türmische Zeiten schütteln das deutsche Gesundheitswe- sen: Angst und Unsicherheit im Umgang mit Kollegen, aber auch in der Arzt-Patienten-Beziehung nehmen zu. Der einzelne Arzt wird zwischen beruflichen Aufgaben und ökonomischen Interessen zerrieben, bei einigen steht die Existenz auf dem Spiel. Doch auch im Kranken- haus Beschäftigte geraten zuneh- mend unter Druck. Auch die Klini- ken müssen sparen, langfristige Ar- beitsverträge gibt es kaum noch – für viele ist eine Zukunft im Kranken- haus unsicher.
Dabei sind die Existenznöte und ökonomischen Unsicherheiten im Medizinalltag nur die eine Seite. Auf der anderen Seite steht der Patient und sucht nicht nur eine medizinisch und technisch optimale Behandlung, sondern in erster Linie einen Arzt sei- nes persönlichen Vertrauens. Diesem berechtigten Anspruch gerecht zu werden fällt vielen in Zeiten der öko- nomischen Misere angesichts eigener akuter Existenzängste schwer. Häufig greifen dabei persönliche und ökono- mische Probleme des einzelnen Arz- tes und Sachzwänge im Medizin- system ineinander. Die Ohnmachts- gefühle, die dabei entstehen, sind der ideale Nährboden für Frustration und Unzufriedenheit.
Bevor ein sinnvolles Therapie- konzept erarbeitet werden kann, müs- sen jedoch zuerst die Diagnosen ge- stellt werden. Ein intensiver Gedan- kenaustausch, bei dem auch unbeque- me Fragen gestellt werden sollen, ist hierzu jedoch unerläßlich. Das vom 5. bis 7. Juni in Berlin tagende Ärzte- symposium mit dem Titel „Angst vor dem Wandel“, das gemeinsam von der Ärztekammer Berlin und einem Ver- sicherungsunternehmen veranstaltet wird, soll über Spezialistentum und Fachgruppeninteressen hinweg neue
Möglichkeiten aufzeigen zu handeln statt zu resignieren.
Die Vorträge (etwa „Kostenfak- tor Angst“ oder „Warum tun sich die Ärzte mit Reformen schwer“) sollen Denkanstöße für eine ergebnisorien- tierte Arbeit in sechs verschiede- nen Workshops (mit Themen wie hausärztliche Versorgung oder Pra- xismanagement) geben, die so konzi- piert sind, daß die Teilnehmer bei In- teresse ihre Themenarbeit auch über das Symposium hinaus in gleichem Kreise fortsetzen können.
Da die Workshops je von einem Mediziner und einem ökonomisch- soziologischen Experten geleitet wer- den, wird die Tagung damit auch Forum für einen Austausch zwischen Medizinern und ökonomischen Ex- perten.
Podiumsdiskussion
Bei einer Podiumsdiskussion mit dem KBV-Vorsitzenden Dr. Winfried Schorre und Dr. Schulte-Sasse vom AOK-Bundesverband zum Thema
„Die Ärzteschaft im Konflikt“ soll es unter anderem um das Selbstverständ- nis des Arztberufes und um ethische Aspekte von Leitlinien zur Qualitäts- sicherung gehen. Auch die Frage „Was hindert Ärzte daran, sich auf neue Verhältnisse einzustellen und die nö- tigen Innovationen rechtzeitig zu tä- tigen?“ soll auf der Tagung diskutiert werden. Das Symposium gibt somit gleichzeitig Konzepte und Antriebe zur Veränderung der ärztlichen Praxis an die Hand. Dr. med. Susanne Thor
A-792 (24) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 14, 3. April 1998
Lebenshilfe
Angst vor dem Wandel
Die Berliner Ärztekammer will auf einem Kongreß ärztlichen Existenzsorgen nachgehen und nach Lösungen suchen.
S
P O L I T I K AKTUELL
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