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Archiv "Italien/Trentino: Dolomiten bei Pasta und Polenta" (03.11.2000)

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V A R I A

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A2956 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 44½½½½3. November 2000

Die Lage von San Martino di Castrozza ist imposant. Hinter den nadelbewaldeten Berg- kuppen steckt eine weitere, jedoch völlig kahle Bergket-

te. Die milchkaffeebraunen knapp 3000er Gipfel der Pale di San Martino sehen aus wie die Attrappe einer turm- und zinnenbewehrten Felsen- burg.

Ein Schilderwald an der Bergstation auf 2 700 Meter Höhe weist Wanderern den Weg. Der rot markierte Weg Nummer 709 führt in die stille Hochgebirgswelt eines ande- ren Sterns. Denn wie auf dem Mond siehts hier oben aus.

Nacktes Gestein prägt die Landschaft der Pala, der süd- lichsten Dolomiten-Gruppe an der Grenze zu Venetien.

Die Erosion hat Geröllfelder und Schutthalden hinterlas- sen. Trotzdem kauern im Windschatten der Felsen zar- te Blümchen. Das mehr als 200 Millionen Jahre alte Do- lomitgestein ist zerklüftet wie ein kariöses Gebiss. Wolken fegen um die bizarr geform- ten Gipfel, um die Türme und Zinnen.

Am Rifugio Pradidali (2 278 m), der wie ein Adler- horst am Fels zu kleben scheint, wird Rast gemacht.

Die schönsten Gipfel der Pale

umringen die bewirtschaftete Schutzhütte: Cima Canali, Sass Maor, Pala di San Martino.

Berge in den Farben von Caffè Latte, Milchkaffee, und Cap-

puccino. In San Martino di Castrozza steht die Wiege des Trentiner Tourismus. Bereits 1872 wurde das erste Hotel eröffnet. Kein Wunder bei der Lage. Schließlich wird der 1 450 Meter hohe Ort vom wohl schönsten Amphithea- ter der Dolomiten umringt.

Die kleine Sommerfrische zu Füßen der Bergriesen hat sich zu einer Urlauberhochburg entwickelt. Weil Italiener die Mehrzahl bilden, orientieren sich viele Hoteliers an den heimischen Ferien. Einige schließen schon Ende Au- gust, die meisten Mitte Sep- tember. Danach muss man nehmen, was übrig bleibt.

Deutsche Gäste können von der italienischen Dominanz nur profitieren, denn sie bie- tet Gewähr für gute Küche.

San Martino:

Tourismus-Zentrum

Anfang des Jahrhunderts muss San Martino di Castrozza ein kleiner exklusiver Ort gewe- sen sein, in dem die mondäne Welt Urlaub machte. Vorher fanden sich schon Gipfelstür-

Italien/Trentino

Dolomiten bei Pasta und Polenta

Reise

Colbricon-Seen im Paneveggio Fotos: Elke Sturmhoebel

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mer aus England und Deutsch- land an der südlichen Periphe- rie der Alpen ein. Sie wollten sich und der Welt beweisen, dass die umliegenden Berge der Pala-Gruppe keine un- überwindlichen Hindernisse darstellen. Auch Musiker und Schriftsteller waren in San Martino zu Gast. Vor der gi- gantischen Kulisse kompo- nierte Richard Strauss Teile seiner Alpensymphonie. Ar- thur Schnitzler beobachtete die feine Gesellschaft und ließ dort sein „Fräulein Else“ ihr tragisches Ende finden. Als die Novelle 1924 erstmals erschien, war das damalige San Martino schon nicht mehr vorhanden.

Hundert Jahre beherrschte Österreich das Trentino. Im Ersten Weltkrieg brannten die Österreicher auf dem Rückzug 1915 den Ort nieder. Übrig ge- blieben vom alten San Martino sind nur noch der romanische Kirchturm und die kleine mit- telalterliche Brücke.

San Martino di Castrozza ist der touristische Mittelpunkt des 190 Quadratkilometer großen Naturparks Paneveg- gio-Pale di San Martino. Pane- veggio nimmt ein Viertel des geschützten Gebietes ein. Der Himmel dieses Waldes hängt voller Geigen. 85 Prozent des Forstes sind Fichten. Nicht nur die Dogen von dem nahen Ve- nedig plünderten daraus das Holz für die Flotte der Sere- nissima. Auch die Lautenma- cher des 17. Jahrhunderts, al- len voran Stradivari, streiften durch den Forst und klopften auf Holz. Hatte es doch die ideale Eigenschaft, Klangwel- len zu übertragen. Bis heute sind Fichten aus dem Paneveg- gio gefragtes Resonanzholz für Streichinstrumente.

Für Wanderungen in den Wald und auf die Berge ist der

Rolle-Pass (1 980 m) ein be- liebter Ausgangspunkt. Das merkt man schon an den flie- genden Händlern, den Souve- nirbuden und den Ständen mit dem Wanderoutfit. Der mar- kanteste Gipfel der Pala be- herrscht die Szenerie am Pass.

Die Silhouette des 3 184 Me- ter hohen Cimon della Pala, das Matterhorn der Dolomi- ten, ist unverkennbar.

Bergkulisse:

Zum Weinen schön

Die Wege stellen unterschied- liche Anforderungen. Wande- rer können hoch hinaus, aber auch von unten hat das Berg- panorama durchaus seine Rei- ze. Das Val Venegia zählt zu den schönsten Tälern im Na- turpark.

In San Martino di Castroz- za spielt sich bei klarem Him- mel Abend für Abend das- selbe Schauspiel ab: Wenn die letzten Strahlen der Son-

ne auf die Gipfel der Pala scheinen, erröten die nack- ten Berge. Schnitzlers Fräu- lein Else meint dazu ganz pa- thetisch: „Es ist zum Weinen schön.“ Elke Sturmhoebel V A R I A

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 97½½½½Heft 44½½½½3. November 2000 AA2957

Anreise:Autobahn A 22 über Bozen, Ausfahrt Neumarkt-Auer, weiter die SS 48 bis Predazzo, dann die SS 50 über den Rolle-Pass nach San Martino di Castrozza.

Reisezeit und Unterkunft:Hochsaison im Trentino ist von Mitte Ju- li bis Ende August. Wanderer finden gute Verhältnisse rund um San Martino zwischen Mitte Juli und Ende Oktober vor. Anfang Septem- ber beginnt die Nebensaison mit erheblichen Preisnachlässen. Die Wintersaison beginnt früh: Anfang Dezember gibt es schon Schnee.

Auskunft: Punto Trentino, Poccistraße 7, 80336 München, Telefon:

0 89/29 16 46-24, Fax: 29 16 46-25.

REISE-TIPPS

Wanderung in der Pale di San Martino

Referenzen

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