZLAFF et al. (1982) und BRETZLAFF (1987) berichten über unbefriedigende Ergebnisse nach antibiotischer Behandlung und diskutieren den Sinn einer solchen Behandlung im Hinblick auf den Nutzen einer Behandlung im Vergleich zu den

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entstehenden Kosten. In anderen Arbeiten wird die Kombinationstherapie aus Prostaglandinen und Antibiotika überprüft. HUMKE und ZUBER (1982 b) stellen eine verbesserte Fruchtbarkeitslage nach kombinierter Anwendung eines luteolytischen Präparates und eines intrauterin zu verabreichen- den Antibiotikums in 8-12tägigem Abstand gegenüber den jeweiligen Einzelbehandlungen fest. Der Einsatz von Gentamicin wird von ANETZHOFER (1989) als sehr erfolgreich bei A. pyogenes- Endometritiden beschrieben. Nicht außer acht zu lassen ist hier die geringe Patientenzahl von nur 10 Tieren. CALLAHAN und HORSTMAN (1993) unterziehen die Ergebnisse einer Oxytetracyclin- Gruppe und einer Prostaglandin-Gruppe einem Vergleich mit einer unbehandelten Kontrollgruppe.

Sie stellen bei der Gruppe, die mit Oxytetracyclin behandelt wurde, eine signifikante Reduzierung des Vorkommens von A. pyogenes fest und eine nicht signifikante bessere Fertilität im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen. Der Zeitpunkt der Behandlung ist dabei allerdings zu berücksichtigen, denn die Tiere wurden bereits 9-23 Tage post partum behandelt.

GRUNERT et al. (1983) ermitteln für die Behandlung von Endometritiden, die durch A. pyogenes hervorgerufen werden, bezüglich aller untersuchten Parameter bessere Ergebnisse bei der mit Toto- cillin behandelten Gruppe gegenüber der Placebo-Gruppe. Allerdings ergab die Überprüfung die- ser Ergebnisse im allgemeinen keine statistisch signifikanten Unterschiede.

Bei der intrauterinen antibiotischen Infusion will man eine ausreichend hohe Konzentration des Wirk- stoffes im Uteruslumen erreichen und aufrechterhalten. Hohe lokale Konzentrationen können sich aber nachteilig auf die Funktion der Granulozyten auswirken. In vitro konnte nachgewiesen werden, daß viele antimikrobielle Substanzen die Funktion der neutrophilen Granulozyten behindern

(GILBERT und SCHWARK 1992).

Auf die verschiedenen antibiotischen Präparate, die auf dem Markt erhältlich sind, soll nicht im ein- zelnen eingegangenen werden.

2.5.3. Parenterale Behandlung mit Prostaglandinen

Prostaglandin F2α (PGF2α) ist ein körpereigenes Gewebshormon, das in fast allen Zellen des Kör- pers gebildet wird und viele physiologische und pathologische Vorgänge unterstützt (KROKER 1994). Synthetische Abwandlungsprodukte von PGF2α wirken qualitativ genauso wie PGF2α,

(26)

zeichnen sich aber durch eine höhere Wirkungspotenz und eine längere Wirkungsdauer bei verringer- ten Nebenwirkungen aus. Das Hauptanwendungsgebiet der Prostaglandine beim Rind ist die Luteo- lyse des Corpus luteum am Ovar. Voraussetzung für eine luteolytische Wirkung ist das Vorhanden- sein eines Corpus luteum am Ovar, was nach OLSON et al. (1986) frühestens 15-16 Tage post partum zutrifft, so daß der Einsatz von Prostaglandinen erst ab diesem Zeitpunkt sinnvoll erscheint.

Es kommt innerhalb von 48 Stunden zur Rückbildung des Gelbkörpers und in mehr als 90% der Fälle zur Entleerung des Uterus innerhalb von 3-4 Tagen nach Applikation (DE KRUIF et al. 1977;

GÜNZLER und SCHMALFELDT 1979). Durch die herbeigeführte Brunst post applicationem wird die Abwehrbereitschaft des Uterus unter Östrogeneinfluß gesteigert. Neben dem luteolytischen Ef- fekt macht man sich aber auch die spasmogene Komponente der Prostaglandine zu Nutzen, die di- rekt auf die Uterusmuskulatur wirkt und zu einer Entleerung des Uterusinhaltes führt. Diese uterotone Wirkungskomponente beschreiben YOUNG et al. (1984) sowie PEPPER und DOBSON (1987).

