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Archiv "Klinischer Einsatz von MRT und CT in der Herzdiagnostik" (05.07.2002)

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Academic year: 2022

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B

is vor wenigen Jahren beschränk- ten sich die Indikationen für eine Untersuchung des Herzens mit der Magnetresonanztomographie (MRT) oder der Computertomogra- phie (CT) ausschließlich auf die Dar- stellung von Anatomie und Morpholo- gie. Anerkannte Einsatzgebiete waren kongenitale Herzerkrankungen, kar- diale Raumforderungen und Erkran- kungen der thorakalen Aorta. Durch die im vorangegangenen Beitrag (Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1836–1840 [Heft 26]) (25) beschriebenen technischen Fortschritte haben sich neue Indika- tionen für die Magnetresonanztomo- graphie und die Computertomogra- phie ergeben. Beide Verfahren finden neben der Bearbeitung wissenschaftli- cher Fragen jetzt zunehmend Anwen- dung in der klinischen Routine.

Ziel dieses Beitrags ist es, eine Übersicht über die aktuell akzeptier- ten Indikationen und Untersuchungs- strategien der Magnetresonanztomo- graphie und der Computertomogra- phie im heutigen klinischen Einsatz in der Herzdiagnostik zu geben.

Kongenitale

Herzerkrankungen

Aufgrund der häufig sehr komplexen Anatomie und zahlreicher möglicher Begleitfehlbildungen wurde die MRT, vor allem aufgrund der freien Wahl der Schichtebene, schon früh in der Diagnostik von angeborenen Herzfeh- lern eingesetzt. Mit der Einführung der EKG-gekoppelten Multischicht- CT (MSCT) mit anschließender multi- planarer Reformatierung (MPR) ist eine identische morphologische Bild- gebung heute auch mit der Computer-

tomographie möglich. Da im Neuge- borenen- und Säuglingsalter die Dia- gnose einer kongenitalen Herzer- krankung in der Regel ohne Probleme mithilfe der transthorakalen Doppler- Echokardiographie (16) gestellt wer- den kann, werden MRT und CT vor allem in der postoperativen Verlaufs- kontrolle beziehungsweise bei Patien- ten mit eingeschränktem Schallfenster komplementär zur Echokardiogra- phie eingesetzt. Hier stellen Erwach- sene mit angeborenen Herzfehlern ei- ne zunehmende diagnostische Pro- blemgruppe dar. Bei allen Patienten sollten jeweils in Abhängigkeit von der Erkrankung funktionelle Untersu- chungen erfolgen, die sonst nur mit in- vasiven Verfahren möglich sind (30).

Insbesondere bei der Ermittlung der Ventrikelfunktion und Muskelmasse des rechten Ventrikels (31) und der Ermittlung von Klappeninsuffizien- zen, wie sie postoperativ bei der Fal- lotschen Tetralogie (Abbildung 1) häufig auftreten, stellt die MRT den Goldstandard dar (8, 22). Bei häufig begleitenden Fehlbildungen der gro-

Klinischer Einsatz von MRT und CT in der Herzdiagnostik

Jörn Sandstede

1

, Karl-Friedrich Kreitner

2

,

Dietmar Kivelitz

3

, Stephan Miller

4

, Bernd Wintersperger

5

, Matthias Gutberlet

6

, Christoph Becker

5

, Meinrad Beer

1

, Thomas Pabst

1

, Andreas Kopp

4

, Dietbert Hahn

1

Zusammenfassung

Aufgrund der raschen technischen und wissen- schaftlichen Entwicklung der letzten Jahre wer- den Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT) des Herzens jetzt zunehmend in der klinischen Routine einge- setzt. Zuvor waren MRT und CT in der Herzdia- gnostik der Untersuchung von kongenitalen Vi- tien und Herztumoren vorbehalten. Aktuell er- möglichen MRT und CT die Messung von regio- naler und globaler Herzfunktion, die Quantifi- zierung von Klappenvitien und Shuntvitien und die Untersuchung von Kardiomyopathien. Bei ischämischen Herzerkrankungen gelingen die Primärdiagnose der koronaren Herzerkrankung sowie die Infarktgrößenmessung und der Nach-

weis der myokardialen Vitalität. Mit der nichtin- vasiven Koronarangiographie können koronar- arterielle Anomalien und die Durchgängigkeit von Bypassgefäßen nachgewiesen werden.

