• Keine Ergebnisse gefunden

PJ11_S182-189_Baeumker_Gundislav Feldner

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "PJ11_S182-189_Baeumker_Gundislav Feldner"

Copied!
8
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Herr Fr. Grundisalv Feldner

und mein

„Problem der Materie in der griechischen Philosophie.“

V on Prof. Dr. CI. B a e u m k e r i n B r e s l a u .

Im dritten H eft des »Jahrbuches für Philosophie und speculative T h e olog ie«, h erausgegeben von E rnst C o m m e r , P rofessor an der Univer­

sität Breslau, (Januar 1898) erschien der zw eite Artikel eines A ufsatzes des H errn Fr. G undisalv F e l d n e r : „D er U rstoff oder die erste M aterie“ , w elcher an zahlreichen Stellen gegen mein W e rk : „D as Problem der M aterie in der griechischen P h ilosop h ie“ (M ünster 1890) polem isirt.

Der bei der w issenschaftlichen A useinandersetzung zwischen Gelehrten sonst n ich t übliche Ton dieser Polem ik, der sich schliesslich (S. 332) zu dem Satze z u s p itz t: „N ur M angel an K enntniss der G e s e t z e d e r L o g i k 1) kann eine derartige B eh au ptun g veranlassen“ , w ürde es m ir an sich un ­ m ög lich machen, m it einem derartigen P rod u cte m ich zu beschäftigen.

W enn ich m ich gleichw ohl überw unden habe, einige W o rte der Abwehr zu bringen, so geschieht das nur deshalb, w eil in folge der hier von Herrn Feldner geübten M ethode, m ir fortw ährend Dinge zu unterlegen, die ich theils ü berhaupt nicht, theils nich t s o gesag t habe, der Leser jenes A u f­

satzes, der mein Buch n ich t kennt, in der T h at zu der M einung kom m en könnte, dasselbe enthalte w irklich die eine oder andere der Sachen, w elche Herr Feldner mir schuld gibt.

Die Polem ik des Herrn Feldner rich tet sich theils gegen meine D ar­

stellung des aristotelisch en M aterialbegriffes, theils gegen meine an dem­

selben geübte K ritik . W a s diese letztere anlangt, so habe ich hinsichtlich der s a c h l i c h e n Punkte au f Z ustim m ung seitens des Herrn Feldner von vornherein n ich t gerechnet. G eht diese K ritik doch von einer A u f­

fassung aus, die seit den Tagen des S u a r e z und seit noch früherer Z eit der von H errn Feldner vertretenen gegenübersteht. Ich gehe deshalb im Folgenden auf diese sachliche Frage nich t w eiter ein. W as ich aber von Herrn Feldner erwarten konnte, ist dies: dass er bei seiner Polem ik gegen meine D arstellung der aristotelisch en Lehre und gegen meine K ritik derselben m ich nur das sagen lässt, was ich w irklich sage, dass er der

') Von Herrn Feldner gesperrt.

(2)

Herr Fr. Gundisalv Feldner etc. 183 A bsich t meines W erkes g erech t wird, und dass n ich t durch das w illk ü r­

liche H erausreissen einzelner Stellen aus dem Zusam m enhänge der Sinn derselben völlig verkehrt wird. Sehen w ir, inw iew eit mein G egner diesen selbstverständlichen A nforderungen w issenschaftlicher P olem ik ent­

sprochen hat.

1. Der T itel meines Buches la u te t: „D as Problem der M aterie in d e r g r i e c h i s c h e n P h i l o s o p h i e 1.1 Mein K ritiker h atte sich darum , wenn er meine D arstellung der T h eorie eines g r i e c h i s c h e n P hilosophen als unzutreffend erweisen w ollte, au f den Boden der g r i e c h i s c h e n Philosophie und der g r i e c h i s c h e n N aturw issenschaft zu begeben. Er h atte mit den a r i s t o t e l i s c h e n Elementen W asser, Feuer, Erde, L u ft, m it dem W asser als π ^ ώ τη νλ η für alles Schm elzbare {M etaph. V, 4.

p. 1015 a 9— 10) usw. zu operiren, S ta tt dessen schleudert er mir S au er­

s to ff und W asserstoff, Schwefelsäure und Am m oniak, ja sogar (S. 302) das »O zo o n « (s ic !) entgegen und m eint dadurch meine D arstellung der A r i s t o l e l i s c h e n Theorie der M aterie zu w iderlegen.

