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Archiv "Prävention: Ja, ja, die Akzeptanz ..." (16.08.1990)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

TA UNGSBERICHT

Prävention

Ja, ja, die Akzeptanz ...

Viele reden über Prävention, aber die Akzeptanz ist viel zu gering.

Mit dieser einleitenden Bemerkung von Dr. Günter Flatten (Zentralin- stitut für die kassenärztliche Versor- gung) ist die Problemlage umschrie- ben und zugleich ein Seminar über die Bedeutung der Prävention am Beispiel der Gesundheitsuntersu- chungen und der Krebsfrüherken- nung anläßlich der Medica Baden- Baden am 24. Juli zusammengefaßt.

71 Prozent der Frauen ab 20 und 59 Prozent der Männer ab 45 halten die Krebsfrüherkennung für notwen- dig (Dr. Hasselblatt-Diedrich, Hart- mannbund), doch nur 32 Prozent der Frauen und 12 Prozent der Männer nehmen sie in Anspruch. Als die Ge- sundheitsuntersuchung mit dem Ge- sundheits-Reformgesetz eingeführt wurde, hofften Politiker und ärztli- che Berufspolitiker, eine solche, nicht mit dem angstbesetzten Thema Krebs verbundene Maßnahme werde auf größere Akzeptanz stoßen. Tat- sächlich nehmen aber nur 10 Prozent der Berechtigten die Möglichkeit wahr; die „anscheinend Gesunden"

fehlen (Dr. Elisabeth Rauterberg, Bundesarbeitsministerium).

Hat demnach Dr. Rolf-Eckart Hoch (BPA) recht, der in Baden-Ba- den „die fehlende Geisteshaltung der Gesellschaft" beklagte. Hoch machte aber ebenso „Egoismen aller Gruppen, auch innerärztlicher", ver- antwortlich. Tatsächlich ist gerade auch die Akzeptanz seitens der Ärz- teschaft verbesserungsbedürftig, er- kannte Dr. Flatten. Die Veranstal- tung in Baden-Baden offenbarte dem staunenden Zuhörer, was mit Hochs und Flattens Andeutungen gemeint war. Über weite Strecken nämlich geriet das vom Zentralinsti- tut so wohlgeplante Unternehmen zu einem Kampf einzelner Arztgruppen um den Patienten beziehungsweise Probanden. Vor allem uralte Diffe- renzen zwischen Allgemeinärzten (Praktischen Ärzten, Hausärzten; an dieser Stelle sei ausnahmsweise auf

eine Definition verzichtet) und Spe- zialisten traten zutage. Screening durch Hausärzte ja, hieß es aus der Spezialisten-Ecke, doch die eigentli- che Früherkennung gehöre in die Hand des Erfahrenen. Denn dazu bedürfe es qualifizierten Wissens (Prof. Dr. Wolfgang Wildmeister, Berufsverband Deutscher Interni- sten). Dr. Eduard Koschade (Berufs- verband der Frauenärzte) forderte

„frauenärztliche Kompetenz", sprich: „Minimale Voraussetzung für die Zulassung zur Früherkennungs- untersuchung von Frauen ist eine einjährige frauenärztliche Weiterbil- dung". Jene Referenten, die auf den Spezialisten bei der Früherkennung setzen, hielten wenig von einer Kop- pelung der Gesundheitsuntersu- chung nach GRG mit der Krebsfrüh- erkennung. Aus ihrer Sicht ist das konsequent, steht doch zu vermuten, daß sich vor allem Hausärzte jener Gesundheitsuntersuchung anneh- men werden; eine Koppelung könnte dazu führen, daß dann auch die Krebsfrüherkennung vermehrt Sa- che von Hausärzten würde.

Immer die Angst

Die Vertreter der Allgemein- ärzte (neben Dr. Hoch vom BPA, Dr. Brigitte Ernst, NAV) verwiesen demgegenüber auf die Kenntnis des Patientenumfeldes und das besonde- re Vertrauensverhältnis Hausarzt/

Patient; das erleichtere es, Patienten für Prävention zu gewinnen. Frau Hasselblatt-Diedrich führte ein bis- her wenig erörtertes Argument an:

Gerade bei Frauen über 60, die kaum noch zum Gynäkologen gin- gen, sei der Hausarzt aufgerufen, für die Früherkennung zu werben.

Als Ursache für die geringe Ak- zeptanz der Früherkennung in der Bevölkerung wurde beim ZI-Semi- nar in Baden-Baden immer wieder die Angst vor Krebs genannt, vor al- lem die Angst davor, daß der Krebs

zwar früh erkannt, aber dennoch nicht heilbar ist. Prof. Dr. Wolfgang Knipper (Berufsverband Deutscher Urologen): „Man glaubt heute noch, daß die Leidenszeit, aber nicht die Lebenszeit verlängert wird."

Wie jedoch wird die Bevölkerung Vertrauen in die Krebsfrüherken- nung gewinnen, wenn die Erfolgs- aussichten selbst unter Ärzten um- stritten sind? In Baden-Baden sorgte eine Studie von Anthony B. Miller (Toronto) für Aufregung; Miller hat das mutmaßliche Potential für einen Rückgang der Krebssterblichkeit, projiziert auf das Jahr 2000, bei Männer mit nur 1 Prozent und bei Frauen mit 6 Prozent angesetzt. Dr.

Ernst-Paul Eypasch (Chirurg aus Köln), sekundiert von Dr. Karl Hem- pel (Berufsverband der Deutschen Chirurgen), gab diese Erkenntnis sichtlich mit eigener Überzeugung wieder. Allerdings, so Eypasch, kom- me Miller für die verschiedenen Krebsformen zu unterschiedlichen Ergebnissen (Näheres in World Journal of Surgery, 13/1989). Die in Baden-Baden versammelten, der Früherkennung nachdrücklich das Wort redenden Referenten, hielten solche Aussagen für „defätistisch".

Frau Hasselblatt-Diedrich, gleich- falls Chirurgin, forderte demgegen- über geradezu trotzig, die Ärzte mit plakativen Positiv-Slogans („Krebs- früherkennung heißt Krebsheilung") zu bekämpfen und empfahl, Selbst- hilfegruppen nach Krebs einzuspan- nen, um Angste abzubauen.

In der Bevölkerung, aber auch unter Ärzten, wird, so Prof. Dr. Karl Westhoff (Psychologisches Institut der TH Aachen), nicht hinreichend zwischen Krebserkrankungen, die nach der Früherkennung mit guten Chancen zu heilen sind und solchen, für die das nicht gilt, differenziert.

Westhoff hat in einer Untersuchung über die Einstellung niedergelasse- ner Ärzte zur Früherkennung im üb- rigen festgestellt, daß Ärzte, die häu- fig Krebsfrüherkennung durchfüh- ren, es als stark motivierend finden, wenn sie Krebs früh erkennen und ihre Patienten geheilt werden kön- nen. Westhoff: „Diese verstärkende Erfahrung fehlt Ärzten, die die Krebsfrüherkennung nur selten durchführen." NJ A-2452 (24) Dt. Ärztebl. 87, Heft 33, 16. August 1990

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