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Prekäre Beschäftigung trotz guter Konjunktur

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Nr. 04/2018 1. Februar 2018

DGB Bundesvorstand, Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Steuerpolitik

Prekäre Beschäftigung trotz guter Konjunktur

Das Jahr 2018 fängt gut an: Die Auftragsbücher der Un- ternehmen sind prall gefüllt. Die Wirtschaft wird nach Prognosen der Bundesregierung um 2,4 % wachsen und die Beschäftigung wird weiter zunehmen. Konjunktur gut, alles gut? Weit gefehlt!

Die Konjunktur kommt nicht überall an, wo man sie er- warten würde. Es entstehen zwar neue sozialversiche- rungspflichtige Arbeitsplätze, aber Langzeitarbeitslose profitieren kaum vom Aufschwung. Zudem handelt es sich bei neu entstandenen Arbeitsplätzen überwiegend um Leiharbeit, Teilzeit- und befristete Beschäftigung.

Beispiel Amazon: Das Unternehmen ist bekannt dafür, dass es kaum Steuern zahlt, Beschäftigte nicht nach Ta- rifvertrag der Einzelhandelsbranche bezahlt und Gewerk- schaften, Betriebsräte und Mitbestimmung bekämpft.

Nun will Amazon in Garbsen bei Hannover ein neues Lo- gistikzentrum eröffnen und dort rund 700 Arbeitsplätze schaffen. Die Konjunktur wirkt, würde man sagen. Doch Amazon plant zuerst Leiharbeiter einzustellen und erst zu einem späteren Zeitpunkt sollen 80 % der Belegschaft fest und mit einem Stundenlohn von 10 Euro brutto ein- gestellt werden.

Das Beispiel Amazon zeigt mehr als deutlich, was hier- zulande schief läuft. Inzwischen arbeiten mehr als 40 % der Beschäftigten in atypischer Beschäftigung, gleichbe- deutend mit mehr als 22 Mio. Anstellungsverhältnissen (siehe Abbildung). Jeder Vierte arbeitet im Niedriglohn- sektor und muss mit einem monatlichen Einkommen in Höhe von weniger als zwei Drittel des mittleren Einkom- mens (Median) auskommen. Noch unfassbarer ist, dass offensichtlich viele Unternehmen mit unterschiedlichen Tricks das Gesetz unterlaufen und den Beschäftigten

nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. Dabei handelt es sich um kriminelle Unternehmen. Laut einer Studie des DIW erhalten 1,8 Mio. und laut WSI sogar 2,7 Mio. Beschäftigte, trotz Anspruch, nicht den gesetz- lichen Mindestlohn.

In Deutschland scheint in den letzten Jahren einiges aus dem Ruder gelaufen zu sein. Wenn Unternehmen, selbst bei einer seit Jahren so robusten Konjunktur nicht bereit sind, gute Arbeit und tariflich abgesicherte und unbefris- tete Arbeitsplätze zu schaffen, wie würde es erst in einem Konjunkturtief aussehen? Eine solche Entwicklung ist für unsere Gesellschaft brandgefährlich. Sie verursacht Un- gleichheit, gefährdet den sozialen Zusammenhalt und führt zu politischen Verwerfungen. Nun ist die zukünftige Regierung gefordert, mit geeigneten Maßnahmen den Niedriglohnsektor trocken zu legen, prekäre Beschäfti- gung einzudämmen und sachgrundlose Befristung abzu- schaffen. Die Ausweitung der Midi-Jobs wie - im Sondie- rungspapier beschrieben - gehört sicherlich nicht dazu.

Nur dann kommt der Aufschwung bei denen an, die ihn am nötigsten haben.

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