Paper-ID: VGI 190930
Grenzabkommen zwischen ¨ Osterreich und Bayern
Hans Beran1
1 k. k. Obergeometer, M ¨odling
Osterreichische Zeitschrift f ¨ur Vermessungswesen¨ 7(7), S. 216–217 1909
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Title = {Grenzabkommen zwischen {\"O}sterreich und Bayern}, Author = {Beran, Hans},
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Beim Verlassen des tibcta11ischc11 Hoch landes fa11<lc11 im Uorle Lu<lku11g" dem niichsten der tibetanischen Grenze gelegenen kaschmirischen Orte die Orts- und Höhenbestimmungen i hre1} . A bschluß ; mit selbstversülndlicher Spannung· nahm der Forscher abends am 20. September die Messung der Sonne und des Polarsternes vor. Ludkung wai: auf allen Karten wieder eingezeichnet und es war anzunehmen, daß die Uinge, Breite und Seehöhe des Ortes wohl g:enau bestimmt war. Hier sollte es 1-;ich al!-io zeigen, wie sich die .M essungen an die allgemein anerkann ten anschlief�en würden. Am Morgen de!-i folgenden Tages war der Forscher schon sehr früh au f den Beinen u nd fing die Sonne ab , sowie sie hinter den Ber ge n hervorkam. Die umgehend angestellte Berechnung erg;ib z u seiner gröfüen Genug
tuung ein sehr z u friedenstel len des Resultat, das innerhalb der Fehlergrenze des vei;wendeten U n iversals lag. A uch die Messung der Seehöhen stimmte genau m it der auf der K arte verzeichnete n. Es hatten also während der ganzen Zeit der Forschungsreise das Universal , der Chronometer 1111d schließlich auch der Forscher in zufriedenstellender Wei:e funktioniert. Über 700 k111 betrug die Länge der Route in noch unbekanntem tibetanischem G ebiete, ungdähr ein Drittel dessen, was der Forscher ursprünglich in Tibet marschieren wollte ; die <lu.rchschnittl iche Marsch
leistung für den Tag betrug 1 6 l:m.
An der gleichen Stelle zog zirka vier Wochen vorher Dr. Sve n H t d i n mit seiner Karawane vorbei, um nach Yarkent (Norden) durch Tibet d urchzubrechen.
Leider hattt: es das Schicksal nicht gewollt, dat.\ sich beide Forschungsreisende zur gegenseitigen Überraschung uud Freude trafen.
Der Gelehrte bediente sich zu seinen topographischen A ufnahmen eines mitt
leren Universal-lnstrumentes mit festem Fernrohr der Firma N e u h ö 1 e r & S o h n in Wien, von der auch die weitere vermessungstechnische Ausrüstung, Stahlband,
zerlegbare eiserne Fluchtstäbe, Kompaß etc. stammte. Der liebenswürdigen Ver
mit tlung des Chefs dieser Firma verdankte es Schreiber dieser Zeilen , daß er die Ehre hatte, mit dem geschätzten Forscher in nähere Verbindung zu t reten und ihm über geodätische Operationen (topogral'hische Aufnahme, Triangulieru ng, trigonometrische Höhenmessung, astronomische Zeit- und Ortsbestimmur,g etc.), Vorschläge und praktische Übungen vor Beginn der Reise in der Umgebung
\Viens zu machen.
M·ö d 1 in g, im Mai 1 909 . Jolimm Benm
k. k Obergeometer.
Grenzabkommen zwischen Österreich u nd Bayer n
.{Oie �ev ision der Lan de.sgre11ze zwischen Bttyern und Tirol im Katwenclel· und Wettersteingebirge.)
Ende �fai wurde zwischen Bayern und Österrei�h ein Abkommen über die beiderseitige Reichsgrenze im Wetterstein- und Karwendelgebirge unterzeichnet.
