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Mit Vollgras und Meili-Minimalstall in die Zukunft

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Vollgas oder Vollgras?

Medienkonferenz vom 13. August 2002, Tierhaltergemeinschaft Buchsmatt, Anwil BL

Mit Vollgras und Meili-Minimalstall in die Zukunft

Eric Meili, Bioberater, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Frick

Eines Tages ruft mich Matthi Schaffner aus Anwil an und fragt, ob ich ihn und zwei Bauernkollegen Hannes und Beat beraten könne. Sie wollten in der Milchproduktion

zusammenarbeiten. Ich fragte, warum um Himmels willen drei IP-Bauern im Baselland einen Bioberater im Zürcher Oberland anrufen.

Sie wollten von mir eine schonungslose Analyse ihrer Betriebe und konsequente Beratung bezüglich kostengünstiger Milchproduktion und da sei es besser, wenn einer von weit her komme und unbelastet sei. Ich sagte zu - unter der Bedingung, dass in der Planung eine Bio- Variante gerechnet werden dürfe.

Die Ausgangslage präsentierte sich wie folgt: Drei Betriebe im gleichen Dorf mit 19, 25 und 27 Hektaren Nutzfläche und 13, 23 und 26 Kühe. Die Milchkontingente betrugen 70'000, 120'000 und 144'000 Kilo, total 334'000 Kilo. Alle Betriebe hatten Milchwirtschaft mit Ackerbau und etwas Gemüsebau. Die drei Bauern sind alle etwa im gleichen Alter, zudem arbeiteten auf zwei Betrieben die Väter mit.

Meine schonungslose Analyse ergab: Viel Arbeit, wenig Ertrag, schlechte Arbeitsproduktivität, wenig bis keine Freizeit, 2 Ställe im Dorf ohne Erweiterungsmöglichkeiten, keine

Weidemöglichkeit. Daraus ergaben sich die folgenden Ziele für die Planung: Weniger angebunden sein, mehr Freizeit, Kräfte konzentrieren, Kosten senken, Zusammenarbeit fördern, Maschinen gemeinsam nutzen.

Das Konzept mit folgenden Massnahmen

Aufgrund der Analyse wurde folgendes Konzept erarbeitet: Die 80-90 Milchkühe werden auf einem Betrieb mit rationeller Milchviehhaltung zusammengefasst. Als Neubau entsteht ein Meili-Minimalstall für 84 Kühe und 84 Kälber. Für die Finanzierung kann mit Beiträgen von Bund und Kanton über 2x40 GVE gerechnet werden. Die beiden Betriebe im Dorf geben die Viehhaltung auf. Insgesamt scheiden die drei Landwirte 50 ha Futterbau aus. Auf der restlichen Fläche betreiben sie Acker-, Gemüse- und Obstbau. Dadurch kann der Maschinenpark verkleinert werden.

Die Milchproduktion wird nach dem System Low input/low cost betrieben. Das heisst:

Frühjahrsabkalbung, saisonale Milchproduktion von März-November, Vollweidebetrieb, Kurzrasenweide, Kreuzen der Red Holstein-Kühe mit der Rasse Jersey, Natursprung mit 2 Maststieren, Mastremontenproduktion, Zukauf von trächtigen Rindern aus dem Berggebiet, Umstellung auf Biolandbau, Tierhaltergemeinschaft, Reduktion der landwirtschaftlichen Arbeitszeit von 5 auf 3 Arbeitskräfte, mehr Freizeit, geregelte Ablösung beim Melken ohne Angestellte, mehr Zeit für den Nebenerwerb, dadurch mehr Gesamteinkommen.

Und siehe, der Traum ist dabei, wahr zu werden. Natürlich sind noch längst nicht alle Massnahmen umgesetzt, weil die Liste der Massnahmen doch so ziemlich alles, was den Bauern bis jetzt so lieb und gut war, über den Haufen geworfen werden musste.

Die Planung

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Es folgte für die drei Bauern und mich als Berater eine ganz harte, spannende und letztlich fruchtbare Zeit der Umsetzung des Konzeptes mit der harten Knochenarbeit der

Betriebsaufnahmen, Ist-Analysen, Stärke/Schwäche-Analysen, Buchhaltungsanalysen, Vorabklärungen bei den Ämtern, Gesuche, Soll-Planung, Abklärung der Umstellung auf Bio, Betriebskonzept, produktionstechnische Planung, Raumprogramm, Planung Meili-Minimalstall, Kostenschätzung, Betriebsvoranschlag, Finanzierungsplanung, Tragbarkeitsanalyse,

Organisation der Zusammenarbeit im Vertrag der Tierhaltergemeinschaft, Baueingabe und Eingabe beim Kanton bis schliesslich hin zum Stallbau.

Der Stall ist gebaut und hat mit den Kühen und den Bauern den ersten kalten und harten Winter mit Bravour überstanden. Die Zusammenarbeit in der Tierhaltergemeinschaft funktioniert gut. Die ersten Jersey-Kreuzungen sind erfolgt. 65 Kühe sind auf der

Kurzrasenweide, viele Kühe waren zum ersten Mal in ihrem Leben auf der Weide. Die Kühe geben auch im low input/low cost-System 6000 kg Milch pro Laktation. Trotz

gesundheitsbedingtem Ausfall eines Bauern kann der Hauptmelker diesen Sommer in die Ferien. Der dritte Bauer melkt die Kühe.

Die Zukunft heisst für uns Vollgras!

Ich meine, dieses Konzept könnte ein Beispiel sein für eine zukünftige Milchproduktion in der Schweiz. Vor allem aber für die Zeit nach der Kontingentierung. Wir haben in der Planung versucht, den drei Nachhaltigkeitskriterien der Agenda 21 des Umweltgipfels von Rio von 1992 Rechnung zu tragen und Fortschritte zu erzielen im Sozialen (Zusammenarbeit, mehr Freizeit) im Ökologischen (Umstellen auf Bio) und im Ökonomischen (mehr Einkommen). Wir sind auf dem besten Weg zu diesen Zielen.

meili.doc

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