A1486 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 274. Juli 2008
P O L I T I K
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as begehrte Siegel „Elite- universität“ verschafft den innerhalb der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geför- derten Hochschulen nicht nur finan- zielle Vorteile. Beachtlich sind auch die nationale und internationale Re- putation, die damit verbunden sind.„Bereits bei der Wahl einer Hoch- schule schwingt bei vielen Studien- bewerbern der Titel ‚Eliteuniver- sität‘ mit. Automatisch übertragen sie ihn auf die gesamte Hochschule und auch auf die Lehre“, berichtet ein Studienberater der Freien Uni- versität Berlin.
Doch eine herausragend gute Lehre bieten die bislang als „Elite- uni“ gekürten Hochschulen oftmals nicht. Spitzenlehre wird momentan auch nicht von der Regierung und den Ländern gefördert. Bei Bündnis 90/Die Grünen stößt das auf Unver- ständnis. „Die Attraktivität und der Erfolg der deutschen Hochschulen bauen auf dem Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre auf. Den- noch setzt die Exzellenzinitiative einseitig auf die Forschung, Spit- zenlehre kommt zu kurz“, kritisiert Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen bei einem Fachgespräch zur Exzellenzinitia- tive Mitte Juni in Berlin.
„Die Exzellenzinitiative hat viele positive Auswirkungen auf die deut- sche Hochschullandschaft“, erklärt Dr. Marius R. Busemeyer vom Max-Planck-Institut für Gesell- schaftsforschung. Neben der spür- baren Bewegung in der Forschung und Nachwuchsförderung sei künf- tig auch eine Ausdifferenzierung in- nerhalb der Lehre an den einzelnen Hochschulen wichtig. Während im Forschungsbereich eine „Südzen- trierung“ unverkennbar sei, hätten auf dem Gebiet der Lehre gerade viele ostdeutsche Universitäten be-
sonders gute Bedingungen, die ver- mehrt als Stärke herausgestrichen werden müssten.
Bereits im Februar setzten sich die Grünen mit einem Antrag an den Deutschen Bundestag für einen höheren Stellenwert der Lehre an den Hochschulen ein. „Ab dem Jahr 2011 muss die bestehende Exzellenz- initiative um einen Wettbewerb zur Förderung exzellenter Lehre erwei- tert werden“, heißt es darin. „Eine Hochschule kann nur dann als her- ausragende Spitzenuniversität mit insgesamt überzeugendem Zu- kunftskonzept gelten, wenn sie auch herausragende Leistungen in der Lehre erzielt“, erläutert Gehring.
Wettbewerb um eine exzellente Hochschullehre
Nach Ansicht der Grünen sollte um- gehend ein Wettbewerb für heraus- ragende und innovative Lehre kon- zipiert werden. Diese könne als eine Wettbewerbslinie in die Exzellenz- initiative bei einer erneuten Aus- schreibung im Jahr 2011 integriert werden. Offenstehen sollte der Wettbewerb in getrennten Förderli- nien sowohl einzelnen Fachberei-chen als auch einer gesamten Hoch- schule. Als einen ersten Schritt in die richtige Richtung werten die Grünen den Wettbewerb um eine exzellente Hochschullehre, der vom Stifterverband für die Deut- sche Wissenschaft und der Hoch- schulrektorenkonferenz organisiert wird (Kasten).
Voraussetzung für eine gute Lehre sei eine höhere Grundfinan- zierung der Hochschulen, betont Gehring. In ihrem Antrag fordern die Grünen die Bundesregierung und die Länder deshalb auf, den laufenden Hochschulpakt I und den geplanten Hochschulpakt II fi- nanziell so auszustatten, dass für alle Studierenden gute Betreu- ungsrelationen und eine hochwer- tige Lehre ermöglicht werden kön- nen. Auch die Wirtschaft solle sich an der Förderung herausragender Hochschullehre beteiligen. Von den Hochschulen verlangen die Grünen, bei Berufungsverfahren mehr Wert auf die didaktischen Kompetenzen der Hochschullehrer zu legen und „gute Lehre“ zu
evaluieren. I
Dr. med. Eva Richter-Kuhlmann
EXZELLENZINITIATIVE
Spitzenlehre kommt zu kurz
Gut eineinhalb Jahre nach der Vergabe der ersten Exzellenzsiegel ziehen die Grünen eine kritische Zwischenbilanz: Die Hochschullehre benötigt mehr Beachtung und Förderung.
ARS LEGENDI-PREIS
Auf Vorschlag der Hochschulrektorenkonferenz verleiht der Stifterverband für die deutsche Wis- senschaft von 2006 bis 2010 jährlich den mit 50 000 Euro dotierten Ars legendi-Preis für exzel- lente Hochschullehre.
Mit dem Preis will der Stifterverband die be- sondere Bedeutung der Hochschullehre für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses sichtbar machen und einen Anreiz schaffen, sich dafür zu engagieren. Gleichzeitig soll die Qualität der Lehre als ein zentrales Exzellenzkriterium für Spitzenhochschulen etabliert werden. Neben einer eigenen exzellenten Didaktik und Lehrqualität ist
ausschlaggebend, inwieweit der Preisträger auch überregionale Impulse für die Weiterentwicklung der Hochschullehre gibt.
Verantwortlich für das Auswahlverfahren ist die Hochschulrektorenkonferenz, aber auch die Stu- dierenden sind maßgeblich am Auswahlprozess beteiligt. Der Stifterverband stellt das Preisgeld zur Verfügung. Dieses wird jedes Jahr in einer anderen Fächergruppe vergeben. Preisträger in der Medizin waren 2006 Priv.-Doz. Dr. med. Sigrid Harendza, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, sowie Prof. Dr. med. Reinhard Putz, Anatomische Anstalt, Ludwig-Maximilians-Universität München.