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Archiv "Disease-Management-Programm Diabetes mellitus Typ 2: Heftige Kritik der teilnehmenden Ärzte" (27.02.2004)

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A

uf Initiative der Fachkommissio- nen Diabetes der Länder Sach- sen, Sachsen-Anhalt und Thürin- gen wurde Ende 2003 eine Meinungs- umfrage bei Hausärzten und Diabeto- logen zur Einschätzung der Disease- Management-Programme (DMP) Dia- betes mellitus Typ 2 durchgeführt. Hin- tergrund dieser Umfrage ist die nicht verstummende Kritik an Form, Inhalt

und schleppender Akkreditierung die- ser verordneten und mit dem Risiko- strukturausgleich (RSA) verknüpften Chronikerprogramme, die im Juli 2002 von der Bundesregierung mit dem Ziel einer verbesserten Versorgung von Dia- betikern in Kraft gesetzt wurden.

An der Umfrage, die über die Kas- senärztlichen Vereinigungen (KVen),

die Ärztekammern und Ärztevereine der drei Bundesländer organisiert wur- de, haben sich 1 569 Ärzte beteiligt:

1 193 eingeschriebene Hausärzte (mit durchschnittlich 85 Patienten) und 94 eingeschriebene Schwerpunkt-Diabe- tologen (SP-Praxen mit durchschnitt- lich 275 Patienten). Darüber hinaus ant- worteten 282 Hausärzte, die nicht am DMP Diabetes teilnehmen.

Ernüchterndes Fazit der Umfrage:

Nur vier Prozent der Hausärzte und zwei Prozent der SP-Praxen sehen dieses Programm als hilfreich für die Patienten- versorgung an, jedoch 37 Prozent der Hausärzte und 54 Prozent der SP- Praxen konstatieren eher eine Ver- schlechterung der medizinischen Versor- gung (Grafik 1). Besonders deutlich wird bei mehr als 90 Prozent der Befragten der als zu hoch eingeschätzte Dokumen- tationsaufwand, einschließlich des Auf- wands für Unterschrifteneinholung und Fehlerkorrektur, kritisiert.

Bedenklich stimmen sollte die DMP- Protagonisten die mehrheitliche Ein- schätzung fehlender Wissenschaftlich- keit der DMP-Therapievorgaben und mangelnder Praxisrelevanz (Grafiken 2 und 3). Diese eindrucksvollen Voten ba- sieren auf den jahrelangen leitlinienge- stützten Qualitätsansprüchen der betei- ligten Ärzte, die nun Defizite in den neuen Programmen feststellen.

Bürokratischer Mehraufwand (98 Prozent), aber auch fachliche Gründe (59 Prozent) werden ebenfalls von den Ärzten angegeben, die sich nicht an ei- nem RSA-DMP beteiligen. Erstaunli- cherweise machten nur 28 Prozent der Ärzte die fehlende elektronische Da- tenübermittlung für ihre Nichtteilnah- me verantwortlich. Die Hoffnung auf eine schnelle Problemlösung per EDV scheint somit trügerisch zu sein.

Das erschreckende Resümee ist, dass 50 Prozent der Hausärzte und 21 Pro-

zent der SP-Praxen eine Fortführung der DMP Diabetes als nicht sinnvoll er- achten. 49 Prozent der Hausärzte und 73 Prozent der SP-Praxen sehen eine Fortführung nur bei folgenden Ände- rungen als sinnvoll an:

❃98 Prozent fordern eine Reduktion des Dokumentationsaufwandes,

❃91 Prozent eine Vereinfachung des Unterschriftenverfahrens,

❃62 Prozent eine Überarbeitung der fachlichen Inhalte,

❃61 Prozent eine höhere Vergütung,

❃47 Prozent die Bereitstellung der elektronischen Datenübermittlung.

Auch die Akkreditierung von DMP- Verträgen in einigen Bundesländern, die Überarbeitung des DMP im Koordinie- rungsausschuss (jetzt Gemeinsamer Bundesausschuss) sowie der Entwurf P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 927. Februar 2004 AA543

P O L I T I K

Disease-Management-Programm Diabetes mellitus Typ 2

Heftige Kritik der teilnehmenden Ärzte

Viele Ärzte halten nichts von einer Fortführung des DMP. Laut einer Umfrage erachtet eine knappe Mehrheit eine Fortsetzung nur noch bei wesentlichen Änderungen als sinnvoll.

Wird eine Fortsetzung des DMP als sinnvoll er- achtet?

Grafik 1 100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0% Hausarzt Diabetologische

Schwerpunktpraxis

49,6%

1,5%

nur mit Ände-

rung sinnvoll 578 69 647

nicht sinnvoll 586 19 605

sinnvoll 18 5 23

Gesamt 1 182 93 1 275

Fortsetzung Summe

48,9%

74,2%

20,4%

5,4%

Einschätzung der Therapievorgaben im Hinblick auf die Wissenschaftlichkeit

Grafik 2 100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0% Hausarzt Diabetologische

Schwerpunktpraxis

45,4%

5,7%

48,9%

71,0%

25,8%

3,2%

niedrig 579 66 645

mittel 538 24 562

hoch 67 3 70

Gesamt 1 184 93 1 277

Einschätzung Summe

(2)

P O L I T I K

A

A544 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 927. Februar 2004

der 9. RSA-Änderungsverordnung kön- nen nicht darüber hinwegtäuschen, dass weitere Defizite bei der Implementie- rung, Dokumentation und Evaluation beim RSA-DMP Diabetes mellitus Typ 2 bestehen. Der bürokratische Aufwand wird nicht auf ein sinnvolles Maß herun- tergefahren. So bestehen weiterhin hin- derliche, zum Teil kontraproduktive or- ganisatorische Zwänge bei den Über- mittlungs- und Korrekturfristen sowie negative Konsequenzen für Patienten bei begründeter Nichteinhaltung der Do- kumentationsintervalle. Ebenso wie bei der noch aktuellen Dokumentation liegt auch dem Entwurf zur 9. RSA-ÄndV kein Evaluationskonzept zugrunde, was drastische Einschränkungen bei der ge- meinsamen Bewertung bisheriger und künftiger Daten nach sich ziehen kann – bis zur Nicht-Evaluierbarkeit (etwa bei konzeptlos geänderten Items).

