STANDARDS ZUR
PROZESSMODELLIERUNG
Standards zur Prozessmodellierung in der
Freien Hansestadt Bremen
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Inhalt
1 Vorwort ... 3
2 Zielgruppe und Ziel ... 3
3 Notation (Modellierungssprache) ... 4
3.1 Grundlagen: Schabloben für einfachere Modelle ... 5
3.2 Erweiterung: Schabloben für komplexere Modelle ... 8
4 Beispielprozess ... 12
5 Regeln für die Modellierung ... 13
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1 Vorwort
Das Thema Prozessmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung in der
bremischen öffentlichen Verwaltung. Verwaltungsabläufe ganzheitlich zu betrachten hat u.a. die Vorteile: Schnittstellenproblematiken und Zuständigkeiten zu klären, Ressourceneinsätze besser planen zu können sowie Wissensmanagement zu etablieren.
Treiber für diese Entwicklung sind gesetzliche Vorgaben im Bereich der Digitalisierung (z.B. OZG1) sowie der Anspruch des Senats bürgernahe Dienstleistungen modern aufzustellen.
Das vorliegende Dokument wird von der Kompetenzstelle für Prozessmanagement im Referat 34 bei der Senatorin für Finanzen inhaltlich verantwortet. Wenn Ihnen bei der Arbeit mit den Modellierungsstandards Widersprüche auffallen oder Sie fachliche Anmerkungen haben, melden Sie sich gerne unter folgenden Kontaktdaten:
Ansprechpartnerin: Julia Schneider, Telefon: (0421) 361 53037 prozessmanagement@finanzen.bremen.de
2 Zielgruppe und Ziel
Die vorliegenden Modellierungsstandards (Version 0.1) sind zweigeteilt. Kapitel 3.1.
richtet sich schwerpunktmäßig an Kolleginnen und Kollegen der bremischen öffentlichen Verwaltung, die mit der Prozessmodellierung in ihren Dienststellen beginnen möchten. Es handelt sich um eine kleine Auswahl an Symbolen und Regeln zur Modellierung, mit denen die wichtigsten Aussagen zu einem Prozess festgehalten werden können. Kapitel 3.2. richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die bereits mit der Prozessmodellierung in ihren Dienststellen begonnen haben und komplexere Prozesse abbilden möchten.
1 Bundesgesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen.
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Ziel der Standardisierung ist die einheitliche Darstellung von Prozessen in der gesamten bremischen öffentlichen Verwaltung. Die Kompetenzstelle für Prozessmanagement verspricht sich von diesem Vorgehen folgende Vorteile:
- Eine gemeinsame „Sprache“ ermöglicht es, dass alle Kolleginnen und Kollegen Prozesse lesen und verstehen können (ressortintern und -übergreifend).
- Übereinstimmungen, Unklarheiten und Zuständigkeiten in den (tatsächlichen) Prozessen sind schneller ersichtlich.
- Eine anschließende digitale Umsetzung bestimmter Verwaltungsleistungen ist besser vorbereitet.
- Der Abgleich mit der Tätigkeit anderer Kommunen/Bundesländer ist einfacher möglich und verwertbar.
Die Standards setzen ein Grundwissen im Bereich Prozessmanagement voraus. Dieses können Sie z.B. durch Schulungen am Aus- und Fortbildungszentrum erwerben (GPO I und II). Als Software wird in der FHB das Produkt viflow der Firma ViCon GmbH
genutzt. Es handelt sich um eine Erweiterung von MS Visio, welche im optionalen Standardwarenkorb von Dataport über die jeweilige Dienststelle beauftragt werden kann.
3 Notation (Modellierungssprache)
Die Wahl der Modellierungssprache ist auf den Business Process Model and Notation (BPMN)-Standard gefallen, da dieser im Prozessmanagement weit verbreitet ist und unabhängig von der genutzten Software gelesen werden kann. Unter anderem stellt auch die Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt) ihr Prozessmanagement aktuell auf den BPMN-Standard um.
