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Archiv "Exzellenzinitiative: Erfolgsmodell mit Risiken" (19.03.2010)

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A 478 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 11

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19. März 2010

EXZELLENZINITIATIVE

Erfolgsmodell mit Risiken

Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften bewertet die Exzellenzinitiative und gibt Empfehlungen für ihre Fortsetzung im nächsten Jahr.

N

icht ohne Risiken und Ne- benwirkungen geblieben ist die im Jahr 2005 gestartete „Exzel- lenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissen- schaft und Forschung an deutschen Hochschulen“, die insgesamt die deutsche Hochschullandschaft po- sitiv verändert hat. Zu diesem Fazit gelangt eine 14-köpfige Arbeits- gruppe der Berlin-Brandenburgi- sche Akademie der Wissenschaften.

In der Mitte April dieses Jahres erscheinenden Studie „Die Exzel- lenzinitiative – Zwischenbilanz und Perspektiven*“ analysiert sie die bisher feststellbaren Auswirkungen der Exzellenzinitiative und gibt Empfehlungen für die Exzellenzini- tiative 2.0 von 2011 bis 2017, die in den nächsten Monaten genauere Gestalt annehmen soll.

Paradigmenwechsel in der deutschen Hochschulpolitik

Trotz einiger Kritikpunkte loben die Wissenschaftler die Initiative und begrüßen es, dass sie im kom- menden Jahr fortgeführt werden soll. „Die Exzellenzinitiative hat einen entscheidenden Paradig- menwechsel in der deutschen Hochschulpolitik eingeleitet und zeigt, wie kreativ das deutsche Wissenschaftssystem auf positive Anreize reagiert. Deshalb verdient sie auch eine Begleitforschung“, erklärt Günter Stock, Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akade- mie der Wissenschaften. Besonders positiv bewerten die Wissenschaft- ler die große Mobilisierungswir- kung der Bund-Länder-Initiative und die durch sie hervorgebrachten institutionellen Neuerungen. Sie seien notwendig, um eine Spitzen- forschung an den Universitäten zu entwickeln. Dazu gehörten vor al- lem neu gebildete thematische Schwerpunkte sowie zahlreiche

interdisziplinäre und außeruniver- sitäre Kooperationen.

Hauptkritikpunkt der Autoren ist die chronische Unterfinanzie- rung der Hochschulen in Deutsch- land. „Die Exzellenzinitiative ist gut, könnte aber mit einem größe- ren Budget besser sein“, meint der Herausgeber der Studie, Prof. Dr.

Stephan Leibfried, Universität Bremen. Es sei auf lange Sicht un- abdingbar, dass erheblich mehr Bundesmittel in solche Verbesse- rungen des Wissenschaftsstandorts Deutschland flössen. „Exzellenz kann man als Projekt angehen, man muss dann aber nachhaltig mit Strukturpolitik nachfassen“, sagt der Politikwissenschaftler. So lägen noch Welten zwischen der Exzel- lenzförderung in Deutschland und der finanziellen Ausstattung der Spitzenuniversitäten in den USA.

„Die FU Berlin gibt als Exzellenz - universität hochgerechnet pro Stu- dierenden weniger als 10 000 Euro aus, der große internationale Ver- gleichsmaßstab liegt jedoch bei 100 000 Euro.“

Als „nicht gewollte Nebenwir- kung“ der Exzellenzinitiative dia - gnostiziert die Arbeitsgruppe einen Differenzierungsprozess in der Hoch-

schullandschaft. So würden un - terschiedliche Wissenschaftsligen und Parallelstrukturen innerhalb von Hochschulen geschaffen, die es den nicht geförderten Universi- täten schwer machten, den An- schluss zu behalten, erläutert Prof.

Dr. Michael Zürn, Wissenschafts- zentrum Berlin. Auch kleinere Fä- cher könnten auf Dauer benachtei- ligt werden, so dass inneruniversi- täre Konflikte kaum zu vermeiden seien. Eine weitere Gefahr sieht die Arbeitsgruppe in einer Über- spezialisierung ganzer Wissen- schaftlergenerationen.

Die Lehre – eine nicht zu vernachlässigende Größe

Für die Exzellenzinitiative 2.0 von 2011 bis 2017 empfiehlt die Ar- beitsgruppe, weiterhin den wissen- schaftlichen – und nicht den politi- schen – Kriterien Vorrang bei den Entscheidungen für die zusätzliche Förderung zu geben. Allerdings sollte das Verfahren transparenter, kriteriengeleiteter, mit mehr Zeit versehen sein und fachspezifischer zugeschnitten werden. Ferner regt die Berlin-Brandenburgische Aka- demie an, die Exzellenzinitiative auch auf die Lehre auszuweiten.

Zwar schade die Eliteförderung in Deutschland der Lehre nicht, sie könne jedoch deutlich mehr zusätz- liche Anstöße bringen, meint Leib- fried. „Die Ivy League ist gut, weil sie in Lehre und Forschung glei- chermaßen gut ist. Nur mit einer mehrdimensionalen Exzellenz kann letztlich der Standort Deutschland insgesamt aufgewertet werden“, betont der Politikwissenschaftler. ■

Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann

Die Exzellenzinitiative – Bilanz und Perspektiven, herausgegeben von Stephan Leibfried, Campus Verlag, 313 Seiten, ca. 50 Abbildungen und Car- toons, Frankfurt a. M. 2010, EAN 9783593392646, 19,90 Euro

Ziel der Exzellenzinitiative aus dem Jahr 2005 ist die Förderung universitärer Spitzenforschung an den deut- schen Hochschulen. Bund und Länder stellten dafür zu- nächst 1,9 Milliarden Euro bereit. Vor einem Jahr er- gänzten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder die Vereinbarung: Um Neu- und Fortsetzungsanträgen aus den ersten beiden Förderrunden eine gleichberechtigte Chance zu geben, sollen Graduiertenschulen, Exzellenzcluster und Zu- kunftskonzepte universitärer Spitzenforschung in der zweiten Phase von 2011 bis 2017 mit 2,7 Milliarden Euro gefördert werden.

ZUKUNFT DER INITIATIVE

P O L I T I K

Referenzen

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