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BERATUNGSSTELLE HELMSTEDT Jahresbericht 2020

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Academic year: 2022

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BERATUNGSSTELLE

HELMSTEDT

Jahresbericht 2020

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Mit diesem Jahresbericht 2020 informieren wir Sie über die Tätigkeiten der pro familia Bera- tungsstelle Helmstedt.

Wir danken allen Institutionen und Personen, die unsere Arbeit unterstützt haben!

Hervorheben möchten wir das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie den Landkreis Helmstedt, ohne deren finanzielle Zuwendung unsere Ar- beit nicht möglich wäre.

Darüber hinaus gilt unser besonderer Dank für das zurückliegende Jahr dem Kreisgruppenbei- rat des Paritätischen Helmstedt für die erneute Gewährung von Beihilfen sowie last, not least ein herzliches Dankeschön allen weiteren Spender*innen.

Melanie Schwirz,

Leiterin der Beratungsstelle

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Inhalt

Beratungsstelle Helmstedt ... 4

Mitarbeiter*innen ... 5

Das Beratungsangebot für Einzelne, Paare und Gruppen ... 6

Jahresrückblick 2020 ... 7

Statistik 2020 ... 9

Schwerpunktthema: „Liebe in Zeiten von Corona“ ... 11

Informationen über den Träger ... 15

Leitbild pro familia Niedersachsen ... 17

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Beratungsstelle Helmstedt

Gründung: Juli 1980 in Helmstedt

Anschrift: Markt 12

38350 Helmstedt

Telefon: 0 53 51/ 71 74

Fax: 0 53 51/ 52 38 21

E-Mail: helmstedt@profamilia.de

Bankverbindung: Volksbank e.G.

IBAN: DE57 2709 2555 3027 0766 00 BIC: GENODEF1WFV

Finanzierung: Land Niedersachsen

Landkreis Helmstedt

Eigeneinnahmen und Spenden

Fortbildung und Supervision: Bundes- und Landesverband der pro familia bieten allen Mitarbeiter*innen berufs- und aufgabenspezifische Fortbildungskurse an.

Daneben werden Fortbildungsangebote an- derer Träger in Anspruch genommen.

Um die Qualität der Arbeit zu gewährleiten, sind alle Mitarbeiter*innen im Beratungsbe- reich verpflichtet, an regelmäßigen Supervi- sionen teilzunehmen.

Zusatzqualifikationen: Paar- und Sexualtherapie

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Mitarbeiter*innen

Melanie Schwirz Dipl. Pädagogin

Leiterin der Beratungsstelle Christine Beab

Reiseverkehrskauffrau Erstkontakt und Verwaltung Volker Busker

Dipl. Pädagoge Sexualpädagogik

Hildegard Köhler-Bernhardt Dipl. Psychologin

Einzel-, Paar- und Sexualberatung

Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten überwiegend in Teilzeit und teilen sich insgesamt 1,28 Vollzeitstellen.

Öffnungszeiten Mo 10.00 – 12.00 Uhr, 16.00 – 18.00 Uhr Di 10.00 – 12.00 Uhr

Mi 10.00 – 12.00 Uhr

Do 10.00 – 12.00 Uhr, 16.00 – 18.00 Uhr

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Das Beratungsangebot für Einzelne, Paare und Gruppen

Schwangerschaft und Geburt

 Psychosoziale Beratung vor, während und nach einer Schwangerschaft

 Informationen und sozialrechtliche Beratung zu sozialen und finanziellen Hilfen (z.B.

