• Keine Ergebnisse gefunden

Womit soll man eine antidiabetische Therapie beginnen?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Womit soll man eine antidiabetische Therapie beginnen?"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Diabetes mellitus gehört zu den welt- weit am stärksten zunehmenden Er- krankungen. Nach Schätzungen der International Diabetes Foundation lit- ten 2011 weltweit 366 Millionen Men- schen an Diabetes. Diese Zahl wird 2030 auf 522 Millionen ansteigen. An- gesichts dieser Entwicklung ist eine zu- verlässige antihyperglykämische The- rapie unabdingbar.

Mehrere Leitlinien empfehlen, Metfor- min zur medikamentösen Ersttherapie eines Typ-2-Diabetes einzusetzen (2).

Die Evidenz dieser Empfehlung ist je- doch gering, insbesondere im Hinblick auf neuere orale Antidiabetika, die ebenfalls als initiale Therapie eingesetzt

werden können. Ziel der Studie war es, Wirksamkeit und Verträglichkeit ver- schiedener oraler Antidiabetika – Metformin, Sulfonylharnstoffderivate, Dipeptidylpeptidase-(DPP-)4-Inhibi - toren und Thiazolidindione – in der Ersttherapie eines Diabetes mellitus zu vergleichen.

Methodik

In der Studie wurden Daten von 15 516 Patienten ausgewertet, welche zwischen Juli 2009 und Juni 2013 erstmals ein orales Antidiabetikum in Monothera- pie verordnet bekommen hatten. Nur bei 57,8 Prozent der Patienten war das Metformin; 23,0 Prozent hatten einen Sulfonylharnstoff, 6,1 Prozent ein Thia- zolidindion und 13,1 Prozent einen DPP-4-Hemmer erhalten.

Primärer Endpunkt der Studie war der Zeitraum, nach welchem ein zweites Antidiabetikum erforderlich war. Se- kundäre Endpunkte umfassten die Dauer bis zum Auftreten einer schwe- ren Hypoglykämie oder eines anderen Notfallereignisses, das auf den Diabe- tes mellitus zurückzuführen war. Ein weiterer sekundärer Endpunkt war die Zeit, nach welcher ein kardiovaskulä- res Ereignis auftrat, beispielsweise Herzinsuffizienz, instabile Angina pectoris oder Schlaganfall.

Ergebnisse

Innerhalb des ersten Jahres wurde bei einer Initialtherapie mit Metformin signifikant seltener ein zweites Antidia- betikum hinzugefügt als bei einer An- fangsbehandlung mit einem Sulfonyl- harnstoff, einem Thiazolidindion oder

einem DPP-4-Hemmer (p < 0,001). Im Vergleich zu Metformin zeigten die anderen Antidiabetika zudem keinen Vorteil im Hinblick auf schwere Hypo- glykämien, andere diabetogen bedingte Notfallereignisse oder kardiovaskuläre Zwischenfälle.

Während der Nachbeobachtungspe riode von durchschnittlich 12 bis 14 Mona- ten mussten 24,5 Prozent der Metfor- minpatienten ein weiteres Medikament erhalten. In den anderen Gruppen war das bei 37,1 Prozent (Sulfonylharn- stoff), 39,6 Prozent (Thiazolidindion) und 36,2 Prozent der Patienten (DPP-4- Hemmer) der Fall.

Metforminpatienten waren im Mittel jünger und seltener nierenkrank als die anderen. Auch wenn diese und andere individuelle Unterschiede wie Ge- schlecht, chronische Herz- oder Lun- generkrankung bei der Analyse Berück- sichtigung fanden, ergab sich, dass bei den nicht mit Metformin behandelten Patienten häufiger eine Zusatztherapie erforderlich war. Die Wahrscheinlich- keit für eine Behandlung mit einem wei- teren oralen Antidiabetikum oder Insu- lin war signifikant höher, und zwar um 68 Prozent (Sulfonylharnstoff), 61 Pro- zent (Thiazolidindion) beziehungs- weise 62 Prozent (DPP-4-Hemmer). Ob das therapeu tische Vorgehen mit der Qualität der glykämischen Kontrolle in Zusammenhang stand, war nicht fest- stellbar, da die HbA1c-Werte der Patien- ten nicht zugänglich waren.

Kardiovaskuläre Ereignisse wie eine Herzinsuffizienz waren unter Sulfonyl- harnstoff häufiger zu beobachten als unter Metformin. Auch die Rate schwe- rer Hypoglykämien war bei einer The- rapie mit Sulfonylharnstoff höher.

Ansonsten konnten keine Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt wer- den. Die höchste Therapietreue zeigte sich bei Metformin und Sulfonylharn- stoff.