Sie stellen unabhängig vom Vorhandensein eines Gelbkörpers nach Prostaglandingabe eine Sekret- entleerung aus dem Uterus fest. GÜNZLER und SCHMALFELDT (1979) erreichen mit einem Prostaglandinanalog bei der Behandlung der Pyometra in einem großen Teil der Fälle (96,8%) eine Entleerung der Gebärmutter. Das trifft auch auf Tiere zu, die keine Funktionskörper am Ovar aufwei- sen. Sie stellen jedoch heraus, daß ein nicht unerheblicher Teil der so therapierten Tiere einer weite- ren Behandlung unterzogen werden mußte. GRUNERT (1986) weist darauf hin, daß 3 Tage nach Prostaglandininjektion zwar der eitrige Inhalt abgeflossen ist, der Uterus sich auf Normalgröße zu- rückgebildet hat und der Brunstschleim physiologisch aussieht, aber eine Konzeption erfahrungsge- mäß erst in einem späteren Östrus stattfindet. OLSON et al. (1986) geben dafür wegen der stark verzögerten uterinen Heilungszeit etwa 30-60 Tage an. ZUBER (1980) berichtet von einem befriedi- genden Ergebnis bei der Therapie mit Prostaglandinen von Endometritiden (GKI-IV), wenn ein Gelbkörper vorhanden ist. BENTELE und HUMKE (1980 a) untersuchen die Therapie purulenter oder mukopurulenter Gebärmutterentzündungen mit einem Prostaglandinanalogon und berichten e- benfalls über befriedigende Trächtigkeitsergebnisse (80,2%), wobei hier der Behandlungserfolg als unabhängig vom Vorhandensein eines Gelbkörpers bezeichnet wird. Entscheidend im Hinblick auf die Konzeptionschancen ist die möglichst frühzeitige Behandlung. GLANVILL und DOBSON (1991) können keinen Erfolg bei einer routinemäßigen Prostaglandinbehandlung aller „Problemkühe“

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feststellen. Auch YOUNG (1989), sowie WHITE und DOBSON (1990) stellen keine Verbesse- rung der Fruchtbarkeitsleistungen fest. Dagegen belegen ZEREMSKI et al. (1981),

MARKUSFELD (1984) und NARAYANA (1986) die klinische Wirksamkeit. LEIDL et al. (1983) vergleichen die ein- bzw. zweimalige Behandlung mit PGF2α mit der intrauterinen Infusion von Lu- golscher Lösung und erzielen signifikant höhere Konzeptionsraten (67,5% bzw. 60% zu 40%) für die Prostaglandinbehandlung im Vergleich zur Uterusinfusion.

Zusätzlich zu der alleinigen Behandlung mit Prostaglandinen wird über den kombinierten Einsatz be- richtet. HUMKE und ZUBER (1982 b) sprechen sich eindeutig für eine generelle Kombinationsbe- handlung von Prostaglandinen mit Antibiotika aus, da sie so die Erstbesamungs- und Gesamtkonzep- tionsrate, den Graviditätsindex und die Zwischenkalbezeit gegenüber den jeweiligen Einzelbehand- lungen deutlich verbessern konnten.

(28)

3. MATERIAL UND METHODEN

3.1 VERSUCHSTIERE

Die Untersuchungen wurden im Zeitraum von Januar 1997 bis Februar 1998 im Praxisgebiet von Herrn Dr. Hans-Jürgen Tienken, Geestenseth im Landkreis Cuxhaven und Rotenburg/Wümme durchgeführt. Die Landkreise liegen im Norden Niedersachsens und zeichnen sich durch intensive Landwirtschaft mit der zweitgrößten Rinderpopulation Deutschlands aus.

Dr. Tienken betreibt eine Großtierpraxis einschließlich künstlicher Besamung, in der die Bekämpfung von Fruchtbarkeitsstörungen ein Hauptaufgabengebiet darstellt. Die Kühe, die ab dem 21. Tag post partum wegen Gebärmutterentzündungen, eitrigem Ausfluß oder Fruchtbarkeitsstörungen vom Landwirt vorgestellt wurden, wurden an mich weitergeleitet und von mir voruntersucht, behandelt und nachuntersucht.

Insgesamt wurden 200 Tiere aus 39 verschiedenen Betrieben in den Versuch einbezogen, von denen die Proben von 178 Tiere ausgewertet werden konnten. Das Durchschnittsalter aller Tiere betrug 4,9 Jahre. Bis auf einen Betrieb, in dem die Kühe noch in Anbindehaltung standen, wurden alle anderen Tiere in Boxenlaufställen gehalten. Die Versuchstiere gehörten fast ausschließlich zu der Rasse Deut- sche Schwarzbunte, nur eine Kuh war eine Limousin-Kreuzung. Die Bestandsgröße variierte von 22 bis zu 180 Milchkühen und lag im Durchschnitt bei 59 Kühen. 92% der Betriebe waren der Milch- leistungsprüfung angeschlossen. Die durchschnittliche Milchleistung aller in den Versuch einbezoge- nen Betriebe lag bei 7.298 l/Jahr. Die durchschnittliche Jahresleistung des leistungsschwächste Be- trieb betrug ca. 5.780 l. Die besten Betriebe hatten eine durchschnittliche Jahresleistung von ca.

9.000 l. Während der Sommerperiode erhielten die Tiere Weidegang, wobei 65% nur tagsüber und 35% auch nachts auf der Weide waren. Lediglich 2 Betriebe mußten mit ganzjähriger Stallhaltung arbeiten, da keine hofnahen Weiden vorhanden waren. Hauptfuttergrundlage waren Gras- und Mais- silage, die mit Kraftfutter und Mineralfutter ergänzt wurden. In den meisten Betrieben erhielt jede Kuh eine individuelle Kraftfutterration, die sie über ein Transpondersignal in den Kraftfutterstationen abholen konnte. Die Silage wurde in diesen Betrieben mit Misch- oder Verteilwagen gefüttert. Einige Landwirte arbeiteten mit totaler Mischration. Vereinzelt wurde sowohl die Silage als auch das Kraft-

(29)

futter noch von Hand gegeben. Teilweise wurde Heu, Stroh oder Getreide zugefüttert. In einigen Betrieben erhielten die Kühe Biertreber oder Pülpe.

Ca. 1/3 der Flächen wurden als Ackerland und 2/3 als Grünland genutzt. Die Ackerflächen waren meist sandig und lagen im Bereich von 20-40 Bodenpunkten. Die als Grünland

genutzten Flächen hatten anmoorigen bis moorigen Boden.

3.2 PRÄPARATE

VERSUCHSPRÄPARAT: LOTAGEN

Das Präparat wird von der Firma Essex Tierarznei, München hergestellt.

1 g enthält 0,36 g m-Cresolsulfonsäure-Formaldehyd-Polykondensat (14:1).

Lotagen hat eine rötlich-braune Farbe, flüssige Konsistenz und ist in undurchsichtigen

1000 ml-Plastikflaschen abgefüllt. Es besitzt eine hohe Azidität von pH 0,6. Das Konzentrat kann in jeder beliebigen Menge mit Aqua destillata verdünnt werden. Zum Einsatz bei Endometritiden wird im allgemeinen eine 4%ige Verdünnung, d.h. 4 ml Lotagen-Konzentrat auf 96 ml Wasser, verwen- det (ANDRESEN und POHLENZ 1971).

Lotagen besitzt aufgrund seines chemischen Aufbaus eine eiweißkoagulierende Wirkung

(SCHMIDT 1971). Es löst selektiv pathologisch verändertes, abgestorbenes Gewebe, indem es mit der geschädigten Zelle eine irreversible Bindung eingeht und diese so aus dem Zellverband heraus- löst. Bei diesem Vorgang werden die Demarkations- und Regenerationsprozesse gefördert und be- schleunigt. Der kolloidale Zustand des Präparates und die elektronegative Ladung des gesunden Gewebes besitzen keine Affinität zueinander, weshalb gesundes Gewebe nicht angegriffen wird. Bei der geschädigten Zelle können die Kolloide dagegen durch die defekte Zellmembran eindringen und sich mit der positiven Ladung dieser Zellen verbinden. Dieser Vorgang führt zu einer Koagulation des Zelleiweißes.

Lotagen wirkt aufgrund seines niedrigen pH-Wertes und seiner phenolischen Gruppen in einer Ver- dünnung von 0,15 - 20 mg/ml bakterizid und fungizid. Im Gegensatz zu antibiotischen und chemothe-

(30)

rapeutischen Stoffen, die über eine Enzymblockade wirken, greift Lotagen direkt die Zellwand von Bakterien, Pilzen und Hefen an. So ist zu erklären, daß Lotagen nicht erregerspezifisch wirkt, son- dern eine weites Erregerspektrum angreift. Eine Resistenzbildung ist unbekannt.

Außerdem weist es eine adstringierende und tonisierende Wirkung auf den Uterus auf (FREI 1951).