Trotz des nun vorliegenden Entwur- fes des DMP Koronare Herzkrankheit (KHK) werden keinerlei Ansätze sicht- bar, die häufig miteinander verbunde- nen Erkrankungen KHK und Diabetes übergreifend zu dokumentieren, was zwangsläufig zu Doppeldokumentation und isolierter Sichtweise bezüglich Eva- luation und Qualitätssicherung führt.

Einschätzung der Therapievorgaben im Hinblick auf Praxisrelevanz/Umsetzbarkeit

Grafik 3 100%

90%

80%

70%

60%

50%

40%

30%

20%

10%

0% Hausarzt Diabetologische

Schwerpunktpraxis

33,6%

7,6%

58,8%

63,0%

27,2%

9,8%

niedrig 697 58 755

mittel 399 25 424

hoch 90 9 99

Gesamt 1 186 92 1 278

Einschätzung Summe

Nach wie vor besteht die Forderung nach Einbeziehung bewährter Leitlinien als fachlicher Basis regionaler Program- me. Damit wird auch sichergestellt, dass bereits positiv evaluierte Versorgungs- strukturen erhalten bleiben. Für nicht eingeschriebene Patienten darf die bestehende Versorgung nicht infrage gestellt werden. Die Lösung der aufge-

zeigten Probleme ist Voraussetzung dafür, dass das positive Konzept von Disease Management und integrierter Versorgung weiterhin Bestand hat. Ziel sollte es sein, die Versorgung tatsächlich zu verbessern, aber nicht zu gefährden.

Prof. Dr. med. habil. Jan Schulze für die Fachkommissionen Diabetes Sachsen,

Sachsen-Anhalt und Thüringen

D

iese Geschichte ist ausnahmsweise vollständig wahr, ich schwöre: nichts als reine und unzensierte Wahrheit. Ich erhielt ein Zertifikat meiner Fachgesellschaft, weil ich mich kürzlich einer Qualitätskontrolle ein- schließlich Audit unterwarf: Ich habe nun Qualität. Einige Monate und etwa genauso viel Hundert Euro später erhielt ich ein DIN-A3-Plakat, das mir all dieses mit der Weihe kryptischer Kürzel meiner Fachgesellschaft eindrucks- voll bescheinigte. Stolz wie Theophrastus Bombastus platzierte ich nun die- ses Aushängeschild meiner Fachkunst unmittelbar an der Wand gegenüber dem Eingang meiner Praxis, auf dass jedem Eintretenden vor Ehrfurcht die Augen aus deren Höhlen quellen mögen. Aber: Nichts geschah. Jeden Tag quetschte ich meine armen Helferinnen aus, ob nicht vielleicht doch ein win- zig kleiner Augenblinzler an meinen Großtaten haften blieb. Aber sie schüt- telten betrübt, die Depression ihres Chefs grauenvoll vor Augen, die Köpfe:

Keiner interessierte sich dafür. Zernagendes Misstrauen ergriff meine Seele.

Wer betrog mich: meine Patienten oder meine Helferinnen?! Kraft meiner

wissenschaftlichen Intelligenz beschloss ich den Einfach-Blind-Versuch. Ich befahl meiner Helferin, meinen Namen in „Dr. Silvia Böhmeke“ zu ändern.

Tage und Wochen vergingen, nichts geschah. Nach hundert teilnahmslosen Patienten amüsierte sich eine ältere Dame: „Hihi, ich wusste gar nicht, dass Sie sich haben umwandeln lassen! Ist aber nicht gelungen!“ Völlig erbost be- schloss ich nun, die Namensrechte meines mittelalterlichen Kollegen zu bemühen. Aber niemand wollte etwas von Theophrastus Bombastus wissen.

Nach erneutem hundertfachen hartnäckigen Ignorieren bahnte sich nun- mehr die Erkenntnis, dass dieses Papier eigentlich niemanden interessiert.

Jeden Morgen, wenn ich meine Praxis betrete, gehe ich nun an diesem Zerti- fikat vorbei, und ich werde das Gefühl nicht los, ein alter blutgetränkter Tup- fer hätte an gleicher Stelle wesentlich mehr Aufmerksamkeit erregt.

Da flattert eine Pressemitteilung an meinem Sehnerv vorbei: Man wolle nun die Zertifizierer zertifizieren.

Leider habe man festgestellt, dass nicht überall Qualität drin sei, wo Qualität draufsteht. Aha. Ich wusste es:

Schwarze Schafe gibt es auch in der Qualität. Machen Sie sich aber deswegen bitte keine Sorgen: Das deutsche Gesundheitswesen wird keinesfalls an minderwertigen Zertifizierern zugrunde gehen. Es interessiert sich ja glücklicherweise kaum einer dafür.Dr. med. Thomas Böhmeke

Zertifikat

Referenzen

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