Schlüsselwörter: Magnetresonanztomographie, Computertomographie, kardiale Bildgebung, koronare Herzerkrankung, Myokardinfarkt

Summary

Clinical Applications of MRI and CT in Cardiac Diagnosis

Magnetic resonance imaging (MRI) and comput- ed tomography (CT) of the heart are now used in clinical practice due to the rapid technical and

scientific progress in the last decade. Initially, cardiac MRI and CT were only performed to im- age congenital heart disease or heart tumours.

At present, cardiac MRI and CT can be applied for evaluation of global and regional cardiac func- tion, quantification of valvular heart disease and cardiac shunts, and examination of cardiomyo- pathies. In ischemic heart disease, primary diag- nosis of coronary artery disease and detection of myocardial infarction and viability is possible.

Furthermore, non-invasive coronary angiography allows for the detection of coronary anomalies and of bypass graft patency.

Key words: magnetic resonance imaging, com- puted tomography, cardiac imaging, coronary artery disease, myocardial infarction

1Institut für Röntgendiagnostik (Direktor: Prof. Dr. med.

Dietbert Hahn), Universität Würzburg

2Klinik und Poliklinik für Radiologie (Direktor: Prof. Dr. med.

Manfred Thelen), Universität Mainz

3Institut für Radiologie (Direktor: Prof. Dr. med. Bernd Hamm), Universitätsklinikum Charité, Campus Mitte, Berlin

4Abteilung für Radiologische Diagnostik (Direktor: Prof. Dr.

med. Claus D. Claussen), Radiologische Universitätsklinik, Tübingen

5Institut für Klinische Radiologie (Direktor: Prof. Dr. med.

Maximilian Reiser), Universität München-Großhadern

6Klinik für Strahlenheilkunde (Direktor: Prof. Dr. med. Ro- land Felix), Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin

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ßen Gefäße sollte zur Beurteilung der peripheren Abschnitte eine kontrast- mittelgestützte MR- oder CT-Angio- graphie mit anschließender 3D-Rekon- struktion erfolgen, um unter anderem dem Herzchirurgen eine bessere räum- liche Vorstellung der komplexen Ana- tomie zu ermöglichen. Zusätzlich kann zum Beispiel bei der Aortenisthmusste- nose (Abbildung 2) der Druckgradient der Stenose durch die Flussquantifizie- rung in Phasenkontrasttechnik abge- schätzt werden. Die Darstellung der MR- oder CT-Koronarangiographie ist für die klinisch wichtige Detektion be- gleitender Abgangsanomalien bei ange- borenen Herzfehlern oder postoperati- ven Stenosen im Bereich der reinserier- ten Koronarien ausreichend genau, wo- bei sich für Kinder unter zehn Jahren vor allem die Darstellung mit der MRT in Navigatortechnik anbietet.

Koronare Herzerkrankung

Die magnetresonanztomographische Diagnostik der koronaren Herzkrank- heiten basiert auf dem Nachweis phar- makologisch induzierter Durchblu- tungs- oder Wandbewegungsstörungen (33). Zur Beurteilung der Myokardper- fusion ist derzeit die kontrastmittelge-

stützte First-pass-Perfusionsmessung in Ruhe und unter pharmakologischer Be- lastung die Methode der Wahl. Als Stressmedikamente werden hierfür Di- pyridamol oder Adenosin eingesetzt, die zu einer Erweiterung der nicht be- troffenen Koronararterien und damit durch den Steal-Effekt zu einer Verstär- kung der Minderperfusion im Versor- gungsgebiet einer stenosierten Koro- nararterie führen. Eine zweite Methode ist die Induktion von Wandbewegungs- störungen im Versorgungsgebiet einer hämodynamisch relevant stenosierten Koronararterie durch hochdosierten

Dobutaminstress in verschiedenen Be- lastungsstufen (19).