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3.1 Grundlagen: Schabloben für einfachere Modelle Aktivitäten
Gateways
Swimlanes
Ereignisse
Aktivität Zugeklappter
Teilprozess
X +
Parallele Verzweigung Exklusive
Verzweigung
Text
Startereignis Endereignis
Fluss
Sequenzfluss
Datenobjekt
Daten
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Symbole Name Beschreibung
Aktivität 1
Aktivität Bildet die Ausführung einer Aktivität ab.
Zugeklappter Prozess
1 Zugeklappter
Teilprozess
Zeigt an, dass diese Aktivität aus einem Prozess, d.h. einer Summe von Aktivitäten, besteht.
Sequenzflusspfeil Zeigt an, dass eine Aktivität nach einer vorherigen ausgeführt wird.
Frage?
1
Exklusives Gateway
1) Stellt eine Frage, auf die nur eine Antwort gegeben werden kann, d.h. es kann nur ein Weg im Prozess weitergegangen werden.
2) Wartet ab, dass mindestens ein Handlungsstrang durchlaufen wurde und zeigt an, welche Aktivität als nächstes erfolgt.
1
Paralleles Gateway
1) Teilt einen Handlungsstrang in mehrere auf und parallelisiert dadurch die weitere Bearbeitung der nachstehenden Tätigkeiten.
2) Wartet die Erfüllung aller Handlungsstränge ab und führt diese dann zu einem weitergehenden Handlungsstrang zusammen.
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Bereich Bereich / Swimlane Zeigt den Verantwortungsbereich inkl. interner Vorgänge eines Akteurs im Prozess an.
Beschreib ung
Startereignis Beschreibt ein Ereignis, welches den Prozess auslöst.
Beschreibu ng
Endereignis Beschreibt ein Ereignis, welches das Ende des Prozesses markiert.
Datenobjekt Zeigt die Weitergabe eines Datenobjekts, bspw. eines digitalen oder analogen Dokuments an.
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3.2 Erweiterung: Schabloben für komplexere Modelle
Aktivitäten
Gateways
Swimlanes
Ereignisse
Aktivität Zugeklappter
Teilprozess
X +
Parallele verzweigung Exklusive
Verzweigung
Text
Startereignis Endergeinis
Fluss
Datenobjekt
Daten
Inklusive Verzweigung
Zeitliches
Ereignis Zwischenereignis
Nachrichtenfluss Text
Sequenzfluss
Zugeklappter Bereich
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Symbole Name Beschreibung
Aktivität 1
Aktivität Bildet die Ausführung einer Aktivität ab.
Zugeklappter Prozess
1
Zugeklappter Teilprozess
Zeigt an, dass diese Aktivität aus einem Prozess, d.h. einer Summe von Aktivitäten, besteht.
Sequenzflusspfeil Zeigt an, dass eine Aktivität nach einer vorherigen ausgeführt wird.
Ja
Beschrifteter
Sequenzflusspfeil Sequenzflusspfeil mit einer Zusatzinformation.
Kommunikationspfeil Es findet eine Kommunikation zwischen den verbundenen Akteuren in irgendeiner Form statt.
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Frage?
1
Exklusives Gateway
1) Stellt eine Frage, auf die nur eine Antwort gegeben werden kann, d.h. es kann nur ein Weg im Prozess weitergegangen werden 2) Wartet ab, dass mindestens ein Handlungsstrang durchlaufen
wurden und zeigt an, welche Aktivität als nächstes erfolgt.
Frage?
1
Inklusives Gateway
1) Stellt eine Frage, auf die es eine oder mehrere Antworten geben kann, d.h. es können ein oder mehrere Wege im Prozess
weitergegangen werden.
2) Wartet, je nach Bedingung (bspw. Zeit, Anzahl), die Erfüllung einer oder mehrerer Handlungsstränge ab und zeigt an welches
Aktivität als nächstes erfolgt.
1
Paralleles Gateway
1) Teilt einen Handlungsstrang in mehrere auf und parallelisiert dadurch die weitere Bearbeitung der nachstehenden Tätigkeiten.