Mutterschutz und Mutterschaftsgeld, Elterngeld und Elternzeit, Kindergeld, Arbeitslo- sengeld II)

 Antragsstellung bei der Stiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“

 Gesetzlich vorgeschriebene Schwangerschaftskonfliktberatung nach §§218/ 219 StGB

 Beratung nach einem Schwangerschaftsabbruch

 Beratung nach einer Fehl- oder Totgeburt

 Beratung zur Vertraulichen Geburt Familienplanung und Gesundheit

 Informationen und Beratung zu Verhütungsmitteln, „Pille danach“, Sterilisation

 Beratung zu gesundheitlichen Fragen (sexuell übertragbare Krankheiten wie z.B. HIV/

AIDS oder zu den Wechseljahren)

 Psychosoziale Beratung und Begleitung bei unerfülltem Kinderwunsch Sexualpädagogik

 Geschlechtsspezifische Gruppenarbeit mit Schulklassen (allgemeinbildende-, weiter- führende, Förder- und Berufsschulen)

 Fortbildungs- und Vortragsveranstaltungen für Multiplikator*innen (z.B. Erzieher*in- nen, Lehrer*innen, Tageseltern)

 Verleih von Fachbüchern und sexualpädagogischen Materialien (z.B. Verhütungsmit- telkoffer)

Einzel-, Paar- und Sexualberatung

 Beratung bei individuellen psychischen Problemen, Konflikten oder Krisen

 Beratung bei Schwierigkeiten in der Partnerschaft

 Beratung bei Trennung/ Scheidung

 Beratung bei sexuellen Problemen (z.B. Lustlosigkeit, Erektionsstörungen, Vaginismus)

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Jahresrückblick 2020

Das zurückliegende Jahr 2020 stand für die pro familia Beratungsstelle Helmstedt ganz im Zei- chen von Abschied und Neubeginn:

Erst im Herbst 2019 war die Beratungsstelle nach acht Jahren in einer ehemaligen Arztpraxis von der Kybitzstraße in noch zentraler gelegene Räumlichkeiten in Helmstedt am Markt umge- zogen. Kurz nach dem Start in der neuen Beratungsstelle mussten wir leider zu Beginn des neuen Jahres von unserem langjährigen und sehr geschätzten Kollegen Volker Busker Ab- schied nehmen, der plötzlich und unerwartet verstorben ist.

Im Sommer des zurückliegenden Jahres ist unsere Kollegin Hildegard Köhler-Bernhardt, die über 30 Jahre als Psychologin in der Partnerschafts- und Sexualberatung tätig war, in den Ru- hestand gegangen – zeitgleich zum 40jährigen Jubiläum der Beratungsstelle, das aufgrund der Corona Pandemie leider nicht öffentlich gefeiert werden konnte.

In der praktischen Arbeit hat diese Pandemie – wie bei vielen anderen Einrichtungen und In- stitutionen im sozialen Bereich auch – insbesondere zu einer Erweiterung des Beratungsange- bots per Telefon und per Video geführt. Persönliche Gespräche in Präsenz, in erster Linie die gesetzlich vorgeschriebenen Schwangerschaftskonfliktberatungen gemäß §§ 5 und 6 (SchKG) haben – unabhängig davon – während des gesamten Jahres stattgefunden. Die zusätzlichen digitalen Angebote für Beratungsgespräche werden auch in Zukunft beibehalten, wobei sie als Ergänzung zum persönlichen Kontakt gelten.

Was die Statistik für das zurückliegende Jahr in der pro familia Beratungsstelle Helmstedt be- trifft, ist zunächst festzuhalten, dass es im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Schwan- gerschaftskonfliktberatungen gemäß §§ 5 und 6 (SchKG) nach 2018 (74) einen neuen Höchst- wert von 79 Beratungsgesprächen in 2020 gibt. Die Gründe, die Frauen für einen eventuellen Wunsch nach einem Schwangerschaftsabbruch nennen, sind dabei Jahr für Jahr sehr vielfältig:

„Abgeschlossene Familienplanung“, „Gründe in der Partnerschaft“ und „familiäre bzw. beruf- liche Gründe“ wurden im zurückliegenden Jahr am häufigsten genannt.

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Die Zahlen innerhalb der psychosozialen Beratungen gemäß § 2 (SchKG) sind für die pro familia Helmstedt in 2020 erfreulicherweise wieder leicht gestiegen, und zwar um etwas mehr als sieben Prozent und dies, obwohl die Beratungsstelle im vergangenen Jahr personell nicht voll besetzt war. Zu diesem Bereich zählen zum einen Beratungen vor, während und nach einer Schwangerschaft, zum anderen Gespräche zu Aufklärung, Verhütung sowie Familienplanung, das Thema „Sexualität“ mitinbegriffen. Psychosoziale Beratungen gemäß § 2 (SchKG) belegen, was die statistischen Zahlen betrifft, nach wie vor den größten Anteil innerhalb der pro familia Beratungsstelle Helmstedt – mehr zu den Zahlen und der Statistik für das zurückliegenden Jahr lesen Sie ab Seite 9.

