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Erste Erfahrungen mit Rubens

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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 17/06

8

SIMONEGGER, YVONNELEUENBERGER, ERNSTHÖHN, WALTERSTADLER, FORSCHUNGSANSTALTAGROSCOPE

CHANGINS-WÄDENSWILACW

PATRICKSTADLER, LANDWIRTSCHAFTLICHESBILDUNGS-UND

BERATUNGSZENTRUMARENENBERG simon.egger@acw.admin.ch

W

enn Produzenten in eine neue Sorte investieren, sollte sie sich wirtschaftlich produzieren lassen und bei den Konsumenten gut ankommen. Neben

guten Erträgen zählt vor allem eine hohe Ausbeute an Früchten erster Klasse. Die Sorte Rubens®-Civni, eine Kreuzung von Gala uElstar, wurde 1985 durch das Consorzio Italiano Vivaisti (CIV), Ferrara (I) gezüchtet.

Sie wird als Clubsorte in den Markt eingeführt: Durch die Kontrolle der ganzen Versorgungskette soll das Wachstum des Angebots möglichst gut auf die Nach- frage abgestimmt und eine hohe Qualität sicherge- stellt werden. Entscheidend für den Produzenten ist, wie einfach es mit den genetisch bedingten Eigen- schaften einer Sorte ist, die am Markt gefragte Qualität zu erreichen. Wie viele Pflückdurchgänge sind nötig?

Sind die Erträge regelmässig, gibt es je nach Jahr Aus- fälle durch Krankheiten oder physiologische Störun- gen?

Hohe Fruchtqualität

Rubens®-Civni ist ein Apfel mittlerer Grösse, hoch ge- baut mit einer typischen, sehr tiefen Kelchgrube (Abb. 1). Gut gefärbte Früchte weisen eine lebhafte, leuchtend rote kompakte und geflammte bis gestreif- te Deckfarbe auf. Eine Stärke von Rubens®-Civni liegt in der hohen inneren Fruchtqualität. Bei der Ernte liegt die Festigkeit bei 7.5 bis 8 kg/cm2. Zuckergehal- te von um die 12 °Brix bei der Ernte führen während der Lagerung zu Werten um 13.5 bis 14 °Brix, während der Säuregehalt bei der Ernte um 6 g/L liegt.

Bei verschiedenen Degustationen schnitt die Sorte im Vergleich mit anderen Neuheiten und Standardsorten degustativ gut bis sehr gut ab. Ihr Geschmacksprofil ist ähnlich jenem von Elstar, wobei sie aber als weni- ger sauer beurteilt wird. Positiv sind die Knackigkeit, die erfrischende Saftigkeit und der ausgewogene ap- feltypische Geschmack.

Die Fruchtgrösse von Rubens®-Civni ist etwa ver- gleichbar mit jener von Gala. Im auf Seite 11 erwähn- ten Praxisversuch mit Bäumen im 3. Standjahr lagen beim zweiten Pflückzeitpunkt 63% der Früchte bei 65 bis 75 mm Fruchtdurchmesser und 34% bei 75 bis 85 mm, dies bei einem mittleren Ertrag pro Baum von 15.8 kg.

OBSTBAU

Erste Erfahrungen mit Rubens ® -Civni in der Schweiz

Die aus Italien stammende Apfelsorte Civni, besser bekannt unter dem Markennamen Rubens

®

, wird seit 2001 in der Schweiz angepflanzt. Letztes Jahr wurden in der Schweiz gut 190 t dieser neuen Sorte geerntet, europaweit zirka 1500 t. Ergebnisse der Sortenprüfung an der For- schungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW und Erfahrungen in Praxisanlagen erlau- ben eine erste Beurteilung des Anbauwerts unter hiesigen Anbaubedingungen und einen Ver- gleich mit Erfahrungen im Ausland.

Abb. 1: Früchte von Rubens®-Civni zehn Tage vor der Ernte.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 17/06 9

Gutes Ertragspotenzial

Bei den Wuchseigenschaften von Rubens®-Civni fal- len die ausgezeichnete Garnierung und der kompak- te Baum positiv auf. Obwohl Jungbäume ein zügiges Wachstum vor allem des Haupttriebs aufweisen kön- nen, wird das fruchttragende Holz sehr rasch ruhig.