Koronarverkalkungen sind Aus- druck eines fortgeschrittenen Stadiums der koronaren Atherosklerose. Wäh- rend andere nichtinvasive Untersu- chungstechniken meist nur bei Pa- tienten mit signifikanter Koronarsteno- se zu positiven Testergebnissen führen, ermöglicht die Computertomographie mit dem Nachweis von koronaren Ver- kalkungen frühzeitig die Diagnose ei- ner koronaren Atherosklerose meist lange vor dem Auftreten einer klinisch symptomatischen koronaren Herzer- krankung (KHK). Andererseits kann bei Patienten mit atypischem Thorax- schmerz und unspezifischen EKG-Ver- änderungen ohne Nachweis koronarer Verkalkungen eine koronare Herz- krankheit mit einem negativen Vorher- sagewert von ✞ 95 Prozent ausgeschlos- sen werden (9, 15). Beim Nachweis von ausgeprägten Verkalkungen bei sym- ptomatischen Patienten ist die Häu- figkeit signifikanter Koronarstenosen zwar erhöht, eine eindeutige Korrelati- on zwischen Stenosegrad und Ausmaß der Koronarverkalkungen lässt sich al- lerdings nicht nachweisen. Die Konsen- suskonferenz des American College of Cardiology und der American Heart Association empfiehlt deshalb nicht den Einsatz zur Abklärung des Ver- dachts auf eine obstruktive koronare Herzkrankheit, da die Koronarkalk- messung sich anderen nichtinvasiven Diagnosemethoden bisher nicht als überlegen gezeigt hat (21). Der zusätzli- che Wert für die Risikostratifizierung Abbildung 1: Cine-Gradientenechobild in der Enddiastole und frühen Systole im Kurzach-

senschnitt bei einem Patienten 40 Jahre nach vollständiger Korrektur einer Fallotschen Tetralogie mit Dilatation des rechten Ventrikels (RV) und der Pulmonalarterie aufgrund einer hochgradigen Pulmonalklappeninsuffizienz. Zusätzliche Turbulenzen in der Pulmo- nalaterie (Pfeil).

Abbildung 2: Parasagittal gewinkelte Turbospinecho-Aufnahmen durch den Aortenbogen bei einer 14-jährigen Patientin mit hochgradiger filiformer Aortenisthmusstenose (Pfeil) vor (a) und nach Ballondilatation (b).

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asymptomatischer Patienten ist noch umstritten, weshalb die Methode nicht ohne ärztliche Zuweisung als Scree- ningmethode eingesetzt werden sollte.

Als Indikation zur CT-Koronarkalk- messung sind daher die Abklärung von Patienten mit atypischem Thorax- schmerz und die Risikostratifizierung von in ärztlicher Betreuung stehenden asymptomatischen Patienten mit deut- lich erhöhtem Risikoprofil anzusehen (3). Mit der CT-Koronarangiographie (CTA) können darüber hinaus nicht verkalkte Plaques dargestellt und Koro- narstenosen diagnostiziert werden (4).

Die CTA weist einen über die Quantifi- zierung des Koronarkalks hinausgehen- den negativen prädiktiven Wert zum Auschluss einer KHK auf (1). Obwohl bisher keine eindeutigen Richtlinien zur Indikationsstellung vorliegen und sich die Methode in der wissenschaftli- chen Evaluierung befindet, ist der Aus- schluss einer klinischen koronaren Herzkrankheit ein möglicher zukünfti- ger Einsatz. Bei Patienten mit ausge- prägten Koronarverkalkungen ist die Beurteilbarkeit einer CTA soweit ein- geschränkt, dass bei diesen Patienten auf die Durchführung der CTA verzich- tet werden kann.