Was Veranstaltungen mit Gruppen und Schulklassen im Bereich der Sexuellen Bildung betrifft, war bereits für das Jahr 2019 ein deutlicher Rückgang auf 19 Termine mit 190 Teilnehmer*in- nen zu verzeichnen, da aus personellen Gründen nicht alle Anfragen in diesem Bereich bedient werden konnten. Aufgrund der Corona Pandemie musste im zurückliegende Jahr leider ein Großteil der vereinbarten Termine abgesagt werden, so dass letztendlich nur sechs Veranstal- tungen mit insgesamt 57 Teilnehmer*innen in den ersten Wochen des Jahres 2020 vor dem Lock down durchgeführt werden konnten.

Der Schwerpunkt dieses Jahresberichts widmet sich – wie vielleicht zu erwarten war – dem Thema „Corona“, allerdings in diesen Zeiten, wo Abstand das Gebot der Stunde ist, mit einem besonderen Blick auf die Bedeutung von Berührung für den Menschen als soziales Wesen.

Freundlicherweise hat die Paar- und Sexualtherapeutin Angelika Eck erlaubt, aus ihrer Ko- lumne „Schlafzimmerblick“ zu zitieren, die seit geraumer Zeit in der Wochenzeitung „Die Zeit“

erscheint – lesen Sie mehr ab Seite 11.

Wir wünschen eine interessante Lektüre – vor allem: Bleiben Sie gesund!

Melanie Schwirz,

Leiterin der Beratungsstelle

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Statistik 2020

Gesamtstatistik

Art der Beratung Erstberatung Folgeberatung Mehrfachberatung Gesamt Beratung gem. §§

5+6 SchKG*

79 0 0 79

Beratung gem. § 2 SchKG**

132 51 49 232

Beratung gem. § 2a SchKG***

0 0 0 0

Allg. Ehe-, Fami- lien- und Lebens- beratung

4 6 1 11

Gruppenange- bote gem. § 2 SchKG

6 0 0 6

Gesamt 221 57 50 328

Schwangerschaftskonfliktgesetz-SchKG:

*§§ 5+6 SchKG: Schwangerschaftskonfliktberatung

**§ 2 SchKG: Beratungen vor, während und nach einer Schwangerschaft, Sexualauf- klärung, Sexualberatung, Familienplanung und Kinderwunsch

***§ 2a SchKG: Beratungen nach pränatal diagnostischem Befund

Sexualpädagogik – Gruppenangebote nach §2 SchKG:

Sexualpädagogische Gruppen Anzahl

Grundschule Gesamtschule Förderschule Hauptschule Realschule Oberschule

Gymnasium 4

Berufsbildende Schulen/ Fachhochschulen Kitas und Familienzentren

Sexualität und Behinderung 2

Sexualität und Älterwerden

Gesamt 6

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§§ 5+6 SchKG § 2 SchKG

Altersgruppen Anzahl

Unter 14 Jahre 0

14 - 17 Jahre 3

18 – 21 Jahre 9

22 – 26 Jahre 11

27 – 34 Jahre 28

35 – 39 Jahre 21

40 Jahre und älter 7

Wohnort Anzahl

Stadt 41

Landkreis/ Region 27

Andere 11

Erwerbssituation Anzahl

Vollzeit erwerbstätig 22

Teilzeit erwerbstätig 22

Arbeitslos gemeldet 3

In Schul-oder Berufsausbildung, Studium

12 Sonstige nicht Erwerbstätige 17

Sonstiges 0

Keine Angaben 3

Altersgruppen Anzahl

Unter 14 Jahre 0

14 - 17 Jahre 4

18 – 21 Jahre 25

22 – 26 Jahre 35

27 – 34 Jahre 120

35 – 39 Jahre 32

40 Jahre und älter 16

Wohnort Anzahl

Stadt 125

Landkreis/ Region 97

Andere 10

Erwerbssituation Anzahl

Vollzeit erwerbstätig 54

Teilzeit erwerbstätig 48

Arbeitslos gemeldet 25

In Schul-oder Berufsausbildung, Studium

28 Sonstige nicht Erwerbstätige 74

Sonstiges 1

Keine Angaben 2

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Schwerpunktthema:

„Liebe in Zeiten von Corona“

„Was ist Liebe?“ Diese Frage taucht innerhalb der Partnerschafts- und Sexualberatung, aber auch der Sexuelle Bildung häufiger auf. Die klassische Antwort lautet: „Geschlechtsverkehr“, gefolgt von „Küssen“ – aber dann? Dass Berührungen, Streicheln, der Austausch von Zärtlich- keiten und Nähe ebenso wichtige Bestandteile von Liebe und Sexualität sind, ja überlebens- wichtig für den Menschen, das erschließt sich vielen Menschen, jung wie alt, nicht auf den ersten Blick.

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Wie wichtig, ja elementar das Bedürfnis nach Berührung und Nähe für den Menschen ist, wird bereits deutlich im „Pschyrembel“, dem medizinischen Nachschlagewerk, wo am Ende der Definition von „Berührung“ der wesentliche Aspekt inner- halb der Entwicklung des Menschen benannt wird: „Hautkontakte mit Mutter und Vater spie- len im Säuglingsalter für die körperliche und psychische Entwicklung und die Herausbildung des Urvertrauens eine zentrale Rolle.“1

In der Programmankündigung zur Dokumentation „Haut an Haut – eine kurze Kulturge- schichte der Berührung“ heißt es: „Berührungen sind überlebenswichtig. Eine Berührung kann Geborgenheit geben, sie kann Trost spenden oder Schutz, sie kann elektrisieren und erregen.

Der Tastsinn ist der erste Sinn, den ein Embryo ausbildet, lange bevor er sehen, hören oder riechen kann. Ein Mensch, der nicht berührt wird, verkümmert, sozial und körperlich.“2 In Zeiten von Corona nimmt nun aber gerade das Vermeiden von persönlichen Kontakten ei- nen zentralen Stellenwert in der Pandemiebekämpfung ein. Die AHA-Regeln (Abstand, Hygi- ene, Alltagsmasken) helfen, die Ausbreitung des Corona Virus zu verlangsamen, um so den bisher erreichten Fortschritt nicht zu gefährden. Der im deutschen Sprachraum verwendete Begriff des englischsprachigen „social distancing“ ist allerdings missverständlich, denn die wörtliche Übersetzung „soziale Distanzierung“ trifft nicht den Kern der Sache – es geht im Wesentlichen um räumliche Distanz, die aktuell notwendig ist, nicht um soziale Distanz, ge- schweige denn Isolation.3

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In dem Magazin der Wochenzeitung „Die Zeit“ erscheint seit geraumer Zeit eine Kolumne mit dem Titel „Schlafzimmerblick“, in der die Paar- und Sexualtherapeutin Angelika Eck Fragen zu Liebe, Sex und Partnerschaft beantwortet.

Im Dezember des vergangenen Jahres beschäftigte sich ein Beitrag mit dem fehlenden Kör- perkontakt in Zeiten von Corona und dem Bedürfnis danach – diese Kolumne trug den Titel

„Was mir wirklich krass fehlt, sind Berührungen“. Eine Frau namens Anna, 33 Jahre alt und Single, beschrieb ihre Situation wie folgt: „(…) Ich komme insgesamt gut zurecht und fühle mich trotz allem keineswegs einsam, aber was mir inzwischen wirklich krass fehlt, ist körper- licher Kontakt. Ich fühle mich körperlich angespannt, seelisch niedergeschlagen. (…) Wie kann ich mit mir und der Situation umgehen? Wie machen das andere?“4

