Rund 45 Prozent der invasi- ven bakteriellen Meningiti- den werden durch Meningo- kokken ausgelöst, die Leta- lität liegt mit zehn Prozent hoch. In Deutschland entfal- len 70 Prozent der Menin- gokokken-Meningitiden auf den Serotyp B, gegen den keine Impfung möglich ist.
Dagegen ist für die Prophyla- xe des mit 21 Prozent – im Süden Deutschlands 28 bis 39 Prozent – selteneren Sero- typs C ein neuer Meningokok- ken-C-Konjugat-Impfstoff zu- gelassen. Dieser verspricht bereits bei Kleinstkindern ab zwei Monaten einen Lang- zeitschutz.
Kinder und Kleinkinder betroffen
Bei der Vorstellung des von der Firma Baxter entwickel- ten Impfstoffes NeisVac-CTM in Frankfurt/Main wies Prof.
Sieghart Dittmann, als stell- vertretender Vorsitzender der Ständigen Impfkommission der Deutschen Ärzteschaft (STIKO), auf die Vorteile der Konjugat-Impfstoffe hin: 40 Prozent der Meningitis-C- Fälle treten bei Kindern zwi- schen sechs Monaten und fünf Jahren auf. Aber spe- ziell bei Kleinkindern zeigen herkömmliche Polysaccharid- Impfstoffe keine gute Wir- kung und induzieren keinen Langzeitschutz.
Durch die Koppelung (Kon- jugation) des Polysaccharid- Antigens an ein Protein ist es gelungen, eine T-Zell-spe- zifische Immunantwort zu er- zielen – über die Induktion von Gedächtniszellen sollte ein Langzeitschutz ausgebil- det werden.
Wie Dr. Rudolf Schosser (Medizinischer Direktor von Baxter) darlegte, zeichnet sich das neue Produkt auf- grund bestimmter Herstel-
lungsschritte (Modifikation an einer Seitenkette des Anti- gens) und der Koppelung an das Tetanus-Toxoid (anstelle des Diphtherietoxins) durch eine höhere immunogene Wir- kung aus als andere Me- ningokokken-C-Konjugatimpf- stoffe.
In klinischen Studien wur- de insbesondere für Kleinkin- der (n = 214) im Alter von zwölf bis 18 Monaten die gute Wirksamkeit des Impfstoffes nachgewiesen: Der Serum Bacterial Assay als Surrogat- parameter zeigte laut Schos- ser signifikant höhere Werte als die beiden anderen Kon- jugat-Impfstoffe, nach Boo- sterung mit unkonjugierter Meningitis-C-Vakzine wur- den als Zeichen für das immunologische Gedächtnis signifikant höhere Antikör- pertiter dokumentiert. Die Impfung ist nach Erfahrun- gen in England (bei 1,6 Mil- lionen Impfungen kam es zu 195 Meldungen mit 440 Sym- ptomen) gut verträglich. Es wurden überwiegend Lokal- reaktionen und fieberhafte Impfreaktionen berichtet.
Prophylaxe auch bei Langzeit- aufenthalten in Großbritannien Eine Prophylaxe von Me- ningokokken-C-Erkrankungen wird von der STIKO emp- fohlen für Personen mit be- sonderer Disposition (Im- mundefekte wie Hypogam- maglobulinämie oder Asple- nie), bei Exposition (Rei- sen, Mekkapilger) sowie für Schüler und Studenten vor Langzeitaufenthalten in Län- dern mit hohem C-Anteil (England, Wales, Irland, Spa- nien, Tschechien, Slowakei, Schweiz). Bei gehäuftem Auf- treten von Meningitis-C-Fäl- len sind laut Dittmann regio- nale Impfungen zu überden- ken. Dr. Renate Leinmüller V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 48½½½½30. November 2001 AA3221