Während eine direkte, für die Ste- nosendiagnostik ausreichende Darstel- lung der Koronararterien in der Primär- diagnostik derzeit weder mit der MRT noch mit der CT möglich ist, kann eine Therapiekontrolle nach Intervention beziehungsweise koronarer Bypass- operation bereits heute erfolgen. Ein Jahr nach der Operation sind 15 bis 20 Prozent der venösen Bypassgefäße nach einem aortokoronaren Venenby- pass (ACVB) verschlossen, die Ver- schlussrate nach zehn Jahren liegt etwa bei 40 bis 50 Prozent bei einem venösen und 5 bis 15 Prozent bei einem arteriel- len Bypass. Die nicht verschlossenen venösen Bypassgefäße entwickeln nach fünf Jahren in 38 Prozent und nach zehn Jahren in 75 Prozent eine Graftsklerose, die in etwa der Hälfte der Fälle mit ei- ner mehr als 50-prozentigen Lumenre- duktion einhergeht. Mit der kontrast- mittelverstärkten MR-Angiographie kann die Offenheit koronarer Bypass- gefäße mit einer 95-prozentigen Treffsi- cherheit nachgewiesen werden. Aller- dings ist der Nachweis von hämodyna-

misch relevanten Bypass-Stenosen mit dieser Untersuchungstechnik für klini- sche Belange nicht in ausreichendem Maße möglich (10, 32). Mithilfe der MR-Phasenkontrasttechnik als funk- tioneller Methode zur Erstellung von Flussprofilen in den koronaren Bypass- gefäßen kann diese diagnostische Lücke gefüllt werden.

Eine Durchführung dieser Messung ohne und mit medikamentös induzier- ter Vasodilatation erlaubt die Bestim- mung der Flussreserve, wobei eine un- zureichende Zunahme von Blutfluss und Flussgeschwindigkeit die steno- sierten von unauffälligen Bypassgrafts unterscheidet (14, 24). Damit wird im postoperativen Verlauf nach Bypass- operation der MRT unter Verwendung morphologischer und funktioneller Un- tersuchungstechniken eine wichtige Be- deutung zukommen (18). Die Compu-

tertomographie ermöglicht ebenfalls ei- ne zuverlässige Diagnostik der Offen- heit koronarer Bypassgefäße mit einer Treffsicherheit von 80 bis 100 Prozent, wobei jedoch eine Beurteilung der By- passfunktion derzeit nicht möglich ist.

Hierbei ist aufgrund des Gefäßkalibers die Beurteilung venöser Bypassgefäße einfacher als die von arteriellen Bypass- gefäßen (5).

Myokardinfarkt

Der akute Myokardinfarkt stellt eine kardiologische Notfallsituation dar, der eine rasche Diagnose und Therapie er- fordert. In dieser Situation ist eine Un- tersuchung des Patienten im MRT in aller Regel nicht indiziert. In der sub- akuten Phase nach Stabilisierung des Patienten erlaubt die MRT jedoch die Beurteilung von Wandmorphologie, Wandbewegung und Perfusion, den Nachweis eines Ödems und die Beurtei- lung der Myokardvitalität (24). Mit der Cine-MRT ist eine sehr genaue Beurtei- lung regionaler Wandbewegungsstö- rungen sowie eine exakte globale bi- ventrikuläre Funktionsanalyse möglich (28). Etwa 30 Minuten nach Einsetzen der myokardialen Ischämie ist das myo- kardiale Ödem mit stark T2-gewichte- ten Aufnahmen nachweisbar, wobei diese Signalsteigerung nicht spezifisch für einen Infarkt ist (Abbildung 3). Die First-pass-Perfusionsmessung erlaubt die Abschätzung des Ausmaßes der Ischämie und kann zur Beurteilung des Erfolges einer Reperfusionstherapie eingesetzt werden, wobei eine ab- schließende Bewertung dieser Technik derzeit noch nicht erfolgt ist.

Folge des Herzinfarkts sind regio- nale Wandbewegungsstörungen. Ursa- che ist entweder Narbengewebe, das heißt avitales Myokard oder vitales, jedoch aktuell nicht kontrahierendes Myokard. Hierfür können zwei ver- schiedene Mechanismen verantwort- lich sein: Zum einen kann der vitale, bewegungsgestörte Herzmuskel chro- nisch minderperfundiert sein, sodass die Zellen zwar nicht absterben, je- doch nicht zur Kontraktion fähig sind (hibernation). Zum anderen können sich die Zellen auch nach suffizienter Reperfusion bis zu vier Wochen im Abbildung 3: Hyperintense Signalverände-

rungen (STIR-Technik) als Ausdruck des myo- kardialen Ödems bei Hinterwandinfarkt

