Aktuelle Medizin
KONGRESS-NACHRICHTEN
Fehlbeurteilung eines positiven CRP
Das positive c-reaktive Protein (CRP) ist ein sehr sensibles hu- morales Entzündungszeichen, ähnlich wie eine Blutsenkungs- beschleunigung, Alpha-2-Globu- lin-Vermehrung oder Serum-Ei- sen-Erniedrigung. Es hat primär nichts mit Rheuma zu tun (Schat- tenkirchner, Medizinische Polikli- nik der Universität München).
Fraglich ist auch, ob es bei der Beurteilung eines entzündlichen rheumatischen Prozesses eine wesentliche Bereicherung ge- genüber der Synopse der übrigen humoralen Entzündungszeichen ist. Vielerorts wird daher auf die Bestimmung des CRP verzichtet.
Falsch ist jedenfalls, vom CRP als einem Rheumafaktor zu spre- chen. Man sollte den Laborärzten vorschlagen, das CRP auf ihren Anforderungs- und Befundblät- tern aus der Rubrik der rheumase- rologischen Untersuchungen im engeren Sinne zu streichen. KW
(IV. Interdisziplinäres Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin" der Bun- desärztekammer, Januar 1980, Köln)
Neue Therapiekonzepte bei Morbus Crohn
Neue Therapiekonzepte, auch kontroverse Verfahren, wurden in Salt Lake City vorgestellt. Moss, San Francisco, sah gute Ergeb- nisse unter einer Langzeitmedi- kation mit Antibiotika, wobei zu- mindest röntgenologisch bei 57 Prozent eine deutliche Besse- rung des Befundes zu verzeich- nen war. Eine Progression der Er- krankung fand sich hingegen nur bei 14 Prozent der untersuchten Patienten. Korelitz, New York, be- handelte 83 Patienten mit 1,5 mg/
kg 6-Mercaptopurin im gekreuz- ten Doppelblindverfahren. Unter der Wirksubstanz kam es bei 66,6 Prozent zu einer Besserung, un- ter Placebo nur bei 7,7 Prozent.
Sweeting, New York, konnte un- ter der Gabe von 2mal 0,25 ml Coherin subkutan eine deutliche Besserung der abdominellen Symptome registrieren. Ursing, Lund, sah im Kreuzversuch zwi- schen Sulfasalazin und Metro- nidazol keinen signifikanten Un- terschied bei einer Langzeitthe- rapie über je vier Monate. Der Einsatz alternativer Therapiever- fahren erscheint jedo .ch nur dann gerechtfertigt, wenn mit den üb- lichen Therapeutika keine ein- deutigen Ergebnisse zu erzielen sind.
(Digestive Disease Week, Mai 1980, Salt Lake City)
Häufigkeit der
Non-A-non-B-Hepatitis
Über die Häufigkeit der Non-A- non-B-Hepatitis liegen recht un- terschiedliche Angaben vor.
Gmelin, Heidelberg, berichtete über serologische Untersuchun- gen bei 450 Patienten. In 68,6 Prozent lag eine B-Hepatitis, in 11,6 Prozent eine A-Hepatitis und in 16,2 Prozent eine Non-A-non- B-Hepatitis vor. Ähnliche Zahlen werden aus Padua von De Fran- chis berichtet. Dort fanden sich bei 28 Prozent der untersuchten Patienten Hinweise auf eine Non- A-non-B-Hepatitis. Eine mögliche Infektionsquelle ließ sich bei 73 Prozent der Patienten mit Non-A- non-B-Hepatitis eruieren. Reisen ins Ausland spielten bei 20,6 Pro- zent, vorausgegangene Blut- transfusionen bei 13,7 Prozent, parenteraler Drogenmißbrauch bei 15,2 Prozent und eine berufs- bedingte Exposition bei 6,8 Pro- zent eine Rolle. 8 von 45 Patien- ten mit einer Non-A-non-B-Hepa- titis entwickelten eine chronische Verlaufsform. Die Non-A-non-B- Hepatitis macht zwar nur 16 Pro- zent aller akuten Hepatitiden im Krankenhaus aus, doch besteht eine ausgeprägte Tendenz zur chronischen Verlaufsform.
(Xl. Internationaler Kongreß für Gastro- enterologie, Juni 1980, Hamburg)
Indikationen für Herzschrittmacher
Die Implantation eines Herz- schrittmachers ist heute bei fol- genden Herzrhythmusstörungen indiziert: Adams-Stokes-Anfälle, Schwindelzustände in Ruhe oder bei Belastung auf der Basis par- tieller oder totaler intermittieren- der sowie persistierender atrio- ventrikulärer beziehungsweise si- nuatrialer Blockierungen; Lei- stungsminderung unter Frequen- zen um oder unter 40 Schlägen pro Minute, die durch Belastung nicht zu steigern sind (pathologi- sche Bradykardie); bradykarde Herzinsuffizienz, Bradyarrhyth- mia absoluta; kardial-vagales Ka- rotissinussyndrom; Sinusknoten- syndrom mit Krankheitswert; me- dikamentös therapieresistente supraventrikuläre und ventrikulä- re Reentry-Tachykardien (Lüde- ritz, Medizinische Klinik 1, Klini- kum Großhadern der Universität München). KW
(97. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Mai 1980, München)
Serumpepsinogen 1 weist auf Perniziosa hin
Die Perniziosa ist neben den ent- sprechenden Blutbild- und Ster- nalmarksveränderungen durch eine isolierte Atrophie der Kor- pusschleimhaut, eine Achlorhy- drie, hohe Serumgastrinwerte und Parietalzell- sowie Intrinsic- faktorantikörper charakterisiert.
98% aller Patienten mit einer Per- niziosa (Typ A Gastritis) weisen Pepsinogen-l-Werte unter 20 ng/
ml auf (Varis, Helsinki). In Verbin- dung mit der Serumgastrinbe- stimmung kommt dem Nachweis erniedrigter Pepsinogen-Spiegel im Serum eine Spezifität von 100 Prozent bei der schweren atro- phischen Gastritis der Korpus- schleimhaut zu.
(17. Congräs International de la S. M. I. E. R., Mai 1980, Brüssel)
1936 Heft 32 vom 7. August 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT