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Eymann, C. (1999). Stiftung Natur & Wirtschaft: die 1000 Naturparks der Schweizer Wirtschaft. In M. F. Broggi (Ed.), Forum für Wissen: Vol. 1999. Biosphärenpark Ballungsraum (pp. 5-6). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.

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Academic year: 2022

Aktie "Eymann, C. (1999). Stiftung Natur & Wirtschaft: die 1000 Naturparks der Schweizer Wirtschaft. In M. F. Broggi (Ed.), Forum für Wissen: Vol. 1999. Biosphärenpark Ballungsraum (pp. 5-6). Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft."

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5 Forum für Wissen 1999, 1: 5–6

Stiftung Natur & Wirtschaft:

Die 1000 Naturparks der Schweizer Wirtschaft

Christoph Eymann

Stiftungsratspräsident der Stiftung Natur & Wirtschaft, Basel

realisieren. Andere Massnahmen, wie die Begrünung von Flachdächern, können primär im Zuge von Um- oder Neubauten kostengünstig realisiert werden. Unter Umständen lohnen sich sogar teurere Massnahmen. Wenn das Regenwasser von den Dächern nicht in die Kanalisation geleitet wird, sondern an Ort und Stelle versickert, gewähren viele Gemeinden reduzierte Klärge- bühren. Eventuell kann das Regen- wasser sogar als Brauchwasser, zum Beispiel für die WC-Spülung, verwen- det werden. Im ersten «Naturpark der Schweizer Wirtschaft», dem neuen Swisscom-Gebäude in Gossau, ist dies zum Beispiel der Fall.

Doch nicht nur auf der finanziellen Ebene gibt es Vorteile für die Unter- nehmen. Die Belegschaft freut sich über den neu gewonnenen Erholungs- raum gleich vor der Haustüre oder so- gar auf dem begrünten Flachdach. Er- holte Mitarbeiter arbeiten konzentriert und effizient. Wer sich am Arbeitsplatz wohl fühlt, ist kreativer und leistungs- stärker.

In den letzten Jahren wurde die Unternehmenskommunikation immer wichtiger. Mit ausgefeilten Marktauf- tritten, witzigen Werbeslogans und durchgestylter Corporate Identity ver- suchen sich die einzelnen Firmen auf dem Markt zu behaupten. Auch mit der unkonventionellen, ökologischen Gestaltung eines Firmenareals lässt sich kommunizieren, dass bei einem

Unternehmen innovative, dynamische Menschen arbeiten – vielleicht sogar noch etwas glaubwürdiger als mit ei- nem Hochglanzprospekt.

Tue Gutes und sprich darüber!

Durch die Auszeichnung eines Areals, das naturnah gestaltet ist, bietet sich für das Unternehmen die willkommene Gelegenheit, sich positiv in den Medien zu präsentieren. Das geschützte Label

«Naturpark der Schweizer Wirtschaft»

darf von den zertifizierten Unterneh- men für die Firmenwerbung benutzt werden. So haben die Unternehmer die Möglichkeit, ihre ökologischen Bemü- hungen der Öffentlichkeit mitzuteilen.

Der Gewinn liegt jedoch nicht nur auf der Seite der Unternehmen, Mitar- beiter und Anwohner. Hauptgewinne- rin ist die Natur selber. Wenn es der Stiftung gelingt, 1000 Firmenareale in Naturparks zu verwandeln, wurde da- mit wertvoller Lebensraum auf etwa 25 Quadratkilometern zurückgewon- Im europäischen Naturschutzjahr 1995 wurde die Idee einer Stiftung geboren,

welche die naturnahe Gestaltung von Firmenarealen fördern sollte. Die 1996 gegründete Stiftung Natur & Wirtschaft wird bislang vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, dem Fachverband für Sand und Kies und vom Verband der Schweizerischen Gasindustrie getragen. Weitere Stifter sind selbstverständlich herzlich willkommen. Die Stiftung hat zum Ziel, 1000 Industrie- und Gewerbe- areale mit einem Qualitätslabel als Naturpark der Schweizer Wirtschaft auszu- zeichnen und so eine naturnahe Fläche zurückzugewinnen, die grösser ist als jene der öffentlichen Parkanlagen in der Schweiz. Das Vorhaben ist somit eines der grössten Natur- und Landschaftsschutzprojekte in der Schweiz, durchaus ver- gleichbar mit der Gründung bzw. Erweiterung des schweizerischen National- parks.

Welche Vorteile bringt eine naturnah gestaltete Umgebung?

Dass sich Ökonomie und Ökologie nicht widersprechen müssen, ist mittlerweile erkannt und wird vielerorts bereits umgesetzt. Optimierte Produktionspro- zesse helfen, Rohstoffe zu sparen, und reduzieren die Entsorgungskosten.

Verbrauchsgünstige Geräte und Ma- schinen reduzieren die Belastung der Umwelt, Verbesserungen bei Heizung und Lüftung zahlen sich schon nach wenigen Monaten aus.

Auch bei der naturnahen Gestaltung von Firmenarealen lassen sich Kosten sparen. Laut einer Studie von Oeko- skop (1997: Naturnahe Umgebung von Firmenstandorten) können bei einer naturnahen Gestaltung über 75% der Kosten für den Grünflächenunterhalt gespart werden, da Aufwendungen für Wechselflor, Düngung und häufigen Rasenschnitt wegfallen. Die Realisie- rung von einfachen Massnahmen zu ei- ner Ökologisierung des Firmenareals ist meist kostengünstig, wenn nicht so- gar gratis.

Wird zum Beispiel ein Lagerplatz nicht geteert, sondern als Ruderalflä- che erhalten, ist damit dem Firmen- budget und der Natur gedient. Auch die Umwandlung von Rasen in Wiesen lässt sich oft durch einen Verzicht auf häufigen Schnitt und Herbizideinsatz

Swisscom-Dienstleistungszentrum, Oster- mundigen (Wiese).

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nen. Viele bedrohte Tiere und Pflanzen finden auf den Arealen bereits zertifi- zierter Unternehmen eine Heimat. Bei Hoffmann-La Roche in Kaisten (AG) blüht zum Beispiel der Venusspiegel (Legousia speculum-veneris) und der Stinkende Pippau (Crepis foetida).

Kreuzkröten (Bufo calamita) haben in der Kiesgrube Flaach (ZH) ein Zuhau- se gefunden.

Naturschutz findet so nicht nur fernab vom täglichen Leben in extra ausgeschie- denen Naturschutzgebieten, sondern auch direkt vor unserer Haustüre statt.

Der Kampf gegen immer länger werden- de Rote Listen kann nur gewonnen wer- den, wenn Schmetterlinge, Wiesenkräu- ter und Amphibien wieder einen festen Platz in unserem Alltag erhalten.

Wie kommt ein Unterneh- men zu seinem Zertifikat?

Da wir mit begrenzten finanziellen Mit- teln arbeiten müssen, beruht die Verga- be des Zertifikates auf einer Selbstde- klaration. Das ausgefüllte Antragsfor- mular wird dann durch die Stiftung auf die Einhaltung folgender Richtlinien hin überprüft:

– Mindestens 30% des Gebäudeum- schwungs inklusive Flachdächer müssen naturnah gestaltet sein, zum Beispiel als Magerwiese, Ruderal- fläche oder Feuchtstandort.

– Für die Bepflanzung werden einhei- mische und standortgerechte Pflan- zen verwendet.

– Auf den Einsatz von Bioziden wird verzichtet.

– Hartbeläge bedecken nur stark be- fahrene Verkehrsflächen, sonst werden nach Möglichkeit durchläs- sige Bodenbeläge verwendet.