In ihrer Antwort geht die Paar- und Sexualtherapeutin Angelika Eck zunächst auf die elemen- tare Bedeutung von Berührungen für den Menschen ein: „Unser Bedürfnis nach Kommunika- tion, Sicherheit, Bindung, Zugehörigkeit, Nähe, Liebe, sexueller Befriedigung, Stärkung des Im- munsystems ist grundlegend. Die Liste der notwendigen bis positiven Auswirkungen von kör- perlicher Nähe, Hautkontakt, Berührungsaustausch und sexueller Aktivität mit relevanten An- deren ist sehr, sehr lang. (…) Berührungen auszutauschen, gehört zu unserer Natur und in un- sere Kultur. Selbst Familien, in denen derzeit eifrig gekuschelt wird, oder sexuell aktive Paare vermissen die alltäglichen körperlichen Gesten der Verbindlichkeit mit Freunden oder Kolle- ginnen. Diese Gesten vermitteln uns Zugehörigkeit – und mehr noch: Die Berührung des an- deren lässt uns spüren, dass wir existieren, gemeint sind. Durch die Kontaktbeschränkungen nach außen werden aber auch bestehende häusliche Beziehungen geprüft: Wie nah sind wir uns wirklich? Viele Partner berühren sich nicht mehr oder nur sehr spärlich und merken jetzt, dass sie ihre Berührungsbedürfnisse bewusst oder beiläufig längst auswärtig kompensiert hat- ten. Auch sie trifft jetzt die Berührungseinsamkeit oder gar –bitterkeit.“

Selbstverständlich sind die aktuell geltenden Abstandsregeln mehr als wichtig – trotzdem stellt sich in diesem Fall die Frage, was sich prinzipiell daran in der kommenden Zeit ändern ließe. Die Therapeutin bringt dies wie folgt auf den Punkt:

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„Was ist das notwendige Minimum an Körperkontakt für mich? Wie viel Spielraum möchte ich mir gestatten, um seelisch im Gleichgewicht zu bleiben? Wo auf dem Spektrum zwischen Sehnsucht und Vorsicht verorte ich mich? Wo zwischen Rückzug und Zumutung? Wo zwischen bisherigen Ideen, wie sich Beziehungen anbahnen, und der notgedrungenen Suche nach alter- nativen Wegen?“

Wie ließe sich dies in Zeiten von Corona konkret umsetzen? Zunächst erläutert die Paar- und Sexualtherapeutin eine mögliche Antwort in Bezug auf lose Freundschaften und Treffen im Freien: „Beim Spaziergang den Blick der Freundin zu suchen und zu bekennen: »Mir fehlen körperliche Berührungen so sehr.« Zum Beispiel. Dieses Statement öffnet einen Intimraum.

Selbst wenn sie Sie nicht in die Arme schließt, könnte sie Ihren Blick erwidern und Sie warm anlächeln oder mit Ihnen einige Tränen des Mitgefühls an der frischen Luft vergießen. So könnte eine passende Art der Begegnung ohne Körperkontakt entstehen, die dem Distanzbe- dürfnis ebenso gerecht wird wie der Sehnsucht nach Nähe.“

Anna, die Frau, um die es in dieser Kolumne geht, ist selbst Single. Aus ihrer Praxis weiß Ange- lika Frau Eck zu berichten, dass in Zeiten von Corona neue Formen von Begegnungen entstan- den sind: „Manche berichten von intensiverem schriftlichen oder telefonischen Kontakt, von vertieften Freundschaften oder erotischer Kommunikation. Einige haben sich im Freien auf Abstand getroffen, sind einander erst emotional nähergekommen und haben dann eine Schicksalsgemeinschaft für die Corona-Zeit gegründet, als wären sie durch Zufall zusammen auf einer Insel gestrandet. Unabhängig von der Frage, wer sie genau füreinander auf Dauer sein wollen, treffen sie sich, essen zusammen, übernachten beieinander, berühren sich, leben eine sexuelle Beziehung aus. Manche haben so etwas angestrebt, für andere hat es sich nicht als stimmige Option erwiesen. Sollten Sie sich dagegen entscheiden, wäre es ein bewusster Akt – und erneut: kein Schicksal, dem Sie ausgeliefert sind.“