Durch die Freisetzung bestimmter Gewebshormone (u.a. Acetylcholin) an den parasympathischen Nervenfasern im Uterus, kommt es zur Auslösung der Motorik, wie KUNTZE (1957) durch In- vitro-Untersuchungen an Uterussegmenten herausfinden konnte. Seinen Ergebnissen zufolge wird diese Tonisierung bereits bei 1 %iger Lösung erreicht und höhere Konzentrationen können zu einer Blockade führen.

Die adstringierende Wirkung des Lotagens beruht auf der energischen Kontraktion der Muskel- fibrillen, wodurch bei Flächenblutungen eine mechanische Blutstillung erreicht wird. Daraus ist die hämostatische Eigenschaft des Lotagens zu begründen. Zusätzlich ruft Lotagen an Schleimhäuten eine starke Hyperämie hervor, die sich positiv auf Regeneration und Epithelisierung auswirkt.

Lokal angewendet ist Lotagen untoxisch und es muß keine Wartezeit eingehalten werden.

(Produktinformation der Firma Essex Tierarznei, München).

VERSUCHSPRÄPARAT: TOTOCILLIN

Das Präparat wird von der Bayer AG, Leverkusen hergestellt.

1 ml enthält 23,1 mg Ampicillin x 3 H2O, entsprechend 20 mg Ampicillin und 44 mg 6-(5-Methyl-3-phenyl-4-isoxazolcarboxamido)penicillansäure, Natriumsalz x 1 H2O,

entsprechend 40 mg 6-(5-Methyl-3-phenyl-4-isoxazolcarboxamido)penicillansäure (Oxacillin).

Totocillin gehört zu den Breitspektrum-Antibiotika. Das Präparat ist in braunen 100-ml-Flaschen abgefüllt. Es hat eine milchig-weiße Farbe und eine ölige Konsistenz.

Ampicillin gehört zu den Aminopenicillinen, bei denen durch Einfügen einer Aminogruppe am Benzyl- rest das Wirkungsspektrum im gramnegativen Bereich im Vergleich zum Penicillin erweitert wird (KROKER 1994).

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Ampicillin wird halbsynthetisch hergestellt. Es ist nicht penicillinasestabil und somit unwirksam bei Erregern, die Penicillinase bilden. Eine Säurestabilität besteht.

Der Wirkungsmechanismus beruht auf einer Verdrängung von N-Acetylmuraminsäure aus dem Syn- thesesystem. Beim Zellwandaufbau wird durch eine Transpeptidase Muraminsäure-N-

Acetylglukosamin mit Pentaglycin quervernetzt. Die Penicillingruppe ist der Struktur der Muramin- säure sehr ähnlich und wird von der Transpeptidase gebunden, so daß dieses Enzym für die Zell- wandsynthese ausfällt.

Das Wirkungsspektrum umfaßt Staphylokokken, Enterokokken, Haemophilus, E.coli, Salmonellen, Shigellen und Proteus spp.. Pseudomonas aeruginosa, Aerobacter, Klebsiellen und penicillinase- bildende Staphylokokken fallen nicht in das therapeutische Wirkungsspektrum.

Oxacillin gehört zu den Isoxazolylpenicillinen (penicillinasefeste Penicilline) und wird ebenfalls halb- synthetisch hergestellt. Es besitzt eine Methyl-Phenyl-Isoxazolyl-Seitenkette, die wegen ihres polaren Charakters durch sterische Hinderung den ß-Lactamring schützt, so daß er für Penicillinase kaum noch angreifbar ist. Das Wirkungsspektrum umfaßt ausschließlich den grampositiven Bereich. Als Indikationsgebiet ist hauptsächlich der Einsatz gegen penicillinasebildende Staphylokokken anzuse- hen. Allerdings wird auch A. pyogenes angegriffen.

Die Kombination beider Wirkstoffe führt zu einer Addition der Wirkungsbereiche und zu einem Sy- nergismus, auch gegenüber penicillinasebildenden grampositiven und gramnegativen Bakterien.

Vom Hersteller wird bei Uterusentzündungen die einmalige Anwendung empfohlen.

Die Wartezeit beträgt für eßbare Gewebe 3 Tage und für die Milch nach Uterusbehandlung 3,5 Tage.

(KROKER 1994; Produktinformation der Firma Bayer AG, Leverkusen).

VERSUCHSPRÄPARAT DINOLYTIC

Das Präparat wird von der Firma Pharmacia hergestellt.

1 ml Dinolytic® enthält 6,71 mg Dinoprost-Trometamol-Salz (entsprechend 5 mg Dinoprost).

Dinoprost gehört zur Reihe der Prostaglandine.