An anderen S tellen setzt Herr Feldner die Lehre des hl. T h o m a s v o n A q u i n o über die M aterie ohne w eiteres mit der des A r i s t o t e l e s gleich und polem isirt aus den so gewonnenen G esichtspunkten gegen meine D arstellung der A r i s t o t e l i s c h e n Lehre. Gewiss lieg t die Tendenz, welche der hl. Thom as consequ ent entw ickelt hat, schon bei A ristoteles v o r ; a b e r 's ie w ird bei A ristoteles selbst, wie ich S. "254 ff. nachgew iesen habe, fortw äh ren d von anderen G edankengängen du rch kreu zt. W ie sehr andererseits der A quinate in seiner Lehre von der M aterie ausser von A ristoteles von dem hl. A u g u s t i n u s abhängig ist, das h ätte meinem K ritiker die B erufung au f zw ei S ch riften A u g u stin ’s in der von ihm selbst S. 309 citirten Stelle des hl. Thom as sagen können. Und wenn er erst dem U rsprung der S. 311 von ihm aus Th om as’ Sentenzencom m entar citirten , dem A ristoteles gän zlich fremden „ fo r m a corporeitatis.“ n ach ­ g eforsch t hätte, so w ürde er zu gar eigenen Ergebnissen gekom m en sein.

Ich selbst h atte keine Veranlassung, in einer Q uellenuntersuchung, w elche dem „P roblem der M aterie in der g r i e c h i s c h e n P h ilosop h ie“

gew idm et ist, au f die G eschichte des Begriffs der M aterie in der m i t t e l ­ a l t e r l i c h e n Philosophie einzugehen. Diese A rbeit ist ü b erh a u p t nich t so einfach, w ie m ancher zu glauben scheint. Ein H ilfsm ittel zu derselben habe ich durch die erstm alige H erausgabe von A v e n c e b r o l ’ s F o n s vitae, geboten , über dessen Inhalt Herr Feldner S. 316 m ich freundlich belehrt.

Sie erfordert durchaus eine eigene D arstellu ng und kann w eder als A n ­ hang zu der A ristotelischen , n och zu der N euplatonischen Theorie der M aterie gegeben werden.

2. H andelt es sich hier um ein Verkennen der A b sich t meines Buches, so beruht an zahlreichen anderen O rten Feldner's Polem ik a u f durchaus

(3)

184 Pr o f . Dr. Cl. B a eum k er.

u n rich tiger W iedergabe des Sinnes m einer Sätze, die aus dem Zusam m en­

hänge gerissen, oder deren yon mir gegebene E rklärung dem Leser von F eldn er’s A u fsatz verschwiegen wird. N ich t selten lässt er m ich das gerade Gegentheil von dem Vorbringen, was ich w irklich gesag t habe.

Zum Beweise dessen sei hier eine zusam m enhängende Stelle, der Schluss von F eldn er’s A ufsatz, herausgehoben.

Ich bestreite S. 251 ff. meines B uches den extrem durchgeführten B egriff der „ersten M aterie“ , nach welchem dieselbe, für sich b e tr a c h te t1), n u r M öglich k eit sein, d. h. in sich k e i n e r l e i A ct einschliessen soll.

Meine Gründe sind d ort angegeben. Es sind theils sachliche, im w esent­

lichen — wie schon oben bem erkt w urde — die allgem ein bekannten, w elche z. B. S u a r e z , M etaph. d isput. XIII, sect. 4, η. 9 u. 13 ausführ­

lich er en tw ick elt (S. 251 f.) ; theils sind es h istorisch-k ritisch e, der N ach­

weis, dass die bei der historischen Genesis der A ristotelisch en Theorie w irksam en geschich tlich en V oraussetzungen ünd sachlichen G esichtspunkte von ihm nich t vollkom m en ausgeglichen sind, und dass er darum in der w eiteren Verw endung und D urchführung seinem principiell festgestellten B egriffe nich t treu bleiben konnte (S. 252 ff.).

A n sta tt diese Gründe zu bekäm pfen, u nterschiebt mir Herr Feldner ganz andere, die theils d ort gar nich t stehen und mir als Gründe für jenen S a tz gän zlich frem d sind, theils d o r t w irklich G esagtes in wunder­

lich er W eise um deuten.