Mit dem Entfernen von abgetragenem Altholz sollte frühzeitig begonnen werden; um eine gute Frucht- grösse zu erreichen, müssen die Bäume vital gehalten werden. Bei der Unterlagenwahl sind stärkere M9- Typen vorzuziehen.

Als ein Schwachpunkt der Sorte Rubens®-Civni zeichnet sich die Krebsanfälligkeit des Baums ab, ver- gleichbar mit jener von Gala. Der Befallsdruck ist standortabhängig, in einzelnen Praxisanlagen traten bisher kaum Krebsprobleme auf.

In einem Sortenvergleich auf dem Versuchsbetrieb Güttingen (Unterlage M9 T337, System Drilling, ers- tes Standjahr 2001) wird die Sorte Rubens®-Civni mit anderen Sortenneuheiten sowie den Standardsorten Golden und Gala verglichen. Im Mittel lag der Ertrag in den ersten drei Ertragsjahren bei 1.6 kg pro Baum im Jahr 2003, 12.7 kg im Jahr 2004 und 16.4 kg im Jahr 2005. Das Ertragspotenzial scheint nach den ers- ten drei Ertragsjahren des Versuchs gut, vergleichbar mit Golden Delicious; Gala Brookfield liegt im Ver- such etwas höher. In den (noch jungen) Anlagen in der Schweiz wurden bisher kaum Anzeichen von Alternanz beobachtet. Allerdings weisen ausländi- sche Erfahrungen vor allem aus Südtirol (Werth 2005) darauf hin, dass Rubens®-Civni doch etwas von der Alternanzanfälligkeit seiner Vatersorte Elstar abbe- kommen hat.

Geschickte Behangsregulierung wichtig

Die Behangregulierung ist eine der wichtigsten Mass- nahmen zum Erzielen einer guten Fruchtqualität und eines genügenden Blütenansatzes im Folgejahr. Nach drei Versuchsjahren zur Wirksamkeit von in der Schweiz zugelassenen Ausdünnmitteln kann für Ru- bens®-Civni festgestellt werden, dass die Sorte ähnlich empfindlich ist auf a-Naphthylacetamid (NAAm) wie Gala. Mit der Elstar-Strategie NAAm, kombiniert mit Cerone, wurden gute Ausdünnwirkungen erzielt, doch sind auf Grund der festgestellten Blattvergilbungen durch NAAm weitere Abklärungen nötig. Als pflanzen- verträgliche Variante kann nach unseren Erfahrungen bei starker Blüte das Ausdünnverfahren Cerone im Ballonstadium und Rhodofix (a-Naphthylessigsäure NAA) bei 10 bis 12 mm Fruchtdurchmesser empfohlen werden. Bei schwächerer Blüte kann mit Rhodofix allein bereits eine genügende Ausdünnung erzielt wer- den.

In einer Praxisanlage soll in der diesjährigen Ernte der Einfluss der Behangsstärke auf die Fruchtqualität an Bäumen im 5. Standjahr genauer untersucht wer- den. Ausländische Erfahrungen weisen darauf hin, dass Rubens®-Civni wie kaum eine andere Sorte ne- gativ auf Über- oder Unterbehang reagiert. Zu stark behangene Bäume zeigen eine stark verzögerte und schwächere Ausbildung der Deckfarbe, wie ein Ver-

such zur Behangsregulierung im Alten Land zeigte (Köpcke 2006). Eine verzögerte Ausfärbung kann da- zu verleiten, dass physiologisch reife Früchte zu spät gepflückt werden. Köpcke stellte in seinen Versu- chen eine gewisse Alternanzneigung der Sorte Ru- bens®-Civni fest, die allerdings mit einer guten che- mischen Ausdünnung verhindert werden kann.

In Südtirol wurde die Bildung von Fruchtrissen an zu schwach behangenen Bäumen beobachtet, dies insbesondere auf feuchten, tiefgründigen Böden, während auf sandigen Böden weniger Probleme auf- traten (Botzner 2004).

Ernte verlangt Aufmerksamkeit

Eine Herausforderung für die Produktion von Rubens®-Civni sind das Reifeverhalten und die Ernte.