Fazit

Die Studie bringe wichtige Informatio- nen zur Wahl des ersten Antidiabe - tikums, so die Autoren. Die Daten be- stätigen die Leitlinienempfehlung, mit Metformin die medikamentöse Thera- pie des Diabetes zu beginnen. Kann der Zeitraum bis zu einer notwendigen Intensivierung der Therapie verlängert werden, ist das sowohl für den Patien- ten als auch für das Gesundheitssystem

STUDIE REFERIERT

58

ARS MEDICI 12015

Womit soll man eine antidiabetische Therapie beginnen?

Einsatz von Metformin als First-line-Medikament bestätigt

Neuere orale Antidiabetika zur initialen Behandlung haben gegenüber Metformin den Nachteil, rascher ein weiteres Medikament erforderlich zu machen. Zu diesem Ergebnis kam eine retrospektive Kohortenstudie in den USA.

JAMA Internal Medicine

Aktuelle Leitlinien empfehlen Metfor- min als First-line-Therapeutikum des Diabetes mellitus Typ 2. Diese Empfeh- lung konnte durch eine aktuelle Studie bestätigt werden.

Im Vergleich zu Sulfonylharnstoffen, DPP-4-Inhibitoren und Thiazolid - indionen dauerte es unter Metformin signi fikant länger, bis eine Therapie - inten sivierung mit einem zweiten Anti - diabetikum notwendig war.

Sulfonylharnstoffe, DPP-4-Inhibitoren und Thiazolidindione zeigten gegenüber Metformin keinen Vorteil im Hinblick auf schwere Hypoglykämien, andere diabetogen bedingte Notfallereignisse oder kardiovaskuläre Zwischenfälle.

MERKSÄTZE

(2)

von Nutzen. Zudem sind unter Metfor- mintherapie Endorganschäden gerin- ger ausgeprägt, sodass diabetische Fol- geschäden seltener auftreten.

Kommentar

Auch andere Untersuchungen bestäti- gen den Einsatz von Metformin als First-line-Therapeutikum, da Metfor- min in gleicher oder stärkerer Weise den HbA1c-Spiegel senkt. Diese starke Wirksamkeit ist mit einer geringeren Gewichtszunahme und einem geringe- ren Hypoglykämierisiko verbunden (2).

Segal et al. (2) geben jedoch zu be den - ken, dass in der Studie SGLT-(sodium- glucose co-transporter-)2-Hem mer nicht berücksichtigt wurden, da diese Medi- kamentengruppe in den USA erst im März 2013 zugelassen wurde. Weniger nachvollziehbar sei der Ausschluss von GLP-(glucagon-like peptide-)1-Mime- tika, welche bereits seit 2005 auf dem Markt seien. Auch werde nicht unter- sucht, welche Anschluss therapie die beste sei. Es sei nicht zu verstehen, warum die Studienautoren als einziges Mass für eine Therapieintensivierung

die Gabe eines weiteren Antidiabeti- kums und nicht eine Dosiserhöhung

gewählt hätten.

Claudia Borchard-Tuch

Interessenlage: Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Quellen:

1. Berkowitz SA et al.: Initial choice of oral glucose- lowering medication for diabetes mellitus: a patient- centered comparative effectiveness study. JAMA Intern Med 2014; 174(12): 1955–1962.

2. Segal JB, Maruthur NM: Initial therapy for diabetes mellitus. (Invited commentary). JAMA Intern Med 2014; 174(12): 1962–1963.

STUDIE REFERIERT

ARS MEDICI 12015

59

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Steffen Boiselle, geboren 1964 in Ludwigshafen-Oggersheim, zeichnete schon während seiner Schulzeit Comic-Geschichten.. Sein Hobby wurde auch

Gemeinden, die neu unter oder über einem Anteil von 20 Prozent Zweitwohnungen liegen, werden zur Stellungnahme eingeladen und befinden sich in einem Verfahren. Ein definitiver

Der orale Lichen ruber planus (OLP) ist mit einer Prävalenz um 2% eine häufige Mund- schleimhauterkrankung.. Die Krankheit kann isoliert im Munde auftreten, aber auch andere

Vor- gestellt wurde Carvedilol (Di- latrend®), eine Substanz, die an zwei verschiedenen Stellen in das Blutdruck-Regulati- ons-System eingreift: Zum ei- nen wird durch die Substanz

Das bei der endoskopischen Operation eingesetzte Hakenmesserehen der Firma 3M, ein &#34;Einmalwegwerfarti- kel&#34;, kostet derzeit schon 325,- DM, so daß allein aus

Folgeerkrankungen traten seltener auf Für viele überraschend, zeigte die UKPDS eine Über- legenheit des Biguanids Met- formin über die getesteten Sulfonylharnstoffe.. Bei

Wählt man hingegen für die Therapie des Hypoparathyreoidis- mus das sogenannte Vitamin-D-Hor- mon, den in der Niere gebilde- ten Metaboliten 1,25-Dihydroxy-Vit- amin D (Rocaltrol®),

Noch wichtiger könnte die Berücksichtigung für künftige Auto- ren sein, da es für die Annahme in in- ternationalen Zeitschriften zunehmend förderlich sein wird, wenn die