Auf dieser verhältnismäßig kurzen Strecke zwischen Bodensee und Königssee, wo teilweise der Gipfel kamm, ·teilweise die nächste Umgebung des Gipfelkammes der nördl ichen Kalkalpenkette die Grenze gegen Tirol bildet, ist nun auch die Gebiets·
umgrenzung Alldeutschlands festgelegt. Hie\'on waren, als 1 766 eine erste und 1 850 eine genauere zweite Grcnzvermarkung erfolgte1 die meisten der unseren
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heutigen Alp i nist en so wohl vertrauten G ipfel noch u nerstieg-en. Zwar wu rde tlic Zugspitze, der höchste Berggipfel Deutsch lands, scho n 1 820 von dem damaligen Leutnant N a u s bezwungen, aber weit !änger hat es naturgem�iß mit den weniger lockenden Bergspitzen und den · sie verbindenden Felsgraten gedauert. Mit der
jetzt durch einen Staatsvertrag besiegelten neuen Vermarkung i s t schon 1 890 be
gonnen worden. Sie hat also, obwohl kei neswegs die ganze deutsch-österr eichische Hochge birgsgreIJ ze, sondern bloß das Wetterstein-und Karwendelgebiqje u m fasse:1d,
v olle 1 9 Jahre i n Anspruch genommen.
Ü ber diese G renzvermessu ng, resp. Neuvermarku ng konnten ·wir den Lesern
unserer Zeitschrift ei nen höchst interess<1 nten A ufsatz au s der Hand des diese ArbEit größ tenteils ausführenden königl. bayrischen Obergeometers E. W a 1 t e n b e r g e r ( M li u chen) im Jahrgange 1 904 (S. 264, 277, 29'.) und 309) bringen ;
über das Grenzbeschre ibungswerk ( Pl äne, Topographie etc.) selbst, das eine i n te
grierei.de Beilage d e s obigen A b k o m m e n s bildet, gab Obergeometer H . B e r a 11
(derzeit Mödli11g bei Wien) im Jahrgange J 905 (S. 60-62) ei11ige wertvolle Mit-
teilungen. ß.
Di e K m etenablösu ng in uns eren neu en R eichslä ndern.
Anläßlich der i n letzter Zeit so vielfach besprochenen Frage der Kmeten
ablösung ist es v ielleicht v o n ein igem I nteresse, hier et was Niiheres darüber zu erfahren . Der landwirtschaftliche Kul turgrund i8t im A n nexionsgebiete zum groi�en Teile Kmetengruncl, das heißt er ist im Besitz - nicht im Eigen tum - der ge
wissermaßen auf diesem G runde u ei n gestifteten » Kmetenfamilie. Ein solches G rund·
stück muß, solange es von der betreffenden Kmete n familie ordentlich und unter
Wah rung ·einer Substanz bewirtschaftet wird, im Besitze dieser K meten fami lie verbleiben. Dei' Eigentümer kan n das Gut verkaufe n an wen er will , der l\echts·
titel des Kmeten wird dadurch nicht erschü ttert. Der Grundherr erhält fii r das
Benutzu n gsrecht je nachdem ein Dri t tel , ein Viertel oder auch nur ein Fünrtel des
Ertrages in natura abgeliefert. Sel bstverständlich ist dieses Verhältnis des Kmeten
zum G rundherrn (Beg) eine Quelle zahlreicher Streitigkeiten und behindert eben so
wie di e dalmati11ische d Vl ezzad ri a » oder das istrianische Kol onensystem die E nt·
Wicklung eines freien Bauernsta n des. Zumeist drückt diese A rt der Erbpacht den Kmeten ebenso wie den Beg, so dal3 die Lösung d i eses Problems ebenso
politische wie fi nanzielle Bedeutung hat. In de11 zeh n Jahren von 1 897 bis Ende 1 906 wurden 4832 Kmetenansässigkeiten mit ei nem Aufwand von 6 1/2 Millionen
Kronen abgelöst, 3 1;2 Millionen Kronen brachten die bet reffe n den Kmete11 selbst,
.ie l 1/i? Millionen K ronen die H cgierung und die Bosnische Landesbank aui. Warum
dieser bewährte Weg plötzl ich verlassen w u rde, ist n icht erklärlich, umsomehr als die G rundablösu ng in Österreich , d i e v o n a l len l 3cruf:-:histori kern als klassisches
Meisterwerk österreichischer Staatskunst bezeich net wird, als M u ster dienen ko n n 1e.
Damals war der österreich ische S t a a t s kredit nicht so groß wie heu te, trotzdem g.elang die Lösu ng der Aufgabe ausschliefJlich aus öffen t li,:hen Mitteln ohne Hinzu-
ziehung von Privatbanken. B.
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