Der Reifezeitpunkt von Rubens liegt zirka zehn Tage nach Gala. In einer Praxisanlage im Kanton Thurgau wurde das Reifeverhalten einer Anlage im 3. Standjahr im Jahr 2005 genauer verfolgt. Es wurden am 16. und 26. September und am 6. Oktober jeweils alle Früchte von je zwanzig Bäumen geerntet, die Reifeparameter bestimmt und die Früchte kalibriert. Anschliessend wurden die Früchte der drei Pflückzeitpunkte bei drei verschiedenen Temperaturen im normalen Kühllager (KL) sowie im CA-Lager gelagert und der Verlauf von Festigkeit, Zucker und Säure verfolgt. Vom zweiten Pflückzeitpunkt (26. September) wurden zudem Früchte mit 1-Methyl-Cyclopropen (MCP) behandelt und bei 2 °C im normalen Kühllager gelagert. Bei der Auslagerung der verschiedenen Lagervarianten im De- zember (erster Auslagerungszeitpunkt) beziehungs- weise im Februar (zweiter Auslagerungszeitpunkt) wurden Festigkeit, Zucker und Säure gemessen.

Als bester der drei Pflückzeitpunkte erwies sich in dieser Anlage der 26. September. Abbildung 2 und die Tabelle zeigen den Verlauf der Deckfarbenausprä- gung und der Ernteparameter Festigkeit, Zucker,

OBSTBAU

0 10 20 30 40 50 60 70

<10% 10-33% 33-50% 50-75% >75%

Anteil Deckfarbe in %

Anteilin%amErntegut

16. September 26. September 06. Oktober

Reifeparameter zu den drei Pflückzeitpunkten.

Reifeparameter Pflückzeitpunkt

16. September 26. September 06. Oktober

Festigkeit kg/cm2 8.1 7.7 7.4

Zucker °Brix 11.6 12.1 12.7

Säure g/L 6.8 6.0 6.0

Stärkewert (Skala 1-9) 2.7 3.0 4.6

Abb. 2: Deckfarben- anteil zu den drei Pflückzeitpunkten.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 17/06

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Säure und Stärkewert. Am 16. September hatte rund ein Drittel der Früchte noch weniger als 33% Deck- farbe, der Farbton der meisten Früchte war zudem noch nicht leuchtend rot. Die Ausfärbung der Früch- te beginnt bei Rubens®-Civni erst ein bis zwei Wo- chen vor der Ernte. Sie verläuft gestaffelt, das heisst innerhalb eines Baums gibt es gleichzeitig schon gut gefärbte, reifere Früchte neben Früchten, die noch fast grün sind. Um homogene, qualitativ hoch ste- hende und gut lagerfähige Früchte zu ernten, sind in der Praxis drei Pflückdurchgänge innerhalb von 10 bis 14 Tagen nötig: in Praxisanlagen werden beim ers- ten Durchgang nur die Vorläuferfrüchte überpflückt (ca. 10 bis 15%). Im zweiten Durchgang können zirka 60 bis 65% der Früchte gepflückt werden und schliesslich die restlichen 25% im dritten Durchgang.

Abbildung 3 zeigt den Verlauf der Qualitätsparame- ter Festigkeit, Zucker und Säure von Früchten des zwei- ten Pflückzeitpunkts (26. September) während der Lagerung im normalen Kühllager 2 °C beziehungswei- se zusätzlich mit MCP-Behandlung sowie im CA-Lager (1 bis 1.5 °C, 90 bis 95% RLF, 3% CO2, 1% O2). Die Sor- te Rubens®-Civni spricht gut auf eine MCP-Behandlung an: Die Festigkeit blieb über fünf Monate hinweg prak- tisch auf dem Erntewert von 7.7 kg/cm2und auch die Säure baute verglichen mit dem normalen Kühllager deutlich weniger ab. Der vorliegende Lagerversuch war ein Vorversuch, um die Grenzen der Lagerfähigkeit von Rubens®-Civni auszuloten: So zeigten sich zum Bei- spiel bei der tieferen Lagertemperatur von 0.5 °C keine Kälteschäden, das heisst, die Sorte scheint niedrige La- gertemperaturen zu ertragen. Während im normalen Kühllager die Festigkeit während fünf Monaten um zir- ka 2 kg/cm2auf 5.7 kg/cm2abnahm, bauten unter