Vier G ründe sucht er aus meinem Buche heraus. — Z u n ä c h s t soll ich (Feldner S. 326) argum entiren : „w as n ich t eine gesonderte E xistenz für sich hat, das ist nich t den kbar!“ Zum Beweise, dass ich diesen „O ber­

s a t z “ aufstelle, beru ft sich Herr Feldner au f S. 236, wo ich zeige, dass nach A ristoteles die M a t e r i e niemals eine gesonderte E xistenz habe.

Ich m uss Verw ahrung dagegen einlegen, m it diesem B erichte über die A ristotelisch e L eh re jenen unsinnigen Satz ausgesprochen zu haben, den H err Feldner mir fälschlich beilegt. N irgendw o ist an jener Stelle als meine M einung ausgesprochen, dass nichts, was nich t eine geson derte E xisten z für sich habe, denkbar sei. Vielm ehr ist d ort in einem treuen h istorischen R eferate g ezeig t, wie A ristoteles das B e d e n k e n , das man gegen seine „p oten tielle S u b sta n z“ erheben könnte, nämlich, dass kein Sein fü r sich bestehen könne, w elches kein S o -s e in wäre (so nach D e gen . et corr. 1, 3. p. 317 δ 2 8 ^ -3 0 ), z u r ü c k w e i s t . Ich sage also so' ziem lich das G egentheil von dem, was H err Feldner mir unterlegt.

Als z w e i t e n G rund gegen die D enkbarkeit des A ristotelischen Ur- stoffes fü hrt H err Feldner (S. 327) aus meinem Buche (S. 252) a n :

*) So steht bei mir ausdrücklich S. 252. Bei Feldner’s langer Polemik S. 308 ff. gegen S. 240 erfährt der Leser hiervon nichts, obwohl es doch wohl selbstverständlich ist, dass der Ausdruck an der dort von Feldner behandelten Stelle S. 240 so gemeint ist, wie er S. 252 von mir gefasst, wird.

(4)

Herr Fr. Guild ¿sal v Feldncr etc. 185

„So lange jene erste Materie noch ein von der Form objectiv unterschiedenes Princip bleiben soll, so lange ist sie, für sich betrachtet, die bestimmungslose Möglichkeit, welcher wir keinerlei Art von Realität zugestehen konnten!1

Diesen zw eiten Grund sucht er dadurch a d a bsu rdu m zu führen, dass er jenem Satze den Sinn g i b t 1), „der U rstoff dürfe n ich t ein von der F orm ob jectiv unterschiedenes Princip bild en “ , und nun leichte Mühe hat, diesen m ir im putirten G edanken zurückzuw eisen.

In W a h rh eit habe ich niemals den th örich ten Gedanken ausgesprochen, welchen Feldner mir hier beilegt. Jener Satz rich tet sich vielm ehr, was bei Feldner verschw iegen w ird, gegen den „v on A ristoteles selbst an­

g e d e u te te n 2) Ausw eg, dass die M aterie ja doch niemals ohne F orm ber stehe, und dass sie aus diesem G runde stets etw as W irk lich es sei“ (S. 252).

W as ich sage, ist d ies: w e i l der U rstoff ein von der F orm ob jectiv unterschiedenes Princip bilden m u s s , so kann das ihm von der F orm verliehene vollendete Sein n ich t genügen, um ihn, in s i c h b e t r a c h t e t , zu einem Realen zu machen ; um in sich ein Reales zu sein, muss er daher schon in sich irgend welche A ctu a litä t einschliessen — also genau das G egentheil von dem, w as Herr Feldner als meinen Gedanken bezeichnet.

„Der »bestimmungslosen Möglichkeit« — so formulirt Herr Feldner (S. 327) den d r i t t e n Grund — , vermag der Autor an der genannten Stelle keinerlei Art von objectiver Realität zuzugestehen. Nach Aristoteles aber bildet der Urstoff die »reine Möglichkeit«, erhält er alle Bestimmtheit nur durch die Formi'

D em gegenüber w itzelt H err Feldner zunächst über den von mir als U ebersetzung des A ristotelischen Term inus ό ν ν α μ ις gebrauchten A u sd ru ck

»M ög lich k eit«. „W ir wissen n ic h t“ , sa gt er (S. 327), „w er zu erst das lateinische W o r t »p o te n tia« durch das W o r t »M öglich k eit« in das D eutsche übersetzt hat. A ber das w issen wir, dass dieser U ebersetzer au ch nur die »reine M öglich k eit« in sich hatte, Philosophie zu betreiben !' „M ö g ­ lich k e it“ besage W id erspru ch slosigk eit, nich t mehr und nich t weniger.