Abbildung 4: Spätes Enhancement der Hin- terwand als Darstellung der Nekrosezone nach Myokardinfarkt

(4)

verlängerten „Betäubungszustand“

befinden (stunning). Eine Revaskula- risierung durch Koronardilatation oder Bypassoperation führt nur dann zu einer Verbesserung der regionalen und damit auch der globalen linksven- trikulären Funktion, wenn das revas- kularisierte Gewebe vital ist. Mit der MRT werden zwei unterschiedliche Ansätze für die Vitalitätsdiagnostik verfolgt, die niedrigdosierte Dobuta- min-Stress-MRT und die Beurteilung des Signalverhaltens in Spätaufnah- men nach Kontrastmittelgabe.

Die niedrigdosierte Dobutamin- Stress-MRT basiert auf der Beob- achtung, dass kontraktilitätsgestörtes, jedoch vitales Myokard unter phar- makologischer Stimulation kurzzeitig wieder eine verbesserte Kontraktilität zeigt. Die Kontraktionserholung nach Revaskularisierung kann mit einer Sensitivität von 77 bis 89 Prozent und einer Spezifität von 94 bis 100 Prozent vorhergesagt werden (2, 26). Limitiert ist der Einsatz der Methode jedoch bei deutlich reduzierter Ejektionsfraktion (<35 Prozent) mit großen Akinesien verbunden (7). Ein weiterer Ansatz zur myokardialen Vitalitätsdiagnostik ist die Beurteilung des Signalverhal- tens wandbewegungsgestörter Areale nach der Kontrastmittelgabe (Abbil- dung 4). Ein spätes Enhancement (Kontrasterhöhung) im Vergleich mit anliegendem, gesunden Myokard zeigt Narbengewebe, während eine Isoin- tensität ein Zeichen für vitales Myo- kard ist (27). In jüngster Zeit konnte sogar die transmurale Ausdehnung der Kontrastmittelaufnahme und da- mit der Narbenzone differenziert wer- den. Die Wahrscheinlichkeit der Funk- tionserholung nach Revaskularisie- rung ist umgekehrt proportional zum transmuralen Ausmaß des späten En- hancements (11).

Erworbene

Herzklappenerkrankungen

Für die Beurteilung der Herzklappen- funktion stehen in der MRT verschie- dene methodische Ansätze zur Verfü- gung: Mittels der Cine-Bildgebung kön- nen Insuffizienz- und Stenosejets sicht- bar gemacht und damit die Klappen-

fehlfunktion nachgewiesen werden. Die Analyse der Jets ermöglicht lediglich ei- ne semiquantitative Abschätzung der Klappenfehlfunktion. Die Quantifizie- rung einer Klappeninsuffizienz kann durch Cine-MRT über die Bestimmung der rechts- und linksventrikulären Schlagvolumina (SV) erfolgen. Dies ist nur dann möglich, wenn keine weitere Klappe eine Fehlfunktion aufweist. Das Regurgitationsvolumen beträgt dann:

RV=|SVLV–SVRV|, die Regurgitations- fraktion ist: RF[%]=RV/ SV ⫻100. Mit- tels der Flussmessung können für jede Herzklappe sehr genau ein antegrader und retrograder Blutfluss pro Herzzy- klus bestimmt werden, sodass aus die- sem Verhältnis bei Klappeninsuffizien- zen direkt die Regurgitationsfraktion bestimmt werden kann (17). Bei Klap- penstenosen kann durch die Bestim-

mung der maximalen Flussgeschwin- digkeit im Stenosejet über die modifi- zierte Bernoulli-Gleichung auf den Druckgradienten geschlossen werden:

DP=4 ⫻Vmax2. Neue Sequenzen werden in naher Zukunft eine subtile morpho- logische Beurteilung der Herzklappen wie auch eine Bestimmung der Klap- penöffnungsfläche erlauben. Dies dürf- te auch die Diagnostik von Endokardi- tiden mit der MRT entscheidend ver- bessern. Paravalvuläre Abszesse und ihre topographische Beziehung zu be- nachbarten kardialen Strukturen kön- nen bereits jetzt in der MRT und der CT dargestellt werden.