Diese Pandemie betrifft uns alle, und zwar weltweit – dieser Aspekt schafft paradoxerweise eine Verbindung und auf diesen zentralen Aspekt geht die Paar- und Sexualtherapeutin an- schließend näher ein:

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„Wenn wir Leiden als etwas Allgegenwärtiges und allgemein Menschliches zulassen, es nicht vermeiden, können wir uns mit uns selbst und anderen verbundener fühlen. (…) Uns mit de- nen verbinden, die auch etwas zu tragen haben. Das eigene Leiden zu fühlen, heißt paradox- erweise auch, die eigene Lebendigkeit zu spüren, einen lebendigen Organismus, dessen unge- stillte Bedürfnisse sich mitteilen.“ Angelika Eck beschreibt auch, wie sie selbst in ihrer Arbeit von Menschen, die leiden, lernen kann: „(…) wenn ich sehe, wie sie von ihrer Freiheit Ge- brauch machen, zu ihren Lebensbedingungen Ja zu sagen und darin Kraft und Würde zu fin- den. Ich sehe darin eine große menschliche Fähigkeit, die Veränderungen zum Besseren kei- neswegs ausschließt und in jedem Fall eine tiefe seelische Berührung mit sich selbst ermög- licht.“

Ganz praktisch schließt die Paar- und Sexualtherapeutin mit folgenden Ausführungen: „Begeg- nen Sie Ihren Liebsten so oft und intensiv wie möglich per Telefon, Brief, E-Mail, Videochat.

Wirklich gesehen und verstanden zu werden, für andere wichtig zu sein, ist eine lindernde Erfahrung. Schicken Sie sich gegenseitig Päckchen, materielle Zeugnisse der Zuneigung. Das Halstuch, das Ihre beste Freundin Ihnen schicken wird, riecht vermutlich ein wenig nach ihr.

Zuletzt: Nutzen Sie Ihre Fantasie! (…) Zu allen Zeiten haben Menschen in unausweichlichen Situationen von der heilsamen Fähigkeit der Einbildungskraft Gebrauch gemacht. Fantasien versetzen uns in einen Als-ob-Zustand. Freilich aktualisieren Sie den Mangel immer mit, weil wir ja wissen, dass es »nicht echt« ist. Darin bestünde ein weiterer, aber vielleicht lohnender Preis, den Sie in Kauf nehmen müssten, um die köstlichen Zustände süßer Erinnerungen, ero- tischer Höhenflüge, rauschender Feste, zukünftiger Liebe in der Vorstellung und der automa- tischen körperlichen Resonanz zu genießen.“

Quellen:

1 Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2002, Seite 49.

2 https://www.arte.tv/de/videos/100841-000-A/haut-an-haut/

3 vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%A4umliche_Distanzierung

4 https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2020-12/koerperkontakt-corona-pandemie-sex-beruehrung-beduer- fnis-single - der Abdruck der folgenden Zitate erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Angelika Eck.

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Informationen über den Träger

pro familia, Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung, Landesverband Niedersachsen e.V. mit Sitz in Hannover, ist Träger aller pro familia Beratungs- stellen in Niedersachsen und der Onlineberatung.

Anschrift/ Kontakt: Dieterichsstraße 25A 30159 Hannover Tel: 0511 30 18 5780 Fax: 0511 30 18 5787

lv.niedersachsen@profamilia.de www.profamilia.de/niedersachsen

Bankverbindung: Bank für Sozialwirtschaft

IBAN: DE69 2512 0510 0007 4131 00 BIC: BFSWDE33HAN

Vorstand: Prof. Dr. Heike Fleßner Vorsitzende Annette Peters stellv. Vorsitzende Hannelore Hintz-Oppelt Schatzmeisterin Hannelore Mücke-Bertram Schriftführerin Christian Tesche Beisitzer Christina Müller-Matysiak Beisitzerin Saskia Voigt Beisitzerin

Geschäftsführung: Uta Engelhardt, M.A.