Das aber sei in der lateinischen Sprach e n ich t einfachhin »p o te n tia«, sondern »poten tia obed ien tialis«. Für die »M öglich k eit« stehe uns das lateinische W o r t »p o s sib ilita s« zur V erfügung.

V erm u th lich w ird der Leser hier verw undert fragen, was denn all diese B erufungen au f l a t e i n i s c h e W orte sollen gegen über einem Buche über das Problem der M aterie in der g r i e c h i s e h e n Philosophie ! Dem A r i s t o t e l e s ist doch das W o r t „p ossib ilita s“ ebenso fremd, wie W o r t und B egriff der „p oten tia ob ed ien tia lis“ W enn man aber εντελέχεια und ενέργεια allgem ein m it „W irk lich k e it“ ü bersetzt — man könnte ja dagegen allerlei einwenden, allein es ist nun einm al so ü blich — , w arum soll man für dvvaiug n ich t das W o r t gebrauchen, das im D eutschen das C orrelat zu „W irk lich k e it“ bildet, näm lich „M ö g lich k e it“ ? Dem Anfänger w ird man dann freilich erklären, was es hier bedeute, um das Mis- *)

*) „Der Autor erklärt“ , Feldner S.327. — 2) Die Citate stehen bei mir S. 235.

Philosophisches Jahrbuch 1898. 13

(5)

186 Pr o f . Dr. Cl. B a a um k er.

verständniss fernzuhalten, als ob darunter die blose logische D enkbarkeit, die W iderspruchsfreiheit, verstanden sei. O bw ohl ich meinerseits jenen B eg riff der „M ög lich k eit“ bei Lesern einer M onographie, die nich t für A nfänger geschrieben ist, als bekannt h ätte voraussetzen dürfen, so habe ich denselben doch S. 223 au sdrü cklich entw ickelt, und zw ar im A nschluss v or allem an A ristot. M etaph. V, 12. Den Lesern von Herrn Feldner’ s A u fsatz bleibt dieses verschwiegen. W er F eldn er’s Ausführungen (besonders S. 330 oben) liest, ohne mein B u ch zu kennen, muss annehmen, auch ich h ätte m ich jener V erw echslung sch uldig gem acht.

W enn Herr Feldner dann S. 329 (vgl. schon S. 311) fragt, zu was der U rstoff seiner N atu r nach h ingeordnet sei, und an tw ortet : nicht zum S to ff-se in — denn das U rstoff-sein habe der S toff von sich selber, das sei seine eigene N atu r — , sondern zum S u b sta n z-sein , so weiss ich nich t, inw iefern das m ich treffen soll. N i r g e n d w o habe ich gesagt, dass nach A ristoteles der ü rs to ff in M öglich k eit zum U r s t o f f - s e i n sich befinde. Dass die m a teria p r im a nach ihm potentielle S u b s t a n z sei, steht vielm ehr ausdrücklich z. B. S. 234. W as freilich dieses „U rstoff- sein “ bedeuten könne, wenn es n ich t schon eine A etu a lität einschliesse, wie ein S t o f f - s e i n ohne ein dem Stoffe — an sich betra ch tet — eigenes S t o f f - s e i n m öglich sei, das ist der K ern des Streites, der sich zw ischen der auch in meinem B uche vertretenen A n sich t und der des H errn Feldner erhebt. Diese Frage wird nich t durch Behauptungen entschieden — auch n ich t durch die des Herrn Feldner.

Z u r vollen H öhe der E ntrüstung erhebt sich Herr Feldner bei der B esprech un g des v i e r t e n Grundes, den ich für meinen Satz anführen soll. Sehen wir, m it w elchem Rechte.

