Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 26⏐⏐1. Juli 2005 AA1881
B R I E F E / B Ü C H E R
tionsaufwand aus den Mitteln der Beitragszahler finanziert wird. Das Mindeste, was ich in diesem Kontext bei der herr- schenden Diskussion über Ra- tionalisierung und Rationie- rung im Gesundheitswesen er- warte, ist die Aussetzung des ganzen Verfahrens, bis sich vielleicht in einem Pilotpro- jekt, wie das von den Autoren vorgestellt, ein Nutzen in der Patientenversorgung ableiten lässt.
Dr. med. Eric Neuschwander, Alfons-Feifel-Straße 64, 73037 Göppingen
Zu dem Beitrag „Tue Gutes und rede darüber“ in Heft 18/2005:
QM für Funktionäre angebracht
Jetzt kommt auch noch das
„Qualitätsmanagement“. Als ob wir nicht schon genug zu ertragen haben. Obwohl der Gesetzgeber die Kriterien noch nicht festgeschrieben hat, springen jetzt die KVen auf den Zug auf. Hier lässt sich Geld verdienen. Für drei Se- minartage (zweimal zwei Stunden Arzt mit Helferin und einmal vier Stunden für Hel- ferin) dürfen wir jetzt 650 Eu- ro zahlen. In diesen Seminaren wird sicher nicht nur ein Pra- xisteam sitzen. So einen Stun- denlohn würde ich mir wün- schen. Aber das reicht ja noch nicht: Auch die KVen empfeh- len, sich dann noch für 700 Eu- ro zertifizieren zu lassen. Ist ja schließlich ein Marketingvor- teil (ich dachte, wir sollen es sowieso alle machen?)! Was unter QM letztendlich ver- standen werden muss, ist bis- her unklar. Die Verbesserung der Terminplanung, Patienten- annahme etc. muss doch nicht in Flussdiagrammen oder Ähn- lichem dargestellt werden. Qua- lität in der Medizin leitet sich aus der medizinischen und menschlichen Qualität der Pra- xis ab. In den entsprechenden Praxen wird dies auch zum Tra- gen kommen. In den Praxen, in denen ein Manko besteht, wird auch ein Ordner mit bun- ten Bildern nichts ändern. Wer überlegt sich eigentlich diesen Unsinn, und welche „Ärzte-
vertreter“ stimmen dem zu – beziehungsweise begehren nicht dagegen auf? Ich schlage ein QM für Funktionäre vor . . . Dr. med. Rainer Kluge,Preusweg 23, 52074 Aachen
Bereitschaftsdienst
Zu der Meldung „Kassenärztlicher Bereitschaftsdienst: Hilfe außerhalb der Sprechzeit“ in Heft 11/2005:
Notruf zum Call-Center
Anstatt sich in gegenseitiger Lobhudelei zu ergehen, muss sich die Kassenärztliche Verei- nigung Nordrhein die Frage gefallen lassen, ob sie ihre Re- gelungsbefugnis durch diese Zwangskooperation der Ver- tragsärzte mit einer GmbH nicht eklatant überschritten hat. Zweifellos vorhandene kostengünstigere Alternativen wurden darüber hinaus offen- sichtlich nicht einmal in Be- tracht gezogen . . . Es ist in je-
dem Fall wesentlich kosten- günstiger, direkt auf den ärztli- chen Notdienst weiterzuschal- ten, wobei es nicht des Um- weges über hauptamtliche Te- lefonisten bedarf. Letztlich landet ein Anrufer ohnehin bei der Nummer des dienstha- benden Arztes, soweit waren wir allerdings bereits vorher.
Der Unterschied besteht nun- mehr darin, dass man sich zu- sätzlich mit einem Call-Center auseinander setzen muss. Aus welchen Mitteln Letzteres fi- nanziert wird, braucht man wohl kaum zu hinterfragen . . . Die durch die Zusammenle- gung regionaler KV-Ge- schäftsstellen proklamierten Einsparungen werden hier- durch jedenfalls gründlich konterkariert . . .
Dr. Udo Schmitz,
Robert-Bosch-Straße 7, 41812 Erkelenz
Foto: Johannes Aevermann