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Es ist in durchsichtigen 10-ml-Glasfläschchen abgefüllt. Das Präparat ist durchsichtig und von flüssi- ger Konsistenz. Prostaglandin F2α wird als Dinoprost bezeichnet. Prostaglandine sind Metaboliten ungesättigter Fettsäuren, vor allem der Arachidonsäure.

Die Prostaglandinsynthese findet mit Ausnahme der Erythrozyten in allen Geweben statt, wodurch die sehr vielfältigen Wirkungen entstehen. Im Vordergrund steht die kontraktile Wirkung auf die glat- te Muskulatur und den Uterus. Der luteolytische Effekt wird ausgenutzt zur Östrus-

induktion bzw. -synchronisation sowie zusammen mit dem uterusstimulierenden Effekt zur Unterbre- chung einer Gravidität, zur Geburtseinleitung und zur Behandlung der chronischen Endometritis und Pyometra (KROKER 1994). Der luteolytische Effekt ist an das Vorhandensein eines funktionsfähi- gen Corpus luteum gebunden.

Für eßbare Gewebe ist eine Wartezeit von 2 Tagen einzuhalten.

(Produktinformation der Firma Pharmacia, Erlangen; KROKER 1994).

3.3 KLINISCHER UNTERSUCHUNGSGANG

Der Landwirt wurde über das Kalbedatum, den Geburtsverlauf und eventuelle Komplikationen so- wie das Auftreten von Nachgeburtsverhalten befragt. Im Anschluß an die Aufnahme des Vorberichts erfolgte eine kurze klinische Allgemeinuntersuchung, nach der Tiere, die ein gestörtes Allgemeinbe- finden aufwiesen von den Untersuchungen für diese Arbeit ausgeschlossen wurden.

Zur vaginalen Untersuchung wurde nach trockener Reinigung der Scham ein Röhrenspekulum nach Götze (∅ 40 mm) eingeführt. Form, Farbe, Feuchtigkeitsgrad und Öffnungsgrad der Portio vaginalis cervicis sowie Menge und Charakter des ausgetretenen Sekretes wurden beurteilt.

Die rektale Untersuchung von Uterus und Ovarien schloß sich an. Beurteilt wurden Größe, Symmet- rie, Konsistenz und Kontraktilität sowie etwaiger Inhalt des Uterus. Von den Eier-stöcken wurden die Größe der Eierstöcke einschließlich der an ihnen feststellbaren Funktionsgebilde festgehalten.

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Zur Dokumentation der Befunde diente der in der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rin- des an der Tierärztlichen Hochschule Hannover verwendete Untersuchungsschlüssel (GRUNERT 1999).

Uteruspalpation:

Größe:

G I = Gebärmutter unter der Hand zu versammeln, Hörner etwa 1-fingerstark

G II = Gebärmutter unter der Hand zu versammeln, Hörner etwa 2-fingerstark

G III = Gebärmutter unter der Hand zu versammeln, Hörner etwa 3- bis 4-fingerstark

G IV = Gebärmutter mit der Hand abzugrenzen, d.h. die große Kurvatur des männerarmstarken bis etwa brotlaibgroßen Organs läßt sich abtasten G V = Gebärmutter fast mit der Hand abzugrenzen, d.h. die große Kurvatur des

Brotlaibgröße übersteigenden Organs läßt sich nicht mehr vollständig abtasten GVI = Gebärmutter nicht mehr mit der Hand abzugrenzen, d.h. das Organ ist derart vergrößert, daß die große Kurvatur sich eindeutig außerhalb der Reichweite der

rektal untersuchenden Hand befindet Symmetrie:

S = beide Uterushörner gleich groß (symmetrisch) As = Uterushörner unterschiedlich groß (asymmetrisch) As ++ = rechtes Horn wesentlich größer als das linke +As = linkes Horn wenig größer als das rechte

Konsistenz und Kontraktilität:

K I = Uterus schlaff, wenig kontraktil

K II = mäßige Kontraktionsbereitschaft des Uterus K III = starke Kontraktionsbereitschaft des Uterus

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Etwaiger Inhalt:

Menge: wenig, mäßig, viel (geschätzt) Konsistenz: schlaffe oder pralle Fluktuation, derb

Sekret: Farbe, Viskosität, Geruch und Beimengungen

Palpation der Ovarien:

Größe (Eierstock und feststellbare Funktionskörper):

Eb = erbsengroß W = walnußgroß

Bo = bohnengroß H = hühnereigroß

Ha = haselnußgroß E = enteneigroß

T = taubeneigroß G = gänseeigroß

C.l. = Corpus luteum R. C. l. = Corpus luteum in Rückbildung

Konsistenz der Blasen:

1 = prall und derb mit kaum erkennbarer Fluktuation 2 = pralle Fluktuation

3 = deutliche Fluktuation

4 = schlaffe (weiche) Fluktuation (reifer Follikel) 5 = knetbar, lappig-weich (frisch ovulierter Follikel)

Vaginale Befunde:

Form der Portio vaginalis cervicis:

Z = zapfenförmig V = breit verlaufend

R = rosettenförmig S = schlaff-lappig überhängend

Öffnungsgrad der Zervix:

0 = vollständig geschlossen 3 = fingerstark geöffnet 1 = strohhalmstark geöffnet 4 = 2-fingerstark geöffnet 2 = bleistiftstark geöffnet 5 = 3-fingerstark geöffnet

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Farbe der Schleimhaut von Scheide und Portio vaginalis cervicis:

A = blaß

B = blaßrosarot

C = hyperämisch (Brunst oder geringe krankhafte Rötung) D = deutlich krankhafte Rötung

E = sehr starke „schmutzig“-verwaschene Rötung

Feuchtigkeitsgrad der Scheidenschleimhaut und der Portio vaginalis cervicis:

I = trocken, klebrig II = wenig feucht III = mäßig feucht IV = sehr feucht

V = Flüssigkeitsansammlung in der Scheide (Schleim, Blut, Eiter oder Urin)

Anhand der erhobenen Daten ist es möglich die Auswirkungen weiterer Faktoren, wie Abstand zwi- schen Kalbung und Erstuntersuchung, Größe des Uterus, bakteriologischer Befund und Vorhanden- sein eines Corpus luteum auf die klinische Heilung und die nachfolgende Fruchtbarkeit bei den ver- schiedenen Therapieformen zu untersuchen.

Jedes Tier wurde einer fortlaufenden Nummer zugeordnet, die als Röhrchen- oder Probennummer auf den zugehörigen Proben vermerkt wurde.

Für jede Kuh wurde ein Versuchsprotokoll nach folgendem Muster angefertigt:

(36)

Behandlungsgruppe:

Proben-Nummer: Datum: Kuh-Nummer bzw. Name: Besitzer:

Abkalbung ( Datum/ Verlauf ):

Erstuntersuchung:

Rektale Unter- suchung:

Vaginale Unter- suchung:

Bakteriologischer Befund Uterustupfer:

Progesterongehalt in nmol/l:

G K S Inhalt:

Ovarien:

Li Re

Portio vaginalis cervicis:

Öffnungsgrad:

Schleimhaut:

Feuchte:

Sekret:

Nachuntersuchung:

1. 2. 3.

Rektal:

Vaginal:

Therapie:

Besamungen:

1. 2. 3. 4. 5.

Datum:

(37)

3.4 EINTEILUNG DER BEHANDLUNGSGRUPPEN UND THERAPIE

Alle Tiere, die ab dem 21.Tag post partum vom Landwirt wegen einer Gebärmutterentzündung angemeldet wurden, kamen in die Voruntersuchung. Falls die Tiere ein gestörtes Allgemeinbefinden aufwiesen oder schon vorbehandelt waren, wurden sie von den Untersuchungen für diese Arbeit ausgeschlossen. Es erfolgte eine alternierende Zuordnung zu den verschiedenen Behandlungsgrup- pen, wobei keine Rücksicht auf die Befunde der rektalen und vaginalen Untersuchung genommen wurde. Bei dieser Methode wurden somit auch Tiere, die kein funktionstüchtiges Corpus luteum aufwiesen, mit Dinolytic behandelt. Schwierigkeiten bei der alternierenden Zuordnung zu den Be- handlungsgruppen traten zwangsläufig bei der Einordnung in die unbehandelte Kontrollgruppe auf, da nicht alle Landwirte ihre Einwilligung zu einer ”Nichtbehandlung” gaben. Außerdem war aus tierärzt- licher Sicht bei höhergradigen Genitalkatarrhen und stark übelriechendem Sekret eine Einordnung in die Kontrollgruppe nicht vertretbar, da es sich nicht um “Versuchstiere” handelte, sondern um Eigen- tum der Landwirte. Eine voraussehbare Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Kuh bzw. ein voraussehbarer wirtschaftlicher Verlust für den Tierbesitzer konnte nicht toleriert werden. Es wurde versucht, soviel Patienten wie möglich für die unbehandelte Kontrollgruppe zu gewinnen.