„Der Urstoff“ , führt Herr Feldner S. 330 unter Berufung auf S. 231 meines Buches als meinen vierten Grund an, „büdet nach Aristoteles ein s c h l e c h t h i n N i c h t s e i e n d e s . Der Begriff des »schlechthin« Nichtseienden kann aber ein doppelter sein. Einmal nennen wir nichtseiend »schlechthin«, was nicht dem beziehungsweise Seienden, d. h. dem Accidens, sondern dem Seienden im ursprüng­

lichen und vollen Sinne, der Substanz, gegenübersteht, also die Negation des s u b s t a n t i e l l e n Seins; zweitens das, was den Begriff des Seins in s e i n e m v o l l e n U m f a n g e negirt. Beides kommt indes auf dasselbe hinaus. Denn was keine Substanz ist, dem können auch keine Accidentien eignen. Andernfalls müssten ja die Accidentien ohne eine Substanz existiren, der sie inhärirten. Die Materie des substantiellen Werdens ist also ein Nichtseiendes im vollen Umfange des Seinsbegriffes. Die Beraubung erstreckt sich bei ihr auf jegliche Art von bestimmtem Sein. Sie ist weder Substanz, noch Accidens“

D arau f muss ich zunächst bemerken, dass diese W orte (S. 230 f.) bei mir i n k e i n e r W e i s e d e n Z u s a m m e n h a n g haben, in den Herr Feldner sie gebracht hat. Dieselben begründen bei mir keineswegs, wie Herr Feldner es darstellt, die Polem ik gegen den A ristotelisch en B egriff der M aterie — sie entsprechen zum theil überhaupt n ich t meinen eigenen

(6)

Huit Fi1, Gundisalv Feldner etc. 187 sachlichen A nschauungen — , sondern sie bilden den letzten Theil eines an D e gen. et corr. 1 ,3 . p. 317 b 3 — 18 sich anschliessenden, durch C itate belegten R e f e r a t e s ü b e r d i e A n s i c h t d e s A r i s t o t e l e s , welches der bekannten D efinition M etaph. VII, 3. p'. 1029 a 20 : λέγω d1 νλ η ν, ή κ α θ' α υ τή ν μ ή τε τ ι μ ή τε π ο σ ό ν μ ή τε άλλο μ ηδέν λ έγετα ι ο ίς ojo ι­

ο ί α ι τ ο δν z u r E r l ä u t e r u n g u n d B e g r ü n d u n g v ora u fg esch ick t ist.

So unzutreffend, wie darum der Sinn von Feldner’s -Bericht tro tz des Zutreffens der W o r te ist, so unzutreffend und n och unzutreffender ist, was er in seiner w eiteren Polem ik bringt. Ich greife einige Punkte heraus.

W ie jed er sieht, der in mein B u ch blickt, ist in den oben citirten W orten a l s A n s i c h t d e s A r i s t o t e l e s angeführt, die beiden W eisen des „sch lechthin' N ich tseienden “ (ά π λ ώ ς μή δ ν, D e gen. et corr. I, 3.

p. 317 b 5), näm lich das N ichtseiende im G egensatz zu dem Seienden im ursprünglichen Sinne oder der Substanz, (p. 317 b 6. 8) und das N ich t­

seiende, welches den B eg riff des Seins seinem vollen Umfange nach negirt (b 7 : το κ α θόλ ου καί τ ο π ά ν τ α π εριέχ ον), komm e — näm lich nach A r i s t o t e l e s . ! — au f dasselbe hinaus, weil — w ieder nach A r i s t o t e l e s !

— dem, was nich t Su bstanz sei, auch keine der K a tegorien des A ccidens eignen könne (δ 8 : φ δέ μή υ π ά ρ χ ει ο υ σ ία μηδε τάδε, δήλον ώ ς ουδέ τ ω ν άλλων ούδ εμ ία κ α τη γο ρ ιώ ν . . . . χ ω ρ ισ τά γά ρ ά ν εϊη τά π ά θ η τ ω ν ο υ σ ιώ ν ).

W er „ τ ο κ α θόλ ου καί το π ά ν τ α π ερ ιέχ ο ν“·'· (b 7) ü bersetzen kann, sieht, dass mein A u sd ru ck : „B egriff des Seins s e i n e m g a n z e n U m f a n g e n a c h “ genau dem A ristotelisch en T ex te entspricht. Und wer diesen T ex t sow ie mein Referat nur m it einigem Verständniss liest, kann keinen A u gen ­ blick darüber im Zw eifel sein, dass unter dem „U m fan ge“ die G esam m t- heit der h öch sten G attungen des Seienden, d. h. d e r z e h n K a t e g o r i e n , verstanden ist.