CA-Bedingungen gelagerte Früchte desselben Pflück- zeitpunkts die Ausgangsfestigkeit von 7.7kg/cm2in- nerhalb von fünf Monaten nur um 0.4 kg/cm2 auf 7.3 kg/cm2ab und wiesen noch einen Säuregehalt von gut 5 g/L auf. Genauere Lagerversuche unter CA-Bedingungen sind geplant. Gemäss Erfahrungen in Südtirol lässt sich Rubens®-Civni im ULO-Lager problemlos während fünfeinhalb Monaten lagern (Botzner 2004). Als optimale Reifeparameter bei der Ernte gibt Botzner an: Stärkewert 2 bis 2.5 (5er Ska- la), Penetrometerwert mindestens 7.5 kg/cm2, Säure- gehalt 6 g/L und Zuckergehalt 11 bis 12 °Brix. Diese Werte entsprechen unseren ersten Erfahrungen.

Ausblick

Die Erfahrungen mit Rubens®-Civni in der Schweiz stützen sich erst auf wenige Jahre und auf junge An- lagen. Die vorgestellten ersten Resultate und Er- kenntnisse sind mit entsprechender Vorsicht zu in- terpretieren. Gewisse Tendenzen zeichnen sich den- noch ab und decken sich weitgehend mit ausländi- schen Erfahrungen.

Rubens®-Civni weist interessante Fruchteigen- schaften und ein recht gutes Ertragspotenzial auf; die- se zu realisieren verlangt allerdings Können vom Pro- duzenten und eine geeignete Anbaulage. In Südtirol mit seinen unterschiedlichen Anbaulagen wird Ru- bens®-Civni nicht für Tallagen empfohlen (Werth 2005). Werth weist zudem darauf hin, dass auf Grund gewisser Schwierigkeiten im Anbau langfristig ein vergleichsweise hoher Kilopreis realisiert werden müsse, damit sich die Sorte für den Anbau lohnt. Für den schweizerischen Markt stellt sich die Frage, wel- chen Platz Rubens®-Civni im Apfelsortiment einneh- men kann. Kann die Sortenneuheit die rückläufige Sorte Elstar ablösen? Es gilt noch einige Fragen be- züglich Anbautechnik und Ernte, Wirtschaftlichkeit, Lagerverhalten und der Akzeptanz der Sorte bei den Konsumenten vertieft zu prüfen, bevor definitive Ant- worten gegeben werden können.

Literatur

Botzner B.: Apfelsorten im Gespräch: Civni-Rubens®. Obstbau/Weinbau 11, 342–344, 2004.

Köpcke D.: Handausdünnung bei Rubens. Mitteilungen des Obst- bauversuchsringes des Alten Landes 6, 249–255, 2006.

Werth K.: Vertrag für Rubens®vor der Unterzeichnung.

Obstbau/Weinbau 10, 274–275, 2005.

OBSTBAU

Premières expériences avec Rubens

®

-Civni en Suisse

Les résultats des premières expérimentations culturales menées avec la nouvelle variété Rubens®-Civni en Suisse sont main- tenant disponibles. La variété se distingue par la haute qualité de ses fruits et semble parfaitement supporter un entreposage de quatre à cinq mois. C’est au niveau de la culture que la nouvelle variété pose un défi: en raison de son comportement de maturation, il importe de choisir une installation adaptée, de réguler la garniture et de récolter par étapes afin d’obtenir la même qualité élevée pour tous les fruits. D’autres investigations devront être menées en matière de technique de culture, de rentabilité et d’entreposage pour se faire une idée définitive du potentiel de Rubens dans les conditions de production suisses.

R

ÉSUMÉ

Ernte

Festigkeit Ernte Säure

Zucker KL 2 °C

9 8 7 6 5 4 3 2 1

0 KL 2 °C

MCP

KL 2 °C KL 2 °C MCP CA- Lager Festigkeitkg/cm2,Säureg/L

14

Zuckergehalt°Brix

26.9.05

Erste Auslagerung

21.12.2005 Zweite Auslagerung

13.2.2006

12

0 2 4 6 8 10

Festigkeit KL Festigkeit CA Festigkeit MCP Abb. 3: Fruchtfleisch-

festigkeit, Zucker- und Säurewerte von Früchten des zweiten Pflückzeitpunkts nach zwei bezie- hungsweise vierein- halb Monaten bei un- terschiedlichen La- gerbedingungen im Vergleich zu den Werten bei der Ernte.

Referenzen

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