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Geiger, Martin (2019): Wie diversifiziert sind Liechtensteins Exporte? Gastkommentar. Lie-Zeit Nr. 80, November 2019.

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11 11/2019

Kleine Staaten weisen in der Regel einen stark spezialisierten Aussen- handel auf, der sich oft auf Markt- nischen konzentriert. Dies lässt sich mit der personellen und natürlichen Ressourcenknappheit erklären.

Liechtenstein verfügt in Anbetracht seiner Grösse aber über eine er- staunlich grosse Vielfalt exportier- ter Güter. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Stabilität des Wirt- schaftswachstums aus.

Um eine Einschätzung über die Diversifi kation der Liechtensteiner Exporte treffen zu können, wird der Herfi ndahl-Hirschman-Index, be- rechnet für 69 Exportproduktgrup- pen, herangezogen. Dieser Index zeigt sektorale Konzentrationen an, indem der relative Anteil einzelner Produktgruppen dem gesamten Güterspektrum gegenübergestellt wird. Ein niedriger Wert lässt darauf schliessen, dass die einzelnen Ka- tegorien quantitativ ähnlich wichtig sind und Exporte stark diversifi ziert sind. Ein hoher Wert zeigt demge- genüber ein Übergewicht zuguns- ten einzelner Güterkategorien an.

Ungefähr die Hälfte der Liech- tensteiner Exporte wird im Maschinenbau und in der Metall- industrie produziert. Damit weist Liechtenstein eine höhere Export- konzentration auf als andere In-

dustrieländer, z.B. die USA, eine sehr grosse und traditionell stark diversifi zierte Volkswirtschaft. Die Exportkonzentration Liechtensteins ist aber niedriger als z.B. jene der Schweiz. Noch deutlicher sind die Unterschiede im Hinblick auf ande- re kleine Länder wie Andorra oder Island, die eine viel höhere Export- konzentration aufweisen.

Die Bedeutung der einzelnen Sek- toren, in denen Güter produziert werden, wurde hierzulande in den letzten zwei Jahrzehnten stetig ausgewogener. Diese Diversifi - kationstendenz war im Zeitraum Mitte der 1990er- bis in die frühen 2000er-Jahre am stärksten ausge- prägt. Seither kann eine Abfl achung dieser Entwicklung beobachtet werden. Bereits seit 2008 liegt die Exportkonzentration konstant unter jener der Schweiz. Hintergrund der höheren Diversifi kation der Liech- tensteiner Exporte ist vor allem ein Rückgang der relativen Wichtigkeit des Maschinenbausektors einer- seits und der Ausbau der Fahr- zeugzulieferindustrie andererseits.

In der Schweiz beobachtet man eine umgekehrte Tendenz. Wäh- rend Schweizer Exporte Mitte der 1990er-Jahre noch relativ stark diversifi ziert waren, kann seither eine zunehmende Konzentration verzeichnet werden. Diese Entwick-

lung in der Schweiz ist in erster Li- nie auf starke Zuwächse innerhalb der chemisch-pharmazeutischen Industrie zurückzuführen.

Ist eine stärkere Diversifi kation volkswirtschaftlich gesehen für Liechtenstein wünschenswert? Gü- terexporte der Schweiz haben sich in den letzten Jahren trotz der re- lativ schwachen Nachfrage im Eu- roraum und des starken Schweizer Frankens positiv entwickelt, wäh- rend Liechtensteins Güterexporte seit der Finanz- und Wirtschafts- krise von 2008 kaum Zuwächse verzeichnen. Die positive Entwick- lung in der Schweiz ist wiederum vor allem dem hohen Wachstum innerhalb der chemisch-pharma- zeutischen Industrie geschuldet, das sehr robust gegenüber den Frankenaufwertungen und der ansonsten schwachen internatio- nalen Nachfrage war. Eine höhere Konzentration ist also nicht per se schlecht, besonders wenn relative Wettbewerbsvorteile genutzt wer-

den können. Eine hohe Exportkon- zentration führt allerdings zu sekto- ralen Abhängigkeiten. Eine stärker diversifi zierte Volkswirtschaft ist im Allgemeinen mit einer höhe- ren Flexibilität und einer stärkeren Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen verbunden. Dies trägt zur Stabi- lisierung des Wirtschaftswachs- tums bei. Liechtenstein reagiert aufgrund seiner Grösse und Ex- portorientierung stark auf interna- tionale Konjunkturschwankungen und weist deshalb ein sehr volati- les Wirtschaftswachstum auf. Vor diesem Hintergrund ist die relativ ausgeprägte Diversifi kation der Liechtensteiner Exporte positiv zu bewerten.

Wie diversifiziert sind Liechtensteins Exporte?

DR. MARTIN GEIGER

Forschungsbeauftragter Wirtschaft am Liechtenstein-Institut

GASTKOMMENTAR

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zeutischen Industrie geschuldet, das sehr robust gegenüber den Frankenaufwertungen und der ansonsten schwachen internatio- nalen Nachfrage war. Eine höhere Konzentration ist also nicht per se schlecht, besonders wenn relative Wettbewerbsvorteile genutzt wer-

Forschungsbeauftragter Wirtschaft

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