Vorlesung 10
Mehrmals di ff erenzierbare Funktionen
Es werden höhere Differenzierbarkeitsbegriffe für Funktionen f W X ! L einge- führt, welche auf einer TeilmengeX Kdes KörpersK2 fR;Cgdefiniert sind, der im KörperL2 fR;Cgenthalten ist.
Mehrmals differenzierbare Funktionen. Sein2N mitn2vorgegeben.
1. Man nennt eine Funktionf W X ! Ln-mal differenzierbar inx0 2 X, wennf .n 1/-mal differenzierbar und die.n 1/-te AbleitungDn 1f WX !Lvonf inx0
differenzierbar ist. Die Ableitung der.n 1/-ten AbleitungDn 1f W X ! Lvonf inx0wirdn-te AbleitungDnf .x0/2 Lvonf inx0genannt.
2. Die Funktionf W X ! Lheißtn-mal differenzierbar, wennf eine .n 1/-mal differenzierbare Funktion und deren .n 1/-te Ableitung Dn 1f W X ! L diffe- renzierbar ist. Diejenige Funktion Dnf W X ! L, welche jedem x0 2 X die n-te AbleitungDnf .x0/2Lvonf inx0zuordnet, heißtn-te Ableitung vonf.
3. Eine Funktionf W X ! Lwirdunendlichmal differenzierbargenannt, wenn sie für jedesn2N n-mal differenzierbar ist.
Berührung höherer Ordnung. Sind die Funktionenf,hWX !Lfür einn2 N in x0 2 X n-mal differenzierbar und giltDkf .x0/D Dkh.x0/für allek 2 f0; 1; : : : ; ng, dann habenf undhinx0 2X einetangentiale Berührung mindestensn-ter Ordnung.
Operationen mit mehrmals differenzierbaren Funktionen. Sind die Funktionen f,h WX !Lfür ein n 2 N inx0 2 X n-mal differenzierbar, dann sind die Summe f Chund das Produktf hinx0ebenfallsn-mal differenzierbar, und es gelten
Dn.f Ch/.x0/DDnf .x0/CDnh.x0/2L;
Dn.f h/.x0/D
n
X
kD0
n k
Dkf .x0/Dn kh.x0/2 L:
Taylor-Formel für ganze rationale Funktionen. Seien m 2 N, x0 2 K sowie a0; : : : ; am 2 K. Für jedesn2 f0; 1; : : : ; mghat die durchf .x/ DPm
kD0ak.x x0/k fürx 2Kdefinierte ganze rationale Funktionf WK!Kinx 2Kdien-te Ableitung
Dnf .x/D
m
X
kDn
k n
nŠ ak.x x0/k n 2K;
woraus sich für x D x0 offenbar Dnf .x0/ D nŠ an 2 K ergibt. Daraus folgt die Darstellung der ganzen rationalen Funktionf durch die Taylor-Formel
f .x/D
m
X
kD0
Dkf .x0/
kŠ .x x0/k für allex 2K:
2
Taylor-Entwicklung mit Restabschätzung. Seienx,x0 2 Kmitx ¤ x0 und eine die StreckeS D˚
.1 /xC x0 2Kj 2Œ0; 1 umfassende MengeX Kgegeben.
1. Sindn2 N[ f0gundf WX !L.nC1/-mal differenzierbar, dann ist die durch g.z/D
n
X
kD0
Dkf .z/
kŠ .x z/k 2L fürz 2X
definierte FunktiongWX !Ldifferenzierbar. Produkt- und Kettenregel liefern Dg.z/D
n
X
kD0
DkC1f .z/
kŠ .x z/k
n
X
kD1
Dkf .z/
kŠ k.x z/k 1
D
nC1
X
kD1
Dkf .z/
.k 1/Š.x z/k 1
n
X
kD1
Dkf .z/
.k 1/Š.x z/k 1 D DnC1f .z/
nŠ .x z/n für jedesz 2 X. Da jg.x/ g.x0/j jx x0jsupz2SjDg.z/j aufgrund des Mittel- wertsatzes gilt, erhält man wegeng.x/Df .x/die Restabschätzung
ˇ ˇ ˇ ˇ ˇ
f .x/
n
X
kD0
Dkf .x0/
kŠ .x x0/k ˇ ˇ ˇ ˇ ˇ
1
nŠjx x0jnC1sup
z2S
jDnC1f .z/j
für dieTaylor-Entwicklung vonf im Punktx 2Xum den Entwicklungspunktx0 2X.
2. Ist die Funktionf WX !Lunendlichmal differenzierbar und gilt
nlim!1
1
nŠ jx x0jnC1sup
z2SjDnC1f .z/j D0;
so konvergiert dieTaylor-Reihe Pn kD0
1
kŠDkf .x0/.x x0/k
vonf im Punktx 2 X um den Entwicklungspunktx0 2X gegen den Grenzwertf .x/2L.
Taylor-Reihen für Sinus und Cosinus. 1. Für alle,x 2Rgelten die Beziehungen sin sinx D2cosCx
2 sin x
2 und cos cosxD 2sinCx
2 sin x 2 : Wegen der Stetigkeit dieser Funktionen und der Beziehung lim!0 sin
D 1 folgt daraus deren Differenzierbarkeit, denn man erhält für jedesx 2Rdie Ableitungen
Dsin.x/D lim
!x
sin sinx
x Dcosx und Dcos.x/D lim
!x
cos cosx
x D sinx
und damit sogar diek-malige Differenzierbarkeit für allek 2N[ f0gvermöge Dksin.x/Dsin xCk2
sowie Dkcos.x/Dcos xC k2 :
2. Wegen der BeschränkheitjDksin.x/j 1sowiejDkcos.x/j 1 für allex 2 R und jedesk 2 N [ f0g konvergiert die Taylor-Reihe Pn
kD0 1
.2kC1/Š. 1/kx2kC1 bzw.
Pn kD0
1
.2k/Š. 1/kx2k
von Sinus bzw. Cosinus im Punktx2 Rum den Entwicklungs- punktx0 D0jeweils gegen den Grenzwert sinx 2Rbzw. cosx 2R.