Die Kühe wurden direkt im Anschluß an die Untersuchungen und Probenentnahmen behandelt. Die Tiere der Dinolytic-Gruppe erhielten eine intramuskuläre Injektion von 5 ml Dinolytic in die Sitz- beinmuskulatur.

In der Lotagen -Gruppe wurden den Tieren 100 ml 4%ige Lotagen-Lösung intrauterin infundiert.

Die Tiere der Totocillin -Gruppe erhielten 20 ml Totocillin® intrauterin.

Es wurden Plastik-Seminetten benutzt, die unter rektaler Kontrolle durch die Zervix in den Uterus eingeführt wurden.

Bei der Kontrollgruppe wurden lediglich die Untersuchungen durchgeführt, ohne daß eine Therapie eingeleitet wurde.

Nach 2 Wochen erfolgte eine Nachuntersuchung, bestehend aus rektaler und vaginaler Untersuchung und Dokumentation der Befunde. Falls die klinische Heilung noch nicht abgeschlossen war, wurde die Therapie wiederholt. In diesen Fällen erfolgte eine weitere Nachuntersuchung nach 2 Wochen,

(38)

d.h. die Befunde wurden dokumentiert, bis eine eindeutige klinische Heilung erzielt werden konnte. In einzelnen Fällen mußte aufgrund der Befunde oder auf Wunsch des Besitzers auf ein anderes Präpa- rat gewechselt werden. Es kamen dabei weiterhin nur die in diesem Versuch zu testenden Präparate zur Anwendung (Lotagen, Dinolytic, Totocillin).

Falls in der Kontrollgruppe bei der Nachuntersuchung keine eindeutige Besserung der Symptomatik vorlag oder sogar eine Verschlechterung, wurde zu diesem Zeitpunkt mit einer Therapie begonnen.

Die Tiere, bei denen ein Therapiewechsel oder im Falle der Kontroll-gruppe ein Therapiebeginn notwendig war, wurden ebenfalls einer oder mehreren weiteren Nachuntersuchungen unterzogen, bis die klinische Heilung erreicht werden konnte oder eine Verwertung der Tiere angezeigt war.

3.5 TUPFERPROBENENTNAHME UND BAKTERIOLOGISCHE UNTERSUCHUNG

Zur Tupferprobenentnahme wurden Equivet®-Einmaltupfer (WDT, Garbsen) verwendet. Der Tup- fer befindet sich in zwei Hüllen, so daß eine kontaminationsfreie Entnahme aus dem Uteruslumen möglich ist. Man führt den Tupfer unter rektaler Kontrolle in den Uterus ein. Erst im Uterus durch- stößt man mit der inneren Hülle, die den Tupfer enthält, die Plastikkappe der äußeren Hülle und schiebt die innere Hülle vor. Der Tupfer wird aus der inneren Hülle vorgeschoben und Sekret aus dem Uteruslumen entnommen. Danach wird der Tupfer wieder in die innere Hülle zurückgezogen, um auch beim Herausnehmen des Gerätes eine Kontamination zu verhindern.

Die innere Hülle wird in die äußere Hülle zurückgezogen und dann wird das Gerät herausgenommen.

Die äußere Hülle wird entfernt, die innere Hülle verbleibt nach Abbrechen an der Sollbruchstelle als Schutzhülle für den Transport und wird mit den beiliegenden Plastikkappen verschlossen.

Die Tupferproben wurden bis zum Versand im Kühlschrank aufbewahrt und möglichst noch am glei- chen Tag an das bakteriologische Labor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rindes der Tierärztlichen Hochschule Hannover geschickt oder am nächsten Tag dorthin gebracht. Die

Aufbereitung und Untersuchung der Tupferproben erfolgte unter der Leitung von Frau Dr.

Bleckmann. Zur Anzüchtung wurden Blutagar, Bierwürzagar und Nährbouillon verwendet. Die Bebrütung erfolgte bei 37°C über 24 h. Von den auf den Platten gewachsenen Kulturen wurden

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37°C über 24 h. Von den auf den Platten gewachsenen Kulturen wurden Ausstriche angefertigt, nach Gram gefärbt und mikroskopisch untersucht. Aus dem Anreicherungsnährmedium wurde ein Ausstrich angefertigt und ebenfalls untersucht. Lag der Verdacht auf das Vorhandensein von A. pyo- genes vor, wurde ein zusätzlicher Ausstrich auf einem Löffler-Nährboden vorgenommen. Beurteilt wurden sowohl der quantitative als auch der qualitative Keimgehalt.

