Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Schlußwort
Meine Darstellung sollte zeigen, daß bei der Keratoconjunctivitis epide- mica (K. e.), ähnlich wie bei anderen Infektionskrankheiten, sorgfältige und weitgehende hygienische Maß- nahmen selbstverständlich sind. Da- mit aber ist das Problem noch nicht erledigt; eine Epidemie, die außer- halb von Augenambulanzen ent- steht, klingt dadurch noch nicht ab.
Die wichtige Frage, ob für die Aus- breitung der Infektion Eigengesetz- lichkeiten und Dynamik der Epide- mie entscheidend sind oder unzurei- chende hygienische Maßnahmen des Arztes, dürfte durch das Lehr- stück der Epidemie 1969 eindeutig im Sinne meiner Darstellung beant- wortet sein. Das Kapitel der K. e.
sollte man unter dem Gesichtspunkt der Epidemie, nicht des Hospitalis- mus, beurteilen: Im August 1969 wurden zahlreiche Augenambulan- zen, die zuvor jahrelang keinen ein- zigen Fall zu betreuen hatten, plötz- lich von zahlreichen frischen, von
„draußen" kommenden Erkran- kungsfällen überflutet.
Auf das in einem Leserbrief ange- sprochene Problem der iatrogenen Infektion habe ich in meiner Arbeit bereits hingewiesen. Solche Infek- tionen kommen natürlich vor. Gele- gentliche iatrogene Infektionen ha- ben aber meines Erachtens keinen Einfluß auf Verlauf, Ausbreitung und Dauer einer Epidemie. Vielmehr kann nach meinen Erfahrungen auch durch die selbstverständlich erforderlichen extensiven hygieni- schen Maßnahmen in einer Augen- ambulanz eine Epidemie nicht zum Abklingen gebracht oder abgekürzt werden: Die Epidemie spielt sich
„draußen" ab und erlischt mehr oder weniger rasch eines Tages. Na- türlich ist in Epidemiezeiten eine be- sonders sorgfältige Desinfektion, zum Beispiel des Tonometers, drin- gend geboten, besser noch, es un- terbleibt vorübergehend die instru- mentelle Tonometrie. In diesem Zu- sammenhang spielt unter anderem auch die Verwendung von Einmal- Augentropfen eine Rolle.
Verständlicherweise versuchen Au- genkliniken und -praxen sich durch solche Maßnahmen zu schützen.
Wichtig erschien mir der Hinweis, daß aber die Erfolge der erforderli- chen hygienischen Maßnahmen be- grenzt sind, da, wie erwähnt, die Epidemie „draußen" entsteht und dann infizierte Patienten den Augen- arzt aufsuchen. Dies ist nicht Aus- druck einer fatalistischen Haltung, vielmehr das Gegenteil einer Resi- gnation.
Da Göttingen meine Landesuniversi- tät ist, habe ich die dortige Klinik namentlich genannt. Damit wollte ich aber keineswegs ausdrücken, daß die Göttinger Universitäts-Au- genklinik bei der K. e. eine Sonder- stellung eingenommen hätte: Wie allgemein bekannt, hatten zahlrei- che andere Augenkliniken und -ab- teilungen dieselben Probleme.
Dr. med. Georg Vetter Im Fange 75
4500 Osnabrück
— ECHO
Zu: „Vermeidbare Risiken in der Schwangerschaft" von Privatdo- zent Dr. med. Matthias Wender- lein in Heft 16/1979, Seite 1086 ff.
Das ungeborene Kind raucht mit
„Bei Schwangeren genügen bereits zwei Zigaretten, um eine deutliche Abnahme der Atembewegungen des unge- borenen Kindes zu verursa- chen. Der regelmäßige tägli- che Konsum von 20 Zigaret- ten führt zur Verdoppelung der Frühgeburtenquote. Das sind bittere Feststellungen, die Privatdozent Dr. M. Wen- derlein von der Universitäts- frauenklinik in Erlangen im DEUTSCHEN ÄRZTEBLATT trifft ..." (dpd in: Dill-Zei- tung und andere Tageszei- tungen)
Blasenhalsinzision bei Obstruktion des Blasenhalses
Nach einer ersten Übersicht über die Erfolge der transurethralen Blasen- halsinzision bei neurogenen Blasen (1978) berichten die Autoren jetzt (1979) über insgesamt 200 Blasen- halsinzisionen bei 172 Patienten mit mechanischen oder funktionellen Blasenhalsobstruktionen neuroge- ner beziehungsweise nicht neuroge- ner Genese.
Die Inzisionen wurden in bekannter Weise transurethral bei 5, 7 und 12 Uhr vorgenommen. Neben den sub- jektiven postoperativen Angaben waren objektive Erfolgskriterien die Höhe des Restharns, Miktiogramm und urodynamische Untersuchung.
Ätiologisch handelt es sich haupt- sächlich um neurogene Blasen (n 66) oder diabetisch, idiopathisch oder durch Blasenhalssklerose be- ziehungsweise unbekannte Ätiolo- gie (n = 78) bedingte Blasenhalsob- struktionen.
Geheilt oder gebessert wurden 76 Prozent der Männer und 71 Prozent der Frauen, wobei 50 Reeingriffe notwendig waren. Die vom Urologen gefürchtete retrograde Ejakulation wurde postoperativ bei nur 7 Pro- zent der Männer beobachtet, die Ge- samtkomplikationsrate betrug 2,5 Prozent.
Die berichteten Erfolge sind überra- schend gut, etwas irritierend ist die Tatsache, daß neurogene und nicht- neu rogene Blasenhalsobstruktionen teilweise zusammengefaßt wurden.
Einige Hinweise zur differenzierten Indikation transurethrale Resektion versus Blasenhalsincision wären sinnvoll gewesen. Hii
Petri, E., Walz, P. H.; Jonas, U.: Transurethral bladder neck operation in neurogenic bladder, Eur Urol. 4 (1978) 189-191, Jonas, U., Petri, E., Honenfellner, R.: Urol. int. 34 (1979) 260-265, Dr. E. Petri, Prof. Dr. U. Jonas, Urologische Universitätsklinik, Langenbeckstraße 1, D-6500 Mainz
FÜR SIE GELESEN AUSSPRACHE
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 42 vom 18. Oktober 1979 2737