Kardiomyopathien und entzündliche

Herzerkrankungen

Als primäre Kardiomyopathien wer- den eine heterogene Gruppe von Herzerkrankungen mit unterschiedli- chen morphologischen Veränderungen bezeichnet. Sie umfassen dilatative (DCM), hypertrophische (HCM) und restriktive Veränderungen (RCM), als Sonderform wird die arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (ARVD) hinzugezählt. Bei der DCM führt die zunehmende globale Dilatation zu ei- ner Einschränkung der Pumpfunktion, die mit der Cine-MRT sehr exakt auch bei geringen Änderungen während der Therapie dargestellt werden kann (12).

Bei der HCM steht dagegen entweder eine globale oder regionale Hypertro- phie im Vordergrund, wobei die sub- valvuläre Form auch zu einer funktio- nellen Aortenstenose führen kann.

Hier ermöglicht die Cine-MRT neben der Funktionsanalyse auch die Dar- stellung regionaler Wandverdickungen und eventueller Stenosejets. Die bei der RCM auftretende Versteifung des Myokards führt zu einer diastolischen Dysfunktion, die allerdings mit der Cine-MRT nur eingeschränkt nachge- wiesen werden kann. Eine wichtige Differenzialdiagnose ist die Pericar- ditis constrictiva, die sich durch ei- ne Perikardverdickung gegebenenfalls mit Kalkeinlagerungen auszeichnet.

Während die primäre Detektion klei- nerer Verkalkungen eine Domäne der CT ist, kann die MRT die Perikard- Abbildung 5: Polytope Kontrastmittelaufnah-

me (Pfeile) im Bereich granulomatöser Ent- zündungsherde bei Sarkoidose

Abbildung 6: Frischer Thrombus der Herz- spitze bei ausgedehntem Vorderwandin- farkt

(5)

dicke beurteilen sowie die Restdicke des Myokards bestimmen und ein Einwachsen der Kalkspangen in die Herzmuskulatur nachweisen. Bei der rechtsventrikulären Dysplasie kön- nen dysplastische Veränderungen des Myokards die Ursache für Arrhythmi- en sein. Diese werden als Fetteinlage- rungen und/oder Fibrosierungen in na- tiven T1-, fettunterdrückten T2- oder fettselektiven Gradientenecho-Auf- nahmen nachgewiesen (29), zusätzlich können mit der Cine-MRT regionale rechtsventrikuläre Wandbewegungs- störungen nachweisbar sein. Die Beur- teilung metabolischer Veränderungen bei den Kardiomyopathien mittels der MR-Spektroskopie (MRS) ist derzeit noch Gegenstand der Forschung. Es ist allerdings bereits jetzt möglich, mit der Beurteilung des kardialen Energie- stoffwechsels mittels der 31P-MRS pro- gnostische Aussagen für die dilatative Kardiomyopathie zu treffen (20). Auch bei sekundären Kardiomyopathien er- folgt die MR-Diagnostik als Kombina- tion von morphologischer und funktio- neller Bildgebung und sollte in unkla- ren Fällen frühzeitig eingesetzt wer- den. Morphologische Veränderungen im Rahmen entzündlicher Herzer- krankungen wie Perikarderguss, Peri- kardverdickung, Thromben und regio- nale Wandveränderungen können mit der MRT zuverlässig – insbesondere auch im Bereich des rechten Ventrikels – nachgewiesen werden. Anhand T2- gewichteter und kontrastangehobener T1-gewichteter Aufnahmen ist eine Darstellung entzündlicher Foci wie zum Beispiel bei der Sarkoidose mög- lich (Abbildung 5).