3.6 BLUTPROBENENTNAHME UND PROGESTERONNACHWEIS

Die Blutprobe wurde aus der Vena coccygea media entnommen und in Serumröhrchen aufgefangen.

Nach Zentrifugation der Proben wurde das Serum in entsprechend der Probennummer beschriftete Röhrchen abgefüllt und eingefroren. Die Proben wurden gesammelt und in größeren Stückzahlen zur Untersuchung auf den Progesterongehalt in das Progesteronlabor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rindes der Tierärztlichen Hochschule Hannover gebracht. Frau Berger übernahm die Ermittlung des Progesteronwertes durch Radioimmunoassay (RIA) modifiziert nach

HAMBURGER (1974). Hier findet eine modifizierte Antigen-Antikörper-Reaktion nach dem Prinzip einer Verdrängungsreaktion statt. Das in der Probe enthaltene Progesteron bindet sich an die fixier- ten Antikörper und verdrängt so ein markiertes Substrat, dessen Menge dann quantitativ bestimmt werden kann. Die Ergebnisse wurden in nmol/l Blut angegeben. In der Literatur wird häufig noch die Einheit ng / ml verwendet. 1 ng / ml entspricht 3,18 nmol / l.

Ab einem Wert von 3-4 nmol Progesteron / l Plasma (bzw. ab 1 ng / ml) kann man davon ausgehen, daß ein funktionstüchtiges Corpus luteum vorliegt.

(40)

3.7 VERWENDETE FRUCHTBARKEITSPARAMETER

Nach Abschluß der Therapie und der Nachuntersuchungen wurden die für die Berechnung der Fruchtbarkeitskennzahlen erforderlichen Daten aus den Besamungskarten der jeweiligen Betriebe und aus Aufzeichnungen der Landwirte gesammelt und ausgewertet.

Formeln zur Berechnung der in dieser Arbeit verwendeten Fruchtbarkeitskennzahlen (METZNER und MANSFELD 1992; DE KRUIF et al. 1998; MANSFELD et al. 1999):

RZ = Rastzeit Intervall zwischen Abkalbung und erster Belegung

GZ = Güstzeit: Intervall zwischen Abkalbung und erfolgreicher Belegung (Zwischentragezeit)

VZ = Verzögerungszeit: Intervall zwischen erster registrierter Belegung und erfolgreicher Belegung

PT = Posttherapiezeit: Intervall zwischen Behandlung und Konzeption

%-Satz der Tiere mit einer Güstzeit unter 115 Tagen

EBE = Erstbesamungserfolg: Anzahl tragender Tiere nach Erstbelegung x 100 ( Erstträchtigkeitsrate) Anzahl der Erstbelegungen

TI = Trächtigkeitsindex: Anzahl Belegungen bei tragenden Tieren Anzahl tragender Tiere

GTR = Gesamtträchtigkeitsrate: Anzahl tragender Tiere x 100 Anzahl belegter Tiere

(41)

BI = Besamungsindex: Anzahl aller Belegungen Anzahl tragender Tiere

KZR = Konzeptionsrate: Anzahl tragender Tiere Anzahl aller Belegungen

Abgangsrate

(allgemein): Prozentsatz der Kühe, die im Versuchszeitraum abgegangen sind

Abgangsrate aufgrund

von Unfruchtbarkeit: Prozentsatz der Tiere, die im Versuchszeitraum we- gen mangelnder Fertilität abgeschafft wurden

3.8 STATISTISCHE AUSWERTUNG DES DATENMATERIALS

Alle Auswertungen werden mit dem Programmpaket STATISTICA der Firma StatSoft, Inc., Tulsa, USA durchgeführt (StatSoft, Inc.: STATISTICA für Windows [Computer- Programm-Handbuch, Version 5.1]. Eigenverlag: Tulsa, OK, USA, 1998).

Die Analyse erfolgte dabei mit statistischen Routineverfahren (SACHS 1997). Zum Vergleich von Mittelwerten wurde der U-Test von Mann und Whitney verwendet. Mögliche Unterschiede zwi- schen verschiedenen Häufigkeiten wurden mit dem Chi-Quadrat-Test analysiert. Beziehungen zwi- schen verschiedenen unabhängigen oder Vorhersagevariablen und einer abhängigen Zielvariablen wurden mittels der multiplen Regression untersucht.

Bei den Werten in den Tabellen handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um Mittelwerte + Standardabweichung oder Häufigkeiten.

Als Irrtumswahrscheinlichkeit wurde ein P-Wert von < 0,05 vorgegeben.

Referenzen

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