• Keine Ergebnisse gefunden

Angst

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Angst"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

68 DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2017 | www.diepta.de

A

ngst ist ein urmensch- liches Gefühl, das le- bensrettend sein kann – ohne sie hätten un- sere Vorfahren nicht überleben kön- nen. Sie warnt uns vor Gefahren, treibt Betroffene zu Höchstleistun- gen (wie Abwehr oder Flucht), kann allerdings neben dieser mobilisieren- den Wirkung auch krank machen oder lähmen. Der Begriff wurde aus dem griechischen Verb „agchein“

sowie aus dem lateinischen Tätig- keitswort „angere“ entwickelt, was übersetzt „würgen“ oder „die Kehle zuschnüren“ bedeutet. Früher bezog sich die Angst vor allem auf Bedro- hungen durch die Natur, die heutzu- tage, zumindest hierzulande, kaum mehr existieren. Stattdessen haben sich neue Ängste herausgebildet wie Angst vor Terror, vor Arbeitslosig- keit oder vor Atomkraft.

Angst stellt somit eine völlig normale Reaktion auf bedrohliche Ereignisse dar, doch selbst Angstattacken ohne direkte Ursache sind nicht selten. Sie treten oft als Folge von Überforde- rung oder psychisch belastenden Si- tuationen auf. Schätzungen zufolge erleben etwa 29 Prozent der erwach- senen Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben Symptome, die

© kobzev3179 / iStock / Thinkstock

Angst

PRAXIS EMOTIONEN

Jeder Mensch empfindet in bestimmten Lebens­

situationen Angst. Diese kann für manche Menschen zum Problem werden, sodass sie im Alltag nur noch schlecht zurecht­

kommen und ihr Leben kaum mehr genießen.

NEUE

SERIE!

(2)

typisch für eine Angststörung sind (Kessler et al., 2005).

Angst vor der Angst Übertrie- bene Furcht, welche ohne eine vor- liegende Gefahr oder Bedrohung auftritt, kann auf psychische Stö- rungen hindeuten. Nicht selten ist dann eine Art Eigendynamik zu be- obachten: Betroffene beginnen sich vor der Angst zu fürchten und gera- ten in einen Teufelskreis aus Angst und Angst vor der Angst, während sie gleichzeitig ein ausgeprägtes Ver- meidungsverhalten entwickeln. In der Psychologie differenziert man zwischen der Angst als Zustand (state anxiety) und der Angst als Ei- genschaft (trait anxiety). Letztere steht für einen relativ konstanten Wesenszug, also eine Charakterei- genschaft des Menschen (Ängstlich- keit), die dazu führt, dass nicht allzu gefährliche Situationen als bedroh- lich wahrgenommen werden, wäh- rend die Zustandsangst ein vorüber- gehendes Gefühl infolge einer realen Bedrohung darstellt.

Körperliche und psychische Fol- gen Angst zeigt sich physisch durch Pulsbeschleunigung, Schweißaus- brüche, Zittern, Atemnot, Kurzat- migkeit, Enge- oder Beklemmungs- gefühle sowie durch die Erweiterung der Pupillen. Betroffene leiden mit- unter auch unter Hitzewallungen, Hypertonie, Schmerzen in der Brust, Übelkeit oder Missempfindungen im Magenbereich. Typische psychi- sche Symptome sind Todesangst, Schwindel, Gefühle der Ohnmacht, Angst vor Kontrollverlust sowie De- personalisierung (das Gefühl, man sei nicht wirklich anwesend).

Psychische Störung behandeln Nimmt das Phänomen der Angst pathologische Formen an, sollte sie therapiert werden. Betroffene mit einer Angst störung interpretieren ihr Leiden meist als Anzeichen für eine bevorstehende Katastrophe.

Die wichtigsten Arten von Angst- störungen unterscheiden sich in ihrem Ausmaß sowie in den Situa-

tionen, welche die Furcht hervorru- fen. Dazu gehören die generalisierte Angststörung, Phobien, Panikstö- rungen und die posttraumatische Belastungsstörung. Personen mit einer generalisierten Angststörung leiden permanent unter Sorgen und Ängsten, die scheinbar grund- los sind. Die Furcht vor bestimm- ten, harmlosen Situationen (Fliegen, Zahnarztbesuch) oder Objekten (wie Hunde oder Spinnen) bezeichnet man als Phobie. Durch Konfronta- tionstherapien, bei denen Betroffene den furchteinflößenden Situationen immer wieder ausgesetzt werden, gelingt es, die Ängste abzulegen. Bei einer Panikstörung erleben Patien- ten unerwartete, schwere Panikatta- cken, die meist nur wenige Minuten andauern. Sie starten mit einem Ge- fühl an Schrecken oder starker Be- sorgnis und werden von körperli- chen Beschwerden wie Herzrasen, Schwindel oder Erstickungsgefüh- len begleitet. Eine posttraumatische Belastungsstörung ist hingegen da- durch gekennzeichnet, dass ein trau- matisches Ereignis (wie eine Natur- katastrophe, Vergewaltigung oder ein lebensbedrohliches Ereignis) etwa in Form von Träumen, Flash- backs oder Erinnerungen ständig wiedererlebt wird.

Verschiedene Erklärungsan- sätze In der Freud´schen Theorie gilt die Angst als eine intensive emo- tionale Reaktion, die hervorgerufen wird, wenn ein verdrängter Konflikt ins Bewusstsein einzutreten droht.

Das „Ich“ stellt den Ursprung der Angst dar, welchem aus drei Quellen Furcht eingeflößt wird: zum einen

aus der realen Außenwelt, zum ande- ren aus den Trieben des „Es“, also des Unbewussten, und den Bedrohungen des „Über-Ichs“, auch Gewissens- angst genannt. Behavioristische Er- klärungsansätze beziehen sich dage- gen auf die Art, wie Angst verstärkt oder konditioniert wird, während kognitive Modelle davon ausgehen, dass Angst aus der Informations- verarbeitung eines Menschen ent- steht. Zum Beispiel kann eine sozial ängstliche Person, die einen Vortrag halten soll, durch folgende Gedan- ken zu einer Verstärkung der Ängste beitragen: „Ich werde mich blamie- ren. Was, wenn ich vergesse, was ich sagen möchte? Dann werde ich ner- vös und beginne zu stottern.“

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin REAKTIONSEBENEN DER ANGST

Furcht äußert sich unter anderem auf der Verhaltens­

ebene, worunter die Flucht­ oder Kampfreaktionen fallen. Zu der subjektiven Ebene gehören Gedanken und Gefühle, wie etwa individuelle Denkmuster („Ich bekomme bestimmt einen Herzinfarkt“). Körper­

liche Veränderungen, welche durch die Angst entste­

hen (Schwitzen, Zittern, Herzrasen), sind der objektiven Ebene zuzuordnen.

1-107-01-25-17_AZ_PTA-APO_Hustens+Liquids_50x50+3_RZ_final.indd 1DIE PTA IN DER APOTHEKE | November 2017 | www.diepta.de12.10.17 16:43 69

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Kranke wie Ärzte tun sich nach wie vor schwer mit der Umsetzung von Patientenverfügungen – auch, weil viele Probleme nicht juristischer, sondern organisatorischer oder

Die Frage «Impfen – ja oder nein?» ist für einige Menschen weniger eine medizinische Erwägung als vielmehr eine «Glaubensfrage», vor allem wenn es um die Impfung der Kinder

Jene Vielzahl von Patienten, welche therapeu- tisch leider immer noch mangelhaft oder gar nicht kontrolliert sind — weil die Asthmathe - rapie meistens auf eine reine Symptom- und

Liegt eine Komorbidität von Depression und Angst vor, können wiederum alle Präparate eingesetzt werden, die sich auch in der Therapie beider Störungen als wirksam erwiesen

Stephan Sigg: Angst & Hoffnung © Auer Verlag – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth?. „Der Schrei “– das Gemälde von

Im Fernsehen wurde gesagt, _____ morgen die Sonne scheinen wird.. Er behauptet, _____ die Dinosaurier

Nicht nur Raketen sind für Wildtiere schlecht, sondern auch Höhen- und 1.-August-Feuer.. Jährlich verbrennen dabei Igel, Blindschleichen, Salamander

In Studien konnte demonstriert werden, dass das Lavendelpräparat weder müde noch abhängig macht und auch bei längerfristiger Therapie keine Gewöhnungs- effekte im Sinne