2) Wartet die Erfüllung aller Handlungsstränge ab und führt diese dann zu einem weitergehenden Handlungsstrang zusammen.
Bereich
Bereich / Swimlane Zeigt den Verantwortungsbereich inkl. interner Vorgänge eines Akteurs im Prozess an.
Zugeklappter Bereich Zugeklappter Bereich Zeigt einen Akteur im Prozess an, dessen interne Vorgänge nicht
näher beleuchtet wird.
11 Beschreib
ung
Startereignis Beschreibt ein Ereignis, welches den Prozess auslöst.
Zeitspann e
Warte-Ereignis Zeitspanne im Prozess, welche abgewartet werden muss, um fortfahren zu können.
Beschreib ung
Zwischenereignis Beschreibt einen Zwischenzustand („Etappe“), welcher im Prozess erreicht wird.
Beschreibu ng
Endereignis Beschreibt ein Ereignis, welches das Ende des Prozesses markiert.
Datenobjekt Zeigt die Weitergabe eines Datenobjekts, bspw. eines digitalen oder analogen Dokuments an.
Eigehende Nachricht Zeigt den Eingang einer Nachricht in jedweder Form an.
Ausgehende
Nachricht Zeigt den Ausgang einer Nachricht in jedweder Form an.
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4 Beispielprozess
Der folgende Beispielprozess soll verdeutlichen, wie eine Modellierung in viflow nach dem BPMN-Standard aussieht.
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5 Regeln für die Modellierung
1. Jeder Prozess beginnt mit mindestens einem Startereignis.
2. Jeder Prozess endet mit mindestens einem Endereignis.
3. Jedes Objekt hat einen eindeutigen identifizierenden Namen. D.h. gleicher Name = gleiche Aktivität.
4. Jedes Gateway hat mindestens drei Verknüpfungen zu Sequenzflusspfeilen.
5. Exklusive Gateways müssen eine Frage benennen.
6. Nach exklusiven Gateways mit Frage müssen die Sequenzflusspfeile mit den Antworten beschriftet werden.
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7. Sequenzflusspfeile die zwei Gateways direkt verbinden deuten auf einen Modellierungsfehler hin. Zum Beispiel:
Besser:
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8. Die Nummerierung der Aktivitäten erfolgt aufsteigend von links nach rechts/oben nach unten (viflow Standardeinstellung).
9. Aktivitäten müssen beschrieben werden.
10.Bei mehr als 25 Aktivitäten sollte eine Untergliederung mittels Teilprozessen angestrebt werden.
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11.Sprachregelung:
Sprache Schema Beispiel
Aktivitäten (Adjektiv) Objekt (Adverb) Verb.
(Aufgerufenen) Kunden (zweifelsfrei) identifizieren.
Fragen Bei exklusiven Gateways:
Formulierung einer ausformulierte „Ja/Nein Frage“.
Sind alle Dokumente vorhanden?
Bereiche/
swimlanes
Benennung erfolgt
unpersönlich, genderneutral und funktional.
z.B. Referatsleitung, Referat 6, Sachbearbeitung,
Bundesdruckerei,
Organisationskennzeichen.
12.Die farbliche Gestaltung der Swimlanes sollte sich an folgendem Muster orientieren.
Swimlane Farbe Rolle
Bereich Blau Senatorische Behörde
Bereich Rot Zugeordnetes Amt
Bereich Lila Gemeinsame Gremien zwischen
senatorischer Behörde und zugeordnetem Amt.
Bereich Grün Externe (aus Sicht der Modellierenden):
nicht senatorische Behörde und nicht zugeordnetes Amt.
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IMPRESSUM
Herausgegeben von Die Senatorin für Finanzen Referat 34
Kompetenzstelle Prozessmanagement Schillerstr. 22
28195 Bremen
www.finanzen.bremen.de
Prozessmanagement@finanzen.bremen.de Redaktion Julia Schneider
1. Auflage
Bremen, 15. April 2019