H ören wir, was dagegen H err Feldner m ich m it jenen W o rte n sagen lässt. „E benso u n rich tig “ , hält er ¡3, 332 m ir entgegen, „ist die fernere B eh au ptun g unseres A u to r s : »beides kom m e au f dasselbe hinaus, ob A ristoteles vom U rstoff das Substanzsein oder das Substantialsein n e g ir e «1.1

— W o habe ich denn vom G egensatz des Substanzseins und des Sub- stantialseins g esp roch en ? Der von mir aus A ristoteles angeführte Gegen­

satz ist doch ein ganz anderer. Da kann Herr Feldner freilich leich t m it Invectiven kom m en, wie sie S. 330 und 332 stehen!

G eradezu räthselhaft, aber ist mir die S. 331 f. gegen meine Ueber- setzung der oben citirten D efinition der substantialen M aterie und gegen meine Behandlung dieser D efinition geführte Polem ik. Bei A ristoteles steht au sdrü cklich : ή' κ α θ ' α υ τή ν μ ή τε τ ί usw. Das Pronom en τ ι kann kein M ensch, wenn er es w örtlich w iedergeben will, im D eutschen anders übersetzen, als mit „ E t w a s “ Denn dass τ ι hier F ra g ew ort und darum τ ι zu schreiben sei, au f diese Idee ist meines W issens bis je t z t noch

13*

(7)

188 Pr o f . Dr. Cl. B a e u m k e r .

niem and gekom m en. Dass w ir aber etwa, wie die m ittelalterlich en lateinischen U ebersetzungen „q u id “ und „a liq u id “ , so im D eutschen

„ W a s “ und „E tw a s“ abstufen sollten, ist n ich t m öglich, da „ W a s “ im D eutschen eben nur F ra g ew ort und R elativum ist.

N atü rlich habe ich unter diesem „E tw a s“ das s u b s t a n t i a l e Etwas, das τό δ ε τ ι, verstanden. Und obw oh l ich voraussetzen durfte, dass jem and, der die K ategorienlehre des A ristoteles auch nur obenhin kennt, dieses v o n mir in der U ebersetzung gebrau ch te und n oth w en dig zu ge­

brauchende „E tw as“ n ich t misverstehen w ürde, habe ich doch in einer Anm erkung au sd rü ck lich h ervorgehoben, dass das τ ι hier nicht, wie an anderen Stellen (eine A nzahl ist S. 229 Anm. 1 c itir t!) eine a c c i d e n t e l l e B estim m ung bezeichne, sondern im Sinne von o v a ia oder τό δ ε τι, also von S u b s t a n z oder s u b s t a n t i e l l e m E t w a s , stehe. Alles das hindert aber H errn Feldner nicht, zu schreiben (S. 331), ich hätte das „ a liq u id “ m it dem „q u id “ oder der „qu id dita s“ verw ech selt; „S u b stan zsein “ und

„E tw assein “ — n atü rlich im Sinne des „aliq u id “ — bezeichne bei mir dasselbe!

Und während ich, w ie oben bem erkt, in einem R e f e r a t ü b e r e i n e A r i s t o t e l e s s t e l l e im engsten A nschluss an die ausdrücklich citirte Quelle es a ls A n s i c h t d e s A r i s t o t e l e s hinstelle, dass die A ccidentien ohne Substanz nich t existiren könnten, soll nun i c h , und zw ar d u r c h j e n e V e r w e c h s l u n g , au f diesen Satz gekom m en sein (S. 33 1)!

Ich soll ferner n ich t gesehen haben, dass zwischen dem N ich ts und der Substanz im vollen Sinne die T h eilsubstanz liegt, obw oh l aRes, was Feldner darüber sagt, sow eit es A ristotelisch ist, auch S. 235 als A nsicht des A ristoteles der Sache nach berich tet wird.