– Nach Möglichkeit lässt man Meteorwasser versickern oder nutzt es als Brauchwasser.

– Eine Fachperson ist für Beratung und Pflege beizuziehen.

Wenn diese Kriterien erfüllt sind, wird dem Betrieb gegen einen von der Be- triebsgrösse abhängigen Beitrag das Zertifikat überreicht. Dazu wird ein Medienanlass organisiert, wo die ge- troffenen Massnahmen vorgestellt wer- den. Oft wird bei dieser Gelegenheit auch die Belegschaft über den Ab- schluss der Arbeiten informiert.

Wenn sich Firmen für eine Umge- staltung ihres Areals interessieren, vermittelt die Stiftung ihnen eine ko- stenlose Projektskizze. Landschafts- architekten legen mit dieser Skizze Möglichkeiten und Kosten einer Um- gestaltung dar und versuchen so, die Entscheidungsträger für eine unver- wechselbare und ökologische Umge- bung zu begeistern.

Die bisherigen Ergebnisse unserer Arbeit zeigen, dass wir auf dem rich- tigen Weg sind. Bereits wurden über 50 Firmen ausgezeichnet, darunter Areale von Coop, Hoffmann-La Ro- che, Migros, Swisscom, aber auch viele kleine Unternehmen. Mit über 200 Fir- men sind wir in Kontakt.

Der Weg zu einer naturnahen Um- gebung ist oft lang und steinig, doch er lohnt sich. Dies zeigt auch das Beispiel der WSL, wo initiative Mitarbeiter schon vor Jahren begonnen haben, die Umgebung in einen natürlicheren Zu- stand zu überführen. Vor einem Vier- teljahr konnten wir schliesslich der Forschungsanstalt das Label «Natur- park der Schweizer Wirtschaft» verlei- hen. Nun hoffen wir natürlich, dass darin auch ein Ansporn liegt, die auf dem Areal geplante Bachöffnung zü- gig an die Hand zu nehmen...

Das Besondere an der Idee der Stif- tung Natur & Wirtschaft ist, dass sie neue Bündnisse schafft, wo früher nicht zu überwindende Barrieren la- gen. Ich sehe in dieser Symbiose einen Ansatz, mit dem auch andere Proble- me unserer Tage gelöst werden kön- nen. Wollen wir überleben, so müssen wir beginnen, zwischen scheinbar Ge- gensätzlichem Brücken zu schlagen.

Es gibt kein Schwarz und Weiss, kein Gut und Böse mehr. Schnittstellen zwi- schen den verschiedensten Bereichen sind die Orte, an welchen Neues am besten gedeihen kann. So findet man beispielsweise eine der artenreichsten Vegetationen in unserer Natur an den Grenzen zwischen Wäldern und Wie- sen. Auch das Konzept von Swatch mit seiner Kombination von Design und Technik zeigt, welches Potential in sol- chen Grenzgebieten vorhanden ist.

Wenn es uns gelingt, eingefahrenes Kategoriendenken abzulegen, und uns statt dessen auf neue Allianzen, Denk- weisen und unkonventionelles Han- deln einlassen, dann können wir ge- trost in unsere Zukunft blicken.

Crédit Suisse Uetlihof, Zürich (Fassaden- begrünung).

Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung

Das Projekt der Stiftung Natur & Wirt- schaft bringt ökologische, ökonomische sowie soziale Verbesserungen. Somit werden alle Kriterien erfüllt, die von einem umfassenden Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung gefordert werden.

Falls Sie mehr über die Stiftungsaktivi- täten erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an:

Geschäftsstelle

Stiftung Natur & Wirtschaft c/o Locher, Brauchbar & Partner Wettsteinallee 7, 4058 Basel

Tel. 061 - 686 91 86, Fax 061 - 686 91 87 E-Mail: schelling@lbp.ch

Zertifikat der Stiftung Natur & Wirtschaft.

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