Paper-ID: VGI 190931
Die Kmetenabl ¨ osung in unseren neuen Reichsl ¨andern
Hans Beran1
1 k. k. Obergeometer, M ¨odling
Osterreichische Zeitschrift f ¨ur Vermessungswesen¨ 7(7), S. 217 1909
BibTEX:
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Title = {Die Kmetenabl{\"o}sung in unseren neuen Reichsl{\"a}ndern}, Author = {Beran, Hans},
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Number = {7}, Year = {1909}, Volume = {7}
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heutigen Alp i nist en so wohl vertrauten G ipfel noch u nerstieg-en. Zwar wu rde tlic Zugspitze, der höchste Berggipfel Deutsch lands, scho n 1 820 von dem damaligen Leutnant N a u s bezwungen, aber weit !änger hat es naturgem�iß mit den weniger lockenden Bergspitzen und den · sie verbindenden Felsgraten gedauert. Mit der
jetzt durch einen Staatsvertrag besiegelten neuen Vermarkung i s t schon 1 890 be
gonnen worden. Sie hat also, obwohl kei neswegs die ganze deutsch-österr eichische Hochge birgsgreIJ ze, sondern bloß das Wetterstein-und Karwendelgebiqje u m fasse:1d,
v olle 1 9 Jahre i n Anspruch genommen.
Ü ber diese G renzvermessu ng, resp. Neuvermarku ng konnten ·wir den Lesern
unserer Zeitschrift ei nen höchst interess<1 nten A ufsatz au s der Hand des diese ArbEit größ tenteils ausführenden königl. bayrischen Obergeometers E. W a 1 t e n b e r g e r ( M li u chen) im Jahrgange 1 904 (S. 264, 277, 29'.) und 309) bringen ;
über das Grenzbeschre ibungswerk ( Pl äne, Topographie etc.) selbst, das eine i n te
grierei.de Beilage d e s obigen A b k o m m e n s bildet, gab Obergeometer H . B e r a 11
(derzeit Mödli11g bei Wien) im Jahrgange J 905 (S. 60-62) ei11ige wertvolle Mit-
teilungen. ß.
Di e K m etenablösu ng in uns eren neu en R eichslä ndern.
Anläßlich der i n letzter Zeit so vielfach besprochenen Frage der Kmeten
ablösung ist es v ielleicht v o n ein igem I nteresse, hier et was Niiheres darüber zu erfahren . Der landwirtschaftliche Kul turgrund i8t im A n nexionsgebiete zum groi�en Teile Kmetengruncl, das heißt er ist im Besitz - nicht im Eigen tum - der ge
wissermaßen auf diesem G runde u ei n gestifteten » Kmetenfamilie. Ein solches G rund·
stück muß, solange es von der betreffenden Kmete n familie ordentlich und unter
Wah rung ·einer Substanz bewirtschaftet wird, im Besitze dieser K meten fami lie verbleiben. Dei' Eigentümer kan n das Gut verkaufe n an wen er will , der l\echts·
titel des Kmeten wird dadurch nicht erschü ttert. Der Grundherr erhält fii r das
Benutzu n gsrecht je nachdem ein Dri t tel , ein Viertel oder auch nur ein Fünrtel des
Ertrages in natura abgeliefert. Sel bstverständlich ist dieses Verhältnis des Kmeten
zum G rundherrn (Beg) eine Quelle zahlreicher Streitigkeiten und behindert eben so
wie di e dalmati11ische d Vl ezzad ri a » oder das istrianische Kol onensystem die E nt·
Wicklung eines freien Bauernsta n des. Zumeist drückt diese A rt der Erbpacht den Kmeten ebenso wie den Beg, so dal3 die Lösung d i eses Problems ebenso
politische wie fi nanzielle Bedeutung hat. In de11 zeh n Jahren von 1 897 bis Ende 1 906 wurden 4832 Kmetenansässigkeiten mit ei nem Aufwand von 6 1/2 Millionen
Kronen abgelöst, 3 1;2 Millionen Kronen brachten die bet reffe n den Kmete11 selbst,
.ie l 1/i? Millionen K ronen die H cgierung und die Bosnische Landesbank aui. Warum
dieser bewährte Weg plötzl ich verlassen w u rde, ist n icht erklärlich, umsomehr als die G rundablösu ng in Österreich , d i e v o n a l len l 3cruf:-:histori kern als klassisches
Meisterwerk österreichischer Staatskunst bezeich net wird, als M u ster dienen ko n n 1e.
Damals war der österreich ische S t a a t s kredit nicht so groß wie heu te, trotzdem g.elang die Lösu ng der Aufgabe ausschliefJlich aus öffen t li,:hen Mitteln ohne Hinzu-
ziehung von Privatbanken. B.
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