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est steht: Kommt es in den nächsten Jahren tatsäch- lich – wie Experten pro- gnostizieren – zu einer Ra- ting-Schwemme, so werden vor allem die Rating-Agentu- ren zu den finanziellen Ge- winnern zählen. Ob dies auch für den jeweils betroffenen Arzt gilt, ist zu bezweifeln.Neben den vor Kreditver- gaben bereits üblichen inter- nen Kreditwürdigkeitsprü- fungen der Banken sollen künftig auch externe Rating- Agenturen (to rate = ein- schätzen) Analysen zur Kre- ditwürdigkeit (Bonität) vor allem mittelständischer Un- ternehmer und damit eben auch Ärzten durchführen.
Diese Ratings sollen dem Bankkunden neben günsti- geren Finanzierungskosten auch zu einem besseren Image verhelfen. Grundla- ge dieser Überlegungen ist das „Konsultationspapier“ des
„Basler Ausschusses“.
Der „Basler Ausschuss“, dem hochrangige Bankenver- treter angehören, soll der zuständigen Bankenaufsicht vorschlagen, risikoreiche Kre- dite durch die Kredit geben- den Banken mit mehr Ei- genkapital zu unterlegen. Da diese Eigenkapitalbeschaffung den Banken nicht leicht fallen wird, muss dann beispielswei- se ein Arzt damit rechnen, ge- nauer „unter die Lupe“ ge- nommen zu werden. Ärzte mit einer unterdurchschnittli- chen Kreditwürdigkeit müs- sen im Einzelfall mit höheren Zinssätzen oder sogar mit Kreditablehnungen rechnen.
Ratings sind in einem an- deren Zusammenhang be- reits seit Jahrzehnten üblich:
Bekannte Rating-Agenturen wie Standard und Poor’s oder Moody’s beurteilen die Kre- ditwürdigkeit beispielsweise von staatlichen Schuldnern
sowie von Großunterneh- men, die ihren Finanzierungs- bedarf an den nationalen und internationalen Geld- und Kapitalmärkten decken. Ex- terne Ratings für den Mittel- stand sind bisher nicht üblich.
Zu Recht wird derzeit von mittelständischen Unterneh- mern und auch Freiberuflern hinterfragt, ob und in wel- chem Umfang ein externes Rating sinnvoll ist. Immerhin
sind die Kosten erheblich; die- se belaufen sich auf etwa 2 500 bis 5 000 A je Kreditprü- fung. Dabei gibt es keine Ga- rantie, dass ein überdurch- schnittliches Rating mit der Einschätzung der Kreditwür- digkeit durch die Hausbank übereinstimmt. Kenner der Branche weisen darauf hin, dass sich schon aufgrund des Selbstverständnisses der Kre- ditabteilungen der Banken ei- ne Konkurrenzsituation zu den privaten Rating-Anbie- tern ergeben werde – Kon- fliktpotenzial, auf das die Ban- ken rechtzeitig reagieren müs- sen, um ihre Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Hin- zu kommt, dass Kunden mit erstklassiger Bonität auch künftig nicht hinnehmen wer-
den, überflüssige „Co-Ra- tings“ teuer zu bezahlen. Kun- den mit eher geringer Bonität wird auch ein externes Rating kaum helfen, Kreditgeber zu einer höheren Finanzierungs- bereitschaft zu bewegen. Dies gilt umso mehr, als bei profes- sioneller Arbeit eine externe Ratingagentur kaum zu einem anderen Ergebnis kommen wird als der Kreditsachbear- beiter der Bank.
Ärzte sollten sich nicht nur am Rande mit den Entwick- lungen der Rating-Problema- tik befassen, sondern ihre Meinung in Berufsverbänden deutlich formulieren. Tun sie nichts, besteht die Gefahr, von der Entwicklung mit ihren fi- nanziellen Folgen überrollt zu werden. Michael Vetter V A R I A
Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 3½½½½18. Januar 2002 AA137
Kreditvergabe
Intensivere Prüfung
Bankexterne Ratings zur Kreditwürdigkeit sollen auch bei Praxiskrediten obligatorisch werden.
Wirtschaft
Die Sana Kliniken-Gesell- schaft, München, hat ihre Ge- schäftspolitik weiter auf Ex- pansion gestellt. Die Gruppe, die inzwischen zu den umsatz- stärksten privaten Klinikket- tenbetrieben zählt, besteht seit mehr als 25 Jahren. Sie ging hervor aus dem am 11.
März 1976 in Köln von 18 pri- vaten Krankenversicherun- gen gegründeten „Verein zur Planung und Förderung pri- vater Krankenhäuser e.V.“.
Ziel der heute von 32 Krankenversicherungen ge- tragenen Gesellschaft ist der Aufbau und Betrieb einer Krankenhauskette in priva- ter Trägerschaft, „die an- spruchsvolle medizinische und pflegerische Leistungen mit hohem Wirtschaftlich- keitsniveau“ verbindet. Er- ster Geschäftsführer der Sa- na Kliniken-Gesellschaft war der Österreicher Dr. rer. pol.
Herbert Weissenböck (57).
Unternehmensstrategie des Klinikträgers ist es, die Syner- gievorteile der Verbundwirt- schaft, der Kooperation und des zentralen Managements
von Klinikkettenbetrieben zu nutzen und dadurch gegen- über den anderen Kranken- häusern Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Inzwischen hat das Klinikunternehmen die Verbundwirtschaft und Re- gionalisierung ihrer Klinikbe- triebe systematisch ausgebaut und zentrale Funktionen in die Münchener Hauptver- waltung verlagert oder be- stimmte Aufgaben auf regio- nale Geschäftsführungen und mit dem Unternehmen ver- bundene Tochtergesellschaf- ten übertragen.
Die von Sana verfochte- nen Unternehmensgrundsät- ze der Dezentralisierung, Di- versifikation und des Out- sourcings waren Vorausset- zung dafür, dass die Gesell- schaft stark wuchs und 15 Jahre nach ihrer Gründung Gesellschaftsanteile von 13 Kliniken oder Trägergesell- schaften erworben bezie- hungsweise das Klinikma- nagement von Krankenhäu- sern, die vertraglich mit dem Unternehmen verbunden sind, übernommen hatte.
Hinter der Gründungsidee von Sana und dem Engage- ment der privaten Kranken- versicherungen stand zu Be- ginn die Idee, eine erwerbs- wirtschaftlich zu verantwor- tende Alternative zu dem von Martin Woythal (SPD), Hanau, propagierten Modell des klassenlosen Kranken- hauses zu setzen. Die private Krankenversicherung (PKV) wollte mit Realisierung des Sana-Projektes die Wahl- möglichkeiten für die pri- vatärztliche Behandlung er- halten und eine Nivellierung bei den nichtmedizinischen Leistungen unterbinden.
Im Juli 2001 betrieb Sana 21 Krankenhäuser und Re- ha-Einrichtungen; mit 38 Einrichtungen und Häusern bestanden Managementver- träge. Darüber hinaus waren 22 Altenheime und sonstige Einrichtungen im Verbund.
Zudem betreibt die Klinik- kette elf Tochter- und Dienst- leistungsunternehmen, mit- hin 92 eigene und mit dem Konzern verbundene Unter- nehmen. Der Umsatz betrug im Jahr 2000 rund 3,05 Milli- arden DM. Die Sana Klini- ken-Gesellschaft beschäftigt 23 700 Vollkräfte (16 800 Klinikbetten/Heimplätze).
Dr. rer. pol. Harald Clade