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pro familia wurde 1952 gegründet. Die rechtlich selbstständigen Landesverbände haben sich auf Bundesebene zusammengeschlossen und bilden gemeinsam den pro familia Bundesver- band als eingetragener Verein.

pro familia Landesverband Niedersachsen

Der pro familia Landesverband Niedersachsen e.V. wurde 1965 als rechtlich selbständiger Ver- ein ins Leben gerufen. Er ist gem. § 51 AO als gemeinnützigen Zwecken dienend anerkannt und gehört dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.V. an.

In Niedersachsen werden 20 Beratungsstellen mit 5 Außenstellen sowie die Onlineberatung www.sexundso.de unterhalten.

Beschäftigte: 110 Mitarbeiter*innen

Statistik: 16.322 Beratungen gem. § 2 Schwangerschaftskonfliktgesetz 5.501 Beratungen gem. §§ 5 u. 6 bzw. § 2a SchKG

2.160 Onlineberatungen ab 15 min. über www.sexundso.de 4.547 Telefonberatungen ab 15 min

814 Gruppenberatungen (Schulklassen, u.a.) 51 Gruppenberatungen (z.B. Mutter-Kind) 229 Allg. Ehe-, Familien- und Lebensberatungen

Die Schwerpunkte der Beratungsanlässe waren Schwangerschaft und Schwangerschaftskon- flikt, Familienplanung, Sexualität und Partnerschaft sowie Hilfe bei Inanspruchnahme sozialer Leistungen. Aufgeführt wurden Gruppenberatungen zur Sexuellen Bildung, Mutter-Kind- Gruppen als auch Multiplikator*innenarbeit. E-Mail-Anfragen wurden über unsere datenge- schützte Plattform www.sexundso.de beantwortet.

Onlineberatung

Über die Onlineberatung www.sexundso.de wurden 2020 insgesamt 2.442 (über 15 min:

2160) beantwortet. Das Angebot richtet sich vorwiegend an Jugendliche und junge Erwach- sene im Alter bis 21 Jahre.

Erreichbarkeit unserer Beratungsstellen

Unsere Beratungsstellen sind nach den Anerkennungsrichtlinien für Schwangerschaftskon- fliktberatungsstellen mindestens an zwei Tagen in der Woche geöffnet. Beratungen finden nach Terminvergabe auch außerhalb der Öffnungszeiten statt.

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pro familia steht für selbstbestimmte Sexualität

Leitbild des pro familia Landesverband Niedersachsen e.V.

pro familia ist ein unabhängiger Fachverband für selbstbestimmte Sexualität, Partnerschaft und Familienplanung.

pro familia ist über die International Planned Parenthood Federation (IPPF) weltweit mit an- deren Familienplanungsorganisationen vernetzt.

pro familia vertritt ein Menschenbild, in dessen Mittelpunkt Freiheit, Würde, Selbstverant- wortung und gegenseitige Achtung stehen.

pro familia bietet qualifizierte Information, Beratung, Prävention, Sexualpädagogik und se- xuelle Bildung an und unterstützt Ratsuchende darin, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.

pro familia setzt sich ein für die rechtliche und politische Gleichberechtigung der Geschlech- ter, sexueller Identitäten und verschiedener Lebensformen, unabhängig von der sozialen und kulturellen Herkunft.

pro familia setzt sich ein für eine Gesellschaft, in der psychische, körperliche und sexuali- sierte Gewalt verurteilt wird und alles dafür getan wird, um Gewalt zu verhindern.

pro familia arbeitet auf der Grundlage der sexuellen und reproduktiven Menschenrechte und tritt für deren Verwirklichung ein, besonders für

 das Recht auf optimale medizinische und psychosoziale Versorgung

 das Recht auf qualifizierte Beratung und Information

 das Recht auf freie und informierte Entscheidung

 das Recht, sich frei zu entscheiden, ob und in welcher Lebenssituation Kinder erwünscht sind

 das Recht, sich selbstbestimmt für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden zu kön- nen.

Hannover, Dezember 2012

Das Leitbild in Leichter Sprache gibt es auf der Website

www.profamilia.de/niedersachsen

Referenzen

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