Raumforderungen

Die häufigsten intrakardialen Raum- forderungen sind Thromben, die bei Patienten mit Mitralklappenfehlern oder Vorhofflimmern meist im linken Vorhof lokalisiert sind. Nach einem Myokardinfarkt finden sich bei etwa 20 Prozent der Patienten wandständi- ge Thromben, die bei ausgedehnten Vorderwandinfarkten eine Inzidenz von bis zu 60 Prozent erreichen (Abbil- dung 6). Eine Differenzierung von Herztumoren ist am besten mit Gradi-

entenecho-Sequenzen oder nach intra- venöser Kontrastmittelgabe möglich, da Thromben in aller Regel keine Kon- trastmittelanreicherung zeigen. Insge- samt sind primäre Herztumoren deut- lich seltener als Herzmetastasen. Etwa 75 Prozent aller primären Herztumo- ren sind benigne, von denen Myxome mit 46 Prozent im Erwachsenenalter gefolgt von Lipomen (21 Prozent) am häufigsten sind. Im Kindesalter domi- nieren Rhabdomyome mit 46 bis 65 Prozent. In der Vielzahl der Fälle er- möglicht die Echokardiographie eine ausreichende Information über die Größe, Lokalisation und Mobilität des Tumors. In einigen Fällen ist die MRT in Bezug auf die Detektion und Ab- grenzbarkeit eines Tumors überlegen und kann Aussagen über die Gewebe- zusammensetzung erlauben (6, 23).

Auch mit der EKG-gesteuerten CT können Raumforderungen abgegrenzt werden, eine Kontrastmittelapplikation ist hierbei obligat. Aufgrund des gerin- geren Weichteilkontrastes ist die CT der MRT in der Differenzialdiagnostik der Tumoren unterlegen, in der Erken- nung von Tumorverkalkungen jedoch überlegen. Beide Verfahren, MRT und CT, ergänzen die Echokardiographie bei der Beurteilung intramuraler Raumforderungen und der extrakar- dialen Ausdehnung von Tumoren.

Schlussfolgerung

Sowohl die MRT als auch die CT konn- ten sich in den letzten Jahren in der kli- nischen Herzdiagnostik etablieren. Die MRT ist derzeit das einzige Verfahren, das eine Beurteilung von Funktion, Per- fusion und Vitalität in einem Untersu- chungsgang ermöglicht. Zusätzlich ge- lingen auch die Darstellung von Anato- mie, Morphologie, Fehlbildungen der Koronararterien, die Quantifizierung von Vitien, die Untersuchung entzünd- licher Myokarderkrankungen, die De- tektion und Charakterisierung von Raumforderungen und eine Beurtei- lung des Herzstoffwechsels. Die Com- putertomographie hat ihr größtes dia- gnostisches Potenzial in der Koronar- kalkquantifizierung und der Untersu- chung der Koronararterien, zusätzlich wird die CT bei der Diagnostik konge-

nitaler Vitien und kardialer Raumfor- derungen eingesetzt.

Der rasche technische Fortschritt und die zunehmende Verbreitung die- ser Untersuchungsverfahren erfordern jedoch Maßnahmen zur Qualitätssiche- rung. Hierfür wurden von der Deut- schen Röntgengesellschaft „Leitlinien für den Einsatz von MRT und CT in der Herzdiagnostik“ erarbeitet, welche auf der Internetseite der Arbeitsgemein- schaft der wissenschaftlichen medizini- schen Fachgesellschaften (www.awmf- online.de) oder der Deutschen Rönt- gengesellschaft (www.drg.de) abzuru- fen sind. Die Leitlinien umfassen neben den technischen Voraussetzungen und einer ausführlichen Darstellung der Untersuchungstechniken eine klinische Bewertung der Untersuchungsverfah- ren und die Darstellung der verschiede- nen Indikationen. Für einen effizienten Einsatz der neuen Verfahren in der Ma- gnetresonanztomographie und Compu- tertomographie ist eine enge Koopera- tion zwischen Kardiologen und Radio- logen anzustreben. Nur durch eine kon- struktive interdisziplinäre Zusammen- arbeit der Fachdisziplinen kann eine patientenorientierte Versorgung im Be- reich der nichtinvasiven Herzdiagno- stik gewährleistet werden.

Manuskript eingereicht: 27. 11. 2001, revidierte Fassung angenommen: 14. 2. 2002

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2002; 99: A 1892–1897 [Heft 27]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med. Jörn Sandstede Institut für Röntgendiagnostik Universität Würzburg Klinikstraße 8, 97070 Würzburg

E-Mail: joern.sandstede@mail.uni-wuerzburg.de Weitere Informationen im Internet:

awmf-online.de oder www.drg.de

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