N och schlim m er aber is t dieses. O bschon ich kein anderes W ort, als das r i des A ristoteles, ganz der G ram m atik entsprechend, m it „E tw a s“

ü bersetze, dieses „E tw a s“ aber sofort, um jedes M isverständniss aus- zuschliessen, durch ov a ia und τό ό ε τ ι erkläre, sa g t Herr Feldner (S. 331) :

„W ie konnte doch der A u tor dann ohne w eiteres Bedenken das W o r t : ousia m it „E tw as“ ü b ersetz en ? Ganz einfach aus der Verw echselung des »a liq u id« m it dem »q u id *, m it der »Q uidditas*“ — W er so, w ie Herr Feldner, meine W o r te au f den K o p f stellt, der kann dann leich t sagen : „N ur M angel an K enntniss der Gesetze der L og ik kann eine derartige ' B eh au ptun g veranlassen!1

3. N a ch diesen Proben dürfte es nich t n oth w en dig erscheinen, noch w eitere B elege für die K am pfesw eise des Herrn Feldner beizubringen.

Die gleiche M ethode muss ü berall m einem Gegner die W affen liefern.

So c itir t er, um w enigstens n och ein Beispiel aus den früheren Partien von H errn Feldner’s A ufsatz anzuführen, S. 306 einen S a tz von mir („P roblem d. M aterie“ S. 225) nich t nur losgelöst aus dem Zusam m enhang,

(8)

Herr Fr. Gundisalv Feldner etc. 189 sondern ausserdem unter W eglassu n g der unentbehrlichen ersten W orte.

W ährend bei mir g e ze ig t wird, w ie A ristoteles dem Dilemma der früheren P h ilosoph en : „Sein oder N ich tsein “ dadurch entgeht, dass nach ihm die Materie, i n s o f e r n s i e d e m E n t s t e h e n d e n v o r a u f g e h t , n ich t das Entstehende selbst, sondern „ n u r “ (d. h., w ie jed er aus dem Zusam m en­

hänge ersieht, „e r s t“ ) die V orbedingu ng dazu sei, soll ich nach meinem Gegner sagen, nach A ristoteles sei die M aterie ü b e r h a u p t nur V o r ­ bedingung des Entstehenden, und nich t zu gleich auch con stitu tives Princip derselben.

Aber ich breche ab, um den Leser n ich t m it der einförm igen A u f­

zählung stets gleich artiger D inge zu ermüden. Schon das G esagte dürfte mehr als ausreichend sein, um die Polem ik des Herrn Feldner als das zu charakterisiren, was sie is t : ein n u tzloser K am pf gegen ein Phantom , das er sich selbst con stru irt hat, und das er nun — unter beleidigenden A usfällen gegen ein B uch, das er n ich t verstanden h at — m it leichter Mühe berennen kann.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Kunst beim Sai- teninstrumentenspiel ist es jedoch, außer dem Grundton auch die niedrigen Obert¨one (sch¨atzungsweise bis n 6 20) mit recht hoher (nach oben hin

In der zweiten Ableitung ∂c ∂T V gibt es weitere Beitr¨ age dieser Art, die insbesondere f¨ ur den Sprung ∆c 0 verantwortlich sind.. Um diese Beitr¨ age zu erfassen braucht man

Genau betrachtet erhalten wir damit das Intervall [∆t, τ ] und nicht [0, τ ], aber f¨ ur große M verschwindet diese

Ihr Vater wurde aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 in das Konzentrationslager Buchenwald, später nach Auschwitz deportiert.. Helga Feldner-Busztin blieb mit ihrer Mutter

congiuntivo passato: che lui abbia parlato (dass er gesprochen habe) congiuntivo trapassato: se avessi parlato (wenn ich gesprochen hätte) futuro: parlerò (ich werde

Di e B eob ac htu ng der correspondirenden Sonnenhöhen für Meridian- bestimmung ist unbequemer als die entsprechende Beobachtung für Zeit, denn man hat jetzt nicht nur den Ober-

Theresienstadt, Helga Feldner-Busztin Feldner: Druck auf Mutter HF_3 Feldner: Nach Theresienstadt HF_4 Feldner: In Theresienstadt HF_5 Feldner: Verhinderte Deportation HF_6

Anlässlich der Ausstellung „Darüber sprechen“ von _erinnern.at_ an der Katholisch- Theologischen Fakultät (4.-15. April 2016) sprechen Mag.a Irmgard Bibermann und Univ.-Doz..